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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186004112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-11
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1860
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Amtsblatt des Kiiuigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. V" 102. " Mittwoch den 11. April. 1860. Bekanntmachung. ES soll eine an der Schillerstraße, der Fortsetzung deö NeumarktS und dem PeterSkirchhof gelegene Parzelle deS dortigen städtischen BauarealS als Bauplatz an den Meistbietenden verkauft werden. Die Parzelle hat, von der Fortsetzung deS NeuinarkteS gerechnet, eine Diese von 40 Ellen und umsaßt circa 2000 S^uadrateüen. Wir haben hierzu Donnerstag den IT. April dieses Jahres anberaumt und eS haben die Kauflustigen sich an diesem Tage Dorrnittags LR Uhr in der NathSftube einpifinden, ihre Gebote zu eröffnen und sich weiterer Weisung zu gewärtigen. Die Verkaufsbedingungen nebst dem angefertigten Plane, von dem lichographirte Eremplare auSgegeben werden, liegen bei uns zur Einsicht bereit. ^ ^ ^ ^ Leipzig, den 27. März 1860. Der Nath der Stadt Leipzig. Berger. Schleißner. Philipp H. und Von Larlos. (Fortsetzung aus Nr. 97 d. Bl.) Branthäm^verweilte 1564, also beiläufig drei Jahre vor der fraglichen Katastrophe am spanischen Hofe. „Don Carlos," sagt er, „war sehr naslre und hatte mancherlei llumeurs bi^rrrövs." dl»stre ist ein in Pörigord noch heutzutage übliches Wort im Sinne Duckmäuser und Kumsnrs bi§»rSes scheint ein ver- mäntelter Ausdruck der Hofsprache, um darunter den eigentlichen Gedanken, wie er aus dem folgenden Bilde deutlich hervortritt, zu verbergen, daß es in dem Kopfe Seiner königlichen Hoheit nicht richtig gewesen sei. Der venetianische Gesandte — bekannt lich hatten die Gesandten der Republik den Auftrag, den Charakter der Fürsten, bei denen sie accreditirt waren, zu ftudiren und darüber zu berichten — schrieb an seine Regierung: „Der Prinz verräth eine frübzeitige Grausamkeit, der unter andern sich daran belustigt, Hasen lebendig zu braten." Dieser edelmännische Zeitvertreib verkündigte gerade keine Neigung, die Autodafes abzuschaffen. Schon in der Kindheit war er von Gallenbcschwerden heimgesucht. Er hatte öftere Fieberanfälle. Er wurde im Wachsthum sehr aufgehalten und wenige glaubten, daß er die Mannesreife erreichen werde. An einem noch vorhandenen, von Sancho Coello gemal ten Portrait, das nach allen Anzeichen naturgetreu ist, fallen dem Beschauer sofort die gekrümmten Schultern, der nach vorn über- bängende Kopf und der trübselige Ausdruck auf; die Gesichtsfarbe ist bleich, die Augen erstorben und der ganze Habitus zeugt von einem krankhaften Wesen. Obendrein siel er in seinem zwölften Jahre von einer Treppe hinab auf den Kopf und mußte trepanirt werden; zu allen Zeiten eine heikliche Operation und für die da maligen Wundärzte erst recht. Lange schwebte er zwischen Leben und Tod, bis man auf den Gedanken kam, die Reliquien des Fraters Diego, der im fünfzehnten Jahrhundert im Gerüche der Heiligkeit ge storben war, in sein Bett zu bringen. (Das Bild dieses Mönchs, von Murillo gemalt, ist im Museum des Louvre zu sehen; er ist in dem Moment aufgefaßt, wo er durch die Glut des Gebets von der Erde verzückt wird und die Engel statt seiner — er war näm lich der Koch des Klosters — die Küche beschicken.) Der Heilige erschien dem Kranken in der Nacht und kündigte ihm Genesung an. Aus Gewerbseifersucht schrieb der Leibarzt des Prinzen sich die Ehre zu; aber kein Mensch hörte auf ihn. Fray Diego wurde kanonisirt, Don Carlos aber um kein Haar gescheidter. „Sein Vergnügen war," sagt BranthSme, „in Begleitung von zehn bis zwölf Pagen aus den ersten Häusern Spaniens auf den Straßen umherzuschwärmen und die Leute mit dem Degen anzufallen. Be gegnete er einer schönen Frau, mochte sie auch den vornehmsten Ständen angshören, fy faßte er sie und küßte sie mit Gewalt vor Aller Augen ab und hieß sie dann H... u. s. w." Die- muß besonder- auffallen, da die Achtung gegen Frauen von je ein Zug in dem kastilianischen Charakter war. Branrhöme und Cabrera erzählen noch manches andere artige Stückchen von dem Prinzen. Seinen Schuhmacher, der ihm die Stiefeln zu eng gemacht hatte, zwang er, sie, als Fricassee zubereitet, aufzuessen. Er trug näm lich gern geräumige Stiefeln, nicht in dem Fuße, denn eS wird nicht gesagt, daß er an Hühneraugen litt, sondern in den Schäf ten, die nach der Mode Trichterfo^m hatten, und in die er über dies ein Paar Terzerole steckte; eine gefährliche Gewohnheit bei einem so cholerischen Menschen. Einmal prügelte er seinen Gou verneur durch, ein andermal wollte er seinen Kämmerling zum Fenster hinabwerfen. Cardinal Espinosa, Präsident des RatheS von Kastilien, hatte einen Schauspieler, den Carlos liebte, aus Madrid gejagt. Bei der nächsten Begegnung faßte er Se. Emi nenz am Kragen und mit der Hand am Dolchgriff schrie er ihm zu: „Schuft, du unterstehst dich mit mir anzubinden ^ Beim Leben meines Vaters, ich durchstoße dich!" Seine Brutalitäten, seine Gassenjungenstreiche konnte man, streng genommen, als prinzliche Amüsements gelten lasten; versteht sich, eines Prinzen, der so erzogen wurde, wie der Sohn Philipps erzogen werden konnte: planmäßig umgeben von untergeordneten Dummköpfen oder Schurken, die ihr Interesse dabei fanden, ihn zu verderben. Eine Tugend besaß Carlos, die er nicht von seinem Vater hatte: er war sehr freigebig. „Wer soll denn geben, wenn ein Prinz nicht giebti" pflegte er zu sagen. Leider regneten diese Wohl- thaten zumeist auf seine lüderlichen Genossen. Mitten in diesem ausschweifenden Leben wandelte ihn mitunter die Luft an, sich in die öffentlichen Angelegenheiten zu mischen, und er zürnte seinem Vater, der ihn von dem StaatSralhe aus schloß. Alles beweist, daß Philipp sich keine ernste Mühe gab, ihn zu bessern; erzeigte ihm nur den Widerwillen, den seine Auf führung ihm einflößte. Er entfernte ihn aus seiner Nähe und umgab ihn mit Spähern. Als Kind fürchtete, als Jüngling aßte Carlos seinen Vater. Er allein wagte es, dem allmächtigen Despoten zu trotzen, ja sich über ihn lustig zu machen. Er ließ sich ein dickes Buch von weißem Papier binden, das den Titel führte: „Große und wunderbare Reisen des König- Don Philipp." Die einzelnen Blätter waren überschrieben: „Ging von Madrid nach Escorial" — „von Escorial nach Madrid" — „von Madrid nach Aranjuer" rc. Hätte Carlos wirklich Neigung und Tüchtig keit zu den Geschäften gehabt, so konnte er Don Philipp gefähr lich werden; unglücklicher Weise dachte er mit Moliere's Edel mann, daß ein Prinz Alles weiß, ohne Etwas gelernt zu haben. Er wollte eine Rolle spielen, eine Hofhaltung, vielleicht um Ge legenheit zu haben, die Leute zu prügeln und zu beschimpfen. Als die Stelle Margarethens in den Niederlanden zu ersetzen war, meinte Carlo-, daß ihm die Regentschaft recht wäre. Ob er sie von seinem Vater erlangt habe, weiß man nicht; aber als er die Ernennung Alba'S erfuhr, wüthete er, verbot dem Herzoge die An nahme und, nach seiner Gewohnheit, drohte er ihn zu ermorden. Er zückte wirklich den Dolch gegen ihn; allein der alte Krieger, der schon andere Leute vor sich gehabt, entwaffnete ihn und hielt ihn in gehörigem Abstand, bis der Prinz, überzeugt, daß er den Kur-
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