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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186002091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-09
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1860
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570 die Ermächtigung zur Einleitung von Verhandlungm zum Verkaufe aus fteier Hand vorbehaltlich der Zustimmung der Stadtverordneten zu jedem einzelnen Verkaufe zu ertheilen, dabei aber die Licitation nach dem gestellten Termine aus drücklich vorzubehalten. Dieser Antrag fand den Beifall der Mehrheit der Ausschuß mitglieder. Ferner wurde einstimmig beschlossen, durch die Versammlung folgende Anträge an den Rath zu richten: 1) vorläufig von den Bauplätzen so viel liegen zu lassen, als eventuell zu Erbauung einer Bezirksschule erforderlich sein würde, und 2) auf die Gewährung günstiger Bedingungen für die Ac- quirenten hinzuwirken. Als solche Bedingungen betrachtete der Ausschuß einstimmig, daß beim Abschluß des Kaufs nur 1/3, und ein Jahr darauf ein zweites 1/3 des hypothekarisch sicher zu stellenden und zu verzinsenden Kaufpreises verlangt und weiter nur die Be dingung gestellt werden solle, daß, dafern der gekaufte Platz nach 2 Jahren nach der Acquisition nicht bebaut sei, der Kaufpreis bis zur Hälfte abzuzahlen sein solle. Der Ausschuß beschloß einstimmig: dies gleichzeitig als Antrag an den Rath dem Collegium vorzuschlagen. Endlich demselben zu empfehlen, zum Liegenlassen des freien Platze- und zur Verwendung der geforderten 17,256 Thlr. Zustimmung zu ertheilen. (Fortsetzung folgt.) Stadttheater. Fast gleichzeitig erschienen vor etwas mehr als einem Jahre zwei dramatische Bearbeitungen der Sage von Tristan und Isolde: die eine derselben als poetischer Theil eines neuen Mustkdrama's von Richard Wagner, die andere als recitiren- des Drama von Joseph Weilen, einem bis dahin in der dramatischen Literatur noch nicht bekannt gewesenen Dichter. Das Werk des Letzteren ging am 6. d. M. auf dem Leipziger Stadt theater zum ersten Male, und zwar mit dem günstigsten Erfolg in Scene. JosephWeilen documentirt sich mit diesem Erstlings werk als ein bedeutendes Talent, das bereits einen nicht unerheb lichen Grad künstlerischer Reife erlangt hat, von dem man daher für die Folge wohl noch manche schöne Gabe erwarten darf. Interessant war es für Referenten — wie wohl für Jeden, der auch R. Wagners Dichtung genau kennen gelernt hat — Vergleiche bezüglich der Auffassung und der Durchführung des Gegenstands bei beiden Dichtem anzustellen. Erwägt man die sehr verschiedenartige Bestimmung beider Dichtungen, so muß man bekennen, daß eine solche Parallele keinem der beiden Dichter zum Nachtheile gereicht, denn eines Jeden Auffassung hat ihre große künstlerische Berechtigung. Steht Joseph Weile n's Trauer spiel, was die Symmetrie des formellen Bau's betrifft, dem Musik drama R. Wagners nach, so hat es vor diesem jedoch den großen Vorzug voraus, daß die Katastrophe hier mehr vorbereitet und nicht durch einen etwas plumpen Zufall herbeigeführt wird, wie dort. Bei Wagner wird der verderbliche Liebeszauber um Tristan und Isolde folgendermaßen geschlungen: als Isolde als König Marke's Braut von Tristan nach Cornwall geführt wird, ist sie noch gegen Tristan mit glühendem Haß erfüllt^ weil er ihren frühe ren Verlobten Morold im Kampfe erschlagen hat. Während der Uebcrfahrt (die Scene spielt auf einem Schiffe) will sie ihn durch Gift tödten und befiehlt ihrer Sclavin Brangane aus dem von ihrer Mutter geerbten Kästchen mit Zaubertränken die Giftphiole zu holen. Brangäne aber bringt aus Versehen statt des Giftes einen Liebestrank und diesen mischt Isolde in den Wein, den sie Tristan in einer Schale reicht. In Weilen'S Trauerspiel da gegen ist schon früher die Liebe in Beider Herzen dem Hasse ge wichen, obgleich sie dieselbe noch siegreich bekämpfen. Das Schiff, auf dem Tristan die Braut des Königs nach Cornwall führt, scheitert. Tristan rettet Isolden auf eine wüste Felseninsel. Das Gefühl Beider wird nach diesem Ereignjß stärker, er will daher seiner Pflicht und Ehre eingedenk von ihr fliehen; ehe er scheidet, erhält er aber als ein Zeichen der Dankbarkeit von äsolden einen Ring, den sie von ihrer Mutter empfing und der die Kraft hat, zwei Herzen unlösbar an einander zu binden, wenn er von einer Jungfrau, die seine Macht nicht kennt, einem Manne gegeben wird. Isolde weiß nicht- von dieser Zauberkraft, denn siesollte auf der Mutter Geheiß den unscheinbaren Ring dem König Marke gebe.:, um mit diesem von ihr nicht geliebten Manne glücklich zu werden. Die Schwierigkeit, welche die dramatische Behandlung eine- so überwiegend lyrischen Stoffe- darbietet, hat Weilen ebenso wie Wagner glücklich zu überwinden gewußt. Da- Trauerspiel ist von Anfang bi- zu Ende interessant und trotz der nur einfachen Handlung spannend und wohl gesteigert. Viele der einzelnen Situationen haben Leben und Fever, die mit wenigen Strichen scharf markirten Charaktere sind ebenso wie die Handlung selbst gut angelegt und höchst wirkungsvoll durchgeführt, der Schluß des Ganzen ist trotz de< tragischen Ausgange- ein befriedigender, versöhnender und wie die ganze Dichtung von dem Glanze wahrer, kräftiger und doch zarter und duftiger Poesie übergosftn. Ein ganz besonderer Vorzug des Trauerspiels ist ein großer Reichthum an schönen Gedanken, die bei einer wahrhaft glänzenden und schwungvollen Sprache stets zur vollsten Wirkung gelangen können. Meines Dafürhalten- würden einige geschickt angebrachte Kür zungen — namentlich in den beiden letzten Acten — für den Total eindruck förderlich sein. Unserer geehrten Theaterdirection gebührt der beste Dank für die Vorführung dieser werthvollen Novität, die voraussichtlich eine Zierde des Schauspiel-Repertoir- werden wird — und das umso mehr, als auch diesmal Herr Dir. Wirsing für eine geschmack volle mi»e-oL-sväQ« und eine in allen Theilen, besonder- auch im Ensemble, geistm belebte Aufführung gesorgt hatte. Die größte und dankbarste Rolle deS Trauerspiel- ist die de- Tristan. Herr Kökert bethätiate sich bei Durchführung derselben als der talent volle und da- Technische seiner Kunst in der Gewalt habende Darsteller, den man stets in ihm schätzen muß. Die Aufgabe, die ihm diesmal gestellt war, ist eine ganz besonder- schwierige; er führte dieselbe — einige Undeutlichkeiten beim Sprechen, nament lich bei zart empfundenen Stellen, und einige mehr auf äußerliche Effecte abzielende Nüancen abgerechnet — so vortrefflich durch, daß man diese Leistung ohne Zweifel zu den besten Gestaltungen des geschätzten Darsteller- zählen darf. — Sehr Anerkennenswerthes ward in den weiblichen Rollen gegeben. Fräulein Paul mann gab als Isolde abermals sehr erfreuliche Beweise der Fortschritte, die man bereits in ihren letzten großen Rollen bemerken konnte. Es zeigte sich in der ganzen Leistung mehr Ruhe, eine sicherere Beherrschung der Mittel, als oft bei ihren früheren Gestaltungen. Deshalb konnte sie mit ihren schönen natürlichen Mitteln, mit ihrem weichen und wohlklingenden Organ nachhaltiger wirken und namentlich auch die ihr von der Natur verliehene Gabe des zum Herzen Sprechens zu bester Geltung bringen. — Ist Fräulein Hubers Auffassung und Durchführung der Rolle der Völura als lobwürdig zu bezeichnen, so gebührt namentlich der Frau Wohlstadt als Brangane vollste Anerkennung. Es gereicht diese treffliche Leistung der mit Recht allgemein geschätzten Dar stellerin umsomehr zur Ehre, als die Rolle dem eigentlichen Fache derselben ferner liegt. — Wie das zu erwarten stand, gab Hm Stürmer als König Marke eine eben so durchdachte und kräf tige als durch äußere würdige Repräsentation sich auszeichnende Gestaltung, wie die weniger umfangreichen, aber keineswegs un wichtigen und undankbareren Rollen des Stücke-, die namentlich durch die Herren Czaschke (Ritter John) und Kühn- (Senr- schall) vorzüglich zur Darstellung kamen. Die vom Dichter mit einer sehr dankbaren Scene ausgestattete, auch übrigens in kräf tigen Strichen gezeichnete Figur de- Donegall gab Herr Flüg gen im Ganzen befriedigend, doch würde der junge talentvolle Darsteller bei etwas größerer Deutlichkeit in der Aussprache ohne Zweifel mit dieser interessanten Rolle mehr erreicht haben. Das neue Werk ward mit ungetheiltem Beifall ausgenommen, wie das Publicum auch die Darsteller verschiedentlich auszeichnete. A. Gleich. Lur Tageschronik. Leipzig, den 8. Februar. Auch die letztvergangene Nacht ist nicht ganz ohne ein Schadenfeuer vorübergegangen, indem wäh rend derselben eine in dem Leutzscher Holze aufgeschlagene hölzerne Bude abgebrannt ist. Das Mühlgebäude, in welchem in der Nacht vom 6. zum 7. d. MtS. Feuer entstand, ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr zum Mahlen, sondern nur zur Aufbewahrung von Mehl- und Productenvorräthen benutzt worden. Die zu Grunde gegangenen Vorräthe sind ziemlich bedeutend, indem u. A. circa 300 Ctr. Roggenmehl, 320 Ctr. Roggenkleie, 250 Ctr. GrieSkleie, 11V Aisten Griesnudeln, 160 Ctr. Graupen, Sago u. dgt., 70 Ballen Kaffee und 3000 Pfund Stearinkerzen verbrannt sind. Die über die Entstehung-ursache des Feuer- angestellten Recherchen sind bis jetzt ganz ohne Erfolg geblieben. Verschiedenes. Am 7. Februar sollte vor dem AppellationS-Gerichte der Insel Sardinien ein interessanter Proceß verhandelt werden gegen einen gewissen Ardiuone au- Ligurien, der seit mehr al- 15 Jahren eine große Seidenfabrik auf der Insel errichtet hatte. Dieser Industrielle hatte e- sich zum Grundsätze gemacht, jeden, in dem er einen Concurrenten sah, au- dem Wege zu räumen und i« Laufe von drei Jahren durch gedungene Banditen nicht weniger al- sieben Morde begehen lasse».
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