halbes Jahrhundert dauerte, beginnt mit dem Jahre 1775, als das Schicksal, durch ein und dieselbe Hand, bereits zum dritten Male an Goethes Türe klopfte. Erst achtzehnjährig bestieg der junge Fürst am z. Sep tember dieses Jahres den Thron; ihm zur Seite ein Edelreis von einem Fürstenkinde, die mit allen vornehmen Eigenschaften ausgestattete Darmstädter Prinzessin Luise. Am 12. Oktober, mit seiner Gemahlin auf der Reise, traf Carl August zum dritten Male mit Goethe zusammen, den er zuerst, Ende des Jahres 177^, auf seinem Wege nach Paris, in Frankfurt, durch Knebel kennen gelernt, und lud ihn wiederholt und dringend ein. Goethe nahm an. Am zo. Oktober schon reiste er südwärts, über Heidelberg. Wie gern hätte die Jungfer Delph, seine mütterliche Freundin, ihn hier festgehalten; wie gern hätte sie Schick sal gespielt. Aber GoethenS Genius wollte es anders. Und die kleine Tafel an dem schmalen Hause am Markte zu Heidelberg spricht wie der Eingriff eines Höheren in die Lebensbahn eines Auserwählten der Menschheit: „Aus diesem Hause", so steht da in wenigen Worten, „reiste Goethe, der Einladung Carl Augusts folgend, am ch November 177Z nach Weimar". Wie einfach sich das liest! Und welch ein Ereignis! Mit dieser Tat war der Ring gesprengt, den die Frankfurter Verhältnisse um ihn zu schlagen drohten! Am 7. November langte er in Weimar an. Ein Augenblick, den die Ewigkeit in ihre Tafeln schrieb. Denn ob auch erst sechsundzwanzigjährig, hatte Goethe doch schon Weltruhm, war der Dichter des „Götz" und