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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186004055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-05
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 86. Ueisebriefc ei»es parii'crs über Qipttg") i. Alter Freund! — Wenn Du im „ vietisnnrüre nachschlägst, so findest Du Folgendes: „„Leipzig, Stadt in Deutschland, Königreich Sachsen, Haupt- ort des gleichnamigen Kreises, beim Zusammenfluß der weißen Elster und der Pleiße, 102 Kilom. von Dresden, 10° 10' ö. L., 50« 21' n. Br., 57,000 E. Bemerkenswerthe Gebäude: das Schloß Pleißenburg mit einer Sternwarte; die Kirchen zu St. Thomä und St. Ni colai, das Nathhaus, die Buchhändlerbörse, das Augusteum rc. Außer seiner Universität, einer der berühmtesten von Deutschland, besitzt Leipzig fünf Bibliotheken, einen botanischen Garten, gelehrte Gesellschaften, Kunst- und mildthätige Vereine und verschiedene Unterrichtsanstalten. Handel und Gewerbe sind lebhaft, namentlich der Buchhandel. Es werden hier drei berühmte Messen abgehalten: den 1. Januar, den dritten Montag nach Ostern und zu Michaelis.— Kästner, Teller, Fabricius, Leibnitz und Tbomasius sind in Leipzig geboren. Diese Stadt ist ziemlich alt; sie hat ihren Namen von einem slavischen Worte, das Linde heißt. Die Schweden trugen in der Nähe zwei große Siege über die Kaiserlichen davon, in den Jahren 1631 und 1642, Die Preußen nahmen sie 1745 ein, Ferdinand von Vraunschweig ebenfalls (1756), Davouft bemäch tigte sich ihrer 1806 nach der Schlacht bei Jena u. s. w."" Aber man braucht von alle Dem Nichts zu glauben. Die Wahrheit ist, daß an der Stelle von Sümpfen, wie sic sich in alten Zeiten von Dresden nach Magdeburg erstreckten und wie sie jetzt in große Auen verwandelt ^scheinen, eine belebte und hübsche Stadt wie eine Oase in dcr Wüste sich erhebt. Diese Stadt ist von reizenden Promenaden umgürtet und heißt Leipzig. Nehmen wir sie so, wie sie ist, ohne sie um ihre Vergangen heit zu fragen, ohne uns mit ihrer Zukunft zu beschäftigen .... gerade so, wie wir es einer hübschen Frau gegenüber machen würden, mit der uns der Zufall im Postwagen zusammen führte. Und nun, kennst Du jene niederländischen Gemälde, auf denen man lange Schieferdächer in der Sonne glänzen sieht, herüber schauend über lachende Baumgrnppen, auf denen jedes Häuschen mit Blumen aufgeputzt ist, wo der Thurm der Ortskirche schlank und schwank gen Himmel ragt, wo Alles Glück und Ruhe athmet? Nun, etwas davon hat dieses Leipzig, ja, es hat viel davon. Man könnte es einen annoch den schlimmen Leidenschaften der Welt entschlüpften Erdenwinkel nennen, ein ruhiges und stilles Asyl, wie die Pfarre eines calvinistischen Predigers oder der Garten eines holländischen Pachtgutes. Mit einem Worte, es ist wahrlich eine Stadt, die für die Liebe, die Philosophie und das Träumen, diese heilige Trias jedes guten Deutschen, wie geschaffen ist. Im Nordweften der Stadt liegt das Rosenthal, ein mysteriöses Wäldchen, wo hundertjährige Bäume sich über den Häuptern der Spaziergänger zärtlich umarmen, wo kein anderes Geräusch als das Murmeln der Elfter, die hier zwischen schön berasten Ufern dahinfließt, uns im Träumen stört... Dort sind die Sammlung und die Einsamkeit vollständig! Wenn man diese große in Schwei gen versunkene Natur sieht, diese langen, einsamen Waldwege, kommt man unwillkürlich ins Träumen .... und man glaubt dann durch die Baumgruppen einherwandeln zu sehen den großen Schiller, der in der Jugend einst hier geweilt und an der Jungfrau von Orleans und Maria Stuart hier gedichtet. Denn ganz in der Nähe, am Ausgange des Rosenthals liegt hinter dem Grün ver steckt das Dorf Gohlis ... Man schreitet über eine hölzerne Brücke und sieht sich snach wenigen Minuten) angesichts des Schiller- Hause-; Man kann den einfachen Tisch sehen, auf welchem der große Dichter so viele Meisterwerke schrieb, kann sich an das Fenster *) Eine Reihe Eorrrsvende,,,,n. welche in der Pariser literarischen Wochenschrift ,,1.o Lnu^-ui-" vom >8. d. M. an ru erscheinen begonnen hat und die wir der Curiositat halber hier miltheilen. setzen, wo er gesessen und wie er die lachende Landschaft da draußen schauen, wo uns jetzt Alles wie mit Geifterlippen zuruft: Schiller, Schiller, Schiller! Doch zurück in die Stadt. Dort erhebt sich vor uns wie eine mitternächtige Erscheinung die Thomaskirche. Die Glocke erdröhnt in ihrem ehernen Nest. Du trittst ein und unter ihre dunklen Wölbungen wird alsbald die Orgel ihre mächtigen Harmonien entsenden. Es ist der alte Bach, wie er immer genannt wird, der an dieser Orgel seinen Inspirationen folgte, es ist der an Weisen so reiche Organist, der sich hier zur Unsterblichkeit empor präludirt hat! Wenig Schritte weiter und während alle Thüren sich schließen, kann man, von dem Marktplatze aus, der auch seine Jahrhunderte alte Geschichte hat, beim zweifelhaften Scheine des Mondlichtes einen in einen dunklen Mantel gehüllten Mann längs der Häuser, wie Einen, der etwas Böses vor hat, hinschlüpfen, dann ihn plötzlich in der Erde verschwinden sehen, wie in ein Luftloch der Unterwelt. Sieh, wie er in einen Keller mit schlechter Lampenbeleuchtung hinunter gestiegen ist und vor einem Bierkrug sitzt, er zieht ein Manuskript aus der Tasche und schreibt! Durch die Rauchwolken, die den Saal erfüllen, hindurch sieht man, daß die Besucher dieses Kellers Studenten sind. Doch die Wolke zertheilt sich allmählich, die Gäste verlieren sich, und es bleibt unter der dunklen Wölbung Niemand zurück, als dieser Mann, der immer noch schreibt, trotz des man gelhaften Lichtes der trübe und qualmend brennenden Hängelampe... dieser Mann, Du hast ihn erkannt, ist Goethe! Goethe, Schiller und Bach, sind das nicht drei Namen, die wohl allein schon die Mühe verlohnen, eine Stadt zu bauen, um deren glorreichen Namen zu verherrlichend Wohlan, Das ist Leipzig, das wahre Leipzig, das man sehen muß, das am Besten den Charakter der edlen deutschen Einfach heit veranschaulicht... ich meine das stille Leben, die bescheidenen Genüsse, die leichten Vergnügungen, die Einsamkeit und das Studium! Lur Gasfrage. Im Morgenblatte des Leipziger Journals vom 3. April d. I. wird die Chemnitzer Gasanstalt der hiesigen als Muster vorgestellt mit der Schlußbemerkung: daß man in Chemnitz Leuchtgas aus Steinkohlen von so großer Lichtstärke liefere, wie keine andere Anstalt in Deutsch land, auch nicht in England und Frankreich, nämlich bei 5 Cubikfuß englisch stündlichem Consume in Argand'schen Brennern durchschnittlich wenigstens 20 Londoner Spermacetikerzen, sogenannte Normalkerzen. Diesen Behauptungen erlaube ich mir einige Thatsachen gegenüberzustellen. Vor nicht langer Zeit liefrrte die Chemnitzer Anstalt ein Leucht gas von so schlechter Beschaffenheit, daß dasselbe zufolge einer von Herrn vr. Wunder, Lehrer der Chemie an der dortigen Gewerb- schule, ausgeführten sorgfältigen Prüfung bei einem Consum von 5 Cubikfuß englisch (--- 6l/r sächsisch) nur das Licht von 9 eng lischen Normalkerzen entwickelte. Gegenwärtig ist da- dortige Gas allerdings besser geworden. ^ Am 16. März d. I. habe ich dasselbe mit Herrn Dr. Wunder (im Laboratorio der Gewerbschule) photometrisch geprüft. Das GaS entwickelte bei einem Consum von 5 Cubikfuß englisch, aus einem Argandbrenner mit 32 Löchern brennend, das Licht von 16i/r englischen Normal kerzen. Nach Herrn Prof. Pettenkofers Bestimmungen ent sprechen 14,15 englische Normalkerzen 10,84 Münchener Normal wachskerzen und diese ohngefähr 12 Stearinkerzen, wie solche hier von Herrn Prof. Pettenkofer zur Bestimmung der Leuchtkraft de- Leipziger Gase- benutzt worden sind. Das Leipziger Gas gab bei Herrn Prof. Pettenkofers Untersuchung, bei einem Consum von 4*/, Cubikfuß englisch, 13 Lichtstärken (Stearinkerzen); das Chem-
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