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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186003062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600306
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600306
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-06
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1860
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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M tztz.Dienstag den 6. März. 1860. Lst Aasfee als Morgentrank nützlich oder schädlich? (Schluß.) Die empyreumatischen Stoffe haben nämlich die Eigenthüm- lichkeit, gewisse chemische Zersetzungsprocesse, welche an organischen keit. „Personen mit empfindlichen Verdauungswerkzeugen werden mit einiger Aufmerksamkeit leicht gewahren, daß eine Tasse starken Kaffees nach Tisch die Verdauung augenblicklich aufhebt"; erst wenn der Kaffee durch Aufsaugung wiederum aus den Magen ent fernt ist, tritt Erleichterung ein. Wer also schwache oder doch em pfindliche Verdauung-werkzeuge hat, dem wird der Genuß des Kaffees unmittelbar nach dem Essen nicht angenehm sein. Anders verhält es sich dagegen bei starker und kräftiger Verdauung; hier wird diese Wirkung nicht wahrgenommen, und nach einer sehr reichlichen Mahlzeit, bei welcher durch Wein und Gewürze die Thätigkeit des Magens zu einem ungewohnten Maße angespornt worden ist, dient umgekehrt eine Tasse (starken schwarzen) Kaffees dazu, dem Magen durch vorübergehende Unterbrechung der Ver dauung Erleichterung zu gewähren. Au dieser Wirkung der empyreumatischen Stoffe gesellt sich noch die der Kaffeegerbsäure, welche in ähnlicher Weise die Verdauung unterbricht, und die im Vereiw mit der im Kaffee enthaltenen Citronsäure und der den Bohnen ihre grünliche Färbung erteilen den kleinen Menge Viridinsäure dem Aufgusse aus schwach ge rösteten Kaffeebohnen säuerlichen Geschmack giebt, wenn nicht durch zweckmäßige Bereitung vorgebeuqt worden ist. Die drei Wirkungen deS Kaffees, welche wir bisher kennen ge lernt haben, beweisen bereits, daß derselbe mit Fug und Recht als paffendes Frühgetränk sich eingebürgert hat. Indem er 1) eine allAemeine angenehme Erregung bewirkt, und 2) das Gefühl der Nüchternheit durch scheinbare Sättigung verdrängt, befähigt er un- gleich vom frühen Morgen an, in unserm Berufe thätig zu sein und zeitig das Tagewerk mit jener Anspannung der geistigen Kräfte zu beginnen, welche beim gegenwärtigen Culturzustande in jedem Berufe ungleich mehr gefordert werden, als in frühem Jahr hunderten. Wir wollen hier nicht untersuchen, ob die Einführung des Kaffees als Morgengetränk mit größerem Rechte als eine Ur sache, oder als eine Folge des gegenwärtigen Civilisationszustandes angesehen werden könne; vom diätetischen Standpunkte aus ist es wichtiger, daß der Kaffee 3) die im Magen vor sich gehen den chemischen Zersetzungen beschränkt. Die sitzende Lebensweise der Städter, — die nicht völlig genügende Ernährung deS bei weitem größten TheileS der städtischen Bevölkerung, — die unpassende Vorliebe vieler Personen für schwer verdauliche Stoffe, für heiße Speisen und Getränke, — und die eben so ungerecht fertigte Abneiguna vor kräftig nährender Kost, vor Gewürzen und vor gebührend gesalzenen Speisen — haben im Verein nachthei lige Einflüsse auf die VerdauungSorgane geäußert. Man wird wohl nicht irren, wenn man jenen Zustand, den die älteren Aerzte als „Verschleimung des Magens" bezeichneten (und dessen genauere Eharakterisirung wir am vorliegenden Orte absichtlich unterlassen wollen), bei einem sehr großen Theile der städtischen Bevölkerung sich findet. Nun ist aber bekannt, daß der im Magen befindliche Schleim nicht unverändert in demselben verharrt, sondern der säuern Gähmng anheimfällt, und indem der Kaffee am Morgen diese Gährung unterbricht, dagegen die Bewegungen de- Darme- und des Magens vermehrt, die Ausleerungen beschleunigt, bildet er auf solche Weise ein vortreffliches Gegenmittel gegen die er wähnten Wirkungen unpassender Leben-weise und ist durch die von ihm gewährte Ausgleichung ein Erhalter der Gesundheit. Aber dies würde das Lob des Kaffees als Morgengettänk noch nicht zu rechtfertigen vermögen, wenn nicht eine vierte Wirkung hinzuträte, welche die wichtigste und lobenswertheste von allen ist; diese besteht darin, daß der Kaffeeaufguß durch vermehrte Herzthä- tigkeit den Umlauf de- Blutes beschleunigt, aber gleich zeitig durch die chemische Wirkung seiner in die Blutmenge auf genommenen Bestandtheile den Stoffwechsel verlangsamt. Die in unserm Organismus zu der Ernährung nicht verbrauchten Stoffe werden in den verschiedenen Ausscheidungen entfernt. Ob gleich nun Kaffee, wie bekannt, die Ausscheidung des Schweißes, des Harnes und die Ausleerung des Darminhaltes beschleunigt, so fand doch der früher genannte Beobachter, daß bei Einnahme glei cher Mengen Nahrungsftoffe und bei gleicher Lebensweise und Anstrengung bei denselben Personen: die Ausgabe der durch den Harn ausgeschiedenen festen Bestandtheile von auffallend geringerer Menge war, wenn sie Kaffee tranken, — und wiederum beträcht lich vermehrt wurde, wenn sie sich das Getränk versagten. Unter gleichen Bedingungen verliert also der Organismus mehr feste Stoffe, wenn kein Kaffee getrunken wird, als wenn Kaffee da- tägliche Getränk bildet. Kaffee bewirkt also dem Körper eine Er spar« iß an Nährstoffen; diese bleiben aber nicht unverwendet oder unthätig in unserm Innern, sondern werden nach Maßgabe des Bedürfnisses verbraucht. Man erkennt hieraus, daß v. Bibra volle Berechtigung zu seinem Ausspruche hat: „ Man bedarf weniger Nahrung, wenn man Kaffee genießt, als ohne denselben und hat dennoch gleiche Kraft und Arbeitslust." — Um sich diese wunder bare und erfreuliche Wirkung des Kaffee- deutlich zu machen, möge man sich verstellen, daß der Kaffee unserm Organismus gestattet, die genossenen Nahrungsmittel vollständiger auszunutzen, als ohne seinen Genuß der Fall gewesen sein würde. Für unsere gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse ist die- ein Segen. Etwa acht Zehntheile der Bevölkerung Mitteldeutsch lands befinden sich im Zustande karger oder ungenügender Ernäh rung, weil sie entweder zu wenig oder eine unrichtig zusammen gesetzte Nahrung genießen, während Beruf und Anforderungen des !ebens ihnen doch dieselben Anstrengungen zumuthen, als ob sie reichliche und gut gemischte Kost zu sich nähmen. Mit richtigem Instinkte haben diese sich den Kaffee als Nationalgetränk erwählt. Ohne denselben würde die schon jetzt in wahrhaft erschreckender Weise verbreitete „Blutarmuth" noch ungleich verderblicheren Ein fluß gewonnen haben. Gerade bei der arbeitslustigen, industriellen Bevölkerung (wie z. B. in Sachsen) finden wir den Kaffee als Lieblingsgetränk des Volkes und es ist nicht zu läugnen, daß der selbe vor Bier und Branntwein seine großen Vorzüge hat, wie ein Vergleich der geistigen Regsamkeit und der Intelligenz der Be »er G« wohnerschaft legenden, in denen diese beiden Getränke solche vorzugsweise die Lieblinge des Volkes sind, gegenüber der Bewoh nerschaft eines Kaffeelandes Jedem sofort ergeben wird. Aehnliche Beobachtungen machte Gasparin in Frankreich, obwohl von an derem Gesichtspunkte ausgehend. Er behauptet, daß die Bergleute zu Charleroi die schwere Aufgabe gelöst hätten, mit einer Nah rung, welche in ihren Nährstoffen nur die Hälfte deS Nahrungs- werthes besitze, als die Bewohner des übrigen Europa in ihrer Mehrzahl genießen, dennoch sich gesund zu ernähren und die Stärke ihrer Muskeln zu erhalten. Dies bewirken sie mit Hülfe den Kaffees. „Als Frühstück trinken sie i/r Litte (— 1 Pfund) Kaffeeaufguß und essen dabei Weißbrod und Butter; wenn sie zur Grube anfahren, so nehmen sie außer ihrem Butterbrod 1 Litte (— 2 Pfund) dünnen Kaffee in einer Blechflasche mit, und kehren sie am Abend in ihre Wohnung zurück, so erwartet sie zu Hause eine Mahlzeit au- gesottenen Kartoffeln mit Gemüse, so wie aber mals Butterbrod und Kaffee." (Zeitschrift „KoSmoS" 1857, 2.) Berechner man die Nährstoffe iyrer Nahrungsmittel, so erkennt man, daß nach den feststehenden ErfahrunaSsätzen über die Nähr bedürfnisse de- Menschen die gesammte Menge dieser StoA nicht hinretchen würde, ihnen genügendes Nährmaterial für die Bedürf nisse de- Organi-mu- zu liefern» und wenn sie dennoch trotz der
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