Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185905199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-05
- Tag1859-05-19
- Monat1859-05
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1859
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amtsblatt des Mit gl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 13S. Donnerstag den 19. Mai. 185«. Lietschei's Lutherdenkmal. Aus Dresden wird der Augsb. Allg. Zeitung geschrieben: In den letzten Tagen hattm nq-r da- Glück, in Rietschel's Werkstatt die Skizze des in Worms zu errichtenden Lutherdenkmals zu sehen. Rietschrl hat seine Aufgabe im großartigsten Sinn erfaßt. Es ist ein Denkmal des gesammten Reformationszeitalters; eine Folge und Verknüpfung von Statuen und Bildwerken, die zu einander im engsten Bezug find, und ihren Abschluß und ihre letzte" Spitze in der Monumentalftatue Luthers finden. ES ist eine Compo- sitkon, so reich an Gestalten, so tief in ihrem Gedankengchalt, so überraschend in ihren Motiven, und doch durchweg so klar und echt plastisch gedacht, daß wir getrost sagen können: seit dem großen, leider unvollendeten Entwurf Michel Angelo'S für das Grabdenkmal des Papstes Julius II. sei me wieder von einem Bildner ein ähnliches Wagniß unternommen worden, selbst nicht von Rauch in seinem Friedrichsdenkmal. Das Lutherdenkmal umfaßt in seinem Gesammtumfang eine Fläche von ungefähr vkenig Fuß Durchmesser. Durch ein höchst geniales und glückliches Motiv ist es dem Künstler gelungen, schon die Einfriedigung zu einer außerordentlich wirksamen Monumen talität zu verwenden. Zwei mächtige Stufenschichten bilden eine feste und sichere und eine zugleich ideale, aus all« profanen Um gebung weihevoll herausgehobene Grundlage. An den vier Ecken dieser Hochfläche, welche in ihrer stimmenden Wirkung an den kunstvollen Untersatz des griechischen Tempelbaues anklingt, stehen die Schützer und Förderer des Protestantismus: vorn am Eingang auf hohem Gestell links Friedrich der Weise, rechts Philipp von Hessen, an den hintern Ecke« links Reuchlin, rechts Melanchthon, d. h. die ritterlichen Fürsten, welche mit dem Schwert, und die großen Gelehrten, welche mit der Schrift und mit der Macht der Bildung für die neugewonnene Freiheit des Geistes kämpften. Die Vorderseite zwischen den Statuen Friedrichs des Weisen und Phi lipps des Großmüthigen, als die Eingangsseit«, ist offen; an den drei andern Seiten dagegen sind diese vier Eckstatuen durch einen etwa sechs Fuß hohen Granitmauerbau verbunden, dessen obere Enden in eine Reihe stattlicher Mauerzinnen auslaufen. Diese Zinnen sind in ihrer Innenseite mit dm Wappen von neunund zwanzig Städten geschmückt, welche sich besonders als Hort des Protestantismus auszeichneten. Die mittelsten dieser Zinnen er heben sich auf allen drei Seiten wieder zu Postamenten, an Um sitzende, mauergekrönte Städtepersonificationen gestellt, das trauernde Magdeburg, das protestirende Speier, und Augsburg mit der FriedenSpalme. Es läßt sich gar nicht sagen, von welcher überwältigenden Hoheit der Eindruck dieser Umfriedigung ist. Eine Symbolik der tiefsten Art liegt in ihr. Die unzerstörbar« Festigkeit der Granit mauern und die ernsten burgartigen Zinnen verkünden fest und eindringlich, daß da- Reich, welches sich hier vor u»S aufthut, eine feste Burg ist, zu derm Schutz und Hort sich d«r He« die tapfersten Streiter erkoren, welche bestehen wird immerdar, mag auch der böse Feind nicht Massen wollen von seinem unmächkigen Kampfe. Nun treten wir inmitten dieser festen Burg, an das eigentliche Denkmal selbst. Auch dieses ist wieder in derselben reichen Fülle gegliedert, uns die ganze Geschichte und Bedeutung des großen Reformation-werks in eben so deutlicher als umfassender Bildlich keit erschließend. Das Postament erhebt sich auf besonderer drei facher Stufenschicht etwa 17 dis 18 Fuß hoch t« einen Sockel und 1« zwei Würfel getheilt. Am Sockel die Wappen von sechs Fürsten und zwei Städten, welche die Augsburger Confession unterschrieben. An dm vier Ecken die fitzenden Statuen der vier Dor-Reforma toren Huß, Savvnarola, Petrus Waldus und Wirtes, welche, aus vier Nationalitäten hervorgegangen, unwiderleglich bekunde«, da- die Reformation nicht da- Ergebniß einer vereinzelten Volks- entwlckelung, sondern die unabweisbare Nothwmdigkeit der ge stimmten vergangenen Geschichte ist. Am untern Würfel des Po staments Reliefs, zum Theil die wichtigsten Ereignisse, zum Theil die wichtigsten Errungenschaften der Reformation darstellend; der Zuschlag der Thesm zu Wittenberg, der Reichstag zu WormS, die Bibelübersetzung und das Predigtamt, das Abendmahl in beiderlei Gestalt und die Priesterehe. Am obern Würfel Inschriften, vor allem an der Vorderseite da- große weltbewegende Wort: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir", unter den In schriften je zwei PortraitmedaillonS der bedeutendsten Persönlich keiten, welche in die Reformation fördernd ekngriffen, und zu deren voller statuarischen Verherrlichung doch kein Anlaß oder kein Raum war. Und endlich als krönende Spitze die Statue Luthers, eine Kolossalstatue von 10>/, rh. Fuß Höhe, mit seinem Postament etwa 27 Fuß emporragend. Wie groß, wie würdevoll, wie erhaben steht er vor uns, der große Reformator! So ganz und gar durchdrungen von der sie gesgewissen Ueberzeugung, daß er nicht anders kann, es sei dmn, daß man ihn mit Gründen der Schrift widerlege. Seine volle, gedrungene, mannhafte Gestalt ist umkleidet mit dem wallen den Tatar, wekcher ein öffentliches Zeugntß ist, daß der weite und freie Geist d,S Protestantismus nichts mehr gemein hat mit der engen asketischen Mönchskutte. Sein Blick erhebt sich fest, aber begeistert zum Himmel, als dessen Streiter er sich weiß; die linke Hand hält die Bibel, auf welche sich die geschloffene Rechte, »icht zornig, aber bewußt und sicher, als auf das unerschütterliche und unentreißbare Palladium aufleat. Jene- folgenschwere Wort, welche- uns vorn am Postament die Inschrift verkündigt: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir", ist das Gttindmotiv der Stellung und des Ausdrucks. Der feste Sieg ist ausgesprochen, der gottvertrauende Sieg der Wahrheit und Freiheit. Wir sagen von dieser Lutherstatue unbedenklich da- Höchste, was überhaupt von einem Kunstwerk gesagt werden kann. Dieser Luther ist ein ein für allemal bindender Typus. In dieser Ge stalt wird er unwandelbar in den Gemüthevn der Mensche» farß- leben. Jeder Zug ist aus den alten Portraitüderlieftrungm her vorgegangen, und doch haben erst hier diese alten Ueberlieferungen ihre letzte Weihe und Vollendung «halte«. Und in gleicher Voll endung ist die individualisirte Charakteristik der übrigen Statue», portraitscharf, ausdrucksvoll, klar und doch nie au- der Gediegen heit und Großbeit des plastischen Styls hinaustretend. Es ist ein« der eigensten Vorzüge Rietschel's, daß er die naturwirkliche Formenbestimmthekt der altdeutschen Meister immer so einheit-voll mit dem liefern Schönheitsgefühl der Antike zu verbinden und zu durchdringen weiß. Selten oder nie habe ich mit so ungetheilter Bewunderung einem neueren Kunstwerk gegenübergestanden. Es wird vielleicht einige geben, welche in der Wahl der durch besondere Statuen verherrlichten Helden dies ob« jenes anders gewünscht hätten. Statt der Vor - Reformatoren Härten sie vielleicht Zwingli und Calvin und Utrich v. Hutten und Franz v. Gickingen vorgezogen. Wir wollen mit diesen nicht rechten, obgleich wir ihnen zu be denke« geben, daß durch dieft Wahl gar manch« widersprechende, zum Theil sogar unlautere Beisatz Ungemischt wäre. Aber völlig unbegreiflich ist es, wie noch jetzt, angesichts der vollendeten Skizze in Dresden, einig« Urtheile laut werden konnte«, welche die Dar stellung Luthers in d« Mönchskutte wünschte«. Diejenigen, welche diesen thöricht« Eimvurf machte«, können sich nicht einmal rühmen, denselben au- sich selbst geschöpft zu haben. Als Rietschel die erste Anregung zm Ausführung des Lutherdenkmals «hielt, hatte « anfänglich die Anlage <«kf die engeren Gränze« ein« Einzelstatue beschränkt. Damals glaubte er, im Gegensatz zum Lutherdenkmal in Wittenberg, für WormS ausschließlich die Situation des Relchstttgll von Worms zmtt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite