Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186004160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-16
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nothwendigkeit des sr^lichen Antrags, bei einer vorhandenen Straßenbreite von 24 Ellen, überhaupt nicht als dringend an- sehen könne. Herr Otto Wigand hielt den Antrag für unverfänglich, der Vorsteher bemerkte noch, daß der Antrag, um allen Theilen desselben entsprechend gefaßt zu werden, nach den Worten: „Das Recht des Vorkaufs" noch die Worte: „resp. des Ankaufs" enthalten müsse. Herr Fecht empfahl die unveränderte Annahme des Reclam- schen Antrags, damit dasjenige, was der Herr Verkäufer jetzt zu- geftehe, nach einer Reihe von Jahren von Anderen nicht etwa anders gedeutet werden könne. Die beiden Vorschläge der Ausschüsse wurden darauf ein stimmig, der Reclamsche Antrag mit 32 gegen 16 Stimmen angenommen. II. Herr St.-V. Wilisch trug sodann folgende Zuschrift des Raths vor: „Die Herren Stadtverordneten haben mittelst geehrten Re- communicats vom 24./27. October vor. Jahres bei Rücksendung der Ihnen mittelst Schreibens vom 22. August vor. Jahres über sendeten Pläne und Zeichnungen rum Bau eines neuen Waisen hauses zwar Ihre resp. erneuerte Zustimmung zu dem rücksichtlich des Waisenhauses gewählten Platze und zu der Vereinigung des Waisenhauses und der Bezirksschule ertheilt, jedoch darauf an getragen, für einen neuen Plan, nach welchem wo möglich die Gebäude des Waisenhauses, der Schule und Oekonomie räumlich getrennt errichtet würden, eine Concurrenz auszuschreiben. Es ist auch die Erledigung dieses Antrages wiederholt von Ihnen in Erinnerung gebracht worden. Wir haben aber Bedenken getragen, auf denselben einzugehen, weil ein solches Eoncurrenz-Ausschreiben an sich von zweifelhaftem Erfolge ist und jedenfalls bei Bauunternehmungen, bei welchen keine Zeit verloren gehen soll, weniger schnell zum Ziele führt, als wenn gleich von Haus ein tüchtiger Architekt mit Entwerfung des Bauplans betraut wird. Deshalb wendeten wir uns sofort an zwei ausgezeichnete Autori täten im Baufache, die Herren Prof. Nicolai und Landbaumeister Hänel in Dresden, die uns auch mit dankenswerther Bereitwillig keit die Entwerfung eines Bauplanes für das neue Waisenhaus und die damit zu verbindende Schule in der möglich kürzesten Zeit zusagten. In dessen Folge haben wir von einem Tage zum andern auf den Eingang der Pläne gehofft und waren dazu um so mehr berechtigt, als der Entwurf zu diesen Plänen von den genannten Herren mit großer Schnelligkeit ausgearbeitet war. Hierin liegt zugleich der Grund, weshalb Ihnen auf Ihren Antrag bisher keine Antwort zugegangen ist. Auf eine neuerliche Anfrage bei dem Herrn Prof. Nicolai sehen wir einer Auskunft noch entgegen. Wir werden uns aber die Beschleunigung dieser Angelegenheit angelegen sein lassen und Ihnen nach Eingang der Pläne diese mit unseren Beschlüssen ungesäumt mittheilen. Der Ausschuß für Kirchen, Schulen und milde Stiftungen empfahl bei dieser Mittheilung Beruhigung zu fassen, ein Vor schlag, dem das Collegium einstimmig sich anschloß. Es folgte HI. ein von Herr Dr. Heine vorgetragenes Gutachten des Bauausschusses über den vom Hrn. vr. Hey- ner zum Seinigen gemachten Antrag des Hrn. Ersatzmann Wanckel, die Herstellung eines näheren Fahrwegs nach Gohlis betreffend. Der Antrag geht dahin: Das Collegium wolle den Stadtrath ersuchen, ohne Verzug entweder die Strecke des Fahrwegs von der Gasanstalt nach dem Exercierplatze oder den Weg dahin vom Gerberthore aus über Pfaffendorf bis an den von Gohlis her gebauten Fahrweg, resp. zugleich mit thunlichster Rücksicht auf die künftig durch das Hermann'sche Grundstück zu führende Slraßenanlage, in guten, stets fahrbaren Stand setzen und in solchem erhalten zu lassen. Der Bauausschuß schlug vor: 1) zu beantragen, daß der Rath einen kürzeren Weg nach Gohlis für leichteres Fuhrwerk erlaube, ferner: 2) den Wanckelschen Antrag dem Stadtrathe zur Erwägung, jedoch mit Beschränkung auf leichteres Fuhrwerk, zu über geben, endlich 3) zu beantragen, daß der Rath mit der Gemeinde Gohlis dahin in Verhandlung trete, daß dieselbe auch ihrerseits den Weg auf ihrem Areale in guten Stand setze und fort erkalte. Herr Adv. He4fer wünschte nähere Auskunft über den vom Ausschuß empfohlenen Weg, indem er namentlich auf die künf tige, bereits beantragte Straßenanlage durch da- Hermann'sche Grundstück hinwies. Der Herr Berichterstatter deutete auf daS Gutachten selbst hin, welche- eben die angeregte Frage dem Stadt« sathe zur Erwägung geben wolle; dabei aber kostspielige Anlagen an dem Wege von der Gasanstalt aus, zur Zeit und insofern nicht für zweckmäßig erachtet haß», als hätertzin leicht der Fall eintret«, könne, de» Weg oder die Richttmg desselben wieder zu ändern. Gämmtliche Anträge des Ausschusses wurden einstimmig an genommen. In der nun folgenden nicht öffentlichen Sitzung sah die Ver sammlung bei der Ernennung des Herrn blaß. Pilz zum confir- mirten Lehrer an der Arbeit-hau-schule von Ausübung des ihr verfassungsmäßig zustehenden Widerspruch-recht- einstimmig ab. Berichtigung. In der Mittheiluug vom 9. April über die Ver handlungen wegen Geradelegung der Frankfurter Straße ist in 2. Eol. 49. Zeile anstatt „Rose" zu lesen Rehn. Netsebriefe eines Parisers über Leipzig*). li. Ich bin wirklich verliebt in dies Leipzig, mein lieber Valen tin, und da- soll meine letzte irdische Liebe sein. Das heißt aber nicht etwa soviel, als wollte ich damit meine ganze Vergangenheit abschwören, als wäre diese „in extremis" (im Sterben) über mich gekommene Leidenschaft platonischer als die früheren ... ich habe im Gegentheil auch mein hübsches Sachsenkind; dies gehört mir ausschließlich an, und ich entdecke jeden Tag einm neuen Schah von Schönheit an ihm ... der einzige ernsthafte Unterschied, der zwischen meiner neuen Geliebten und den früheren in meinem Herzen existirt, besteht darin, daß sie mich nicht täuschen, daß sie mir nothwendigerweise treu sein wird. Hm! „nothwendiger- weise s" Das Wort ist gerade nicht schmeichelhaft, aber es ist wahr! . . . Ich sehe Dich im Geiste hierüber lachen, denn Du liebst die Blumensprache nicht, und ich spreche da von Dingen aus einer Dir fremden Welt. Wir wollen vernünftig sein und einfach und natürlich zu sprechen versuchen. Leipzig ist eine sehr hübsche Stadt, deren Geschichte, ohne ge rade sich in der Zeiten Hintergründe zu verlieren, bis zu einer ziemlich fernen Vergangenheit hinaufreicht. Ihr Alter ist sehr ehrwürdig. Sie zählt etwa siebenzig Tausend Einwohner, sieht aber während der Oster» und der Michaelismesse die Zahl der Bevölkerung sich fast verdoppeln. Die eigentliche (innere) Stadt würde beinahe schon auf dem Vendömeplatz von Paris unter zubringen sein, jedenfalls aber auf dem Carrousselplatze, wo sie sich sogar etwas breit machen könnte. Leipzig hat es aber ge macht wie die Flüsse, wenn ihre Betten überfüllt sind, sie ist gewissermaßen ausgetreten: ihre Vorstädte sind eben so viele neue Städte! Die alten Wälle sind abgetragen, die Gräben ausaefüllt worden, und an Stelle dieser Festunasuberreste wie durch Zauber reizende Promenaden getreten, dergestalt, daß eine Menge Leute einen Garten vor der Thüre ihrer Häuser recht eigentlich wie „auf der Straße gefunden" haben, was natürlich den Werth dieser Gebäude erhöhte. UebrigenS hat man in den meisten großen und kleinen Staaten von Deutschland auf eine ähnliche Weise das schwere Problem gelöst: Stadt und Land in Eins zu verschmelzen. Wende Dich einmal rechts, und Du befindest Dich mitten im Gewirre eines öffentlichen Platzes; Du brauchst aber nur nach Links zu gehen, und sofort wirst Du Dich von der Ruhe und Einsamkeit des freien Feldes umgeben sehen. Die deutschen Boulevards sind eben gar nicht mit unseren zu vergleichen — (letztere sind nur eine lange Reihe von staubbedeck ten Bäumen, welche Spießruthen laufen zwischen zwei Fronten von Läden); sie sind dichtbelaubt und schattig, bilden eine Menge tiefer Haupt- und Nebenalleen, in denen man sich stets einsam verlieren, schwärmen und frei aufathmen kann. Wie Rom erhebt sich Leipzig auf sieben Hügeln — aber diese Geschwister des „Schneckenberges" sind so schwer wahrzunehmen, daß sie zusammen für eine Ebene gelten könnten. Die Wahrheit ist, daß es, wenn man Höhm sucht, nur seine Stadtthürme auf zuweisen hat. . .. Aber was thut das? Ist eS denn nothwen- dig für eine Stadt, daß sie amphieheatralisch oder an Felsenwänden hin gebaut sei, um malerisch zu sein, Reu und Eigentümlichkeit zu besitzen? Gewiß nicht, und Leipzig ist auch mit seinem Loose zufrieden. . . . ES ist eine Stadt der Ebene, und eine solche bleibt eS! Die Natur hat sie wenig begünstigt, das leugnet hier Niemand — und doch ist sie köstlich, doch sind die Umgebungen reizend . . . Alles hat die Kunst hervorgebracht, überall hat der Mensch schöpferisch eingegriffen, nicht in dem eiteln Stolze, das Werk des UrmeisterS Gott umschaffen zu wollen, nein, nur in der Ab sicht, hier und da etwas anzubringen und zu ordnen und dabet den Glauben an das Sprüchlein zu zeigen: Hilf Dir selber und Gott wird Dir helfe«! Und wahrlich, Gott har geholfen, indem er den Menschen mit Eingebungen einer unendlichen sinnigen Poesie begnadigte! Der kleine Park, auf welchen der Dresdner und der Lhü, *) S. Rr. 9V v. S. d. M.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder