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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186005220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-05
- Tag1860-05-22
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1860
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2490 „möglichen ließe. Im äußersten Falle könnte man dabei „dem Fiscus das Eiaenthum an dem zu überschüttenden „Areal desselben und des aufgeschütteten Landes selbst Vor behalten lassen." Man einigte sich schließlich einhellig zu dem Anträge: „unter Ablehnung des RathsbeschlusseS den Sladtrath zu „ersuchen, mit dem Staatsfiscus wegen Abtretung eines zu „Anlegung einer dauerhaften und angemessenen Böschung „ausreichenden Areals, eventuell wegen Gestaltung der An lage einer solchen Böschung auf fiskalischem Areale in „Verhandlung zu treten." Bei dieser Veranlassung kam zugleich zur Sprache, wie wün schenswert!) die Anlage und Durchführung einer Verkehrsftraße zwischen Schloß und Burgstraße nach dem Reichelschen Garten erscheine. Der Ausschuß beschloß einstimmig durch die Versammlung beim Stadtrath zu beantragen: „wegen Anlegung dieser Straße mit dem StaatSsiscus Ver- „ Handlungen anzuknüpfen." Herr Klinger bemerkte, daß die westliche Spitze der jetzt voll endeten Parkanlagen in die Verkehrftraße an der Petersbrücke hineinrage und im Interesse des Verkehr- weiter rückwärts gelegt werden müsse. Er beantragte. im Rückschreiben den Stadtrath um Verlegung dieser Spitze in der angedeuteten Weise zu ersuchen. Diesem Anträge folgte ein gleicher des Herrn Prof. Bursian, diese Frage zunächst dem Bauausschuß zu überweisen. Die Anträge des Ausschusses, so wie der Antrag des Herrn Prof. Bursian fanden einstimmige Annahme. 4. Den Verkauf eines Stückchens Areal an der Bahnhofsstraße an die Herren Oertge und Adv. Tscharmann. Die genannten Herren haben um Überlassung eines 57,, LH Ellen haltenden Arealstreifens vor ihrem Grundstücke Nr. 10/1255 L in der Bahnhofsstraße zur Gewinnung einer besseren Baufluchtlinie gebeten. Der Stadrrath hat beschlossen, dasselbe zu dem Preise von 5 Thlr. per lüElle, welchen die Genannten zu geben bereit sind, zu verkaufen, da die neue Fluchtlinie durchaus angemessen erscheint, und die Passage um so weniger durch die Veräußerung des Areals eine Beschränkung erfährt, als gegenwärtig vor dem Grundstücke ein Graben liegt, welcher bei dieser Gelegenheit zu geschüttet wird. Der Ausschuß empfahl, den Verkauf zu dem gebotenen Preise unter der Bedingung zu genehmigen, daß die Abkäufer sich verpflichten, nach Voll endung ihres Neubaues längs desselben, jedoch gegen die übliche Entschädigung, Trottoir zu legen. Der Antrag des Ausschusses wurde einstimmig angenommen. 5. Herr St.-V. Wilisch knüpfte hieran den Bericht des vom Vorsteher mit nachträglich heute ectheilter Genehmigung der Ver sammlung conftituirten Ausschusses für die diesjährigen Landtags wahlen über die vom Rath entworfene Liste der Stimmberechtigten und zu Wahlmännern Wählbaren. Der Ausschuß empfahl, sich mit dieser Liste einverstanden zu erklären. Dies erfolgte einstimmig. Stadttheater. Mit Beginn der Sommersaison ist auch die Zeit gekommen, zu der alljährlich das Theater — zwar weniger von Seiten des Publikums, desto mehr aber von fremden Künstlern sich eines starken Zuspruchs erfreut. Wie man hört, wird auch in diesem Sommer eine längere Reihe von Gastspielen vorgeführt werden, unter diesen solche von Künstlern ersten Ranges. Bei dergleichen Gelegenheiten sieht man denn auch öfters wieder die Werke unserer Classiker über die Bühne gehen, besonder- wenn eS sich darum handelt, eine neue Kraft für das höhere Drama an unsere Bühne dauernd zu fesseln, da jene unerreichten Kunstwerke den sichersten Maßstab für die Leistungsfähigkeit der sich dem großen Genre wid menden dramatischen Künstler abgeben. So ging denn am 19. d. M. Schiller- „Don Carlos" in Scene. Die Rolle de- Posa gab Herr Jürgan vom ständischen Theater zu Gratz. Schon in den ersten Scenen dieser Rolle konnte man erkennen, daß man eS mit einem Darsteller von Talent und tüchtiger künstlerischer Bildung zu thun hatte, ungeachtet derselbe mit einer merklichen Indisposition des Organ- kämpfen und deshalb diesmal mit seinen ohne Zweifel nicht unbedeutenden Mitteln dieser Art etwa- haus hälterisch umgehen mußte. In dem Spiel de- Herrn Jürgan zeigte sich jene wohlthuende Ruhe und Sicherheit, die nur da- Resultat ernster Studien und der durch solche erlangten Herrschaft über die Technik der Kunst sein können. Verhinderte ihn diesmal wohl die bereit- erwähnte Indisposition seiner Darstellung da zündende hinreißende Element zu verleihen, so machten dagegen die verständnisvolle Auffassung, die klare urrd maßvolle Ausfüh rung der großen und schönen Aufgabe namentlich in der großen Scene mit dem König und in den Hauptmomenten der letzten Acte einen sehr günstigen Eindruck. Ein besonderer Vorzug de- übri gens auch von sehr vortheilhafter Persönlichkeit unterstützten Gaste- ist eS, daß er frei von allen störenden Manieren, von Ueberbietung der äußeren Mittel ist, daß er nicht auf den Effect hin spielt, viel mehr stet- einfach und natürlich bleibt. Man darf mit höheren Erwartungen dem ferneren Auftreten diese- Darstellers entgegen setzen, da er sich bereits bei Lösung dieser so hoch gestellten Aufgabe trotz äußerer Hemmnisse bewährte. Die Vorstellung des Schillerschen Trauerspiel- war in ihrer Totalität eine besonder- erfreuliche, da auch abgesehen von dem vielen Guten, da- in der Mehrzahl der größeren Einzelnleistunqen gegeben ward, das Ganze in sehr würdiger Haltung erschien. Ist auch diesmal namentlich auf die bekannten Leistungen der Frau Wohlstadt als Prinzessin Eboli, der Herren Stürmer als König, Kühn- als Alba und Czaschke als Domingo hinzu weisen, so verdient besonders noch Herr Flüggen in der Titel rolle Anerkennung. Don Carlo- war eine der Debutrollen dieses jungen begabten Darstellers. Er führte dieselbe damals recht brav und den an einen talentirten Anfänger zu stellenden billigeren An forderungen entsprechend durch, doch hält diese frühere Leistung mit dem, was Herr Flüggen jetzt als Don Carlos giebt, keinen Vergleich aus. Es zeigte sich diesmal ein ganz entschiedener Fort schritt. Der Darsteller ist tiefer in den Geist der Dichtung ein- gedrungen, und gleichen Schritt mit dem weitergehenden Verständ nis hat auch die technische Ausarbeitung der Rolle gehalten. Herr Flüggen hatte bei dieser Wiedergabe de- jugendlich-schwärme rischen Charakters bereits Momente, die sich über die Gewöhnlich keit erhoben, wie z. B. in der Scene mit dem König (2. Act), mit der Eboli und mit Posa im vierten Act. Ein solches tüch tiges und erfolgreiches Streben, wie eS Herr Flüggen in dieser Rolle bekundete, verdient aufmunternde Anerkennung, und an solcher ließ es denn auch da- Publicum an diesem Abend nicht fehlen. — Die Rolle der Königin gab auch diesmal Frl. Paul mann im Ganzen befriedigend; eS würde die strebsame Dar stellerin mit dieser Aufgabe noch mehr erreichen ohne eine gewistt auffallende Betonung der einzelnen Wörter, die bereit- in einigen ihrer zuletzt gespielten Rollen sich bemerkbar machte. Deutlichkeit und Klarheit in der Aussprache jeder einzelnen Sylbe ist allerdings ein Haupterforderniß jedes Redevortrag-, allein es braucht deshalb durch das Streben danach der eigenthümliche Rhythmus und über haupt der Charakter der Sprache nicht zu leiden; das aber wird stets der Fall sein, sobald als jede Sylbe in fast gleich langer Zeitdauer ausgesprochen wird. Das romantische Schauspiel „Pfeffer-Rösel" von Char lotte B irch-Pfeiffer erschien mit seinen guten und bösen Rittern, mit seinen stattlichen und vornehmen Frauen und ehrsamen Bürgermädchen, mit seinen fluchenden Landsknechten, angetrun kenen Raufbolden und Nürnberger Pfefferkuchenmännern am 20. Mai wieder einmal nach langer Ruhe auf der Scene. Das Stück hat früher viel, sehr viel Glück gemacht, und das ist leicht begreiflich, denn es kam in einer Zeit, wo da- Publicum noch mehr Gefallen fand an Helden im Helm und Waffenrock, als im Frack und in Pantalons; dazu wird in diesem Schauspiel ein ganz besonders interessantes Stück deutsche Geschichte vorgeführt- bühnengerecht ist die Döringsche Novelle dramatisirt, wenn die Bearbeiterin auch mit einem dicken Stück Reißkohle die Charaktere gezeichnet und mit dem stärksten gesättigtsten Pinsel angestrichen hat: was fehlte also dem Pfeffer-Rösel noch, um ein mächtiger Magnet für da- große Publicum vor dreißig Jahren zu sein? Ueberblickt man übrigens die Laufbahn der Frau B irch-Pfeiffer als Theaterschriftstellerin, so muß man gestehen, sie Kat sich sterS als kluge Frau bewährt, die ihre Zeit verstanden hat. Jetzt schreibt sie keine Stücke mehr wie „Fra Bartolomeo", „Emma von Grell fenftein oder der Sammetschuh", „Pfeffer-Rösel", „Scheibentoni", „Glöckner von Notredame", „Robert der Teufel" rc., denn jetzt ist die Zeit der Grillen, der tugendhaften Gouvernanten, der Helden in Glaces und der Damen in seidenen Roben. Zwischen diesen beiden Extremen liegt der Zeit nach da- feine Jntriguenftück, und wir finden auch diese- bei der fleißigen Schriftstellerin und zwar in einem sehr guten Originalwerke („Marquise von Billette"), vertreten. So viel steht fest: die Theaterdirectionen, die Schau spieler und auch da- Publicum sind der Frau B irch-Pfeiffer viel Dank schuldig, denn sie versteht es, eben so wie es seiner Zeit Kotzebue verstand, diese wenigsten- in vollem Maße zu be friedigen. Die nächste Veranlassung zu der Wiederaufführung de- „Pfeffer» Rösel" mag wohl da- Gastspiel de- Frl. Heller vom Stettiner Stadttheater gegeben haben. Die noch junge, mit sehr ange nehmer Persönlichkeit au-gestattete Darstellerin führte die dankda« Titelrolle mit bestem Erfolge durch. Fräulein Heller bethätiatt neben bereit- sehr beachten-werther Routine ein sehr schönes La» lent für dergleichen naive Rollen; ihre Leistung hatte Frische und natürliche Anmuth, und wenn bisweilen wohl noch etwas zu viel im Spiel geschah, so ist das einem jungen Talent nicht allzuhech
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