I n diesem Märchen soll der Mensch an uns vor überschreiten, aus dem dos Bild der Gottheit uns ent gegenleuchtet. Goethe und Weimar! Heute klingt das wie selbstverständlich. Wie ein Begriff, den die Ewigkeit geboren. Damals war's anders. DasWeimar von ehedem ist nicht dasWeimar von heute. Athen, mit dem es später oftmals in Vergleich gezogen wurde, war ja, wie der erste Goethe-Biograph so treffend bildlich sagt, auch nur wie ein Punkt auf der Oberfläche Europas, aber das Zusammengehen der Ver hältnisse war dort anders. Dort wirkte die Nation mit den Künstlern zusanimen. Sophokles schrieb für das ganze Athen — und das ganze Athen zollte ihm Beifall. Phidias und Praxiteles schufen ihre Wunder als Ausdruck eines nationalen Glaubens und als höchste Befriedigung eines nationalen Geistes. Der Staatsschatz war freigebig. Das Volk ließ es — trotz seines Murrens gegen die ungeheuren Ausgaben — nicht zu, daß Perikles, wie er drohte, den Parthenon aus seinem eigenen Vermögen errichte, um ihn dann aber auch durch die Aufschrift seines Namens der Nation zu entziehen. In Deutschland war das anders. Das Publikum, die Nation, fehlte den „Schöngeistern". Man stellte sich ihnen entgegen. Krückstock und Degen herrschten nur. Wie verstreute Gliedmaßen eines großen Körpers — zertreten und ausgesogen — lagen die Fluren... Und Weimar gar war eines der ärmsten unter den kleinen deutschen Ländern!