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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186007105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-10
- Monat1860-07
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1860
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Mipnacr Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W 192. Dienstag den 10. Juli. 18k«. Bekanntmachung. Die unentgeltliche Einimpfung der Schuizpocken für Kinder unbemittelter Aeltern so wie überhaupt für unbemittelte Personen jeden Alters, welche in hiesiger Stadt wohnen, soll von und mit dem 6. Juni d. I. an während eines Zeitraumes von 8 Wochen allwöchentlich Mittwochs Nachmittags von L Uhr an, zuletzt am 25. Juli d. I. auf der Alten Waage am Markte stattfinden. Leipzig am 24. Mai 1860. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. Cerutti. Ein altes Haus. Eine- der interessantesten Häuser deS alten Dresden, das sich zugleich eine historische Bedeutung errungen, ist unstreitig daS ehemalige Marcolinische Palais. Es zeigt noch immer deut liche Spuren seiner einstigen Pracht, trotzdem man seit Jahren unablässig bemüht gewesen ist, allen früher» in seinen Räumen so reich vertretenen Luxus zu entfernen und selbst seine Umgebung jeglicher Zier zu berauben, die sie vor Zeiten in so hohem Maße besessen. Ganz ist das Aerstörungswerk nicht gelungen. Gleich jeder wahren Schönheit, die noch im spätesten Alter jene festen Grundzüge ihres unzerstörbaren Werthes behält, wenn auch längst all die tausend anderen vergänglichen Reize entschwunden sind, die sich in der Jugend als glänzender Schmuck um sie gereiht haben, *so hat dieses Marcolinische Palais auch noch den unver kennbaren Stempel seines einstmaligen WertheS behalten und wird wohl nie ganz die Spur dessen verlieren, was es vor Zeiten gewesen ist. Einst reihte sich vor der Fronte dieses stattlichen Gebäudes Carosse an Carosse, um Sachsens Adel zu den prachtvollen Festen zu bringen, die Graf Camillo Marcolini, der Staatsminister und Günstling des Kurfürsten Friedrich August, veranstaltete; es dkängten sich dort Fremde von Rang und Auszeichnung in dich ten Schaaren und strebten nach der Ehre, Eintritt 'in die gast lichen Hallen zu erhalten; — es residirte da ein Kaiser mit glän zendem Hofstaate, der sich huldigend die ganze Welt zu Füßen legen und ihr Beherrscher sein wollte, und eben an dieser Stätte ließ ihn jener berühmte Gesandte eines der mächtigsten Höfe Deutschlands fühlen und empfinden, daß er nicht allein aus dem Grunde zu ihm gekommen war, um — wie Alle meinten — den Versuch zu machen, Europa den von Neuem bedrohten Frieden zu erhalten und diese Vermittlungen an den stolzen Entwürfen eines gewaltigen, — sich aber dennoch zu groß dünkenden Mannes scheitern zu sehen, — sondern in diesem Marcolinischen Palais war es, wo Metternich Napoleon dene rsten so demüthigenden Beweis lieferte, daß man ihm zu trotzen wagen würde, — wo das kleine Vorspiel zu dem späteren großartigen Drama spielte! Wie anders ist es jetzt an diesem ehemals so glänzenden Orte, und daß die Häuser eben so gut ihre traurigen Schicksale haben wie die Menschen, beweist wiedemm dieses Palais. Ueber seinen stattlichen Vorhof rollen jetzt keine Equipagen deS sächsischen Adels mehr, Niemand drängt sich, in das Haus zu kommen, sondern Jeder denkt wohl nur mit Schrecken daran, in seinen Räumen ausgenommen zu werden; still und verödet sind die Plätze, wo die kaiserlichen Garden Wache hielten, und eS bedarf jetzt keines Ver bot- mehr, daS Portal zu durchschreiten. Durch die kleine Seiten pforte des Palais, wo einst in Sammt und Seide gekleidete Cava liere ^intraten, schöne Damen de- sächsischen Hofe- und Adel- ln schwere« Brokatkleidern einher rauschten, da hindurch trägt man nun in langen, dicht verhangenen Körben die Kranken der Stadt; diese Schwelle überschreiten jetzt in tiefe- S nn'en verlorene Aerzte, geschäftige Chirurgen, bleiche Wärter, blasse Pflegerinnen, und nicht selten »ieht durch diese kleine Pforte e n einfacher Lelchenzug, der ein Wesen zur ewigen Ruhestatt begleitet, da- vielleicht recht lange, recht schwer an diesem Orte gelitten, ehe es aus der Welt und dem Leben geschieden. Das Marcolinische Palais ist jetzt Dresden- Stadtkranken haus. In seinen einst so elegant, mit feenhafter Pracht ausge statteten Räumen, wo man sonst heiter tanzte, ftöhlich lachte, munter scherzte, dann eifrig und ernsthaft politisirte, über Krieg und Frieden berieth, die Geschicke von Nationen entschied, — da wird nun der bange Klaaeton de- Leidenden laut, der Schmerzens schrei der Amputirten gehört und häufig der Ausspruch über Leben und Tod gefällt. Im grellsten, schärfsten Contrast steht die Gegenwart dieses Hauses zu seiner Vergangenheit; doch eben dieser settsame Contrast mag es bewirken, daß man an jener Stelle unwillkürlich den Ver gleich mit dem Einst und Jetzt macht und die Gedanken de- Be schauers in den Räumen unablässig zu der glänzenden Vorzeit des Palais hineilen, obgleich nicht Viele- mehr an diese mahnt. All die großen Tanz- und Speisesäle, all die eleganten Ge mächer und reizenden Boudoirs sind verschwunden und aus ihnen der jetzigen Bestimmung des Hause- entsprechende Räumlichkeiten gebildet. Nichts ist dort mehr von Gemälden, Kunstgegenständen und kostbaren Mobilien zu entdecken; nur das einstmalige ArbeitS- Cabinet Napoleons, das nach der Gartenseite des Palais liegt, zeigt einige Spuren ehemaligen Glanzes, mahnt aber auch durch einen ihm zugefügten Gegenstand in der unangenehmsten, entsetz lichsten Weise an den Ort des Leidens und Dulden-. Es ist jedem Fremden gestattet, da- Marcolinische Palais zu besuchen. Eine flüchtige Durchsicht des Fremdenbuchs, da- in dem Zimmer des Hauses liegt, in dem Napolpon I. während sei nes Aufenthaltes in Dresden im Jahre 1813 gewohnt, und in das jeder Fremde verpflichtet ist, sich einzuschreiben, — eS beweist, daß nur Wenige von dieser Crlaubniß Gebrauch gemacht haben und nur Solche, die das Interesse der WissenAaft im Auge ge habt, sich dort eingefunden. — Namen von Aoctoren aus aller Welt Enden und aller Herren Ländern sind aber in diesem Buche so reichhaltig verzeichnet, daß man sich eines unwillkürlichen Ge fühls von Schreck und Entsetzen nicht erwehren kann, wenn sich an dieses Namensverzeichniß der Gedanke reiht: „Wie viel Kranke muß diese Welt fassen, wenn eS so Viele giebt, die sich der Ge sundheitspflege gewidmet!" Im Marcolinischen Palais würden sich gewiß bedeutend mehr fremde einfinden, wenn sie wüßten, wie manche- Interessante dieses alte Hau- und sein verwilderter Garten noch bietet; und sie verließen Dresden sicherlich nicht, ohne die kleine Pforte des Krankenhauses überschritten zu haben, welche eine Welt versunke ner Pracht und vergangener Größe verschließt. Das in der Friedrichsstadt Dresden- liegende Marcolinische Palais nimmt fast die Hälfte der langen Friedrichsstraße ein, zeigt mehrere größere und kleinere Balcons und enthält im Ganzen 50 bi- 55 Fenster Fronte. Verschiedene Steinbilder zieren diese lange Fronte des Gebäudes. Ersichtlich ist, daß die Figuren, die in Zwischenräumen an den Fenstern deS Parterres aufgestellt sind, einst in ihren über dem Kopfe erhobenen Händm Laternen oder Pechpfannen getragen. Jetzt will es erscheinen, als streckten sie in Verzweiflung die Arme gen Himmel ob der Wandelbarkeit
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