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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185911020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-11
- Tag1859-11-02
- Monat1859-11
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1859
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Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts and des Raths der Stadt Leipzig. 306. Mittwoch den 2. November. 1859. Schiller in Leipzig. (Fortsetzung.) Der Entschluß, nicht zurückzubleiben, war bei Schiller gefaßt, nachdem er seinen Verleger Schwan, den getreuen Streicher und die geistreiche Charlotte von Kalb zu Rathe gezogen hatte. Er schrieb deshalb an Huber nach Leipzig, und führte denselben ins Innere der häuslichen Wünsche ein, die er beim neuen Etablisse ment dort zur Berücksichtigung empfahl. Er will keine eigene Oekonomie mehr führen und nicht allein wohnen; denn eS kostet ihm weniger, eine ganze Verschwörung und Staatsaction durch zuführen, als seine Wirtschaft, weil ökonomische Rechnungen oder ein zerrissener Strumpf ihn auS den idealen Welten stürzen und an die wirkliche mahnen. Er wünscht, daß ein Herzens freund, wie Huber, zum steten Gedankenaustausch bei ihm wohne; als geringe Bedürfnisse beansprucht er ferner eine Schlafstube, die auch zugleich zur Arbeit dienen könne, ein Besuchzimmer, eine gute Eommode, einen Schreibtisch, ein Bett, ein Sopha, einen Tisch und einige Sessel. Parterre und unter dem Dache, auch mit Aussicht auf einen Kirchhof kann er nicht wohnen; denn er liebt die Menschen und ihr Gedränge. „Wenn ichs nicht so veranstalten kann," fährt er fort, „daß wir (ich verstehe darunter daS fünffache Kleeblatt) zusammen essen, so würde ich mich an der takle «Ilu>te engagiren; denn ich fastete lieber, als daß ich nicht in Gesellschaft (großer oder auserlesener guter) speiste. Ich schreibe Ihnen daS Alles, liebster Freund, um Sie auf meinen narrischen Geschmack vorzubereiten Meine Zumuthungen sind freilich verzweifelt naiv, aber Ihre Güte hat mich verwöhnt..." Der mit steigender Ungeduld ersehnte Tag der Abreise nahte heran, die Verbindlichkeiten waren ordnungsgemäß gelost, andere Verpflichtungen des unökonomischen Dichters wurden durch Wechsel der Leipziger Freunde erfüllt. Er nimmt frohen Muthcs Abschied von Allen, die ihm näher standen, auch von Margarethe Schwan, der Tochter deS Buchhändlers, und erhält von ihr eine geschmack volle Brieftasche zum Andenken an schöne, trauliche Stunden. Die Reise nach Leipzig bezeichnet Schiller selbst als die fatalste, die man sich denken kann. „Morast, Schnee und Ge wässer waren die drei schlimmsten Feinde, die unS wechselsweise peinigten, und ob wir gleich von Vach an immer zwei Vorspann pferde gebrauchen mußten, so wurde doch unsere Reise, die Freitags geschloffen sein sollte, bis auf den Sonntag verzögert." Am 17. April 1785 trifft Schiller, von Huber und Stocks auf daS Herzlichste empfangen, in Leipzig ein. Auf den Straßen wogt daS Gedränge der Messe, und Schiller überläßt sich einige Zeit den sich darbietenden Zerstreuungen. Wohnung fand er im kleinen IoachimSthal, jetzt als Vetters Hof bekannt. Ob während der Messe die Wohnung seinen An forderungen in allen Puncten entsprochen hat, mag dahin gestellt bleiben. Mittheilungen zufolge soll er sehr bescheiden gewohnt und anfangs Tisch und Wohnung mit Huber getheilt haben, während er überall, wo er sich zeigte, mit Augen der Bewunderung als großer, bedeutender Mann, als der merkwürdige Dichter der Räuber angestaunt wurde. Schon in der ersten Zeit berichtet er von unzähligen Bekanntschaften, die er gemacht, von verführerischen Einladungen und Anträgen auS Berlin und Dresden, die er empfangen, und wie seine angenehmste Erholung sei, da- be rühmte Richter'sche Kaffeehau- (jetzt DufourS HauS an der Ecke der Katharimnstraße und deS Brühl-) zu besuchen, wo sich die halbe Welt Leipzig- zusammenfindet und dir Bekanntschaften mit Einheimischen tmd Fremden erweitert werden. Er macht dabei freilich bald die Bemerkung, daß die wenigen Menschen von Werth und Bedeutung, die sich einem Manne mit einem schriftstellerischen Namen wie ihm darbieten, nur allzusehr durch den fatalen Schwarm derjenigen ausgewogen werden, die um einen Schrift steller wie Schmeißfliegen Herumsummen, ihn wie ein Wunder thier angaffen oder sich auch einiger vollgeklerter Bogen wegen zu Eollegen aufwerfen. „Vielen wollte es gar nicht zu Kopfe, daß ein Mensch, der die Räuber gemacht hat, wie andere Mutter söhne auSsehen solle. Wenigstens rund geschnittene Haare, Courier- stiefeln und eine Hetzpeitsche hätte man erwartet." Körner war durch sein Amt in Dresden zurückgehalten.... Ehe wir aber zu weiterem Verkehr desselben mit Schiller schreiten, werden einige biographische Züge der Leipziger Freunde Vielen unserer Leser willkommen sein. Christian Gottfried Körner, am 2. Juli 1756 in Leipzig geboren, wo sein Vater Superintendent war, hatte Philosophie und Iura studirt, war Advocat und Privatdocent in Leipzig, 1783 Rath beim Consiftorium in Dresden und später ebenda OberappellationS - GerichtSrath geworden. Ein Mann voll prak tischer Tüchtigkeit und großer Bildung, der für Wissenschaft und Kunst begeistert und ein guter Musiker war. „Eine schöne Mischung von Feuer und Kälte", wie nachmals Schiller von ihm rühmte. Nachdem er seine gebildete, liebenswürdige Minna (Anna Maria Iacobiue Stock, geboren zu Nürnberg 11. März 1762, gestorben 20. August 1843) heimgeführt, war sein HauS ein Tempel der glücklichsten Gattcnliebe und zugleich ein Sammelplatz der wissen schaftlichen und künstlerischen Notabilitäten der Residenz. Mit Freimuth erklärte er sich 1813 für die deutsche Erhebung zur Befreiung deS Vaterlandes und gestattete den Eintritt seines Sohnes Theodor in die Reihen der freiwilligen Jäger, unter denen der für die Freiheit begeisterte junge Dichter bekanntlich den Helden tod starb. Dessen Schwester Emma, mit hervorragendem Talent, besonders für Musik und Malerei begabt, deren ganzes Leben eine liebliche Erscheinung war, starb in Sehnsucht nach dem ein zigen geliebten Bruder 6 Monate nach der Reise der Familie zu dem Grabdenkmale Theodors. Der Vater hat sich durch seinen Briefwechsel mit Schiller ein unvergängliches Denkmal gesetzt und sich um die Redaction der Ausgabe der sämmtlichen Werke, wie um die Biographie seines unsterblichen Freundes große Verdienste erworben. Zuletzt als preußischer Ober-RegierungSrath in Berlin beim Ministerium angcstellt, starb er daselbst 1831. Ludwig Ferdinand Huber war der Sohn deS auS Paris ein gewanderten Lehrers der französischen Sprache Michael Huber, 1764 in Paris geboren, kam zwei Jahre alt mit seinen Aeltern nach Leipzig. Ein eigenthümlicheS zaghaftes, unentschlossenes, zu weilen muthloses Wesen hing ihm bis in die späteren Jahre seines Lebens an. Körner und Schiller haben sich bemüht, ihn zu einer festen Berufsstellung zu bringen, und ihn wiederholt aufgegeben. AuS diesem muthlosen Schwanken, das ihm eigen war, erklärt sich zugleich, daß er mit seinen Freunden auseinander kam und daß sich auch daS Verhältniß zu Dora Stock endlich löste. Nicht ohne poetisches Talent hat er einige Dramen geschrieben, mit mehr Glück aber französische Theaterstücke übertragen und Erzählungen und historische Schilderungen herausgegeben. In späteren Jahren zeichnete er sich als einer der geistreichsten Kritiker seiner Zeit auS. Im Jahre 1788 wurde er LcgationSsecretair beim chursächfischen Gesandten am Mainzer Hofe. Dort befreundete er sich eng mit Förster, der bald darauf in Pari- die bekannte öffentliche politische Rolle spielte und deshalb seine Frau und Familie in Straßburg zurückließ. Huber, der lange mit Försters Frau, Therese, Tochter
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