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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185902121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-12
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1859
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58K Auch d,r neugeborne Mensch hat eine ungleich zartere dünnere Körperhaut, al- der Erwachsme, er athmet daher zum Theil auch durch diese, und seine Lungen sind klein, so daß sie den Luftbedürfnissen nicht völlig genügen. Weder von Aerzten, noch von Müttern wird diese Thatsache immer in ihrer großen Folgewichtigkeit völlig erkannt! Die Mütter schnüren ihre Kleinen in Wickelbetten ein, in denen höchsten- da- Gesicht mit der Luft in Berührung kommen kann und in denen ebenso die Entwicke lung des Körper-, als da- Athmen durch die Haut, gehemmt wird. Zum Ueberfluß riecht es — oder richtiger stinkt es — in allen Kinderstuben, daß kaum ein Erwachsener gehörig in denselben zu athmen vermag, geschweige denn ein der reinen Luft ungleich mehr bedürftige- neugeborne- Kind. Die Engländer haben diese Fehler vermieden. Bei allen Stän den, welche nicht geradezu dem Proletariat angehören, wird da- Kind sorgfältig gewartet, aber nur locker umhüllt, und nicht al- ein bewegung-lose- Packet herumgetragen. In allen englischen Familien, sogar in manchen, die nicht schreiben und lesen können, gilt eS al- ein vom Großvater schon ererbter und gewissenhaft befolgter Grundsatz, daß die Kinderstube gut ventilirt sein müsse. Nun vergleiche man aber die durchschnittliche Größe und Körperkraft der Engländer mit der Größe und Körperkraft der Deutschen und Franzosen. (Bei letzteren sind die Kinder stuben womöglich noch schlechter als in Deutschland.) Der Unter schied ist zu auffallend! Wenn man den großen Einfluß der ersten Entwickelung und de- kräftigen AthemholenS in den ersten Lebenslagen auf die ganze künftige Lebenszeit kennt, so wird man nicht anstehen, der vernünftigen Kinderabwartung einen großen Theil des Einflusses zuzurechnen, neben dem englischen Rostbeef und Beefsteak. Von allen Orten tönt die Klage her, daß da- Maß der Recruten abnehme und daß nicht mehr die genügende Zahl der Mannschaft ausgehoben werden könne. Aber wir haben noch niemals bemerkt, daß irgend eine Medicinalcommission oder ein Gesetzgeber den Einfluß der Kindererziehung in den ersten Lebenslagen gehörig berücksichtigt hätte und an seiner Wurzel das Uebel hätte beseitigen wollen. Unser öffentliche- wie unser Privatleben krankt noch immer an dem Mangel der „angewandten" Naturwissenschaft. — Doch kehren wir zurück zum Mechanis mus des AthemholenS. Wenn wir einathmen, so sollten wir die- eigentlich nicht Luft schöpfen, sondern Luft saugen nennen, denn unsere Athmungs- werkzeuge gleichen am meisten einer Saug- und Druckpumpe, bei welcher die Luftröhre mit Nase und Mund da- Ansatzrohr ist, während der innere Hohlraum der Lunge dem innern Hohlraum der Säugpumpe entspricht. Als Stempel der Luftpumpe, welcher auf- und niedergeht, fungirt da- Zwerchfell. Das Zwerchfell liegt quer im Innern de- Rumpfe- Kl eine Scheidewand der Brust- und Bauchhöhle, und gleicht einer ziemlich tiefen umgestürzten Schüssel, deren hohle- Innere gegen die Bauchhöhle gerichtet ist, während der äußere Boden nach der Brusthöhle sich wendet. Zur Seite ist da- Zwerchfell an die Rippen, an die Wirbelsäule und die vordere Bauchwand ange wachsen. Derjenige Theil desselben, welcher dem Boden der Schüssel (oder des Napfes) verglichen werden kann, besteht auS einem dich ten silzartigen Gewebe starker Sehnenfäden; der nach unten herab gehende Rand der Schüssel dagegen besteht au- Muskelfleisch. Wenn sich diese- letztere nun zusammenzieht und verkürzt, so werden gleichzeitig die Wände der Schüssel verkürzt; da der äußere Rand an der innern Körperhöhle festgewachsen ist und seinen Ort nicht zu verändern vermag, so kann sich die Wirkung nur an dem Boden der Schüssel zeigen und dieser wird bei der Ausammen- ziehung de- muskulösen TheileS herabgezogen gegen die Bauchwand. (Die Form der Schüssel wird also hierdurch au- einer tiefen in eine flache verwandelt.) Dieser Auf- und Niederbeweaung de- sehnigen Theile- de- AwerchfelleS folgt da- auf dem Zwerchfell ruhende Herz und die Lungen. Da- Herz steht nicht mit der Außenwelt in directer Verbindung, sondern nur mit den großen Blutgefäßstämmen, und indem eS mit dem Zwerchfell nach unten sich bewegt, dringt des halb mit Gewalt Blutflüssigkeit in da- hohle Herz ein; die Lungen dagegen stehen durch Luftröhre, Nase und Mund mit der äußern Luft in Verbindung; indem sie, dem Zuge de- Zwerch felles folgend, sich auSdehnen, dringt deshalb atmosphärische Luft in sie ein, welche sie erfüllt. Und weshalb folgen die Lungen dem Auge de- Awerchfelle- nach unten? WeShalb dringt Luft in sie ein? Dieses Räthsel ist leicht gelöst. Da- Innere der Brusthöhle ist ein luftleerer Raum, und indem der sehnige Theil de- Zwerch felle- herabgezogen wird, vergrößert sich der innere Hohlraum der Brusthöhle, da- Zwerchfell wird hierdurch urm Stempel an der Säugpumpe; wie die äußere Luft in eine Spritze einströmt, — wenn man den Stempel der SZMe zurückzieht, — so strömt die Luft in die Lungen ein, «ennsich da- Zwerchfell zurückzieht — die Ursache dieser Einströmung ist der Druck der atmo- svhärischen Luft. Bekanntlich ist unsere Erde von einem dichten Mantel atmosphärischer Lust umgeben, ähnlich wir in einem Ei da- Gelbe de- Eie- im Weißen schwimmt. Da nun die Luft al- Körper eine gewisse Schwere besitzt, so drückt die dicke Luftschicht der Atmosphäre auf die am Boden desselben befind lichen Gegenstände, und sobald ein luftleerer Raum entsteht, dringt vermöge diese- Drucke- die Luft ein, — und zwar wenn die Oeff- nunaeng ist mit einem zischenden oder pfeifenden Geräusch. Der Mechanl-mu- einer Einathmung ist demgemäß folgender: Da- Zwerchfell leitet al- wichtigster Einathmung-mu-kel den Vorgang ein, indem e- sich abplattet und -leich einem von der AnsatzöPiung zurückgehenden Stempel einer Säugpumpe mit Hülfe de- Lustdrucke- die atmosphärische Luft in die Lungen ein zieht, welche an der Luftröhre frei im Innern de- Brustkorbes hängm. Auch die starren Wände der Brusthöhle helfen mit, in dem die ober» Rippen zwar unbeweglich bleiben und da- Schulter blatt durch einen besondem Muskel (oueuUarls) gegen den Schädel hin festgehalten wird, — während die untern Rippen nach vorn und oben gewendet, nach hinten in die Höhe gehoben und an da- Schulterblatt angezogen werden, dabei steigt — durch die Luftröhre geleitet — der Kehlkopf abwärts und gleichzeitig muß sich die Stimmritze erweitern, e- streckt sich der Körper. Wird durch die Nase eingeathmet, so liegt die Zunge nahe am Gaumen; wird durch den Mund geathmet, so ist der weiche Gaumen auseinander gezogen, bei beschwerlichem Athmen öffnen sich beide Pfortm. Die Einathmung geschieht also mit Hülfe de- Zwerchfelle- und der Brustmuskeln, während die Lunge sich passiv verhält und nur Luft in sich einströmen läßt. Ganz ander- ist da- Verhält- niß bei der AuSathmung. 4 Beim Au-athmen werden die Mu-keln de- Zwerchfelle-, der Rippen und der Brustwandungen schlaff, die emporgehobenen Rippen können daher ihrer Elasticität folgen und gehen nach unten, da- Zwerchfell wird durch die zusammengepreßte Luft, welche im Innern de- Magen- und der Därme sich befindet, wiederum sanft nach oben geschoben, gleichzeitig ziehen sich aber die elastischen Lungen zusammen und treiben einen großen Theil der in ihnen befindlichen Luft auS. So ist e- also die Lunge selbst, welche ausathmet, — während die Mu-keln in der Umgebung der Lunge die Einathmung vollführen. — Wir haben bereit- erwähnt, daß der Husten ein krank haftes Athmen wäre, er ist die- dann namentlich in Bezug auf die AuSathmung. Verengen wir nämlich die Ausgangsöffnung für die Luft an irgend einem Theile, so entsteht durch Schwingung der Luftsäule ein Ton: wie Pfeifen mit dm Lippen oder der Zunge, — Singen und Sprechen bei Verengerung der Stimmritze. — Wird dagegen durch den Mund kräftig geathmet, ohne daß da- Gaumensegel sich hebt oder die Zungenwurzel sich niederlegt, so entsteht mit Hülfe dieser durch Zunge und Gaumen gebildeten Spalte da- Schnarchen. — Dem Schnarchen ähnlich ist da- Räuspern, bei welchem ebenfalls die Aungmwurzel gehoben ist, während der Schlundkopf im Gaumen sich verengt. Wir niesen ferner, wenn wir beim Au-athmen die Lust schnell und kräftig durch die Nase und durch dm mit der Zungenspitze an dm Zähnen verengten Mund durchtreiben. Wenn wir endlich tief einathmm und alle eingeathmete Luft mit kräftigem Stoße wiederum auS- athmen, während dabei die Stimmritze sich verengt, so entsteht der Husten. Der Mechani-mu- de- Husten- besteht also in einer heftigen AuSathmung, welche sich von der gewöhnlichen AuS- athmung dadurch unterscheidet, daß die Stimmritze vermgt ist und demnach die Luft in einem oder mehreren Stößen hervorkommt, nachdem sie die Vermgerung der Stimmritze überwunden hat; de-halb haben wir nach häufigem Husten Schmerzen im Kehl kopf, weil die Stimmbänder allzu kräftig durch die durchdrängende ezerrt worden sind. a- kann aber Zweck und Nutzen einer solchen heftigen AuS- athmung sein? (Fortsetzung folgt.) Vierte Äbend-Unterhaitung für Kammermusik. Nach dem 6 äur-Quintett von Mozart, welche- die dies malige Aufführung eröffnete, folgte ein neue-, «och ungedruckte- Quartett für Streichinstrumente in V woll von Max Bruch, ein Werk, da- es jedenfalls verdiente, an diesem Orte und zu dieser Zeit zu erscheinen. E- gehört dasselbe seinem Inhalte, seiner Form und der Art und Weise nach, wie die Instrumente behan delt sind, ganz der Neuzeit und vorzugsweise der von Franz Schubert und Robert Schumann am glänzendsten vertretenen Richtung der Kammermusik großer Form an. Mit Letzterem sei jedoch nicht gesagt, daß sich der Eomponist auf Kosten seine- eige nen Talente- und seiner künstlerischen Selbstständigkeit allzusehr an jene Meister anlehne. Da- Quartett von Bruch ist in großem und ernstem Styl gehalten, sein geistiger Inhalt erschien un selbstständig und bedeutend genug für dir große Form, welche der Eomponist mit vollkommener Sicherheit beherrscht, wie er auch in der Instrumentation eine reiche Phantasie und lebendigen Sin«
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