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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186007013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-01
- Monat1860-07
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1860
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das Maturgesetzliche Niveau zurück, dafür zog sich die Stirn in düstre Falten, der Mund schloß sich etwas krampfhaft, das Blut trat in die Drangen, bei Andere« nur i» d« weiße Nase zurück, der Athem war auf einige Augenblicke weniger beschleunigt, und die Hand, die den künftigen Satz schon bereit hielt, strich das feuchte Haar von der mit kaltem Schweiß bedeckten Stirn. — „Messieurs! failes vot' Heu!" Und wieder klirrten die Einsätze. Ein junger Englishman, von Jugend, Schönheit und Ver gnügen strahlend und an der Seite eines wunderschönen Mädchens, stapelte drei Haufen Goldstücke auf, die er an einem andern Tische im Ireule et tzuaraule gewonnen, während feine Begleiterin spöttisch den dichtgedrängten Kreis musterte. „Roth oder Schwarz?" fragte er lachend auf sie herabblickend. „Schwarz!" erwiederte sie und lachte in ihr Tuch. Sie be lustigte sich wie ein Kind an dem Anblicke der Spieler, die wie Gespenster auf den Tisch starrten. Große Summen standen auf Roth, während der Engländer fast allein auf den Rath des schönen Kinde- Schwarz setzte. „L.o Heu est kait! üieu ue VL pl'!" (Die letzteren vier Worte spricht der Bankier fast wie ein- auS, so daß das letzte Wort plus zur Hälfte verschluckt wird.) Die Kugel nahm ihren Lauf, während die Engländer leise lachten. „bloir gague! Rouge perä!" Der Eroupier strich über den goldenen Satz und schob im andern Augenblicke den Gewinn dazu. Die Masse der Goldstücke auf der eben gewonnenen Farbe lockte nun die Sätze der meisten Spieler dahin. „Roch oder Schwarz?" fragte der Dritte wieder, und wehrte dem nicht endenden Lachen der jungen Dame, die an den Gesichtern der unglücklichen Spieler immer neuen Stoff zur Heiterkeit fand. „Nein, Reginald, jetzt Roth!" sagte sie, und gehorsam schob der edle Lord Sah und Gewinn auf Roth. Athemlose Stille. Die Engländer waren etwas zurückgetreten und belustigten sich an einem Ehepaar aus Hinterpommern, das vor jedem Satz großen Rath mit langen Debatten hielt, ob man Roth oder Schwarz setze, so daß das Guldenftück, das sie endlich mit weiser Mäßigung setzten, öfters zu spät kam, was dann immer weitere Debatten veranlaßt?. „Rouge gague, Xoir perä!" Der Ruf des Bankhalters lenkte die Engländer wieder zum Spiel, die Blicke der Umstehenden verschlangen die beträchtliche Summe, die die Krücke des Croupiers jetzt dem glücklichen Spieler zuschob, der mit unverändert gleichgültiger Heiterkeit auf Fortu- nens Gabe herabsah. Der ganze Kreis zögerte, weitere Sähe, zu thun, Alle warteten sichtlich ab, welche Farbe die schöne Englän derin wählen würde. ^ Der junge Lord schien indeß das Spiel langweilig zu finden; er nahm das Taschentuch aus der Hand seiner Begleiterin, schüttete den Gewinn mit Hülfe eines überaus höflichen Croupiers hinein und indem er seiner Glücksgöttin den Arm bot, entfernten sich Beide mit der goldnen Last. Das hinter- pommersche Ehepaar sah ihnen am längsten nach und seufzte; sie hatten bereits, wie ich mit Schrecken hörte, fünf Gulden verloren. Jetzt führten sie einen Meistercoup auS: er setzte Roth und sie Schwarz und zu ihrer Freude blieb der Cassenbestand immer in statu <zuo. Es war mir sehr interessant zu beobachten, wie die Leidenschaft des Spiels größer bei ihr als bei ihm war. Sie glühte und zitterte, während er nur etwas ärgerlich war. Er hatte Luft fortzugehen und meinte: „Ick habe den Schwindel satt." „Warte nur," flüsterte die kleine beleibte Frau, „Roth ist schon dreimal gekommen, ich setze jetzt zwei Gulden auf Schwarz." — „Na, da hast Du's!" rief der Mann vorwurfsvoll, als wieder Roth gewann. Jetzt war die Frau, wie man in Leipzig sagt, ganz aus dem Häuschen. „Ich will nur mein Geld wieder haben," flüsterte sie .eifrig. — „Es sind schon sieben Gulden, und Du wirst noch sieben verlieren. Ick gehe, Riekchen!" — „Warte doch nur! Ah, eS war gut, daß ich nicht setzte! Es kam wieder Roth! Jetzt setz' ich Alles auf Schwarz!" — „Um Gotteswillen, Rieke!" — „Laß mich, eS ist mein Taschengeld, und wir sind nun einmal im Bade. Geh voraus, ich komme gleich nach, ich will nur mein Geld .... ach, das war wieder gut, daß ich nicht setzte. Weiß Gott, wieder Roth! Aber jetzt ...." Und zitternd und bebend, während der Mann bedenklich sein Haupt schüttelte, setzte die verwegene Gattin mit dem Muthe eines Garibaldi zehn Gulden auf Schwarz. Ihr Auge funkelte entsetzlich, indem es dem weißen Streifen folgte, den die Kugel im schnellen Laufe be schrieb. „Schwarz! Siehst Du, Fritze!" rief sie leuchtenden Auges und zog ihren Gewinn ein. — „Na, sei froh und danke Gott," sagte der Mann. — „Jetzt möcht ich . .. jetzt kommt gewiß wie der Schwarz," flüsterte das dicke Weibchen und zählte ihr Geld. — „Du wirst doch nicht!" rief er böse. — „Na, denn laß mich nur sehe«, ob Schwarz kommt." Und al- Roth gewann, ging sie seelenvergnügt, ihrem Gatten die blanken Guldenstücke vorzählend. Die Spielwuth führte immer neue Opfer herzu, mehr und Mehr füllte sich der Spielsaal, ein immer bewegtes, immer wech selndeS Bild. Ich sah, daß fast allen Dame« da- Spick großes Vergnügen gewährte, wenn sie auch selbst zu schüchWn oder zu weise waren, um selbst daran Theil zu nehmen. Ein« große stattliche Dame, der ich meinen Zuschauerplatz abttat, sagte lachend zu ihrem Begleiter: „Wenn Skr mich nicht bald fort führen, setze ich auch." Der Herr zog sein Geldtäschchen und bar sie, für ihn zu sehen. — „Nein, lachte sie, da- ist nicht-; ich will gewinnen, und da muß ich mein Geld wagen. Aber, be ruhigen Sie sich, ich spiele nicht; da ich aber nicht spielen sehen kann, ohne mich zu betheiligen, so lassen Sie uns gehen." „Ich habe wohl gezählt, Du Haft fünfzig Thaler verloren/ sagte eine junge Frau traurig zu ihrem Gatten. „Albert, spiele nicht mehr, komm, dort ist Concert." — „Noch einen Augenblick, mein Herzchen, Wagner verliert und Wagner gewinnt," lachte der lustige Flitterwochen-Ehemann. „Ei, ei!" sagte hinter mir Jemand und klopfte mich auf die Schulter. „Also nicht nur an der Urne, auch hier suchen Sie Ihr Glück?" Excellenz, ich bin hier eben so unschuldig, wie ich es an der Urne war. „ Ihr seid immer unschuldig!" Ich trat der Generalin meinen Platz ab und eS dauerte nicht lange, so setzte die Gesellschafterin auf höheren Wunsch ein Goldstück. Excellenz spielen? Ei, ei! flüsterte ich. „Ich kann mein Glück doch nicht an der Urne suchen! Sehen Sie, ich habe gewonnen. Lassen Sie stehen," flüsterte sie dem Fräulein zu. „Doctor, die Dame, die Sie lieben, kennen Sie noch immer nicht?" Nein, seufzte ich. „Jetzt gehen Sie auf Schwarz. Doctor, ich weiß etwa-." Ach, bitte, sagen Sie mir ... . Pst! Stören Sie mich nicht in meiner Combination. Sehen Sie, wie richtig ich dachte. Noch einmal Schwarz, Louise. Wo ist denn die Familie Große, Doctor? Wo? Ja, lieber Gott! Ach! Du gute- Schwarz! Jetzt Alle- auf Roth. Wenn ich nicht irrte, sah ich die Familie Große vor einem Augenblicke Wo? Nicht so laut! Sehen Sie mein Glück. Wie viel haben wir gewonnen? Zehn Louisd'orS? Stören Sie mich nicht in meiner Combination, Doctor! Wollen wir Alle- auf Roth setzen, Louise? Excellenz, wo sahen Sie ... . Sie haben Recht, Louise, wir wollen etwas laviren. Vor einem Augenblicke sah ich die Familie Große . . . Sehen Sie, Louise, wie richtig das Laviren war, sehen Sie! Hinter Ihnen, flüsterte die Generalin, sah ich die Dame der Urne. Ich wandte mich plötzlich um und — hinter mir stand die lächelnde Junogestalt der Familie Große. Ich trat erschrocken zur Seite. Bitte, lassen Sie sich nicht stören, sagte meine Göttin. Ich bitte tausendmal, ich spiele nicht. Wollt Ihr Euer Glück versuchen? fragte Hermine ihren Frie drich und Hermann, die dem Spiele theilnahmloS zuschauten. Beide schüttelten schweigend die Köpfe, und Hermine zog ihr Portemonnaie. „Sie sind so gütig und setzen diese- Opfer auf den Altar der Spielhölle", sagte sie anmuthig lachend zu mir und gab mir ein Aweithalerstück. Ich war glücklich. Ich hätte dieses lieb« Aweithalerstück Um tauschen mögen, wenn es unbemerkt hätte geschehen können. Aber wie das machen? Halt! ich setze mit! dachte ich und zog einen Fünfthalerschein. Befehlen Sie, daß ich Roth oder Schwarz, Gleich oder Un gleich, die erste oder die zweite Hälfte der Zahlen, da- erste, zweite, dritte oder vierte Viertel oder eine bestimmte Zahl setze? fragte ich dienstfertig. „Ach, da- ist gleichviel, lachte die holde Partnerin, sehen Sie aufs Gerathewohl." Ich bat dringend um eine Entschließung. „Nun, sagte sie heiter, Nacht muß eS sein, wann Friedlands Sterne strahlen! Nehmen wir Schwarz!" Sehr richtig! Rouge gague! klorr perä! Die Generalin wandte sich nach mir um und lachte anhaltend herzlich. Ich war sehr verdutzt, aber da Hermine lachte, lachte ich mit. „Wir wollen noch einmal, da- letzte Mal, und wieder die düstre Farbe setzen", sagte Hermine, und ich nahm auS ihrer kleinen Hand ein zweites Aweithalerstück, um eS zu dem ersten zu versenken. Ich setzte wieder die erste Summe. Doctor, sagte die Generalin, Sie spielen sehr leidenschaftlich. Sie werden kaum die Bank sprengen. Rouge gngn«! Roir perä! Ich hätte die Bank Umstürzen mögen! „Hier an dieser Urne blüht Ihr Glück nicht!" lachte die Generalin und grüßte Hermine. Her äch die beid Da wir Al! wo die anlaßte und hil durch ? daß Fr Gatte, Sei in Mi Wohltl nach E Säuler sollten, Stand, drucke sehr. Di Turne, die Pi Spriw fröhlic! der He daß eS zu gel. wurde einen halt ä und n in de, und h schäfte Turne für ei, gewäh sich kr und b wollen
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