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Feierabend : 15.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190501152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19050115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19050115
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-15
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Feierabend : 15.01.1905
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— 10 „Währen- Patrick nach Hause ging/' fuhr er in seinem Berichte fort, „heftete ich mich den vier Individuen an die Fersen, die mir derselben Bande anzugehören schienen. Sie bogen in eine Sackgasse des Chapelle-Boulevards ein und verschwanden in einem dunkeln Hause, das nur einen Stock hoch ist und den Abschluß der Sackgasse bildet. Nach einer halben Stunde etwa kamen sie wieder zum Vorschein. Ich verfolgte den Mann weiter, mit den: Patrick gerungen, und habe auch seine Wohnung entdeckt. Er wird heute abend verhaftet werden, natürlich unter einem anderen Vorwände, und dann wird man auch erfahren, wer er ist." Kaum hatte Bidache seinen Bericht beendet, als die Tür geöffnet wurde und die eintretende Dienerin den Besuch des Herrn Patrick. O'Keddy, meldete. Auch der junge Ir länder hatte sich eingefunden, um Johanna über den Erfolg seiner Expedition zu berichten. Das junge Mädchen streckte ihm die Hand entgegen und dankte ihm in beredten Worten für den hohen Mut, den er bekundet hatte. „Ah, sieh da, mein lieber Schlosser, freut mich sehr. Sie zu sehen," sagte Patrick heiter, nachdem er ein wenig stockend die Dankesworte des jungen Mädchens beant wortet hatte. „Gottlob, daß Ihnen nichts Unangenehmes widerfuhr, nachdem wir von einander schieden." „Nein, gar nichts." „Kennen Sie nunmehr die Wohnung meines liebens würdigen Gegners?" „Er bewohnt einen Gasthof allerniedrigsten Ranges auf dem Billette-Boulevard," gab Bidache zur Antwort. „Schön. Ich muß Ihnen indessen gestehen, daß ich meinerseits gar nicht beruhigt bin." „Weshalb denn nicht?" „Ich fürchte nämlich, daß ein sehr neugieriges Jndivi- duum den Drang verspürt hat, meine Wohnung auszukund schaften. Ich fürchte mit einen! Wort, daß man nnr nachge schlichen ist — „Teufel auch." meinte Bidache ein wenig beunruhigt. „Das würde soviel bedeuten, daß man uns erkannt hat. Doch was veranlaßt Sie zu dieser Vermutung?" „Als ich mich von Ihnen getrennt hatte, vernahm ich hinter mir das Geräusch von Schritten, auch bemerkte ich einen Schatten, der mir zu folgen schien und schneller ging, wenn ich meine Schritte beschleunigte, seinen Gang verlang- samte, wenn ich meine Eile verminderte. Ich beschloß, mir Gewißheit zu verschaffen und verschwand mit einen! Satz in denr Dunkel einer Torwölbung, nachdem ich um die Ecke der Saint-Lazare^slraße gebogen. Der Mann, der mir folgte, mußte meine Spur verloren haben. Nach einer Viertel stunde verließ ich mein Versteck und setzte meinen Weg fort, in der Hoffnung, daß ich meines zudringlichen Verfolgers nunmehr entschlüpft sei. Allein er war über den Damm geschritten und hatte sich ebenfalls versteckt, offenbar um sich zu überzeugen, ob ich in dem Teil der Straße verblieb, in welchem er mich verschwinden sah. Als ich nnch wieder in Bewegung setzte, fuhr er fort, mich von weitem und unter gewissen Vorsichtsmaßregeln zu verfolgen. Ich fiihlte ihn dessen ungeachtet unablässig hinter mir. Trotz aller erdenk lichen Listen, deren ich mich bediente, um ihn auf eine falsche Spur zu lenken, fürchte ich, daß er mir bis zu meiner Woh nung gefolgt ist." „Du lieber Gott, wenn Ihnen nur kein Unglück zu stößt," rief das junge Mädchen ganz aufgeregt bei den! Ge danken an die Gefahren aus. denen Patrick ausgesetzt sein konnte. „Nach den Schilderungen des Herrn Bidache ist der Mann, den Sie angegriffen haben, von einer ganzen Bande unterstützt und solche Leute schrecken vor nichts zurück, um sich Straflosigkeit zu sichern." „Bah." machte der Irländer sorglos. „Wo gäbe es denn auch nnr einen Schatten von Vergnügen, wenn man keinerlei Aufregung zu bestehen hätte? Oder glauben Sie. ich sei keinerlei Gefahr gelaufen, wenn ich auf der Lauer lag, um einen Löwen zu erschießen? Denken Sie Loch, mitten in der finsteren Nacht, ganz allein im Urwalde und darauf gefaßt, daß mir jeden Moment ein Panther von einem Baumstamm herab auf den Rücken springen könnte. Dies aber hat nicht gehindert, daß ich meinen Löwen immer erschoß und nie mals von ihm gefressen wurde. Und hoffentlich werden die wilden Bestien in Paris nicht gefährlicher sein als ihre Kollegen im finsteren Afrika." dlun berichtete Johanna den beiden jungen Leuten über ihre Begegnung mit Greliche und verschwieg auch nicht, daß diesem beim Anblick der Photographie Lacädats eine Be wegung des Schreckens oder der Ueberraschnng ent schlüpft sei. „Das ist eine kostbare Entdeckung," rief Bidache aus. „Das ist ein Lichtstrahl. Dieser Mann kennt vielleicht das Geheimnis, welches wir mit solchem Eifer zu ergründen suchen —" Er belobte die Besonnenheit des jungen Mädchens, welches sich derart zu beherrschen verstanden hatte, daß es den Mann nicht sofort mit Fragen bestürmte. Derselbe hätte gewiß nicht gesprochen. Es bedurfte jedenfalls viel Zeit und großer Geschicklichkeit, um ihn zum Sprechen zu bringen. Inzwischen mußte man aber bemüht sein, ihn der be klagenswerten Lage zu entreißen, in der er bisher gelebt. Nur wenn man an seine besseren Gefühle appellierte und ihm Dankbarkeit für die Wohltaten, die man ihn! er weisen würde, cinznflößen trachtete, konnte man hoffen, daß er sich entschließen werde, den Mörder zu perraten, dessen Mitschuldiger er vielleicht gelvesen. Dieser Versuch hatte für Patrick O'Keddy, der ein Men schenfreund in des Wortes schönstem Sinne genannt werden konnte, viel verlockendes an sich. „Schicken Sie mir diesen Menschen," sagte er zu Jo hanna. „Ich will mit ihm sprechen . . . Vielleicht finde ich auch Verwendung für ihn." „Ich werde sofort an ihn schreiben, damit er zu Ihnen gehe." Als sich die beiden jungen Leute erhoben, um sich zu verabschieden, dankte ihnen Johanna nochmals mit Tränen in den Augen für die tiefe Ergebenheit, die sie ihr be zeugten. „Ach, mein gnädiges Fräulein." rief Patrick mit seinen! gewohnten Freimut aus. „für Sic ginge ich ja bis ans Ende der Welt! Sie wissen ja gar nicht, in welchem Maße ich . . ." Er brach hastig ab. ihre Blicke begegneten sich und ans seinem offenen, ehrlichen Blicke konnte Johanna lesen, was seine Lippen nicht zu sagen gewagt hatten. Errötend ließ sic den Kopf sinken und znm ersten Male seit dem Tode ihres Vaters fühlte sie ein wenig Wärme in ihr Herz einziehen. (Fortsetzung folgt.) Entlassen. Novellette von H. Müller Weil bürg. (Nachdruck verboten.! Ucberall in der Ebene hoch in den Aetber ragende Sckwrnsteine massiger, großer Fabrikgebäude. Dazwischen weithin sich ansbreitcnde Lagerschuppen, Ansnbrbaldcn und Ausladeplätze und gleichmäßig einförmig erbaute in von Wegen durchschnittenen Vierecken aneinandergefügte, kleine, einstöckige Arbeiterhänser. Das alles überzogen mit einer dnnkelroten Kruste. ! einer Hülle wie getrocknetes, pnverisiertes, von! Winde nach ! jeder Richtung bin zu Staub verwebtes Blut. Das sind die Farbwerke von Wölperding und Söhne, die bedeutendsten derartigen Etablissements des Konti- i nents.
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