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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185903069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-03
- Tag1859-03-06
- Monat1859-03
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1859
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ist öffentliche Sitzung dir' Tagesordnung r H 2 2) sttwoch den 9. März d. I. Abbilds ,7 slhr ^ttldwetordneten im gewöhnlichen Locale, lahl zu Besetzung des erledigten Vizevorfteh lltachten deS Ausschusses zum Bau-, Oek> i.E eramteS. sschusseS zum Bau-, Oekonomie- und F-rstwesen üher den Antrag des Herrn Rose auf Eröffnung zweier Ausfahrten auS dkm Neukirchhose. Humo r. Dieses aus dem romanischen Sprachvorrath stammende Wort, in der schönen Literatur vom besten Klange, hat bei un< auch>in der populären Umgangssprache Eingang gefunden; Beides in einer Bedeutung, die ursprünglich nicht in dem Worte gelegen hat. Das lateinische Kumor besagt Feuchtigkeit, Naß. DaS blieb auch im mittelalterlichen Latein, w« auch kuinoroSitas in diesem Sinne vorkommt. Der Uedergang zu der Bezeichnung einer physiologisch bedingten Gemüthsstimmung deS Menschen fällt in die neuere Zeit. Anlaß dazu gab die Meditation, welche im 16. Jahrhundert sich mit den Eigenschaften der flüssigen Substanzen, namentlich de- Blutes, im menschlichen Körper und deren Einfluß auf da- Tem perament beschäftigte. Diet war zunächst, wie eS scheint, in Italien der Fall. Hier nun kommt umore in figürlicher Be deutung schon in den Gedichten Bernl't vor (AuSg. 1548, 1555), und bald darauf finden sich oft umori als Ursache oder Gestaltung de- Temperaments, umori maliueonie! u. s. w. angegeben. Gegen Ende des 16. Jahrh. erscheint darauf das Wort Kumour in un- eigentlicher Bedeutung bei dem Volke, dessen geistiges Wesen dem nachher üblich gewordenen Gebrauch desselben vorzugsweise zu ent sprechen begann: den Engländern. Da nun scheint eS, eben als Ben Johnson und Shakespeare für die Bühne dichteten, Mode ausdruck geworden zu sein, ohne daß man es in scharf bestimmtem Sinne auffaßte. Ben Johnson schrieb 1596 das Stück man ill ili» dumours, darauf 1598 Lver^ mau out ot tü» mours. Er gab zugleich eine Erklärung des Wortes. Bei Shake speare finden wir tiumour in dem kurz vor 1598 gedichteten Kiux Üeur^ IV., darauf in ölerr^ ivive» ok VViucksor, wo e- zur Charakteristik des albernen CorporalS Nym dient, der damit nicht gehauen, nicht gestochen um sich wirft, und nochmals in King üonr^ V., wo Nym wieder damit auftritt. Etwas später erschien l'ho kumvroui'8 lisuteimnt von Beaumont und Fletcher. Das Wort Kumour diente so zu sagen zu einem sprachlichen Schar wenzel; es wurde für Charakter, Gesinnung, selbst für Angewö^ nung, oder wohl gar für lustige Zufälle, für einen sich entwickelnden Spaß gebraucht. Nach dem Wesen seiner Dichtung aber war Shakespeare ein von den Musen mit der ausgezeichnetsten Gunst geweihter Hierophant des Humors in der Mischung des Komischen zu hochtragischer Würde. So vor Allem in der Gestaltung Falstaffs und Consorten zu dem tiefsten Ernst in der Person König- Hein rich IV. und seiner Widersacher. Im Lustspiel war der Clown schon als komische Person in seinem Recht; den fand Shakespeare vor; er wird aber auch im Kaufmann von Venedig, wo Gobbs dessen Rolle hat, nicht vermißt, ja selbst nicht im Othello (3, 1, 4), und nicht im Macbeth, wo der Thorwächter (2, 3, ein rüpelhaftes Zwischenspiel zum Besten giebt. Das Wort Kumour blieb gang bar und kam zu bestimmterer Fassung. Baco gebrauchte es im Sinne von eapriee, preckomiuant inelination, Milton mit der Deutung auf Temperament für pklegm, elioler und melrmekol^. In Italien, das schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Ariosto's rasendem Roland einer glücklichen Mischung von epischer Würde und heiterer Laune sich zu erfreuen hatte und dem darauf die scherzende Manier Berni'S sehr zusagte, entstand bald nach 1606 in Rom eine aoackemi» ciegli urnoristi; diese aber scheint sich nur mit wunderlicher Spaßmacherei befaßt zu haben; umori,i» bezeichnet« damals eine por«on» tanl»8tiea. eck iueoQ»t»ule. Der wahrhafte Humor fand in Italien, da die Aumischung de- Ernste- mangelte, nicht seinen rechten Boden. So kam auch bei den Franzosen das Wort dumeur zuerst nur in dem einseitigen Sinne von pvnetiLut 1» pl»is»nterie in Gebrauch, von dem Wesen de- Humor- aber hatte Rabelais eine reiche Dosis. Jene Be deutung von liumeur kam ab und da- Wort lautete nun durch adjektivischen Zusatz ebensowohl auf verdrießliche als heitere Laune; doch da- Eigenthümliche deS Humor- als prägnante Mischung von Ernst und Scherz ließ man fallen. Die Spanier, von allen romanischen Völkern wohl am meisten zum Humor berufen, haben in Cervante'S Don Quixote ein Meisterstück davon zu rühmen. — Die Deutschen endlich, welchen die Wörter Humor und humoristisch erst spät zugrkommen sind und zwar jene- nicht mit englischem Tonfall, sondern, »l- sei e< au- Italien eingewan- dert, nach romanischer Art betont, können au- der Zeit, wo sie ihnen noch fremd waren, neben und über Rabelais ihrm Fischart, minder bedeutenderer Humoristen zu geschrveigen, aufstellen. Kehren wir nach dieser Umschau zurück zu dem Volke, wo der Humor, au- germanischer Blutmischung entsprossen, auch vorzügliches Gedeihen in der Literatur hatte, zu den Engländern! »ier war r- Sterne, welcher fik die moderne Humoristik den on angab. Kraft geistiger Wahlverwandtschaft stimmten bald Deutsche darin ein, noch Hamann, Hippel u. s. w., am ergreifendsten Jean Paul. Darauf hat der so „geadelte" Humor den deutschen Aefthetikern, namentlich Jean Paul, Solger, Bischer, Stoff zu den geistreichsten Charakteristiken seines Wesens gegeben. — Sehen wir nun ab von diesen Literaturgrößen und fragen nach der Be deutung, welche das bei uns eingebürgerte Wort im gemeinen Sprachgebrauch bekommen hat/ so ist als Grundbegriff die aus physiologischen Bedingungen hervorgehende Gemüthsstimmung ge blieben. Je nachdem dabei die heitere oder die trübe Seite sich hervsrkehrt, heißt es guter oder übeler Humor. Wenn eS aber ohne solchen Zusatz vorkommt, bedeutet es die gemeinsame oder abwechselnde Ausströmung von Ernst und Scherz, so daß ent weder das Eine sich mit dem Andern mischt oder mit der ergötz lichen Wirkung de- ContrasteS eine gegenseitige Ab- und Auf lösung ftattsindet. Dabei ist es nun in der Ordnung der Natur, daß, gleichwie der lichte Schaum hoch auffteigt, die trüben Hefen aber am Boden bleiben, der Humor die Heiterkeit als seine Haupt substanz obsiegen läßt. Angewandt auf Volkshumor machte der Deutsche in der Zeit, wo unsere Nationalität in ihrer naturwüch sigen Reife, Fülle und Selbstständigkeit war, jene- Doppelwesen de- Humors mit dem frischesten Leben und in den üppigsten Ge staltungen anschaulich. Der germanischen Blutmischung gemäß hat er gleich dem englischen zum Grundwert gediegenen Ernst; von diesem auS nimmt der Humor, zum charakteristischen Merk mal der Nationalität, bei dem Engländer gar oft seine Richtung auf Wunderlichkeit der Laune, auf die berufenen ^kims und ockckities; bei unfern Altvordern aber mochte er gern sich als ein den Ernst durchdringender, auflösender und selbst foppender g'spaßiger Gesell kundgeben. Der M-ungsverein. So lobenswerth und nützlich der im verflossenen Jahre hier gegründete „Kaufmännische Verein" zu nennen ist, eben so drin gend nothwendig ist eS für die Handwerkerclasse eine Anstalt zu errichten, die den derselben ungehörigen meist ärmeren Personen Gelegenheit bietet sich Kenntnisse und Fertigkeiten ln verschiedenen Fächern anzueignen. Die- soll durch einen in den nächsten Tagen hier zu constituirenden „Bildungsverein für GewerbSgehülfen" ermöglicht werden, der die geistige wie moralische Hebung de- Ge werbestandes, zunächst der jüngern Mitglieder desselben bezweckt. Der Gesell oder Kunstgehülfe, welcher durch mehr oder minder anstrengende Arbeit ermattet eine geistige Erholung braucht, wird, wenn er den Verein besucht, durch die belehrenden Vorträge meh rerer der tüchtigsten Gelehrten unserer Stadt neu aufleben; andere, denen noch die nöthiasten Elementarkenntnisse mangeln, können sich dieselben durch Benutzung eigentlicher Unterrichtsstunden an eignen; endlich diejenigen, denen e- bloS um angenehme Unter haltung zu thun ist, werden in verschiedenen Zeitschriften und einer späterhin zu schaffenden Bibliothek dazu Gelegenheit finden. In mehreren Städten, vorzüglich in Norddeutschland, bestehen bereit- dergleichen Vereine in schönster Blüthe (der Hamburger zählt stet- 800—IRV und seit seiner Gründung 1815 überhaupt 45,000 Mitglieder), daß aber auch in Leipzig da- Streben nach Bildung nicht gering ist unter den jungen Gewerbsgenossen, be zeugte die zahlreiche Theilnahme an den bisherigen einleitenden Versammlungen. Leider ist die Ausdauer derselben da oft nur zu kurz, wo eS sich um einen geistig ernsten Zweck handelt; ja viele, und deren Anzahl mag sehr groß sein, denken, sie habm Fort bildung nicht nöthia und beachten derartige Institute gar nicht, während gerade diese eS sein mögen, welche der Hülfe solcher Vereine am dringendsten bedürfen. Nützlich und vortheilhaft wird es sein, wmn die Herren Fabri kanten und Meister selbst ihre Gehülfen auf den Verein nnd dessen Zweck aufmerksam machen und sie zum Beitritt auffordern. Er freulich ist eS daher zu sehen, daß bereit- die Namen mehrerer sehr achtbarm Bürger auf den Einschreibelisten sich vorfinden — ein Zeichen, daß dieselbm da- Streben nicht einseitig oder falsch aufgefaßt haben und erkinnen, daß mit gebildeten Gesellen besser zu arbeitm ist, al- mit rohen und unwissenden. Der Verein er hält dadurch, obschon er nach außen durch den Schutz einer hie sigen geehrten Gesellschaft ziemlich gesichert ist, eine Stütze, die den gesunden Sinn seiner Mitglieder nur fördern kann. Selten wird eine Stadt zu dergleichen Zwecke so viel Hülfs- mittel bieten wie die unsrige und daß die Gründer sich nicht in
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