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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186001212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-01
- Tag1860-01-21
- Monat1860-01
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1860
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»j W - r 30L , ^ ES scheint, Hert Berichterstatter verwechselt unfern „Kauf männischen Verein" mit einem „Verein für Handel", welche beide aber doch im Grunde weit von einander liegen. Ersterer befaßt sich keineswegs mit den Interessen deS Handels im engem Sinne, sondern ist ein Institut, dessen ordentliche Mitglieder den Commerz zum Berufe haben, und hat zur Aufgabe, auf entsprechende Weise dem geistigen Bedürfniß allseitigen Fortschrittes seiner Mitglieder abzuhelfen. Die Folgerungen hiervon liegen nun klar vor Augen: Da der Kaufmann in dieser Eigenschaft sich zuerst für Sachen des Han dels interessirt, dann aber auch in seinen anderweitigen Beziehungen als Mensch, Bürger rc. nicht minder Sinn und Herz für Alles in und um ihn behält, so ist es die Aufgabe unseres Instituts, erstlich seine Sorgfalt auf die Pflege und Verbreitung com- merciellen Wissens zu richten, dann aber nicht minder sorgfältig die allgemeinen Wissenschaften, in sofern sie dem Laien zugänglich und nützlich sind, in den Kreis seiner Thätigkeit zu ziehen. Die wissenschaftlichen Vorträge des Kaufmännischen Vereins sollen sich daher nicht ausschließlich auf Weldhandel, Goldminen, Pelzhandel rc. beschränken, sondern auch Physik, Literatur, Ge schichte u. s. w. sich zum Vorwurfe machen. Letztere eben so in teressanten, wie jedem gebildeten Menschen unentbehrlichen Gegen stände einzig und allein der Privatlectüre anheim zu stellen, heißt im Grunde sie gänzlich preis geben und aus dem Bildungsbe reiche eines Kaufmanns verweisen; und zwar erstlich, weil die Mußestunden des letztem sehr beschränkt sind*) und dann über haupt, weil man in zehnstündiger saurer**) Lectüre kaum so viel erfährt, als man durch einen einzigen Vortraa auf eine eben so leichte wie angenehme Weise lernt. Endlich ist zu erwähnen, daß über diesen Gegenstand kaum mehr zu streiten ist, indem die Statuten des fraglichen Vereins gleich im ersten Paragraph die allgemeinen Wissenschaften ausdrücklich in den Kreis der Vereins- thätigkeit ziehen, und mithin der Gegenstand ein für allemal fest- gestellt ist. Schließlich pflichten wir vollständig dem Wunsche des Bericht erstatters bei, daß sich baldmöglichst eine größere Anzahl der Principale unserem hoffnungsreichen Institute anschließen möge. — > m. *) „Wer nicht mindestens vierzehn Stunden täglich arbeitet, darf sich nicht fleißig nennen", sagt Humboldt. — D. Red. **) Wem ernste Lectüre schon „sauer" ist, der wird schwerlich jemals viel lernen. — § D. Red. Zwölftes Gewandhaus - Loncert. v. v. Das der Masse nach wiederum sehr umfassende Pro gramm des ersten Theils enthielt als Hauptftücke neben der dritten Leonoren-Ouvertüre Scene und Arie perüäo von Beethoven und das Finale aus Loreley von Mendelssohn. Frau Bürde-Ney sang die Arie, so wie die Leonore im Finale. Die große und imponirende Darstellungsweise dieser Künstlerin ist so allgemein bekannt, daß es überflüssig erscheint, aufs neue darauf hinzuweisen; im Wesentlichen kann ich mich auch auf die bei ihrem ersten Auftreten in dieser Saison ausgesprochene Meinung zurückbeziehen und nur hinzufügen, daß ihr Organ diesesmal freier zu ihrer Disposition stand, wenngleich man im Allgemeinen glauben möchte, die Frische ihrer Stimme habe gegen früher doch auch bereits etwas verloren. Nichtsdestoweniger ist besonders der Krafteindruck ihres Vortrages gewaltig — für den Concertsaal fast überwältigend, und wenn man hier auch vielleicht einiges starke Aufträgen fast als Zuviel ablehnen möchte, so em pfängt man doch einen stets imposanten Eindruck, der namentlich auf der Bühne, in deren großen Räumen die mächtige Klang fülle zum freieren Austönen gelangt und zugleich gemildert wird, noch bedeutender sein muß. Frau Ney zeichnet ihre darzustellenden Empfindungen in großen und kräftigen Umrissen, ohne deren Modifikationen und Abstufungen im Einzelnen zu übersehen; die Wahl der Stücke entsprach diesesmal auch ihrer Individualität besser wie im zweiten Concert die Ernani-Arie, da das einfache Pathos des getragenen Gesanges ihr bei weitem elgenthümlicher ist wie die Coloratur. Namentlich die Leonore in der Loreley ist eine ihrer besten hier im Gewandhause bekannt gewordenen Leistungen; der von früher bewahrte Eindruck wurde auch diesesmal erneuert, nur einige nicht unmerkliche Detonationen (von denen auch die Arie nicht gänzlich frei war) traten augenblicklich störend auf, ohne jedoch dem Ganzen erheblichen Eintrag zu thun. - Der Chor im Finale war in gewohnter Weise besetzt und gab außerdem noch die Frühlings-Botschaft von Gade — eine Musik, bei der man weder kalt noch warm wird, deren stete Unentschieden heil es zu keinem bedeutenderen Höhemoment bringt, überhaupt ganz im Hergebrachten der modernen Frühlings- und Naturpoesie sich bewegt. Ebenso verschwommen ist die Form, man findet keine größere Gruppentheilung und erfrischende Gegensätze, es geht so in einer Empfindungsweise fort und wird monoton. Die haupt sächlichste Schönheit beruht hier im Klange (auch die Hauptchor melodie ist recht angenehm), diese zur bedeutenderen Geltung zu bringen ist jedoch eine Anforderung, auf die man bei unserem Gewandhauschor, der vorgestern nicht gerade mangelhafter, aber auch nicht besser wie gewöhnlich war, die Antwort sich selbst voraus geben kann. ' ^ Besonders in den Frauenstimmen thäte eine strengere Sichtung des Materials durchaus noch, außerdem fehlt eS an zwecklosen, d. h. nicht jederzeit nur auf eine bestimmte Aufführung, sondern rein auf gesangliche Ausbildung des Chores gerichteten Gesammt- studien. So aber werden bei Gelegenheit eines im Gewandhause vorzuführenden Chorgesanges die sich sonst fremden disparaten Elemente zusammengezogen, und es ist nicht zu verlangen, daß nach einer oder zwei Proben ein völlig abgerundetes Ganze heraus treten soll. Uebrigens würde bei einiger Mäßigung oder Ver minderung des Orchesters eine halb so starke, aber ausgewähltere Besetzung des Chores wie die übliche für den Gewandhaussaal hinreichend sein; — während wir so eine erdrückende, keineswegs durchaus schön gefärbte Klangmasse haben, könnten mit verein fachten, aber auserleseneren Mitteln viel höhere Resultate erzielt werden. Doch ich glaube fast selbst, diese keineswegs vereinzelt dastehenden Wünsche werden das bleiben, was sie find, wenngleich weder Unausführbarkeit noch Unberechtigung ihnen entgegenstehen; solche Zustände oder besser Uebelstände gewöhnt man sich in die Kategorie der alten Geschichten zu verweisen; es soll aber die Monotonie sie immer von neuem wieder hervorzuholen nicht ge scheut werden, um der Möglichkeit willen, doch vielleicht auf etwas Besseres hinzugelangen. Außerdem enthielt der erste Thell noch die 3. Leonorenouverture und die zur schönen Melusine von Mendelssohn; entweder die letztere oder das Gadesche Concertstück hätte der Ueberfüllung wegen vielleicht fortbleiben können, auch würde der Loreley Mendelssohns schöne Hebridenouverture, wie man glauben möchte, noch frischer und einheitlicher sich angeschlossen haben. Die Läur-Symphonie von Schumann bildete den Schluß, und wurde (wie auch beide Ouvertüren) sehr gut ausaeführt, be sonders in den zwei letzten Sätzen; es ist nicht zu bestreiten, daß ein tüchtiger und freier Geist im Orchester herrscht, der mit leichtem und kräftigem Flügelschlage schwungvoll zu den höchsten Höhen der Instrumentalmusik sich erhebt. — Eigenthümlich ist das kurze Staccato der ersten Auftactnote gleich zu Anfang der Einleitung und später mit vollem Orchester. Die Partitur schreibt es zwar gestoßen (i/, Pause) vor, doch möchte ich glauben, daß es nicht so völlig clbgetrennt zu verstehen, sondern nur ein Absetzen ge meint ist. Das Werk machte durch seine Frische und bewegte Innerlichkeit und schöne Orchesterwirkung allgemein erfreulichen Eindruck; die noch vor wenigen Jahren gegen Schumann herrschende Neigung hat nach und nach sich sehr für ihn ge wendet. Paradies und Peri, Page und Königstochter und des Sängers Fluch sollen, wie man vor längerer Zeit bestimmt sagte, noch für diesen Winter in Aussicht sein. Die Schwefelbande in London. Prof. Carl Vogt hat (im Selbstverlag in Genf) eine für die Zeitgeschichte nicht unwichtige Schrift „Mein Proceß gegen die Allgemeine Zeitung" herausgegeben, deren zweiter Abschnitt über schrieben ist „Mein Verhältniß zur Schwefelbande." Daraus sei Folgendes mitgetheilt: Unter dem Namen der Schwefelbande oder auch unter dem nicht weniger charakteristischen der Bürstenheimer war unter der Flüchtlingsschaft von 1849 eine Anzahl von Leuten be kannt, die Anfangs in der Schweiz, Frankreich und England zerstreut, sich allmälig in London sammelten und dort als ihr sichtbares Oberhaupt Herrn Marx verehrten. Politisches Princip dieser Gesellen war die „Diktatur des Proletariats" und mit diesem Blendwerke täuschten sie Anfangs nicht nur manche der Besseren, die sich unter den Flüchtlingen befanden, sondern namentlich auch die Arbeiter, von dmen viele unter den Freischaaren, dem Willich'schen Corps u. s. w. gekämpft hatten. Unter der Zlüchtlingsschaft setzten sie das Werk fort, das die „Rheinische Zeitung" begonnen hatte, indem sie unter dem Vorwände abso luter Principienherrschaft jedem ernsteren Streben entgegen und der Reaktion in die Hände arbeiteten. Es ist bekannt, wir die „Rheinische Zeitung" im Jahre 1849 von jeder Theilnahme an der Bewegung abmahnte, weil dieselbe doch nur die Reichsver fassung, also nicht die principielle Proletariats-Diktatur ^zum In halte habe und wie sie auf diese Weise in der That die Bewegung in der preußischen Rheinprovinz wesentlich hemmte und der Reak tion ihren Sieg erleichterte. Daß während der ganzen Zeit der Revolution die „Rheinische Zeitung" sämmtliche Parlamentsmit glieder nur um deswillen angriff, weil sie eben Mitglieder des ParlamentS wäre;, ist eine bekannte Sache und würde ich der selben nicht erwähnen, wenn nicht die Redaktion der Allg. Zeitung mit jener Naivetät der Unwissenheit, die sie affectirt, angrfcagt bätte, worin denn der Zwist zwischen Marx und mir eigentlich yesteü,. Ich kehre zum Treiben der Schwefelbande unter der Flücht- L.
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