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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185912194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-19
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1859
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Anzeiger. l- ) Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. ^ 353. Montag den 19. December. 185». Beloinitmachililg. Montag den 19. December d. I. wird zum ersten Male Der Leiermann »mV sei« Pflegekind. Originalvolksstück in 3 Abtheilungen und 5 Acten von Charlotte Birch-Pfeisfer, zum Besten de- Theater-Penston-fond- aufgeführt werden. Sowohl der große Beifall, den diese- Stück anderwärts und namentlich am Hoftheater zu Dresden gefunden hat, als auch der gute Zweck, den wir mit dieser Aufführung zu /ordern beabsichtigen, läßt un- hoffen, daß auch die-mal das theaterfreundliche Publicum seine zahlreiche Theilnahme an dieser Vorstellung in gewohnter Werse bethätigen werde. Herr Philipp Kretschmann (Firma: Kretschmarin L Gretichel) hat die Güte gehabt, das Caffengeschäft zu übernehmen. Leipzig, den 13. December 1859. ^ Der Verwaltung--Ausschuß de- Theater - Penston-fond-. Line Weihnachtsgeschichle. I. Drei Tage vor Weihnachten. 1 — Paulus, eS ist schon fünf Uhr, stockfinstere Nacht und entsetzliches Schneewetter; heute wird wohl Niemand mehr kommen. — Wohl möglich, meine liebe Beate. — Aber ich habe es gleich gesagt. — WaS Haft Du denn schon wieder gesagt? — Daß daS Geld für die Annonce auS dem Fenster ge worfen sei. Jetzt macht Jeder Gelegenheitsgedichte, der schreiben kann — ob es sich reimt oder nicht, eS werden Verse geschmiedet. Ach, eS ist traurig! Paulus Hahn, ein Mann von sechzig Jahren mit einem schönen Greisenkopfe, legte die Feder nieder und sah seine Gattin, die nur um einige Jahre jünger war, traurig an. DaS Gedicht, das er so eben niedergeschrieben, hatte ihm Schweiß erpreßt, ob gleich eö in dem kleinen Dachstübchen eben nicht behaglich warm war. Die Lampe brannte düster und in dem Ofen glühcte die letzte Kohle. Und eS war erst fünf Uhr Nachmittags! — Du, Beate, sonst die Hoffnung selbst, bist ja heute völlig muthloS! fuhr PguluS fort, indem er fich zwang, sein weißes Gesicht in freundliche Züge zu legen. Verbanne die Sorgen, mein liebrS Kind, eS wird wohl so schlimm nicht werden. Beate sah über ihre grüne Brille hinweg und wiegte schmerz lich ihr greises Haupt. — Deine philosophische Sorglosigkeit, mein Freund, grenzt an Leichtsinn, antwortete sie im Tone des Vorwurfs. Du bauest immer auf Deinen guten Stern, wie der Kaiser Napoleon; aber wo leuchtet denn dieser Stern? Im vorigen Jahre war eS mir noch möglich, eine Arbeit zu vollenden, deren Ertrag uns vor Nahrungssorgen am lieben Weihnachtsseste schützte — diese- Jahr find meine Augen so schwach, daß ich die Hände in den Schooß legen und dem Verlaufe der Dinge ruhig zusehen muß. Du dichtest Verse, die kein Mensch bezahlen will ... — Frau, Frau, setze meine Arbeit nicht herab! fuhr Paulus auf. Bin ich auch kein Schiller oder Goethe, so bin ich doch Paulus Hahn, der nach dem Urthelle der Kritiker schon manche- Gnte geliefert hat. — Wie Du gleich in Harnisch geräthst! Ich mache nicht Dir, ich mache der Welt Vorwürfe, deren Geschmack im höchsten Grade verdorben ist. Man möchte weinen, daß Du gezwungen bist, Dich al- Gelegenheit-dichter anzubieten — und doch kommt rkicht einmal Jemand, der Dir Auftrag giebt. Die prosaischen Leute überreichen ihre Weihnachtsgeschenke ohne Gedichte. Hätten wir unser Geld für die Annonce nicht au-gegeben! Paulus fühlte, daß seine Gattin recht hatte; aber er hütete sich, eS auszusprechen. Sinnend ging er auf und ab, »ährend Beate heimlich eine Thräne trocknete, die unter der Brille hervor rollte. Dem greisen Dichter war recht bange um'S Herz gewor den, als er fich in seiner letzten Hoffnung getäuscht sah. Gestern noch hatte er behauptet, man würde ihn mit Aufträgen über laufen, wenn sei« Erbieten bekannt würde, und darum hatte er muthig die letzten Groschen verausgabt — heute dachte er ander-. Er öffnete das Dachfenster — Regen, gemischt mit Schnee, schlug herein. DaS schlechte Wetter rntmuthigte ihn völlig, denn eS ließ sich nicht annehmen, daß Jemand in Sturm und Regen und bei stockfinsterer Nacht die Vorstadt aufsuchtn würde, um fich rin WeihnachtSgedicht zu bestellen. Beate setzte die Lampe schief, um dem Dochte die letzten Oeltropfen zufiteßen zu lasten. Da ließ sich plötzlich die heisere Klingel auf dem Vorsaale vernehmen. Paulus blieb erschreckt stehen, Beate stand zitternd auf. Besuch erwarteten die alten Leute nicht, eS mußte ihnen also die Annonce eine Kundschaft zuführen. — Willst Du öffnen? fragte die Frau. Der Dichter winkte mit der Hand, daß Beate gehen möge; er war so erregt, daß er kaum sprechen konnte. Wie der not wendige Erwerb lag ihm auch sein Ruhm am Herzen; es wäre gräßlich gewesen, wenn der Name „Paulus Hahn" auch nicht einen Auftraggeber herangezogen hätte. Paulus setzte sich an den Tisch, ergriff die Feder und stellte fich, als ob er eifrig arbeite. Beate hatte die Thür des Vorsaals geöffnet. — Wohnt hier der Herr Doctor Hahn? fragte die zarte Stimme einer Frau. — Zu dienen, meine verehrte Dame! Dem guten Paulus rieselte eS kalt über den Rücken. Eine Dame fragte nach ihm! Zwar zitterte ihm die Hand , aber er legte die Feder nicht nieder; er that selbst, al- ob er schriebe, obgleich Beate die Lampe mitgenommen hatte. — Paulu», hörst Du. denn nicht? .rief die Gattin. Der Mann ist blind und taub, wenn er dichtet! Er wandte fich. Eine junge, elegant gekleidete Dame stand vor ihm. Sie trug einen schwarzen Amazonenhut mit Federn, einen kostbaren Wintermantel und einen großm Muff. Unter dem Hute zeigte fich ein reizendes, feines Gefichtchen mit lebendigen dunkeln Auges. Die zarten Wangen waren frisch geröthet. Paulus war wie geblendet von der Schönheit, die er vor sich sah. So hatte er oft die Heldin seiner Gedichte beschrieben, mit solchen Reizen hatte er die Frauen anögestattet, für die er da- Interesse feiner Leser gewinnen wollte. Beate schob rasch einen Stuhl heran, auf dem fich die junge Dame, die vielleicht drei- oder vierundzwanzig Jahre zählen mochte, zwanglos näederlteß. Ich habe wohl die Ehre, den Herrn Doctor Hahn zu sprechen? fragte sie lächelnd und unbefangen. ß> «>
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