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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185902193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-19
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1859
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er für jene» aus Stück arbeiten tann. Es ist daher in Län dern , wo die Handels- und Gewerbfreiheit gesetzlick besieht, gar nichts Seltenes, daß Jemand, welcker weder Schneider, Schuster noch Handschuhmacher ist, aber Geld hat, einen Laden hcr- stellt, wo Jeder von l»tops bis zu Fuß sich ailostaffiren kann. Da hört man freilich den und jenen Zünftigen schreien über den schnöden Eingriff in alte wohlerworbene Rechte, aber der Mann ist im Besitz eines Gewerbscheins und seinem Unterneh men steht sonach kein Hinderniß entgegen. Sind die Hand werker im Ort in ihrem Fach tüchtig, so ist das Unglück noch zu übersehen, sie können dann für das Magazin arbeiten; wo dies aber nicht der Fall ist, dann müssen es sich die Hand werker sogar gefallen lassen, wenn der Magazinhatter seine Ar tikel von auswärts kommen läßt und dann ist es allerdings scklimm für sie. In Ländern, wo die Gewerbfreiheit eingeführt ist, spielen die Magazine überhaupt eine größere Rolle als in solchen Län dern, wo keine Gewerbfreiheit herrscht. Man findet in letzteren wohl, daß die verschiedenen Handwerker neben ihrem Handwerk auch ein offenes Geschäft betreiben, dasselbe enthält aber immer nur solche Artikel, die in das betreffende Fach einschlagen, wäh rend in gewerbfreien Ländern Jeder feil halten kann was er will. Dem Gewerbtreibenden und dem Speculationslustigen ist daher in gewerbfreien Ländern ein weit größeres Feld für ihre Thätigkeit geöffnet als in solchen, wo noch die strengen Zunft gesetze gelten. Leugnen läßt sichs freilich nscht, daß diese dein großen Ganzen gewährte Handels- und Gewerbfreiheit besonders solchen Personen eine reiche Ausbeute gewährt, welche im Besitz von Mitteln sind; die Lage des unbemittelten Handwerkers wird durch sie nur wenig gebessert, ja er befand sich vorher unter dem Schutze des Zunftzwanges vielleicht noch wohler, weil er da hinsichtlich seiner Erzeugnisse mehr geschützt war, und wer von seinen Artikeln etwas bedurfte, der mußte wohl zu ihm kommen, weil sie kein Anderer außer ihm verkaufen durste, und nebenbei konnte er auch ein größeres Stück Geld dafür ver langen, denn es gab ja keinen Eoncurrenten, der die Preise herabsetzte. Das Alles ist aber nur scheinbar. Der specnlative talent volle Handwerker, aus denen meistentheils die gegenwärtige Ge neration besteht, wird sich immer unter den Fittigen einer vollen Gewerbfreiheit wohler fühlen als da, wo er in jeder Weise sich gehemmt sieht, seine Geschicklichkeit und seine Talente gehörig zu verwerthen. In gewerbfreien Ländern stehen auch selbst dem Aermsten Mittel zu Gebote, sich selbstständig zu erhalten und das Nöthige sich durch sich selber zu verschaffen, nämlick durch das Zusammentreten mit Andern, durch die Gründung von Associationen. (Fortsetzung folgt.) Sechzehntes Abonnement-Loncert im Saate des Gewandhauses. Bei dem diesmaligen Concert waren abermals die sonst üblichen Gesangsvorträge ausgeschlossen. Es ist ein Programm ohne Ge- sangSnummern jedenfalls zu billigen, sobald als man eine gute oder auch nur genügende Kraft für den Sologesang nicht zur Disposition hat und Vorträge für Chorgesang nicht zu ermöglichen sind — nur müßte in solchen Fällen bezüglich der Orchesterwerke eine ganz besonders sorgfältige Auswahl getroffen, wo möglich etwas Neues von Bedeutung gebracht werden, oder wenigsten- wären nur Kunstwerke vorzuführen, die von so großer Wirkung sind, daß sie dem Hörer ein Aequivalent für den fehlenden Gesang zu bieten vermögen. Solchen Anforderungen kann wenigstens Gade'S dritte Symphonie nicht entsprechen, die wir zwar als ein musikalisch tüchtiges und anständige- Werk keineswegs von dem ohnehin nicht größer werdenden Repertoir unserer Concerte «-geschlossen sehen möchten, die wir aber dennoch für da-schwächste derartige Erzeugniß de- Componisten halten, da- mehr wie viele andere Musikwerke durch entsprechende Umgebung erst gehoben werden muß. Die übrigen Werke reiner Instrumentalmusik, die wir an diesem Abend hörten, waren Erzeugnisse von Meistern höchsten Range-, wenn sie auch nicht zu deren größten und für die Kunstgeschichte bedeutsamsten Werken gehören: die O äur-Sym- phonie in drei Sätzen von Mozart und die Ouvertüre zu „Lo- doi-ka" von Cherubini. Die Ausführung dieser Orchefterwerke war «i»a durchaus vortreffliche. D« berühmte Virtuos de- Pianoforte'S, Herr Capellmeister AlegSMder Dreyschock aus Prag, hatte die Solo-Jnstru- mmta^Borttäge dieser Aufführung übernommen. Da- erste Stück, das Herr Alex. Dreyschock vorführte, war Beethovens Ls ckur-Concert. Wenn wir nicht irren, so haben wir dasselb- Werk bereit- vor einigen Jahren von dem Künstler gehört. Er trug diese herrliche Composition in seiner bekannten, eigenthüm- lichen Auffassung vor, d. h. sehr fein nuaacirt und sehr elegant — für Beethoven vielleicht etwa- zu elegant. Die beiden anderen auf dem Programm stehenden Stücke, die Herr Al er. Drey schock zu Gehör brachte — Fuge von Mendelssohn und eine Romanze eigener Composition — waren ganz dazu geeignet die große Virtuosität des Künstlers in da- hellste Licht zu. setzen. Staunen und Bewunderung erregend war aber der Vortrag der Phantasie über „Ooä save tds Livß" für die linke Hand, wel chen Herr A. Dreyschock nach stürmischem Hervorruf zugab. Der Applaus wollte nach dieser, das Vollendetste in der Technik bekundenden Leistung nicht enden, so daß der Künstler sich bewogen fand, noch eine sehr ansprechende, aber auch sehr schwere eigene Composition in Liedform zu spielen, die mit nicht minder enthu siastischem Beifall ausgenommen ward. F. Gleich. Dahingeschwun-enes. Die Zeit verwandelt unaufhörlich Physiognomie und Gestalt von Welt, Städten und Menschen. Da wird manchmal noth- wendig, das Geschwundene zu registriren. — Das vorzüglich in neuester Zeit sich unablässig verjüngende Leipzig hat so eben wieder bezüglich mehrerer Gebäude tabula rasa gemacht. Setzen wir der alten dahingeschwundenen Größe den gebührenden Denkstein. Man hat das Waagebäude vor dem Halle'schen Thore ab getragen. Ein massiver, fester Bau, noch unberührt von dem Zahne der Zeit, mußte fallen! Und warum? Um dem schönen Bahnhofs gebäude der thüringer Eisenbahn die Aussicht auf die Stadt nicht zu benehmen? Nein, die betreffende Eisenbahn-Gesellschaft hat das Gebäude und den Platz vielmehr acquirirt, um ihren Bahnhof zu erweitern. Bezeichnend für die neue Zeit und da- neue Leipzig! DaS einst so gepriesene, noch nicht 40 Jahre alte, bei seiner Er bauung als gewagtes Riesenwerk bezeichnete, unter Leipzigs sehens würdigen Gebäuden ehemals aufgeführte Gebäude ist nicht mehr, weil es nicht sowohl unnütz, als vielmehr unbequem geworden war. Nicht geläugnet werden kann, daß es in letzter Zeit in Wahrheit gar sehr wegsiel. Obgleich in dem glücklichen Stande, Rivalen, wie der thüringische Bahnhof es war, die Aussicht zu versperren, stand es doch so verdunkelt, so vereinzelt und greisenhaft neben seiner Umgebung da, daß Niemand mehr eS beachtete, am aller wenigsten es als eins von denjenigen Bauten ansah, auf welche man aufmerksam zu machen sich erlaubt hätte. Wie ganz anders war dies kurz nach seiner im Jahre 1820 erfolgten Erbauung! Welche allgemeine Sensation erregte schon das Project seiner Er bauung! Manche werden sich mit uns noch lebhaft jmer Zeit erinnern. Die gewöhnlichen Disputation--Localien unserer lieben Leipziger waren voll von Kampfgenossen pro et contra. „Wie will man," so lautete die Rede contra, „ein solides Gebäude auf jenem schlammigen Grunde zu errichten vermögen, wo früher nichts gewesen ist als Sumpf und Morast, wo man zerbrochene Rad speichen, Ueberreste von Kähnen u. dergl. au- dem Pfuhle gegraben hat. War doch ehedem der ganze Brühl ein Sumpf und Morast, auf welchem kein Hau- zu stehen vermochte. BiS zum Jahre 1237 gehörte er noch gar nicht zur Stadt, und noch früher war er moorige- Wiesenland, wie man es hinter Löhr's Garten und nach Pfaffendorf hin findet. Man sollte sich doch durch die Gerbergasse witzigen lassen, wo es keine Keller ohne Wasser giebt" u. s. w. Nun standen aber nicht allein auf dem Brühl, sondern auch hinter dem Platze, auf welchem das Waagegebäude er stehen sollte, stattliche und mächtige Gebäude, und hierdurch hätte man sich vielmehr bestimmen lassen sollen, an da- Gelingen der Erbauung zu glauben. Doch jede Zeit hat ihre Physiognomie, und hätte man damals gesagt: noch viel weiter hinaus nach der Parthe werden in 30 Jahren weit riesenhaftere Baue und Dämme erstehen, sie werden mitten auf den Gerberwiesen angelegt werden, so würde man für aberwitzig gehalten worden sein. Freilich trat damals da- Wasser zu Zeiten noch so weit in die Stadt, daß man nicht allein in der Gerbergasse und dem Loh- gäßchen, sondern auch in der dem Halle'schen Pförtchen gegenüber liegenden neuen Straße auf gelegten Stegen gehen oder in Kähnen fahren mußte; aber trotzdem wurde gebaut, Rost gestoßen und ein solider Grund gelegt, kurz das Gebäude stand endlich fertig da, und auch denen, welche vorher prophezeit hatten, da- Wasser werde die Souterrain-, in welchen sich die künstliche Brückenwaage be fand, zerstören, wurde die Freude versalzen. — Der Mechanismus dieser eben erwähnten Brückenwaage erregte damals da- Erstaunen de- Publicum-. Die berühmte Heuwaage war verdunkelt, über troffen. Der mächtigste Lastwagen mit all' seiner Fracht wurde auf dieser Brücke, welche die Schale der Waage bildete, und auf die er ohne Schwierigkeit fuhr, gewogen, und gemächlich stand der betreffende Expedient bei diesem Experimente in seinem Zimmer und wog durch ein verhältnißmäßig winzige- Gewicht die Last auf. Man sprach nur von der Brückenwaage. I« dm übriaen Hallen befandm sich bekanntlich mächtige Balkenwaagen. Zda< obere
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