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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186003101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-10
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1860
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Anzeiger. MMaN des Bezülsgmchir ««d de« Ralhs der Stadt Leipzig W7«. Sonnabend den 10. März. Bekanntmachung. 18k«. Ein Theil des an der östlichen Seite der Thalstraßc gelegenen, zur Zelt als Gartenland benutzten Areals, in vierzehn einzelne Parzellen eingetheilt, welche von der ersten Kleinkinderbewahranstalt beginnen, soll als Bauplätze an den Meist- bietenden versteigert werden. ES ist hierzu Freitag -er AL. März LS«0 anberaumt worden und Kauflustige haben sich an diesem Tage Vormittags S Uhr in der Rathsstube einzufinden/-ihre Gebote zu eröffnen und sich weiterer Weisung zu gewärtigen. Die VerkaufSbedingungen nebst dem angefertigten Plane liegen vom 12. März an bei unS zur Einficht bereit; auch können von da an lithographirte Eremplare deS Planes bei unS in Empfang genommen werden. Leipzig, den 6. März 1860. Der Skath -er Sta-t Leipzig. Berger. Schleißner. Der Traum. *) Von Berthold Sigismund. „Der Schlaf hat stillt Welt, Gin Reich von wundervoller Wirklichkeit. Die Träume haben Worte, Schmerzen, Thränen, Und einen Hauch von Freude. Schwer belasten Sie unser wache- Denken, sie erlösen Den Menschen von der Arbeit sauren Bürde Wie Geister schreiten sie an un- vorüber, Verkünden, gleich Sibyllen, unsre Zukunft, Beherrschen unsre Freuden, unsre Schmerzen Und wandeln un- nach ihrem eignen Willen. Sie ängsten uns mit lang verblich'nen Bildern Verschwundncr Schatten" In diesen Versen giebt der an Weltschmerz kranke Byron seine düsteren Anschauungen vom Traumleoen kund; andere Dichter schildern mehr die heitern, lächelnden Züge des Traumes, wie er als Fee Mab possenhafte Zauberspiele treibt. Aber alle Dichter stimmen darin überein, daß sie das traumhafte Walten des Geistes als eine schöne, vielleicht sogar die edelste Blüthe des Menschen daseins preisen. Es wäre unbillig, mit ihnen darüber zu rechten. Sie dürfen Alles mit dem verklärenden Lichte des Idealen be leuchten, sie dürfm im Urtheilen der Stimmung des Augenblicks folgen, und warum sollten sie nicht einen Zustand preisen, der mit der fieberhaften Erreatheit des schöpferischen Dichtergeistes so manche Ähnlichkeit hat? Verliert doch der Poet, dessen Auge nach Sha kespeare'- Wort im schönen Wahnsinn rollt, über den Gefühlen und Bildern, die seine Seele füllen, das klare Bewußtsein seiner Persönlichkeit fast so sehr, wie der Träumer; waltet doch im Dich ter die Phantasie ebenso mächtig über die andern Geisteskräfte vor, wir in der Seele des Schläfers. In ganz verschiedenem Lichte erscheint dir Traum dem nüch ternen Naturbeobachter. Freilich giebt es eine ansehnliche Zahl von Seelenforschern, welche, in der Werthschähunq des Traum lebens fast die Dichter überbietend, meinen, der schlafende Mensch mtftllte Fähigkeiten, welche weit über die des wachen Lebens noch mehr Wunder hineingeheimnißt. Nach ihren Schilderungen erscheint der Träumende wie ein Besessener, in dem höhere Geister eingezogen sind und die wunderbarsten Thaten thun; er steht da, wie ein mächtiger Dichter, ein Denker, dem große Gedanken wie geschenkt zufliegen, ein Fern- und Hellseher, der Raum und Zeit selbst fühlt, nicht mehr als Schranken seiner selbst fühlt, und aK Prophet. Allein solchen Darstellungen fehlm alle wesentlichen Eigen schaften der wissenschaftlichen Erkenntnlß: unbefangene Beobach ,Aus der Heimath". S. Nr. 4« des Tagrbl. «wer ve» „Schlaf*, tung, strenge Kritik und Freiheit vom Gängelbande des Systems. Wer über den Traum nicht träumen, sondern klar und sicher den ken will, kann nicht nüchtern genug zu Werke gehm. Die folgenden Mittheilungen sind die Ergebnisse von fortge setzten Beobachtungen, bei denen als Grundsatz galt, jene unbe fangene Nüchternheit zu behaupten. Dies ist freilich schwerer, als es beim ersten Anblick erscheint. Denn während de- Träumen- ist eine bewußte Beobachtung unmöglich, und die aus dem Traum in den wachen Zustand sich forterhaltenden Erinnerungen sind selten klar und sicher. Jndeß gelingt es, wenn man die Seelen erscheinungen mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt, doch dann und wann, die Gesetze zu erkennen, nach denen wir uns im Irr garten des Traumes bewegen. Um möglichst unbefangen zu. berichten, wurde als Grundsatz feftgestellt, frei von allen Schulansichten zu bleiben. Daß für da- Traumleben die Zustände und Tätigkeiten der leiblichen Organe von Einfluß sind, wird auch der Spiritualist, der den Menschen als eine Einheit von zwei durchaus verschiedenen Urbestandtheilen ansieht, zugeben. Aber weder er, noch der Materialist, ist im Stande aus seiner Hypothese auch nur eine kleine Reihe der Er scheinungen als notwendige Folgerungen herzuleiten; darum ver dienen die beiden Grundansichten noch lange nicht den Namen wissenschaftlicher Hypothesen, sie gehören in das Bereich des Glau bens. nicht in das de- Wissens. Wir wollen sie deshalb ganz bei Seite liegen lassen und einfach die Thalsachen berichten; nur der Gebrauch einiger uralten psychologischen Bezeichnungen, die nicht zu entbehren sind, möge verstattet sein! „Nur der erste Schritt ist schwer," sagte ein Witzkopf von jenem Enthaupteten, der nach der Sage seinen Kopf unter den Arm nahm und fortwanderte. Das gilt auch vom Verständniß des Traume-. Nimm dem wachen Geistesleben seinen Kopf, das Helle Selbstbewußtsein, und laß es ohne dieses fortarbeiten, so hast Du den Traum. Aber wie kann sich jenes so verstümmeln und doch fortwirken? Darüber bleiben wir ganz im Dunkeln; die Grenze der beiden Zustände, zwischen denen der Geist schwankt, nämlich das Entschlummern, entzieht sich aller Selbstbeobachtung. Wir fühlen zwar in der Schläfrigkeit, die mit dem Rausch und der Ohnmacht Aehnlichkeit hat, da- nebelhafte Verschwimmen der Sinneseindrucke und das Erlöschen unsteS klaren Selbstbewußt- ' ins und Willens, wir gewahren das Ueberdämmern des geistigen 'ageslichtes in ein matte-, araueS Zwielicht und in immer dich tere Finsterniß; aber das Wiederaufleben unsre- Bewußtsein- in anderer Form, gleichsam al- Mondschein, im Traume bemerken wir nie. Am kleinsten erscheint die dunkle Kluft zwischen dem Bereiche de- wachen und traumhaften Denken- bei einem leichten, kurzen Tagschläfchen; hier glauven wir öfter die Anknüpfung be lebteren an da- erste« zu gewahren, ohne daß ein Awischenreich stattfindet. Da- wache Denken waltet eine Aeitlang fort, allmä- tta mischt sich der phantastische Traum in die Regierung und ge winnt unmerkltch dir Alleinherrschaft.
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