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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186005085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-05
- Tag1860-05-08
- Monat1860-05
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1860
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Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt drs Kömgl. BlzirlsgmW und dis Raths dtt Stadl LcWg. W 1LS. Dienstag den 8. Mai. 18««. Bekanntmachung. Der größere Theil des an der Zeitzer Straße gelegenen, bisher ,,Die Lehmgrube^ benannten städtischen Areals, in Parzellen eingctheilt, soll zu Bauplätzen öffentlich an den Meistbietenden versteigert werden. Wir haben hierzu den 18. Mai 18VTV als Terimn anberaumt. Kauflustige haben sich an diesem Tage Vor mittags V Uhr in der RathSftube einzufinden und ihre Gebote zu thun. Die Auswahl unter den Licitanten so wie jede sonstige Verfügung bleibt Vorbehalten. Die festgesetzten KausSbedingungen sind vom 7. Mai 1^60 an bei unserem Bauamte einzusehen; auch können daselbst lithographirte Plane des zu versteigernden Areals von demselben Tage an in Empfang genommen werden. . Die Parzellen werden einige Tage vor dem VersteigerungStermine durch Stangen abgesteckt sein. Leipzig, den 23. April I86V. Der Akath der Stadt Leipzig. Berger. Schleißner. Die Leipziger Messe. Von E. A. Roßmäßler.*) Wo erschiene uns die Natur in einer gewissen einseitigen Auf fassung größer und reicher, als an einem Orte und zu einer Zeit, wo der Gewerbfleiß eines halben Erdtheils die tausend vielge staltigen Verwerthungen ihrer Spenden herzuführt? Man muß Leipziger und in Leipzig heimisch seilt, um sich ein Bild von der außerordentlich großen Bedeutung dieses Zu sammenflusses von Maaren machen zu können. Nur wenn man vertraut ist mit dem Alltagsgesichte der bedeutungsvollen Stadt, kann man die tausend kleinen fremden Züge darin erkennen, welche ihr für die kurze Dauer einiger Wochen der emsige Verkehr aufprägt. Betrachten wir eine jede der herbeigeschafften Waaren als ein fertiges Erzeugniß des verarbeitenden Fleißes menschlicher Hände, so verweist uns doch jede auf die Natur als ihre Ursprungsquelle. Aber höher als das Erzeugniß muß uns der Erzeuger stehen, und alle Diejenigen, welche zu diesem als solchem in irgend welchem persönlichen Verhältniß stehen. Da sieht man, wie weit die Wellenkreise greifen, welche die Natur um ihre dargebotenen Stoffe zieht. Die ziemlich nüchterne Stadt kommt in Schwung und seht sich in Positur, die Abertausende vott mittelbaren und unmittel baren Vertretern der Arbeit gastlich zu empfangen. Im eleganten Erkerzimmer, worin vorgestern noch der kleine Bürger für einen seine Mittel übersteigenden Großthuer gelten konnte, da breitet heute der fremde Fabrikant sein Waarenlager aus und übernimmt für höchstens dreimal drei Wochen den größten Theil des Mieth- zinseS; während in „guter Meßlage" die arme Witwe im vierten Stocke aus ihrem Stübchen den gleichen Dortheil zieht, und mit ihrem Kätzchen neben dem Heerde übernachtet. Halb Leipzig kriecht zusammen in den denkbar kleinsten Raum, um „seinen Meß fremden" Platz zu machen. Stolze Kaufmannsläden entäußern sich ihrer bescheidenen Kleidermagazine — die einstweilen aus einer „Bude" die Landleute an sich locken, und nehmen den eben bürtigen Gast mit Wohlbehagen über die wenigstens auf kurze Zeit von ihnen genommene Entweihung auf: das reiche Lager einer fremden Fabrik. Wo noch gestern das hübsche Locken köpfchen einer hübschen Leipzigerin aus dem Fenster sah, da spielt heute der April mit herausgehänqten Paletots, mit angehefteten Beinkleider oder Mantillen aus Berlin, so daß es fast aussieht, als sei in dem Hause Lynch-Iustir geübt worden. Auf den Gassen schmiegt sich der schmiegsame Leipziger zwischen den schwer- beladenen? Rollwagen" und den stolz wandelnden Fremden, und in der au-erkorenen Restauration verzichtet seufzend der Stamm gast auf sein gewohntes Plätzchen, froh wenn er sein Bier nicht mit „Meßpreisen" bezahlen muß und dazu ein Eckchen am Tische findet. Mit bittersüßem Lachen ruft er seinem gewohnten Tisch *) Au- der Wochenschrift „Au- der Heimath", Nr. lb d. I. nachbar einen guten Abend zu; er entdeckte ihn unter fremden Gesichtern in einem andern Winkel des Zimmers und beide kommen sich vor wie Schiffbrüchige, welche auf rettenden Bretern auf dem Ozean treiben, nachdem das bergende Schiff aus den Fugen gegangen war. Aber auch in Leipzig ist eben Alles aus Rand und Band. Der schöne Marktplatz vereinigt nicht mehr dreimal wöchentlich alles Das, was der Landmann für des Leibes Nahrung und Nothdurft herbeischafft; eS flüchtete sich unter den Schutz von St. Thomas, und wo Butter und Eier feil gehalten wurden, staunt man nun in langen Budenreihen das unglaubliche, ewig gleiche Vielerei „Nürnberger Waaren" an. Dreimal — wenn wir dem schwächlichen Neujahrsmessen- Drittel die Ehre des Mitzählens anthun wollen — dreimal ver liert sich Leipzig total, und man kann das einst berühmt ge wordene Wort: Leipzig hat sich wieder gefunden, dreimal eine Wahrheit werden sehen; denn am Sonntage nach der letzten Meßwoche ist die gute Stadt sofort wieder die alte. Nur an einem Orte bleibt ihr „mit hoher obrigkeitlicher Bewilligung" meist noch einige Tage ein Reftchen „Meßtrubel": vor dem Peters- thore, und auf dem weiten Roßplatze brüllen noch ein paar Tage lang die Menagerie-Löwen und locken einige andere „Schau buden" ein paar Groschen Meßgewinn aus den Taschen der wieder in ihr Recht Eingesetzten. Zwei „Professoren der Magie" haben diesmal ihre breternen Hörsäle aufgebaut und werden sicher ein aufmerksames Auditorium haben, um das sie vielleicht mancher andere Professor, der kein Magier ist, beneiden würde. Der eine davon gesteht es auf seinen Placaten ehrlich ein, daß er die neuesten Entdeckungen der Naturwissenschaft zu Helfershelfern hat. Der Mann ist also eigentlich ein Professor der geheimen Naturgeschichte. Daneben ist eine andere naturwissenschaftliche Anstalt, denn was ist das „niederländische Affentheater" Anderes, als eine Vorlesung über praktische Thier-Seelen lehre? Ja selbst der Reitkünftler Renz ist ein Stück Naturforscher durch staunenerregende Dressur des edeln Rosses. . Wie nun verhält sich zu diesem bunten, durcheinander wirbeln den Treiben der nicht daran irgend wie betheiligte Leipziger? Denn ganz entziehen kann sich keiner den mancherlei Einflüssen desselben. — Ich bilde mir nicht ein, hinter ihren Wortver hüllungen ihre wahren Gedanken und Empfindungen errathen zu können, aber ich wage es dennoch — und zwar in meinem Sinne zu ihrer Ehre, zu behaupten, daß ihrer nur wenige sein werden, welchen der Lärm und das Treiben der Messe wirklich nur be lästigend und nicht doch auch zugleich belustigend ist, wie sie es voraeben. Ich schließe dabei freilich von mir auf Andere. Mir behagt da- lebendige Treiben, ja mir gehört es recht eigentlich zu meinem Berufe, mit spähendm Blicken mich von seinen Wogen treiben zu lassen, um zu sehen, wie es auch hier vorwärt- geht, wie bald hier bald dort eine neue Verwerthung de- allmächtigen Stoffe-
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