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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186002256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-02
- Tag1860-02-25
- Monat1860-02
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts and des Raths der Stadt Leipzig. ^ 56. Sonnabend den 25. Februar. 18k«. Bekanntmachung a» sämmtliche Polizeibehörden deS Leipziger Regierungsbezirks. zeichnete Königliche KreiS-Direetion mit Genehmigung deS Königlichen Ministerium deS Innern veranlaßt, den Polizeibehörden deS Leipziger Regierungsbezirks Herrn Redacteur Ad oll Henze in Neuschöneseld bei Leipzig zu diesern Behuf ausdrücklich zu empfehlen, da sie Gelegenheit gehabt hat, dessen ganz besondere Qualification und Zuver lässigkeit für derartige Beurtheilungen kennen zu lernen. Leipzig am 19. Februar 1869. Königliche Kreis-Pireetion. von BurgSdorff. v. Helldorff. Scheintod. So viele schauderhafte Mährchengeschichten, welche den Schein tod betreffen, auch in der Literatur verbreitet sind, so gehört doch keine derselben der Neuzeit an und ist durch wissenschaftliche Beobach tung in solcher Weise erhärtet, daß gerechte Zweifel an der Wahr heit des Erzählten nicht auskommfzr könnten. Da- erste, angeblich erwiesen» Beispiel eine- Kalles von Scheintod wird in der Dresdner „Constitutionellen Zeitung" vom 12. Febr. 1860 au- der „Weiferitz- Zeitung" abgedruckt; als Gewährsmann nennt sich vr. Theile. Ein Mädchen von 24 Jahren aus dem Dorfe S. bei Lunq- witz, welches sich seit vier Jahren als Dienerin einer Dame in einer größern sächsischen Stadt aufhielt, erkrankte im vorigen Herbste am Nervenfieber und ward in"das dortige, vortrefflich eingerichtete Stadtkrankenhaus gebracht. Die Krankheit verlief schleichend und endete nach mehreren Monaten, wie es schien, mit dem Tode; man beauftragte da- Aufwärterpersonal, sie in die Leichenkammer der Anstalt zu schaffen, vr. Theile führt nun das Folgende mit den eigenen Worten des Mädchens an: „Ich fühlte," theilte sie mir mit, „wie sie mich aus dem Bette in die Höhe hoben und es schmerzte mich, als dabei mein Kopf hintenüberhina; ich mußte aber Alles mit mir geschehen lassen, da ich kein Glied zu rühren und keinen Laut von mir zu geben im Stande war. ES war gegen Abend. Man trug mich in die Leichenkammer, wo man mich auf ein Bret legte, das über ein Paar Böcke hinweggelegt war, und mit einem leinenen Tuche zudeckte. Ich hatte eine schreckliche Ahnung und das Bewusstsein meines Zustande- verließ mich nicht. Endlich — eS mochte wohl mitten in der Nacht sein — vermochte ich meine Glieder ein wenig zu bewegen. Lange machte ich vergebliche Versuche, mich aufzu richten, die Hände glitten mir immer wieder ab, wenn ich mich gegen das Bret stemmte und der Kopf fiel hintenüber. Zuletzt suchte ich so weit auf dem Brete nach vorn zu rutschen, daß die Beine darüber herunterhingen und nun gelang es mir, mich auf zusehen. Ich stand auf und ging nach der Thüre, aber sie war verschlossen; ich befühlte den Ofen, aber er war kalt. Da bemerkte ich, indem ein Lichtschein von außen durch eine Oeffnunq im Fensterladen in die Kammer drang, nicht weit von meinem Brete etwa- Weiße- auf einem ähnlichen Brete. Ich ging hin, um zu sehen was es war«; es war etwas mit einem weißen Tuch Zuge- deckte-; ich hob das Tuch in die HVHe und fühlte, daß eine Leiche quf dem Brete lag; eS war, wie ich später erfuhr, der Körper eines vor Kurzem verstorbenen alten Mannes. Ich setzte mich nun wieder auf mein Bret und wickelte meine Füße in mein leinene- Tuch, denn mich fing an sehr zu frieren, da ich blos mit einem Hemd bekleidet war. So blieb ich fiten bis zum Morgen und ich fürchtete mich nicht, denn ich glallW nicht mit dem Lobten allein zu sein, sondern sah mir gegenüber eine leuch, tende Engelsgestalt von himmlischer Schönheit stehe«, die freund- U zu mir sprach und mich tröstete. Als e- Lag wurde, öffnete Jemand die Thüre, aber wie e- mich so dasitzrn sah, stieß e< einen lauten Schrei aus und rannte davon. Dann aber kamen Andere, die mich in wollene Decken einhüllten und in ein Bett trugen." 'K Nach der weiteren Mittheilung de- Vr. Theile genas K»S Mäd chen so weit, daß sie da- Krankenhaus verlassen konnte und lebte, als er sie sprach, seit einigen Wochen bei ihrer Familie. Er fand ßio zsörperltch kräftig, von munterem und blühendem Aussehen; «Ni: ßlayte fte, daß sie noch von Zeit zu Zeit von einer gewissen Geda«k«schwäche befallen würde; ein Umstand, der freilich nach ein« so langen und schweren Krankheit und nach solchen Erleb nisse« «beusöwenig befremden kann, als die poetische Vision, die ihr üb« die schauerlichste Lage ihres Lebens glücklich hinwegge holfen hat." Der Berichterstatter fügt hinzu, daß seiner Ueber- zeugung nach die Kranke in kurzer Zeit völlig hergeftellt sein werde. Indem wir diesen wichtigen Bericht mittheilen, können wir zwar nicht verkennen, da- in demselben eine ernste Mahnung für die Lebenden: und für jeden Einzelnen enthalten ist; allein wir vermögen auch die Hindeutung nicht zu unterdrücken, daß der ganze Vorgang noch BetneSwegS als erwiesen und unumstößlich festgestellt betrachtet werden kann. Wir beabsichtigen damit nicht etwa einen Zweifel gegen die Werte des uns unbekannten Herrn „vr. Theile" au-zusprechen, obgleich aus seiner Unterschrift nicht ersichtlich ist, daß er Doetor der Medicin und daher zu einem Urtheile durch Fachkenntnisse befähigt sei; wir wollen vielmehr auS seiner Schlußäußerung über die m «hoffende baldige voll ständige Genesung des Mädchen- den Schluß ziehen, daß er Arzt sei, weil nur ein solcher ein derartiges Urtheil auszufprechen und zu vertreten befähigt ist. Allein wenn auch Herr Vr. Theile von der Wahrheit dessen, wa- ihm da- Mädchen erzählt hat, voll ständig überzeugt'war und wenn ihm die fragliche Kranke die Er zählung selbst Wort für Wort so gemacht hat, wie erste uns mittheilt, so entsteht doch die weitere Krage, ob jene- Mädchen auch ein wirklich glaubhafter Zeuge war. Diese Frage kann «ach d« vorliegenden Erzählung Niemand unbedingt bejahen. Eine Erzählerin, welche in ihrer Aussage über SelbsterlebteS „Smne-Hallucknationen*(wiedie Erscheinung eines Engels!) als einfache T hat solche ansspricht, ohne d« Möglichkeit eine- Jrrthumes zu gedenken, — beweist zunächst eine mäßige, ja sogar eine nur geringe UrtheilSkraft. Go gut die ihren Sinnen sich vorspiegelnde Erscheinung eine- Engel- von ihr für Wahrheit an gesehen wurde, ebenso gut kann ihr auch die aufgeregte Phantasie während der Krankheit einen Streich gespielt haben, und sie könnte leicht da-, was sie nur im Traum oder km Krankheitsdelirium er lebte, für thatsächlich erlebt und für Wahrheit gehakten haben. Jed« Arzt weiß, da- bei ungebildeten Kranken, namentlich bei den in langdauernd« Krankheit befindlichen Nervenkranken Derartige- nicht allzu selten vorkommt. Et ist jedoch noch ein anderer Fall denkbar. Da- Mädchen könnte nicht nur die durch ihre Fieberphantasie Getäuschte, sondern sogar die durch eine «dichtete Erzählung absichtlich Täuschende ' - - -- Getäuschte ^ und Herr vr. Theile könnte der sein. So unglaublich
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