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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185910309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-10
- Tag1859-10-30
- Monat1859-10
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1859
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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 303. Sonntag dm 30. Oktober. 1859. Mittwoch den L. November d. I. Abends 1r7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. TageS-rduung: Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesensübcr 1) die Veräußerung der sog. neuen Ziegelscheune am ehemaligen frankfurter Thore, 2) die Regulirung VeS AugustuSplatzeS, 3) die beantragte Errichtung einer öffentlichen Wasch- und Badeanstalt, 4) einen Arealtausch mit Herrn Senf an der Frankfurter Straße und fortgesetzten Elsterftraße. Viertes Gewandhaus - Concert *). v. v. Eine Zierde de- Abend- war Henry Vieuxtemp-' in jeder Hinsicht bewunderungswürdige- Violinspiel. Der Ruf diese- ausgezeichneten Virtuosen ist so gegründet und seit Jahren so wohl befestigt, daß eine weitere Bestätigung seiner Vortrefflich keit nur überflüssig erscheint. Aber ein Charakterismus seine- Spiele- kann nicht zu hoch angeschlagen werden, nämlich seine männliche Bestimmtheit der Empfindung und de- Ausdruckes, die jede Weichlichkeit fern hält, und doch von Leben und Wärme durchdrungen ist. Die ungemeine Eleganz seine- Vortrage- setzt un- nicht in Erstaunen, denn sie ist die ganz natürliche Folge einer mit allen Schwierigkeiten nur spielenden virtuosen Kraft. Sein durchaus musikalisch edler Ton ist eben so leicht beweglich wie ergiebig, wett er in jede« Gefü-l-mo«e»t von der densten Keckheit bi« zur tiefsten Rührung als Product naturwahrer Empfindung erscheint. — Die vorgetragenen Stücke eigener Compo- sition (Concert Nr. 4 und Fantasie über slavische Volkslieder) und besonder- da- letztere konnten nur interessiren sofern sie dem Künstler Gelegenheit boten seine ausübende Stärke nach allen Seiten hin zu entfalten, wa- ihm in eigenen Werken ganz erklärlich am besten gelingen mag. Höheren musikalischen Werth an sich kann man ihnen krineswege- beilegen. Die Orchesterbegleitung hätte mit der Principalstimme präciser Schritt halten können. Fräulein Dannemann erfüllte in der Arie au- Rinaldo nicht alle Erfordernisse der Händelschen Musik; Einfachheit und Rein heit fehlten keineswegs, aber eine etwa- belebtere Empfindung. 1 ES soll damit nicht gemeint sein, diese Arie müsse mit großem Affect gesungen werden, aber die innere Wärme, welche unwill kürlich auch eine reichere Modulation und größere Biegsamkeit der Stimme und de- Tone- nach sich zieht, schien mir etwa- zu man geln. Man merkte dem noch nicht völlig frei gewordenen Vottrag die Bemühungen einem entfernter liegenden Genre sich zu nähern in etwa- an. Die sehr schöne Arie au- Elia- „höre Israel", mit ihrer weichen und da- moderne Gefühl unmittelbarer wie der reine Händelsche Jdeali-muS anregenden Melodiebildung, verfehlte auch auf Fräulein DanneMann und mittelbar durch sie auf die Zuhörer ihre Wirkung nicht. Hier kam zu den bekannten Vorzügen ihre- Gesänge- noch da-, wa- ich in der Rinaldoarie vermißte, nämlich musikalische Anregung und freierer Schwung einer mehr erweckten Empfindung, und machte ihren Vortrag recht wohlthuend. Die sehr gut vorgetragene Anacreon-Ouverture leitete da- Concert ein, dessen zweiten Theil die 0 äur - Symphonie von Schumann au-füllte. Schumann skizzirte diese Symphonie (ox. 61.) bereit- 1845, aber sie kam erst im nächsten Jahre zur Vollendung, und ihre erste Aufführung fand hier im Gewandhause am 5. Nov. 1846 statt. Nach Schumann- eigner Angabe fällt die Conception de- Werke- in die Zeit eine- längeren krankhaften Zustande-. Et sagte: „Ich skizzirte sie, als ich physisch noch sehr leidend war, ja ich kann wohl sagen, eS war gleichsam der Widerstand de- Geiste-, der hier influirt hat, und durch den ich mein« Zustand zu bekämpfen suchte. Der erste Satz ist voll diese- Kampfe-, und in seinem Charakter sebr launenhaft widerspenstia." Dorange- gaugen waren diesem Werke an symphonische« Schöpfungen in dem bezüglich seiner Produktivität sehr reichen Jahr 1841: die *) Nicht durch Schuld de< Herrn Referenten verspätet. D. Red. 6 äur Symphonie (ox. Z8) (angeregt durch ein Gedicht von Adolf Böttqer, wie er selbst an den Dichter schrieb) Ouvertüre, Scherzo und Finale (op. 52), ferner die Ende 1851 in Betreff der Instru mentation vervollständigte vmoll-Symphonie, und endlich der Entwurf zu einer Symphonie in 6mo11, in deren Skizze Schu mann, wie er selbst sagte, sich nicht mehr hineinfinden konnte, at er sie später auSarbeitete. Wenn Schumann, wie vorhin gesagt, diese Symphonie in einer Zeit physischen Leiden- skizzirt hat, so würde man doch sehr verunglücken, wenn man in dieser Mittheilung einen Standpunkt für die Auffassung de- Werke- suchen wollte — jedenfalls ist nicht- weniger wie Spuren von Krankheit darin zu finden; im Gegentheil, eine beständige Steigerung der Kraft vom Anfang zum Ende hin läßt .keinen Augenblick die Frische der Erfindung, welch« mitunter first mit einer Uederfüll« von Gedanken hervor quillt, vermissen. Man wird in dem ganzen Plan de- Werke-, und besonders durch den höchsten Aufschwung de- letzten Satze- etwa- an die neunte Symphonie erinnert, ohne gerade sagen zu können wie und woher, man hat aber bestimmt die Empfindung, daß wie Beethoven in jenem Werke die Befreiung zur höchsten Freude hin, so Schumann in diesem ein« ähnliche sittliche Idee hat au-drücken wollen. Die chorartigen Formen und Klangwir kungen im letzten Satze führen auch darauf hin, als hätte Schu mann etwa- AehnlicheS durch die reine Instrumentalmusik erreichen wollen, wie Beethoven durch den Gesangchor. Der dritte Satz in seiner kraftvollen Weichheit, den reichen und doch harmonischen Klangmischungen und der bei aller Rundung doch sehr charakter vollen Melodieenbildung ist als hätte Schumann sich selbst zeich nen und die schönsten Züge seine- eigensten Wesen- zu einem Idealbild« von sich vereinigen wollen. Die allgemeine Theilnahme de- Publicum-, welche auch zu gleich der ganz vortrefflichen Ausführung aalt, zeigte, daß e- ganz an der Zelt sei, dieser Symphonie eine Stelle al- Repertoirstück im Gewandhaus« einzuräumen, und sie jährlich zu wiederholen. Noch einmal -as Schillertest. Die Jugmd der Bürgerschulen, der Realschule, der Gymnasien, der Universität hat ihre geistige Feier an Schiller- Geburt-tag. Die höheren Classen haben ebenfall- ihre geistige Feier — im Gewandhaus. Nur der Bürgerstand hat nicht- Derartige-. Soll er ausgeschlossen bleiben? Denn ausgeschlossen ist er — Illumination, Kackelzug, Tage-festzug sind Schaugepränge, da eine geistige Feier nimmermehr zu ersetzen vermag. In Schiller- Geiste ist e- gewiß nicht, daß an seinem Ehrentage dem Bürger nicht Geistige- geboten wird. Eine solche Forderung ist wever unbescheiden, noch unausführbar. Die Hauptfeier mag immerhin im Gewandhau- sein; daneben könnte aber noch in einem andern geschlossenen Raum, z. B. in der Centtalhalle oder im Schützen hau- oder im Tivoli, oder an zwei oder drei Orten zugleich eine ähnliche, natürlich einfachere Feier (Gesang, Vorträge, Festrede) gehalten werden, an welcher der Bürger, der Handwerk-- und Arbeit-man» — mit Frau und Kind — für ein geringe- Ein. tritt-gelb sich betheiligen könnte — in ähnlicher Weise, wie e- im Jahre 1848 bet der Eröffnung de- deutsch« Parlament- der Fall war. Am Vorstand de- Schillerverein- ist e-, der öffentlichen
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