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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186002128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-12
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1860
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cher die Bewegung nicht durch Lokomotiven geschieht, weil die Züge mittels stehender Dampfmaschinen aufwärts oder abwärts gewun den werden. — Von Johnstown nach Pittsburg ging die Reise auf dem Alleghany-Canal weiter. Dieses rauchige Pittsburg ist das frühere Fort Du Quesne, am Zusammenflüsse des Monangahela- und des Alleghany-Flusses, welche hier den Ohio bilden. Verschiedene sehenswerthe Brücken aus Eisendraht führen an das andere Ufer, und hier ist der Hauptsitz der k'ouuärie» (Schmelzöfen), in denen man eiserne Geräthe aller Art, wie Oefen, Küchengeräthschaften u. s. w. fertigt, welche nach allen Gegenden des Westens ver sandt werden. Auch viele Kohlenwerke befinden sich in der Nähe und eine ansehnliche Menge Fluß-Dampfböte liegt an der Lan dungsstelle. Auch der Branntwein (UouuuKLbela. ^Vlli8ke^), der hier gebrannt und verkauft wird, ist berühmt. Ich war noch im Besitz eines Thalers, mit dessen Hilfe ich die Reise nach Cincinnati machen wollte, denn je weiter desto besser, dachte ich. Das Dampfboot „John QuinceyAdams" (nach dem früheren Präsidenten genannt) ging eben dahin ab; ich begab mich an Bord und nahm ein Bittet für einen Dollar auf dem Deckplatz nach Wheeling in Virginien mit der Absicht, die wei tere Strecke bis Cincinnati (wohin es 2 Dollars kostete) als blinder Passagier zu fahren. Und so geschah es. Bei der Muste rung der Passagiere zeigte ich mein Billet nach Wheeling vor, als wir aber daselbst angekommen waren, vergaß ich auszusteigen und als unglücklicherweise die Sache nahe vor Cincinnati bemerkt wurde (obschon ich mich an einen unnennbaren Ort zurückge zogen hatte, um mich vor Entdeckung zu schützen), stellte ich mich sehr erstaunt und unglücklich darüber, daß ich meinen Bestim mungsort verschlafen, wurde aber verurtheilt, beim nächsten An- haltepuncte ausgesetzt zu werden. „Ist mir gleich", sagte ich, „wenn Ihr mich nur nicht an einer wüsten Insel aussetzt." Aber Niemand dachte an mich bis zu unserer Ankunft in Cin cinnati, welche des Nachts erfolgte. Am Morgen machte es sich mir sehr bemerklich, daß mein Mantelsack ebenso leer war wie mein Magen, denn sein ganzer Inhalt war nach und nach in Silber umgesetzt worden, und ich dachte ernstlich darüber nach, daß es doch anstandswidrig und meinem Credit schädlich sei, mit einem so leeren Dinge in ein Gasthaus zu wandern. — Noth bricht Eisen. Mein Gewissen muß etwas klastischer werden, sonst ver hungert man oder erkrankt, besonders zu gegenwärtiger Zeit. (Die Cholera grassirte dort sehr stark.) Die Gastwirthe erholen sich an Anderen von ihrem Schaden. So legte ich denn Hand an ein durchlöchertes Theertuch und stopfte damit meinen armen Reise sack kunstfertig aus, daß er wieder ein ganz respektables Ansehen erhielt. Nun wanderte ich in das beste Kosthaus und-verlangte ohne Weiteres Logis. Da man mich für einen Arbeiter hielt und ich möglicherweise Geld haben konnte, wurde mir die Aufnahme sofort gewährt. Ohne meinen Reisesack wäre ich wahrscheinlich abge wiesen worden. Beim Frühstück verschwanden alle in meiner Nähe befindlichen Gerichte schnell und spurlos, denn ich entschädigte mich für die vergangene Zeit, aß für die gegenwärtige und sam melte für die Zukunft, welche noch Entbehrungen in Menge für mich aufbewahrt hatte. Der Wirth betrachtete mich mit zornigen Augen. Hätte er gewußt, daß ich auch nicht ein Kupferftück bei mir führte! O ihr meine armen Kinnladen, wie selig machte euch das Gefühl des Kauens, das ihr beinahe vergessen hattet! (Schluß folgt.) Die deutschen Studenten. vr. Kloß (Director der königl. sächs. Turnlehrerbildungsanftalt in Dresden) sagt in seinen „Jahrbüchern der Turnkunst" (V.) bei Besprechung der „Ienaischen Blätter für Geschichte und Reform des deutschen Universitätswesens" von vr. Scheidler: Zur Zeit der großen deutschen Bewegung rmuo 1813, als auf den deutschen Universitäten die Burschenschaften in Blüthe standen, war der Sinn für vaterländische Freiheit unter der akademischen Jugend überall rege. Im Hinblick auf die Selbstständigkeit des Vaterlandes setzte man für sich selbst das Gefühl des Freiseins in das Bewußtsein der persönlichen Unerschrockenheit und des Muthes; und so war es natürlich, daß die Studenten sich neben den Wissen schaften auch eifrig mit Waffen- und Turn-Uebungen beschäftigten. Diese Richtung der akademischen Jugend auf eine gewisse vater ländische Ritterlichkeit, die natürlich in der Turn- und Wehrfähig keit des Einzelnen ihren Mittelpunct finden mußte, ist im Laufe der Zeit immer mehr zurückgetreten und hat einer Bequemlichkeit und einer körperlichen Schlaffheit Platz gemacht, die von allen Universitäts-Professoren bestätigt und beklagt wird, denen ein Ur- theil darüber zustebt. Mancherlei Erscheinungen sind neuerdings zu Tage getreten, welche darauf schließen lassen, daß die heutige akademische Jugend ihre Ausbildung zu körperlicher Kraft und Gewandtheit sehr nachlässig verreibt -der ganz außer Acht läßt, DaS Darniederliegen der Fechtkunst auf den deutschen Univer sitäten ist eine bekannte Thatsache. Während man früher die geschickte Führung des Rappiers gar nicht von dem Begriffe des Studenten trennte, giebt es heutzutage viele Studenten, die gar kein Rappier zu führen verstehen, während bei den übrigen die Fechtkunft zu einem rohen, kunstlosen, auf einen allernächsten Zweck berechneten Dreinschlagen herabqesunken ist. Mit den übrigen Leibes übungen sieht es nicht viel besser aus. Hat man doch von Heidel berg hören müssen, daß die Studentenschaft sich grundsätzlich vom Turnen ausgeschlossen hat. Es ist das um so bedauerlicher, als es der studirenden Jugend von jeher obgelegen hat, in sich den Menschen zur höchsten Voll kommenheit heranzubilden und darzuftellen. Die Studirenden haben gerade auch während ihrer Studienzeit die beste Gelegenheit, durch allerlei Leibesübungen den festen Grund zu einer kräftigen und gesunden Leibesbeschaffenheit zu legen. Und das sollten Viele be denken, die ihre Leibeskräfte gerade in der wichtigsten Epoche ihres Lebens zersplittern oder vergeuden, statt sie auszubilden und anzu sammeln. Man muß zwar zufrieden sein mit dem Leibe, wie man ihn vom Schöpfer empfangen; denn man kann die gegebene Constitution nicht verändern oder seiner Leibesgröfie nur einen Zoll zusetzen. Aber das steht fest, daß durch zweckmäßige LeibcSübung auch die engbrüstige, gebrechliche und hinfällige Organisation so reconstruirt werden kann, daß auch dem schwächlichen Jünglinge die Möglichkeit geboten ist, kräftig, gesund und gut ausgewirkt ins Mannesalter überzugehen. Alle die Studirenden, welche sich dem Staatsdienste widmen, sollten diesen Umstand mit Bezug auf ihre allernächste Aufgabe bedenken. „Der Staat", sagt Professor Fr. Bischer, „braucht starke Männer; dem Staate ist nicht mit Männern gedient, welche, wie man zu sagen pflegt, den Finger im Reisbrei abbrechen." Kräftigung und Stärkung des Körpers ist zugleich Hebung der Gesundheit, und mit den Beamten- und Gelehrtenkrankheiten, diesem Kreuz der Aerzte wie der Staatskassen, würde es wohl auch anders werden, wenn die Studirenden während ihrer akademischen Laufbahn ihre Leiblichkeit nicht so gar arg ver wahrlosten. Mit dem Jünglingsalter schließt die körperliche Aus bildung ab, weshalb auch Versäumnisse oder Mängel in derselben später gar nicht wieder nachgeholt oder gut gemacht werden können. Es ist heutzutage um so wichtiger, daß die Jünglinge eine Ehre darein setzen, turn- und wehrfähig zu sein, weil mit dem unauf haltsamen Fortschreiten der Civilisation auch die Anforderungen an den Einzelnen immer größer und verwickelter werden, so daß ein schreiendes Mißverhältniß zwischen der Leistungsfähigkeit des Ein zelnen und seinen vermehrten Obliegenheiten eintreten muß, wenn nicht gründliche Abhülfe geschafft wird. Auf diese Abhülfe wies schon 1813 Fichte hin, der es dem deutschen Jünglinge als Verpflichtung auferlegte, sich deutsch zu bilden. Grundsätze der Bildung eines solchen selbstständigen und deutschen Mannes sind: 1) daß beides, Körper und Geist auf die gleiche Weise aus- gebildet werde; 2) daß diese beiden für sich genommen auch allseitig ausgebildet werden. Der Körper allerdings auch zur Führung der Waffen unsers Jahrhunderts, aber auch zum Laufen, Ringen, Schwimmen und Allem, worin dessen Kraft sich äußert. Dieselbe Forderung wiederholt Prof. Bischer in seiner „akadem. Rede vom I. 1843", worin er die „Idee einer Belebung und Erfrischung des Studenten lebens durch eff!e gymnastische Organisirung begründet". Wenn wir nicht irren, so ist Prof. Scheidler derjenige von den Jenaer Professoren, der heute noch rüstig seinen Mann auf dem Fechtboden stellt. Möge seine Schrift auch dazu beitragen, daß unsere deutschen Musensöhne überall die verloren gegangene Turn- und Wehrfähigkeit wieder Herstellen und unter der eigen- thümlichen Lage Deutschlands den Sinnssruch ihrer Ahnen: „wehrlos, ehrlos!" auch überall auf ihre Banner setzen; für sie gilt ja besonders, was Schiller im Tell mit den Worten andeutet: „Sie sollen Alles lernen. Wer durchs Leben Sich frisch will schlagen, muß zu Schutz und Trutz . Gerüstet sein." Zwei Fragen. 1) Was ist das für eine mysteriöse Figur auf dem freien Al tane der I. Bürgerschule? *Soll diese Unbegreifliche da permanent werden? 2) Warum ist das Abendläuten der Stadt ein so dürf tiges — mit der kleinsten Glocke und so kurz, da es der ganzen Stadt gelten soll? Warum überhaupt in Leipzig ein solches Kargen mit dem erhebenden Glockengeläute? — ? Verschiedenes. Die Bibel in Spanien. Im englischen Unterhause fragte kürzlich ein Mitglied den Staatssecretair des Auswärtigen: ob es wahr sei, daß der brittische Consul in Cadiz es habe geschehen lassen, daß Martin Escalante, ein brittischer Unterthan, welcher wegen
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