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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185905219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-05
- Tag1859-05-21
- Monat1859-05
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1859
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2212 aus welchen einer particularistischen Gesetzgebung dennoch der Vor zug eingeräumt wird, weder aus Rücksichten der Dringlichkeit noch der Nützlichkeit jene Ueberzeugung zu erschüttern vermöchten. Sladtthealer. Seit geraumer Zeit ist die Oper „A lessandre Stradella^ von F. von Flotow hier nicht gegeben worden. Lqs Liebens würdige jugendlich frische Werk war uns deshalb sehr willkommen, als eS am 20. d. M. wieder auf der Bühne erschien, um so mehr, als es in vollständig neuer Besetzung in Scene ging. Die Auffüh rung unter Leitung des Hrn. Musikdirektor Hentschel ließ wenig oder nicht- zu wünschen übrig. Ueber sämmtliche Leistungen in den Solopartien dürfen wir uns anerkennend aussprechen. Eine sehr schöne, musikalisch tadellose und dramatisch fein nuancirte Ausführung fanden die Partien deS Stradella und der Leonore durch Herrn Poung und Fräulein von Ehrenberg. Beiden Sängern sagen diese Aufgaben bezüglich der Stimmlage ganz be sonders zu. War daher die Ausführung des musikalischen TheilS der Hauptrollen im Technischen eine höchst befriedigende, so sprach uns namentlich auch die Wiedergabe nach geistiger Seite hin in hohem Grade an. Fräulein von Ehrenberg und Herr Poung wußten im Gesang wie im Spiel Feinheit und Abgeschliffenheit der äußeren Form mit gewinnender Innigkeit des Vortrags zu verbinden. Es fehlte diesen Leistungen nicht an einem großen und ungetheilten äußeren Erfolg. Die Partien der beiden Banditen hatten Herr Krön und Herr Lück. Die vom Componiften mit besonderer Vorliebe ge zeichneten komischen Figuren des Barbarino und Malvolio gehören zu den dankbarsten Aufgaben dieser Art. Die genannten Sänger ließen diese Gelegenheit nicht vorübergehen, sich von der vortheil- haftesten Seite zu zeigen. Wir haben bereits früher einmal die Ansicht ausgesprochen, daß Herr Krön eine ganz beachtenSwerthe Begabung für komische Gestaltungen besitzt. Sein Barbarino gab uns vollständig Gewißheit darüber. Es war das eine Leistung, der volle Anerkennung gebührt. In dem musikalischen Theile der Partie fühlte sich Herr Krön so sicher und fest, daß er sich mit voller Freiheit in ihr bewegen und seine von Natur sehr ange nehmen Stimmmittel bei günstigster Disposition einmal wieder zu bester Geltung bringen konnte. Seine Darstellung überraschte uns. Er gab die Rolle in einer glücklich gewählten charakteristischen Maske, während er im Spiel selbst eine große Lebendigkeit und einen frischen natürlichen Humor entwickelte. Wir dürfen daher Herrn Krön zu dieser sehr gelungenen Leistung nur Glück wün schen. Herr Lück, unser trefflicher Baßbuffo, gab, wie wir eö erwarteten, eine lebensvolle und höchst drastische, im Gesänge tadellose Gestaltung. Beiden Leistungen gereichte es zu großem Vortheil, daß die Darsteller gegenseitig auf ihre Intentionen ein zugehen wußten und ein sehr gelungenes Ensemble bildeten. — Die nur unbedeutende Partie des Bassi fand sehr anständige und tüchtige Vertretung durch Herrn Gilt. An diesem Abende beschloß Herr Franz Fenzl sein hiesiges, mit dem besten Erfolge gekröntes Gastspiel. Er tanzte mit Fräul. M. Rudolph im ersten Acte der Oper noch einmal das t'as cle äeux aus dem Ballet „Esmeralda", im zweiten Acke ein neues, ebenfalls von Frau Lucile Grahn-Voung componirtes äe 6eux (la kalermittmL) und nach der Oper die 8ieiIi6QN6. Die durchaus schönen Leistungen beider Tänzer wurden auch diesmal mit enthusiastischem Beifall ausgenommen. F. Gleich. GeffentUche Gerichtssitzung. Ueber die bereits gestern gemeldete Hauptverhandlung wider Salomo Ernst Oskar Banckwitz, bei wacher Herr Appellationsrath vr. Wilhelmi dem Gerichtshöfe präsidirte, als Vertreter der könig lichen Staatsanwaltschaft Herr Oberstaatsanwalt vr. Schwarze und Herr Staatsanwalt Gebert, als Vertheidiger aber Herr Adv. Brunner ^un. anwesend waren, lassen wir nachstehend daS Nähere folgen. Als im Jahre 1857 die amerikanische Geld- und HandelSkrisiS an fast allen europäischen Handelsplätzen die verderblichsten Rück- Lußerungen wahrnehmen ließ und die renommirtesten und best- fundirten Geschäfte zum Sturz brachte, konnte Leipzig stolz darauf sein, sich von Unfällen, wie man sie allerorten wahrnahm, verschont zu sehen und diesen glücklichen Umstand mit Recht der Solidität seiner Verhältnisse zuschreiben. Um so mehr überraschte es, als sich eines Tages im December des gedachten Jahres das Gerücht verbreitete, der vormalige fürstlich reuß-Plauensche Kam merrath und Verwaltungsrath der Geraer Bank Salomo Ernst Oskar Banckwitz habe sein« Zahlungen eingestellt und sei Schulden halber ausgetreten. Das Verschwinden Banckwitz'- machte um so größere Sensation, als selbiger durch sein ganzes Auftreten jeder zeit den Nimbus eines reichen Mannes um sich zu verbreiten ge wußt hatte. Niemand wußte wohin er war, und nachdem das allgemeine Gespräch über ihn sich verlaufen hatte, tauchte dasselbe erst wieder auf, als es im September vorigen Jahres hieß, daß es einem seiner hauptsächlichsten Gläubiger gelungen sei, dessen Aufenthalt ln Vevky in der Schweiz zu ermitteln und daß derselbe ergriff« worden sei. Da- Gerücht bestätigte sich. Bänckwitz, der sich am gedachten Orte aufhiett und den Mangel einer Legitimation der dortigen Behörde gegenüber durch die Angabe, da- er eines Duells halber von Leipzig habe flüchten müssen, beschönigt hatte, wurde von der Regierung des Eanton Waadt, welche den Requi sitionen der diesseitigen Behörden bereitwilligst ihre Rechtshülfe angedeihen ließ, verhaftet, nach Lindau gebracht, hier von Be amten des hiesigen Bezirksgerichts in Empfang genommen und an letzteres abgeliefert. Darauf wurde der Proceß wider ihn ein geleitet, welcher in der jetzt abgehaltenen Hauptverhandlung mit der bereits gemeldeten Verurtheilung endigte. Die wider ihn er hobenen Anklagen lauteten auf böslichen und leichtsinnigen Bankerott so wie auf Betrug. Die Begründung der Anklage des leichtsinnigen Bankerott« lag in dem Mißverhältnisse, welches zwischen dem Vermögen des Angeklagten einerseits und dem von ihm gemachten Aufwande und seinen Unternehmungen andererseits stattgefunden Haßte, so wie in dem Umstande, daß er zu einer Zeit, wo ihm seme^ Zahlungsun fählgkeit bekannt gewesen war, wenigstens, da er leckeres in Ab rede stellte, bekannt gewesen sein mußte, noch Darlehen aufge nommen hatte und sonstige Schuldverbindlichkeiten eingegangen war. Denn nach dem einschlagenden Artikel de- Strafgesetzbuches macht sich des leichtsinnigen Bankerotts schuldig, wer sich durch übermäßigen Aufwand, unordentlichen Haushalt, gewagte, mit seinem Vermögen in keinem Verhältnisse stehende Unternehmungen oder andere ähnliche Handlungen in Ueberfchuldung gebracht und eine Gant herbeigeführt hat, und als ein schwererer Fall des leichtsinnigen Bankerott- wird eS unter Anderm bezeichnet, wenn Jemand zu einer Zeit, wo er seine Zahlungsunfähigkeit kannte und keine gegründete Hoffnung hatte, dieselbe zu heben, annoch für sein Geschäft Darlehne oder Waaren auf Credit ausgenommen oder andere Schuldverbindlichkeiten eingegangen ist. ES war des halb ein tieferes Eingehen in die Vermögensverhältnisse des An geklagten nothwendig geboten. Am 29. Dec. 1820 auf dem Rittergute seines Vaters, Som meritz bei Altenburg, geboren, hatte Banckwitz daselbst seine Jugend erziehung durch einen Hauslehrer genossen, dann ein Privatinstitut zu LöSnitz, zu seiner kaufmännischen Ausbildung aber die Handels schule zu Leipzig besucht, hatte nach überstandener Lehrzeit in einem auswärtigen Strumpfwaarengeschäfte, sodann in Geschäften zu Glauchau, Genf, Paris und Leipzig — an den letztgedachten beiden Orten in Bankiergeschäften — als Volontair conditionirt und sich im Jahre 1845 hier in Leipzig selbstständig gemacht, indem er sich in das Buchhändlergremium aufnehmen ließ und die Renger'sche Buchhandlung übernahm, die ihm sein Vater für 35,000 Thlr. erkaufte. Mit seinen Unternehmungen als Buchhändler hatte er im Ganzen wenig Glück, sah sich vielmehr genöthigt, wiederholt die Unterstützung seines Vaters in Anspruch zu nehmen, so daß dieser an Kaufpreis für die Buchhandlung und sonstigen Vor schüssen bald die beträchtliche Summe von 71,350 Thlr. von ihm zu fordern hatte. Hiervon wurden ihm indeß auf den Todesfall seines Vaters, der im Jahre 1852 eintrat, laut testamentarischer Verfügung zwar 10,000 Thlr. erlassen, während weitere 15,000 Thaler ihm als Erbtheil zufallen, von dem verbleibenden Betrage aber außer einer jährlichen Leibrente von 600 Thlr. wegen des ihm schon vorher käuflich überlassenen Rittergutes 30,000 Thlr. seiner Mutter und 15,000 Thlr. seiner Schwester gewahrt werden sollten. Im Jahre 1849 erfolgte seine Verheirathung mit der Tochter eines sehr bemittelten EisenbahndirectorS in Berlin, welche ihm gleich damals etwas über 29,000 Thlr. und später anderweite 14,000 Thlr. inferirte. In demselben Jahre überließ ihm sein Vater das Rittergut Sommeritz käuflich für 70,000 Thlr. Der Kaufpreis wurde so berichtigt, daß der Verkäufer 20,000 Thlr. von dem Einbringen seiner Ehefrau erhielt, zur Berichtigung des Restes aber 50,000 Thlr. dem Abkäufer auf sein künftiges Erb theil in Anrechnung brachte. Bei dem Tode seines Vaters, der wie erwähnt im Jahre 1852 erfolgte, erhielt Banckwitz weiteres Vermögen nicht. Der ungünstige Erfolg bei seinen buchhändle rischen Unternehmungen veranlaßte Banckwitz im Jahre 1855 die Buchhandlung getrennt an zwei verschiedene Käufer für 30,000 Thlr. zu verkaufen, wovon er gleich damals 8000 Thlr. baar, da- Uebrige in später fälligen Wechseln erhielt. Seine Vermögens- Verhältnisse waren demnach schon damals nicht etwa glänzende zu nennen und bi-zum Septbr. 1853 hatte er auch schon 40,000 Thlr., später aber im Jahre 1857 noch 10,000 Thlr. Darlehm als Hypo thek auf sein Rittergut aufgenommm. Er selbst gab bei der Ver handlung zu, schon damals gemerkt und gewußt zu haben, daß er nicht „brillant" stehe und daß eS nicht so fortgehen könne, womit er wohl sagen wollte, daß er sich nach Erwerbsquellen umsehen müsse, wenn er auf dem bisherigen Fuße leben wolle. Er suchte daher um die Concessiou zur Begründung der Geraer Bank nach, erhielt dieselbe, begründete in Gemeinschaft mit noch drei Bekann ten au- Berlin die gedachte Bank, bekam als Mitbegründer 2500 Stück Actien überwiesen, verkaufte letztere noch vor der wirk lichen Emission über den Pariwerth und machte damit einen an geblichen Gewinn von 80,000 Thalern. Dieser günstige Erfolg führte ihn auf das Feld der Spekulationen, das er dann nun
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