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Feierabend : 30.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-191311305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19131130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19131130
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-30
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- Feierabend : 30.11.1913
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— 120 — auch nichts dagegen, dem war's ganz recht, wenn sie sich unterhielt, ja, er sah's nicht einmal ungern, wenn sie ge- feiert wurde. Sie nahm wieder die Rute in die Hand und knabberte ein Stämmchen davon ab. Schokolade naschte sie gar zu gern, und das wußte vermutlich Dr. Mesern, denn von ihni kam die Rute doch sicher, das glaubte sie nun felsenfest. Ihr fiel ein, daß er ihr bei Glinskis wenigstens dreimal gesagt hatte, er ginge am Nikolaustage ins Promenadenkonzert, und das tat er mit Absicht, das war augenscheinlich. Wie, wenn sie nun wirklich hinginge und ihm die Rute tüchtig heimzahlte? Aber allein? Konnte sic allein gehen? Warum nicht, gingen doch so viele Frauen allein, und Franz sah sicher auch nichts Unpassendes darin, wenn sie einmal aus eine Stunde ins Promenadenkonzert ging. Und heute war gerade günstige Gelegenheit dazu; ihr Mann war abends nicht daheim, ihre beiden Mädchen bei Mizzi Graner zu einem Kinderfeste geladen und Julius, hm. dem machte es auch nichts aus, wenn er sich einmal kurze Zeit allein be helfen mußte; er hatte ja so wie so Hals über Kopf zu studieren und zu üben, also sie versah und versäumte nichts. Natürlich wollte sie sich recht schön machen, ihre neue Samt bluse mit dem pompösen Spitzenkragen anziehen und den entzückenden Hut mit dem flotten Bandgestcck aufsetzen. Und lange wollte sie ja nicht bleiben, gerade nur so lange, daß sie am Nachhausewege Frieda und Aennchen bei Graners abholen konnte. Sie war wie elektrisiert, und ob wohl noch weit über eine Stunde Zeit war, ging sie doch daran, Toilette zu machen; und als sie damit fertig war, und der Spiegel sie überzeugte, daß sie schön, entzückend schön aussah, steckte sie noch eine dunkelrote Rose in ihren Gürtel, dann setzte sie sich hin und las. Aber ihre Gedanken waren nicht bei der Lektüre; sie überdachte, was sie dem Doktor alles sagen wollte, und warf dabei von Zeit zu Zeit einen heiteren Blick auf die neben ihr liegende Rute. Es klingelte. Aha, nun kam gewiß Julius nach Hause. Sie hatte sich nicht geirrt, denn in wenigen Minuten stand ihr Sohn, ihr ältester, ein hübscher, Ajähriger Jüngling, vor ihr. „Guten Abend, Mama, wie schön du dich gemacht hast!" rief er überrascht, „was hast du heute vor?" „Ich gehe auf ein Stündchen ins Promenadenkonzert," warf sie mit erkünstelter Gleichgültigkeit hin. „Ins Promenadenkonzert? Allein?" frug er verwun dert. „Papa sagte doch, er habe heute —" „Natürlich nicht allein," unterbrach sie ihn, „mit Tante Anna —" „A, wie ihr die Lüge in den Mund gekommen war! Sie konnte dem fragenden Blick ihres Jungen nicht stand halten und fühlte, wie ihr's beiß in die Wangen stieg. Nach einer Pause lachte Julius. „Was tausend, Mama, ich sehe ja etwas schier Unbegreifliches! Die Rute liegt ja völlig unversehrt neben dir, und ich dachte, ich würde auch kein Stämmchen davon mehr vorfinden, bei deiner Leiden schaft für Schokolade!" Frau Klara sah ihn verdutzt an. — „Ist die Rute von dir?" frug sie langsam und verwundert. „Ja, St. Nikolaus hat sie gebracht, er hat sie niir für meine süße, schlimme Mama gegeben," lachte er und nahm zärtlich ihre kleinen Hände in seine großen. Sie war un fähig, ein Wort hervorzubringen. Ta sah er sie plötzlich mit einem eigentümlichen Blicke an, das Lachen war von seinen Lippen verschwunden, er ließ ihre Hände fallen und sagte: „Wie enttäuscht du darüber bist, daß die Schokolade ron mir ist!" Da kam sie zur Besinnung. Sie sprang auf und lachte. „Dummer Junge, von wem könnte sie sonst sein, ich habe mir's wohl gedacht." Sie gab ihm einen Klaps, ganz leicht und zärtlich. „Und es braucht dich gar nicht zu wundern, daß ich sie nicht aufgegessen habe, die Mädchen sollen doch aucb was vom St. Nikolaus haben." Er war nicht ganz überzeugt, sie sab's ihm an: aber sie merkte, daß sie sich nicht mehr beherrschen konnte; zu in tensiv stürmten die Gefühle auf sie ein, und sie verließ das Zimmer. Im Stübchen ihrer Mädchen schlug sie die Hände vors Gesicht. Ach, ach, der Blick! Was war das? Was alles lag in diesem Blick? Verwunderung, Mißtrauen, Enttäuschung, Mitleid, o, und dies von ihrem eigenen Buben! Wie ein Schleier fiel es von ihren Augen. Julius war kein Kind mehr; er war ein ernster junger Mann, er durchschaute sie und fand ihr kokettes Treiben verwerflich. Und die Rute — hatte er absichtlich die Rute gewählt? Nein, das wußte sie ganz genau; aber von heute ab würde er es absichtlich tun, das fühlte sie mit argem Erschrecken. Ihr Kind, ihr heiß geliebtes, würde ihr die Achtung und Liebe versagen, wenn sie ihre bisherige Lebensweise nicht änderte. Und nicht lange, dann würden auch Frieda und Aennchen merken, welch flatterhafte Mutter sie haben o, o, ihr war, als müsse sie vor Scham in die Erde versinken. Es kam ihr plötzlich alles, alles nichtig vor gegen das Eine, Einzige, die Liebeihrer Kinder. Die mußte sie sich erhalten, um jeden Preis. Noch war sie ihr nicht verloren, noch besaß sie dies herrliche Kleinod und sie fühlte, daß sie überaus reich war in diesem Besitze. Fort mit all dem Tand! Sie zog die Rose aus ihrem Gürtel und vertauschte die Prunk toilette mit einem einfachen Straßenkleide. Ach nun war ihr Wohl, und jetzt, jetzt gleich wollte sie zu Garners gehen und ihre Mädchen holen, sie mußte in den Blicken ihrer Kinder lesen und sich von neuem ihrer Liebe versichern, um den Mut zu finden, Julius wieder in die Augen zu schauen. Und die Nute? — „St. Nikolaus hat's gebracht! Er hat mir's gegeben für meine süße, schlimme Mama." Wie lieb, wie treuherzig-schelmisch er das sagte, der liebe, liebe Junge. Ja, St. Nikolaus war ein Weiser Mann; sie wollte ihm auch recht, recht dankbar sein für seine Rute. Etwas vom Papier und seiner Herstellung Von W. Roß, Hamburg Nachdruck Vorboten Eines der unentbehrlichsten Gebrauchsmittel der ge samten Kulturwclt ist heute das Papier. Ter Name stammt von der ägyptischen Papyrusstauds, einer Wasserpflanze, deren Schaft entrindet und von deren Mark dünne Streifen abgeschnitten wurden, die man in abwechselnden Lagen kreuz und quer unter Zuhilfenahme des Wassers, das den Pslanzenleim löst, übereinander klebte. Die so gewonnenen Blätter wurden dann getrocknet und mit einem harten, glatten Gegenstand geglättet. Diese Papyrusbogen, deren Herstellung später von den Griechen und Römern übernom men wurde, bildeten im Altertum den einzigsten Beschreib stoff von praktischer Bedeutung. In späterer Zeit benutzte man Leder zum Beschreiben, das aus den Häuten von Käl bern, Schafen und Ziegen gewonnen wurde, und mit dessen Fabrikation sich besonders die Bewohner der Stadt Per- gamuni in Klcinasien befaßten, daher der Name Pergament. Auch unsere ersten Drucke, die sogenannten Inkunabeln, sind auf Pergament hergestellt. In Schweinsleder ge duden sind manche von diesen äußerst wertvollen Druck erzeugnissen auf unsere Tage gekommen. Freilich wurde die Buchdruckerkunst nicht den Aufschwung genommen haben, wenn sie nur auf das kostbare Pergament als Ma terial zum Bedrucken angewiesen wäre. Erst mit der Er findung des Papiers wurde die breite Grundlage geschaffen, auf der sich die Buchdruckerei zu der heutigen Höhe ent wickeln konnte. Wie so manche unserer heutigen Kulturcrrungenschaf- ten. wird die Erfindung des Papiers den Chinesen zuge schrieben, die bereits 10l> v. Chr. aus den Fasern des Maul beerbaumes und Chinagrases Papier zu bereiten verstanden. Fest siebt, daß 75,1 n. Chr. Kriegsgefangene diese Kunst mit nach Persien brachten. Von dort kam sie nach Bagdad, wo
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