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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185911222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-11
- Tag1859-11-22
- Monat1859-11
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1859
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Anzeiger. Amtsblatt des Kövigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 326. Dienstag den 22. November. 185S. Lur Serichligung. Wenn nach der im hiesigen Tageblatte Nr. 324 enthalte nen Relation über die Verhandlungen der hiesigen Stadtver ordneten in Betreff der nicht erfolgten Bestätigung des zum Stadtrath gewählten Herrn O. Wigand, Herr vr. Heine sich unter Andern dahin ausgesprochen hat: „eS könne sich doch Jeder sagen, daß die KreiSdirection „erst Oben angefragt" und weiter „eS unterliege doch „keinem ernstlichen Zweifel, daß die KrelSdirection "erst „bei dem Ministerium angefragt und darauf hin die „Bestätigung verweigert habe," so ist diese Auslassung insofern als eine irrige zu bezeichnen, als die hiesige KreiSdirection weder in ihrer Gesammtheit, noch durch eines ihrer Mitglieder weder officiell, noch officiöS, noch privatim dem Königlichen Ministerium oder irgend einem Mitgliede Desselben vor Fassung ihrer bisherigen Resolutionen in Angelegenheiten des zum Stadtrath gewählten Herrn Wigand eint Mittheilung gemacht hat. Leipzig, am Ä). November 1859. KreiSdirector von BurgSdorff. Ein ernstes Wort in ernster Sache. . . I. Durch eine Zuschrift, die ihren Irrgang von Leipzig nach Berlin durch die Kreuzzeitttng gemacht, au- dieser in die Leipziger Zeitung gelangt ist und schließlich im „Tageblatte" offen aufgelegt wurde, erfahren wir einige sehr alte und einige sehr neue Dinge über unser Stadtverordnetencollegium. Und eS ist sehr ernstlicher Untersuchung werth, nach welcher Seite hin die beregte Erscheinung zu einem Vorwurfe aus genutzt werden muß; denn nicht blo- Männern irgend einer extremen politischen Richtung nach recht-, sondern auch ganz harmlosen und sogenannten farblosen Menschen ist es auffallend, wie es komme, daß immer und immer wieder die sehr große Majorität unserer Bürgerschaft ihre Stadtverordneten-Abstimmung nach der liberalen Seite hin abgiebt und wird der Umstand mit Nachdruck und mit siegesgewisser Berechtigung hervorgehoben: Ist doch das Stadt verordneten-Collegium nur ein Institut zur Wahrung städtischer Interessen ohne Rücksicht auf die Politik. Wir sagen: je berech tigter diese Frage ist, desto ernstlicher verdient da- untersucht zu werden, was die „Kreuzzeitung" „Neues und Alte-" gebracht. Sehr neu wird eS jedem vernünftigen AeitungSleser sein, zu sehen wie man bei einer allgemeinen städtischen Angelegenheit das sächsische Königshaus mit in Discussion zieht. Mit tiefer Ehrfurcht ist bisher bei allen, auch den höchsten politischen Sragen unser Königshaus in Besprechung zu ziehen von jedem guten Sachsen vermieden worden; das Gegentheil kann auch nur von einet preußischen Zeitung geschehen, die gar oft mit Sachsen überhaupt in einer Weise umspringt, welche von andern preußischen Blättern selbst als „frech" bezeichnet wird. Jeder sächsische und vor Allem jeder Leipziger Liberale ist zu gut konstitutionell, als daß er nicht wüßte, nach der Verfassung stehe der König hoch erhaben über aller Di-cussion. Jene jetzt aus der „ Kreuzzeltung" eingeschmuggelte andere DiScussionsweise muß also mit aller der Entrüstung zurück gewiesen werden, die da- sich aufdrängende Junkerthum jedem Sachsen stets einflößt Nicht minder neu wird eS Jedem erscheinen, der auch nur für einig« Thaler Sohlm in Leipzig abgelaufen, wenn behauptet wird, daß erst seit der Wahl des Di-. Joseph zum Stadtverord- neten-vorfltzenden die Liberalen in der Majorität sind. Wir könn ten eine Reihe von Jahren aufführen, innerhalb welcher bei solcher Majorität Männer als Vorsitzende fungirten, die sich der besten Beliebtheit bei den Regierungsbehörden erfreuten. Es sind solche zum Theil als Stadträthe gewählt und nicht der leiseste Anstand gegen deren Bestätigung erhoben worden. Man erinnert sich noch sehr deutlich jener Wahl der Stadt verordneten, die wegen nicht geschriebener Zettel cassirt wurde und wo von der andern Seite die allergrößte Anstrengung genMht wurde, recht reiche patrizierisch-würdige Namen inS Collegium zu bringen; die Mehrheit entschied wie immer und wie bekannt. Also auch das ist neu, wenn gesagt wird, viele Herren wären zu „naiv", oder zu „bequem" oder zu „blasirt", um von ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen. Es wird sehr stark und compact zusammmhaltend gewählt. ES werden alle die gesetzlichen Wahl mittel beiderseits in Bewegung gesetzt, welche Angreifer als „Machinationen" bezeichnet. Wenn aber die Resultate doch immer dieselben bleiben, woher kommt das? Dagegen ist eS sehr alt und wahr, daß die Leipziger Messen seit Jahrhunderten sich des munificenten Schutze- unseres Königs hauses erfreuet««; daß dasselbe diese theure Erbschaft wohlwollend fortwirken läßt, daß außerdem der Bürgerfleiß und der neue zeit gemäße Aufschwung alle Branchen der Geschäfte, Gewerbe und Industrie hier gehoben und daß der Schwerpunkt de- Stadtteich thums nicht mehr in Händen einzelner Kaufherren, sondern im ganzen gewerbthätigen, schaffenden und arbeitenden Bütgerstände ruht und darin auch die solide, dauernde und nachhaltige Steuer kraft liegt. Und in dieser alten Thatsache liegt ein Theil der neu scheinen den Erscheinung. So wie di« Ausdehnung de- Handels und der Industrie die feudale Herrschaft Einzelner paralysirte, so stellt sich jetzt kräftig und selbstbewußt die fleißige und tüchtige Gewerkschaft der Gpecu- lätion an die Seite und macht da- solide, unumstößliche Gebäude unseres Städtewesens auS. Wenn sich nun der Bürgerstand, der Gelehrten- und Hausbesitzer-Stand zählt und von seinem Wahl rechte Gebrauch macht, so ist dagegen wenig zu sagen. Nun ist von einem sehr feinen Kopfe heraus gefunden worden, wenn man etwa, wie in Amerika, ein fünfjährige- Bürgerthum als Bedingung der Wahlberechtigung annehme, so müßte da- ein treffliches Mittel sein um — mehr recht alte Geschlechter inS Colle gium zu bekommen. Wir wollen keineswegs darauf Hinweisen, welch ein Unterschied zwischen unseren und amerikanischen Verhält nissen besteht; aber Nachweisen wollen wir wie Diejenigen, welche die Weltverbesserer sein wollen, auf der Oberfläche stehen bleiben. Oberflächlich aber ist es, wenn man glaubt unsere gute Stadt würde den erwünschten Fortschritt machen, wenn man die fremden frischen, arbeit-ftohen Kräfte von dem Gemeinwesen ferne hielte. Wo ist eine Verbesserung, ein Fortschritt in unserer Stadt auf zuweisen, der nicht mit dem Namen eine- sogenannten Ein ge wanderten in Verbindung stünde? — Wir wollen keiAe Namen nennen und nicht in- Detail gehen; aber jeder Gerechte wird hierin etwa- Schlagendes finden, daß die specifisch vornehmen Leipziger Stadtkinder sich von Allem, was da- Gemein- und öffentliche Wesen betrifft, gerne fern halten. Sir haben eine gewisse Scheu vor jedem öffentlichen Wirken. Sie fehlen nicht nur in dem Ar beitszimmer unserer Stadtverordneten, sie fehlen, außer in Bank instituten, überall, ja sogar beim — Schillerfeste. WaS Wunder wenn man sie nicht kennt; wenn sie, ihr Licht unter den Scheffel stellend, Diejenigen wählen sehen, welche bewiesen haben, daß außer ihren Comptoiren, Werkstätten, Ex peditionen, Empfangszimmern noch ein Interesse waltet, welche- man da- Gemeinwohl nennt und da- persönliche Arbeit und Opfer verlangt. ' Wo eS gilt wohlthätige Spenden zu leisten, wird der vornehme Leipziger nie fehlen, seine volle Hand und sein stet- warme- Herz für die Armuth ist weltb kannt; aber der Bürger, der zu
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