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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186002128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-12
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1860
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Hier zog ich mich dadurch aus der Schlinge, daß ich vorgab,r „Nach dem Frühstück." ich sei fremd, habe etwas stark getrunken und mich verirrt, was I Nie habe ich mit so viel Sehnsucht den Untergang der Sonne Glauben fand, da ich von unS Dreien der Anständigste war. I erwartet wie diesm Tag; endlich aber läutete die Glocke zum Auf- Dann erhielt ich freies Logis in einer Zelle mit meinen beiden I hören der Arbeit und ich zog mich in mein elendes Asyl zurück, Gefährten, welche alte Bekannte der Polizei waren. ! wo ich fest schlief und am Morgen zeitig geweckt wurde. Mein „Morgen kommen wir zusammen in die Schelle," sagte der I Körper war von der gestrigen Arbeit noch sehr gelahmt, ich mußte deutsche Junge mit verstellter Freude. I dieselbe aber fortsetzen. „Wohin?" I „Nur flink!" sagte der Aufseher. „Es ist spät und es muß „In die Schelle. Bist Du noch nicht da gewesen?" fragte I heute viel gethan werden." der jugendliche Verbrecher, der mit dem M (Gefängniß, welches I „Aber nicht von mir," dachte ich. Die Stunde bis zum Früh- Wort er in Schelle umdrehete) allerdings schon genaue Bekannt-1 stück verging; auch ich nahm dasselbe in Eile ein, war aber zuerst schaft gemacht hatte. I fertig und sowie wir in den Hof gelassen wurden, wo noch Nie- Diese Aussicht beunruhigte mich, aber der Polizist, welcher mir I mand war, fing ich an getrosten Muthes über die Mauer zu das freie Logis für diese Nacht verschafft hatte (wofür ich ihm im ! klettern. Ich gelangte eben auf die Spitze, als ich unfern Auf- Grunde meiner Seele dankte, obwohl ich mich sehr bettübt stellte), ! seher gewahrte, der den mir nachfolgenden Bill beim Rocke erfaßte tröstete mich und sagte, ich würde mit Tagesanbruch in Freiheit I und anfuhr: „Wohin soll die Reise gehen? Gleich herunterge- gesetzt werden; es käme auch nichts in die Zeitungen. Das wäre I kommen oder es geht Euch schlecht!" rief er auch mir zu. Ich mir sehr gleichgültig gewesen, denn ich hatte als meinen Namen I kam auch sehr rasch herunter, aber auf der entgegengesetzten Seite, „Steinklopfer" angegeben, mit dessen Aussprache sich die Polizisten ! so daß die gütige Mauer uns trennte. Sobald ich mich auf vergeblich anstrenaten. — I freiem Fuße sah, fing ich an mich dermaßen in Bewegung zu Der nächste Tag verging unter heftigen Hungerqualen; ich I setzen, daß mich so leicht Niemand einholen konnte. In wenigen wünschte im Stillen, es möchte mich wieder ein Hund beißen, ! Minuten war ich wieder in der Stadt, die mich rettend auf- und die Nacht kam meinem leeren Magen sehr gelegen, da ich! nahm. — wenigstens auf Ruhe rechnete, denn das gestrige Experiment hatte I Da nunmehr Zeit genug verflossen war, daß eine Antwort mir so gut gefallen, daß ich es, freilich in einem anderen Stadt- »von meinem Freunde in New-Port eingegangen sein konnte, so theile, zu wiederholen beschloß. Ich verirrte mich deshalb absicht- I begab ich mich nach der Post, wo ich denn zu meiner Freude lich und sagte das einem Polizeimanne, der mich auch gutmüthiger- I einen Brief für mich nebst 5 Thalern vorfand. Briefe müssen weise in ein Wachthaus mitnahm. Wer malt aber mein Schrecken I nämlich dort abgeholt werden, da sie nicht ausgetragen werden, als ich beim Erwachen aus einem sanften Schlafe llas Logis vom ! Kaufleute haben gegen Bezahlung auf dem Postamte nummerirte vorigen Tage erkannte und von den Wächtern ebenfalls erkannt I Kasten; für Andere werden Liften der eingegangenen Briefe ver winde. Ich war froh mit einer Warnung, sie wieder mit meinen I öffentlicht. Zum Glück hatte Niemand den Inhalt meines Brie- Besuchen zu beehren, davon zu kommen und mußte nun auf an- I fes geahnt, sonst würde er von irgend einem Andern abgeholt dere Mittel denken, mein Dasein zu fristen. Ich meldete mich ! worden sein. also beim Armenvorsteher, gab vor, ich sei krank und hätte ver- I Da ich nun vergleichsweise ein wohlhabender Mann war, be gangene Nacht das Fieber gehabt; man gab mir eine Aufenthalts- I schloß ich am nächsten Morgen die Stadt zu verlassen, in der sich karte für das Baltimore ^1m, kouse (Armen- und Krankenhaus) I so wenig Aussicht bot und ich so viel gelitten hatte. — Ich blieb eine engl. Meile von der Stadt. I für eine Kleinigkeit bei einem dortigen Cigarrenmacher noch über Dort wurde ich in ein Krankenzimmer einquartirt und erhielt I Nacht und begab mich zur Ruhe, aus welcher ich aber sehr bald auch etwas Nahrung, freilich meinem Appetit nicht entsprechend. I durch Feuerlärm geweckt wurde. Der Cigarrenmacher stand so- Der Arzt fand meinen Puls sehr ruhig und mein Aussehen ge-1 fort auf. sund, ich behauptete aber, das Fieber käme des Nachts und erhielt! „Ich muß sogleich fort," sagte er; „ich belange auch (ver- darauf verschiedene Medicin, welche ich, wie ich es früher in Algier I derbt von dem englischen beloux, gehören) zur Jndschein (Luxiue, oft gethan, durch das Fenster hinausexpedirte. Leider erfuhr ich »Maschine, Spritze), von der die Leute da vorbeikommen." zu meinem Schrecken, daß man für jeden Tag Krankenlager nach I Eben wollte er fort, als Einer der Feuerleute rief: vollendeter Heilung die doppelte Tageanzahl arbeiten müsse; denn! „Es ist falscher Lärm; die von der LlliekerdooLer Lupine die Amerikaner suchen aus Allem Nutzen zu ziehen und hüten sich ! haben die LeUe (Glocke) nur gerungen (verderbt vom englischen wohl ohne Noth mildthätig zu sein. Doch sagte mir der Erzähler, Irinx, läuten), um ein Feiht (Gefecht) mit uns zu räsen" (raise, ein amerikanischer Schiffsjunge, er würde mir die Stelle an der I erheben). Mauer zeigen, wo man hinüberklettern könne; es sei gar nicht! Diese Kämpfe unter Feuerleuten sind sehr häufig und die schwer. Niemand setz? nach; würde man aber dabei ertappt, so I Spritzen-Compagnien bieten überhaupt die größten Vergnügungen bekäme man ein Sturzbad oder müsse noch einmal so lange ar-1 der Amerikaner, indem sie oft zusammen essen, mit der Spritze beiten. Ich merkte mir alles dies wohl und da ich doch mich I Umzüge bei feierlichen Gelegenheiten, mit Trommeln und Pfeifen nicht lange krank stellen wollte, ließ ich mich entlassen und kam ! oder anderer Musik halten (die Musiker sind gewöhnlich Neger) in das Arbeitshaus, wo ich den farmtrsväs (Ackerknechten) zuge-1 oder gestorbene Cameraden zur Ruhe begleiten, was oft sogar des theilt wurde. Weil ich fünf Tage krank gelegen, sollte ich zehn ! Abends bei Fackelbeleuchtung geschieht. Größtentheils besteht die Tage arbeiten. Es war gegen Mittag als ich meinen Umzug be- »Kleidung solcher Spritzenleute aus dem rothen Flanellhemde, wel- werkstelligte und eine Art Bett auf dem Boden angewiesen erhielt, I ches von der arbeitenden Classe sehr häufig getragen wird, und wo die ganze gevtr^ der Bewohner versammelt war. Diese wären ! dem lackirten Hute, welcher die Nummern der Compagnie oder würdige Gegenstände für einen Maler gewesen, die Costüme na-I Spritze trägt. Andere Gesellschaften — Verbrüderungen — auf ir.entlich, die sich hier vorfandm, gehörten zu den originellsten; I ähnlichen Principien wie die der Freimaurer sind in Amerika sehr besonders die Hüte schienen sehr viel durchgemacht zu haben; den! häufig; zum Theil haben sie auch gegenseitige Unterstützung in meisten fehlten die Krempen, andere hatten keine Deckel, aber! Krankheitsfällen zum Zweck, zum Theil gesellschaftliche Versamm- defto bedeutendere Einbiegungen. Die Gesellschaft bestand ausilungen, wobei es aber nicht so still hergeht wie in Europa, und permanenten Kostgängern, auch aus einigen Verrückten, mit wel-1 ihre Umzüge mit allen Insignien geschehen ganz öffentlich. Diese chen Possen getrieben wurden. Meist waren es alte Herren, unter I Umzüge und die der Miliz sind das einzige Gepränge, welches in welchen sich auch ein Franzose befand, dessen nähere Bekanntschaft! Amerika, wo es an Militair fehlt, eine Abwechselung in den ge- ich machte. Er klagte sehr über die Unreinlichkeit seiner Genossen, I wöhnlichen Straßenverkehr bringt, erzählte mir, er habe unter Bonapatte gedient, später in Phila- I Doch zu meiner Erzählung zurück. delphia ein gutes Geschäft gehabt, aber Bankerott gemacht und! Der übrige Theil der Nacht verlief ruhig und am nächsten jetzt an Louis Napoleon getrieben, welchen er sehr gut kenne. »Morgen verließ ich „das freundliche Baltimore", um nun, da es Unterdeß wurde zum MittagSessen geläutet und ich bemerkte! mir nicht gelungen war mich einzuschiffen, nach dem fernen Westen im Speisezimmer viele Abtheilungen; jeder Tisch war mit beson-! zu gehen und die Wildniß aufzusuchen, wo noch der Indianer sich deren Tafeln bezeichnet, je nach den Beschäftigungen, und es gab! von der Jagd nährt. Tische für die Handwerker, für die Waschhausarbeiter u. s. w. I Ich schlug den Weg nach Pittsburg ein und fuhr zuerst mit Ich kam an den Tisch der karmiumäs und erhielt — Hirse mit! der Eisenbahn nach einer Stadt, welche ColumbuS heißt und dann Syrup. Bald indeß wurde zur Arbeit geläutet und ich einem I mit einem Boote. Zahlreiche Canäle, welche ihr Wasser von den Verwalter oder dergleichen übergeben, der mit seinem blauen Rock! nebenfließenden Flüssen erhalten, durchschneiden den Staat Penn- und breiten Hute einem Sclavenaufseher ähnlich sah. — Er be-! sylvanien und dienen zur Beförderung sowohl von Kohlen als auch glückte mich mit einer Pickhaue oder Axt, womit ich nebst dem »von Reisenden, welche letzteren sogenannte Packetböte benutzen, auf erwähnten Mattosen eine Anstellung bei einem sehr hatten Kalk-1 denen man (namentlich auf dem ersten Platz) recht angenehm fährt. Haufen erhielt, welchen wir zerhauen mußten und der zum Dünger I Die Unebenheit des Bodens wird durch Schleußen ausgeglichen, für das diesem Institut gehörige Gut benutzt wurde. I in welchen das Boot bleibt bis das Wasser, je nachdem, ein- oder Die Pickhaue war sehr schwer (dieselbe Art benutzt man in I abgelassen ist. Die Bewegung geschieht durch Pferde, welche auf Californien zum Goldaraben) und ich kann sagen, daß ich nach I einem daru vorhandenen Wege gehen. einigen Stunden meine Glieder fühlte als wenn sie zerschlagen wären. I In HollydaySburg ist das Ende des östlichen Hauptcanals „Bill," sagte ich da zu meinem Gefährten, „morgen früh »und von hier nach Johnstown geschah die Weiterreise mittels kneifen wir aus. - I Eisenbahn, welche über die Alleghany-Gebirge führt und aus wel,
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