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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186002240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-24
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1860
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792 de- Stadtgraben- und der Verbreiterung der Promenade von dem Walle aus nach der innern Stadt zu abgebrochen und verschüttet. Es dürfte wohl unfern geehrten Lesern wie dem Schreiber dieses selbst geben, daß bei Betrachtung dieses Thores, bei der Zurückversetzung in die Zeit seiner Erbauung und namentlich bei Analysirung seiner Inschrift mancherlei und Gedanken eigenthüm- licher Art in ihnen aufsteigen, Gedanken, welche in politischer wie religiöser und sittlicher Hinsicht um so mehr Nahrung erhalten, als jetzt ein sichtbares Ringen nicht zu verkennen ist, die Gleisnerei und innere Unwahrheit von sich abzustreifen. Stadttheater. Das Gastspiel des Herrn Emil Devrient findet auch in seinem weiteren Verlauf eine außerordentliche Theilnahme und ist stets von den glänzendsten Erfolgen begleitet. Auch die beiden letzten Vorstellungen, in denen der berühmte Gast auftrat, fanden vor vollständig ausverkauftem Hause statt. Herrn Emil De- vrients Egmont steht auf derselben Höhe der Vollendung, wie die übrigen mir bekannten Leistungen des Künstlers auf dem Ge biete des klassischen Drama's. Auch hier findet man jene Eigen- thümlichkeit der Auffassung, jene edle Kunstanschauung und jene tiefe Innerlichkeit in der Durchführung, welche allen derartigen Gestaltungen des Künstlers den stets hinreißenden und zündenden Nimbus von Poesie geben. Das Phantasiegebilde, das sich Goethe auf großem historischen Hintergrund geschaffen und Egmont genannt hat, erscheint bei Herrn Emil Devrients Darstellung in seiner ganzen poetischen Bedeutendheit, mit voller Macht des in ihm liegenden Gehalts. Goethe's Egmont ist nicht die Persönlich keit, die wir aus der Geschichte unter diesem Namen kennen, und dennoch ist er historisch; denn in ihm ist der gesunde, frische und kräftige Geist des niederländischen Volkes damaliger Zeit concen- trirt, der dasselbe siegreich gegen die Uebermacht seiner Unterdrücker kämpfen ließ; in dem Egmont Goethe's sehen wir in allen ihren Phasen die Periode verkörpert, welche der thatsächlichen Er hebung der Niederlande voraufging und diese vorbereitete. In feinster Auseinandersetzung, in gewaltiger Steigerung stellte der Künstler diesen Träger einer großen Sache und einer großen Zeit hin, auch hier fühlte man sich erwärmt und hingerissen von der idealen und doch auf dem Boden der Wahrheit und Natur stehen den Anschauung des Künstlers. Wie hoch Hr. Emil Devrient als Darsteller auf dem Ge biete des modernen feinen Lustspiels und Conversationsstücks steht, bewies sein Conrad Bolz in G. Freytags Lustspiel „die Jour nalisten". Der Dichter behandelt in seinen Werken (im Drama wie im Romane) Charaktere dieser Art mit besonderer Vorliebe und mit großem Glück. Kunz von Rosen, Saalfeld in der „Valen tine", Conrad Bolz, Fink in „Soll und Haben" sind ihrem in neren Wesen nach einander nahe verwandte Figuren. Sie alle beherrschen ihre Umgebung durch geistige Ueberlegenhcit, gewandte Dialektik, feinen Humor. Sie sind dem wirklichen Leben ent nommene, frische und ursprüngliche Gestalten, die Repräsentanten der gebildeten deutschen Jugend, denen eine gewisse burschikose Ritterlichkeit sehr wohl ansteht. Herr Emil Devrient bringt die interessante Erscheinung des Conrad Bolz mit einer geistigen Frische, einem zündenden Humor und einer äußeren Eleganz zur lebendigen Darstellung, wie wohl kein andrer dramatischer Künstler. Bei feinster psychologischer Ausarbeitung und überhaupt vollendet ster Kunst erscheint auch in dieser Gestaltung Alles wahr, einfach und natürlich; es ist Conrad Bolz in dieser Wiedergabe ein bis ins Kleinste wohlgetroffenes Abbild jener liebenswürdigen Persön lichkeiten, denen man zum Glück nicht all zu selten in literarischen wie überhaupt in gebildeten Kreisen begegnet. G. Freytags Lustspiel war bei dieser Aufführung in meh reren mehr oder weniger wesentlichen Rollen neu besetzt und ging auch diesmal in einem wohl abgerundeten, geistig belebten Zusam menspiel. Von den Darstellern, die wir zum ersten Male in die sem Stücke sahen, gebührt ganz besonders den Herren Dessoir als Piepenbrink, Czaschke als Schmock und Kühns in der wenig dankbaren Rolle des Senden rühmende Erwähnung, wie auch Hr. Brauser die charakteristische Figur des Bellmaus recht hübsch wiedergab und Hr. Flüggen die gegen die übrigen ersten Rollen etwas zurücktretende Partie des Professor Oldendorf in ent sprechender äußerer Repräsentation durchführte. Auch diesmal ist der Leistungen der Frau Wohlstadt al- Adelheid von Runeck, des Herrn Stürmer als Obrist Berg, wie des Fräul. Ungar als Ida mit besonderer Anerkennung zu gedenken. F. Gleich. Revanche fiir pavia. Ein Egoist beginnt mit „Ich". — Also! — Ich gab LNNO 1859 zu den städtischen Einkünften 4 Ngr. 5 Pf. ohngeachtet des Bei trags rum grünen Buche, den ich noch schulde — bin ferner nicht etwa Bürger, sondern Schuhverwandter, und habe als solcher, nachdem ich jahrelang geschwiegen und über die Verwendung meines Antheiles nachgedacht, gewiß einmal das Recht, mich auszu, sprechen, um so mehr als jeder Narr denkt er spricht gut, obgleich in unsrer Zeit, wo Alles schlecht geht, auch die Reden schlechter werden. Wenn meine Worte Eingang finden, wählt man mich vielleicht zum Vertreter irgend einer Corporation — wenn auch nicht hier, denn das erlauben meine Mittel nicht — aber etwa in Liliput, wo ich vielleicht der größte! bin. Meine Rede gilt heute dem heimathlichen Beamtenstande. — Jemand sagte neulich, es sei nicht an der Zeit, ohne dringendes Bedürfniß neue Ausgaben zu bewilligen und die Bürgerschaft zu belasten. Die Besoldung der Beamten sei eine ausreichende. Dies waren goldne Worte und mir aus der Leber gegriffen. Ich gehe deshalb noch weiter. Wie paßt es in unsre Zeitperiode — wo man sogar den heiligen Vater nicht schont — kleine Beamte hinsichtlich ihres Gehaltes zu erhöhen ? Ist dies nicht bittre Ironie? Der Papst und der Congreß. — Die Leipziger Beamten und Zu lage! Haben die Zulagen nicht bereits überall aufgehört? Nein, den Beamten in unsrer Stadt ward bereits der Himmel auf Erden! Was fehlt ihnen denn? Athmen sie nicht gesunde Luft? Haben sie nicht gutes Wasser, ordentliches Pflaster, freie Beleuchtung? Ist ihnen das Brod nicht jederzeit hinlänglich ge backen? — Kaffeesurrogate giebt es auch — was wollen sie mehr? Geld?! Das ist ein Artikel, welcher Vielen fehlt. Die schönste Genugthuung für einen Beamten ist es, mit we nigen Mitteln zu leben, denn mit Vielem kann Jeder Haushalten. Nur solchen gebührt unser größtes Lob und öffentliche Anerken nung — aber leider sind dies nur Gedanken und Wünsche, die keinen Anklang finden. Ferner, je weniger ein Beamter erhält, desto mehr ist er uns zu Dank verpflichtet. Wir verwöhnen ihn nicht; sein Magen, der ganze Körper treibt eine Art Gymnastik, wird zäh und ausdauernd, und deshalb erreichen auch die Beamten durchschnittlich ein hohes Alter. Eine Zulage von 10, 15, 20Thlr. ist deshalb aus gesundheitöwohlfahrtspolizeilichen Rücksichten ver derblich, denn sie führte zu Ausschweifungen in der Lebensweise und der üble Erfolg bliebe nicht aus. Deshalb muß von allen Seiten dagegen anqekämpft werden, zumal da es noch viel zu viel Freunde dieser Leute giebt! Sie werden zwar nur an ihrem Schweigen erkannt, allein wir muth- maßen doch was sie denken. Diese Freunde sehen keine Über lastung der Commun; sie denken, man müsse dem Beamten-Pro- letariat Vorbeugen und Leipzig könne gegen kleinere Städte in Betreff der Erhöhung der Gehalte nicht Zurückbleiben, um so mehr als diese Gehalte sich aus den guten alten Zeiten herschrieben, wo die Steuern halbjährlich erlassen wurden, seitdem aber alle Lebens bedürfnisse rc. um 10/20 p^t. gestiegen wären. Larifari! Das sind reactionaire Worte, gegen die ich grundsätzlich opponire. Ich habe in Betreff des Wohles unsrer Stadt ganz andre Vorschläge zu machen. Es ist oft die Rede gewesen, den Marstall niederzureißen und an eine andre Stelle zu verlegen. Ganz einverstanden! Allein, dann möge derselbe gleichzeitig mit für die Beamten eingerichtet werden, denn dieselben sind doch nur eine veredelte Untergattung. Das Sprichwort tauft sie oft genug „Plackpferde". Man sehe aber so einen Commun-Ponny an — lacht da nicht einem das Herz im Leibe — und daneben einen Beamten! Einem Blinden muß der Unterschied auffallen, denn selbst der kann be greifen, wer besser genährt ist. Kobold. „Wie man's treibt, so geht's." Es ist gewiß mit Dank anzuerkennen, wenn das „Tageblatt" seine Spalten der Besprechung nicht blos rein städtischer, sondern überhaupt vaterländischer Unternehmungen öffnet. Hat ja doch Leipzig, vermöge seiner Handelsverbindungen, vermöge seiner be deutenden Geldmittel und vermöge des industriellen Sinnes seiner Bewohner an solchen Unternehmungen, wenn auch nicht immer ein unmittelbares, so doch ein mittelbares Interesse. Deswegen ist gewiß neulich mit Vergnügen ein Artikel unter der Aufschrift „Wie man's treibt, so geht's" gelesen worden, welcher die günsti gen Resultate zweier vaterländischer Unternehmungen ans Licht stellte, nämlich der Aktienbrauerei in Plauen und der Brauerei des Herrn Fr. Adler auf Plohn im Voigtlande. Um aber den in diesen Unternehmungen gefundenen „Hebel zu der bei uns jetzt fast allen Credits beraubten Macht der Association" mit verstärken zu helfen, wollen wir nicht unterlassen, auch an dasjenige Eta blissement zu erinnern, das der Aktienbrauerei zu Plauen zum Muster gedient hat. Wirmeinen die Brauerei zum Felsen keller bei Dresden. Nach den>unS vorliegenden Mitteilun gen hat diese Brauerei bereits im abgelaufenen Jahre 30,000 Eimer Bier verschroten und ca. 27,500 Thlr. Bruttogewinn erzielt. Un geachtet nun davon auf Mobilien 10 0/0 und auf Transportge fäße und Reservefond 20 o/- abgegangen sind, so haoen doch die dann noch verbliebenen ca. 15,000 Thlr. die Gewährung einer Dividende von 5 0/0 zugelassen. Für die Solidität des in Rede stehenden Etablissements spricht ferner der Umstand, daß die in der Generalversammlung von 1858 beschlossene Anleihe trotz der
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