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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186007316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-31
- Monat1860-07
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. B 213. Dienstag den 31. Juli. 186V. Stadttheater. Am 28. Juli erschien die große, sehr ernste Oper „Belisar" mit der anmuthigen, einschmeichelnden und in fast überreicher Fülle schöner und glänzender Melodien dahin fließenden Musik D o n i - zetti's zum Theil neu beseht und fekr tüchtig neu einstudirt wieder auf dem Repertoir. Ein deutscher oder auch ein französischer Componist würde dm hochtragischen, einem Trauerspiele von Eduard von Schenk entnommenen Stoff dieser Oper jedenfalls tiefer erfaßt und musikalisch charakteristischer wiedergegeben haben: wir würden dann schwerlich die Senatoren mit einem modernen Militairmarsch für Harmoniemusik jubeln oder bei dem Triumphzug des siegreichen Feldherrn einm lustigen Hopser hören, auch dürften dann wohl kriegerische Kundgebungen kaum in dem weichen und schwärmerischen äur gesungen werden rc. Ueber dergleichen muß man bei einer italienischen Oper hinwegsehen und sich an das halten, worauf es dem Componisten selbst einzig und allein ankommen konnte, da er eben nur die Opernzustände seines Vaterlands im Auge haben durfte, will man ihm und seinem Werke nicht Unrecht thun und sich selbst die Freude a» der stets die Sinne fesselnden, oft auch wahr und schön empfundenen melodischen Pracht, an dem Reich thum einer blühenden südländischen Phantasie, an den trotz alledem ergreifenden und hinreißenden Situationen in gesteigerten Momenten nicht verderben. Das große ursprüngliche Talent — und ein solches war Donizetti trotz des oft genug über ihn ausgesprochenen AnathemS der deutschen Musiker einseitiger Rich tung — wird und muß stets durch seine Intentionen auch schöne Wirkungen erreichen, eS mögen diese in der oder jener Art und Weise zum Ausdruck gelangen? Die nächste Veranlassung zur Aufführung dieser Oper gab Herrn Schütky's Gastspiel. Der treffliche Sänger hatte das Werk für seine Benesizvorstellung gewählt und er führte in der Titelrolle eine Leistung vor, deren in jeder Beziehung nur mit der höchsten Achtung zu gedenken ist. Mit so wunderschöner Stimme, mit so großer Kunst und mit so warmer Empfindung vorgetragen muß italienische Musik zünden und Hinreißen. — Von allen übrigen Hauptpartien war nur die der Antonina nicht neu besetzt. Es gehört dieselbe zu den dem Naturell der Frau Bertram am meisten entsprechenden Aufgaben, und auch diesmal führte die Sängerin die Partie zu großer Befriedigung durch und errang einen schönen äußeren Erfolg damit. Besonders anerkennenswert!) war der Vortrag der ersten Arie. — Auch Fräulein Nachtigal als Irene wußte diese keineswegs unbedeutende Partie zu bester Geltung zu brinaen und bewährte sich namentlich in dem großen Duett mit Belisar. — Herr Poung gab die schöne Rolle des Alamir im Gesänge, wie namentlich auch im Spiel in höchst achtungSwerther Weise wieder, wie man das von diesem Sänger wohl erwarten konnte. Bet etwaiger Wiederholung der Oper möge jedoch Herr Poung beachten, daß die Hauptstadt des oftrömischen Reich- (Ksnstantinopel) ursprünglich Byzantium und nicht Byzantia genannt wurde. — Der Vater des Oorpuo >ris, der Kaiser Ju- sttnian, ist in dieser Oper eine ziemlich langweilige und trostlose Figur, auch zeigt er sich bei der Gerichtsverhandlung im ersten Acr alS herzlich schlechter Jurist, der sich von einem bösen Weibe md einem täppischen Jntriguanten tüchtig anführen läßt. AuS dieser Rolle ist nicht viel zu machen; wir bemerken daher nur, daß Herr Wallen re iter dm musikalischen Theil derselben mit anerkennmSwerther Sicherheit und Correctheit durchführte. Bezüglich der Schauspielvarstellungen letztvergangener Woche ist zuvörderst zu erwähnen, daß Herr Pauli vom Stuttgarter Hoftheater fein Gastspiel mit den Rollen de- EommissionsrathS Frosch („der Verschwiegene wider Willen*), de- Appel („Wer ißt mit?*) mid des Lindenwlrth („Dorf und Stadt") mit bestem Erfolge fortsetzte. Hoffentlich werden wir noch öfter Gelegenheit haben, dieferz. sehr »u schätzenden Darsteller in dankbaren Rollen zu sehm. — Eine sehr gelungene Aufführung war die de- pikan ten Lustspiels „der Damenkampf" von Scribe und Legou^e am 29. Juli. Die Leistungen der Frau Wohlstadt, des Fräu lein lzngar und des Herrn Kökert in diesem Stücke sind von früheren Vorstellungen her in sehr vortheilhafter Weise bekannt. Neu besetzt waren die Rollen des Grignon und des Montrichard. Letztere gab Herr Kühns in glücklicher Auffassung und sehr fei ner und scharf pointirter Nuanciruna. Als Grignon fand Herr C. Kühn Gelegenheit, sich von sehr vortheilhafter Seite zu zeigen. Er führte die Rolle mit viel Gewandtheit, äußerer Ab- geschliffenheit und in glücklicher humoristischer Färbung durch. In ihrer Art eben so befriedigend war de- Darstellers Leistung als Fritz Klarenbach in dem neueinstudirten Liederspiel „die Ailler- thaler" von Nes müller. Die interessanteste Rolle dieses Stücks, die Kath'l, gab Fräulein Karg. Vaudevilles dieser Art scheinen das eigentliche Element der wohl talentirten Soubrette zu sein, deren diesmalige sehr hübsche und pikante Leistung alle Anerken nung verdient. — Auch Herr Lück führte die Rolle des Silber- franzl sehr brav durch und wirkte besonder- durch den guten Vor trag der allerdings etwa- hypersentimentalen Lieder. Ferd. Gleich. Lunst - Uoth. Das musikalische Publicum Leipzigs sei hiermit auf die Soiree aufmerksam gemacht, welche der Violoncellist Herr F. W. Borr- mann im großen Saale des Schützenhauses zu geben gedenkt. Derselbe, Zögling des Blinden-Jnftituts in Dresden und Schüler Dotzauers, ist von bedeutenden und berühmten Tonmeistern auf das Angelegentlichste empfohlen und dürfte daher die Aufführung einen genußreichen Abend in Aussicht stellen, um so mehr, als mehrere bedeutende musikalische Kräfte unserer Stadt ihre Mit wirkung bei der Aufführung mit dankenSwerther Bereitwilligkeit zugesagt haben. L. Verschiedenes. Zu Chicago im Staat Illinois wurde in der letzten März woche dieses Jahres eine großartige Arbeit gewagt, welche Tau sende von Zuschauern herbeilockte und mit Erstaunen erfüllte. Es handelte sich nämlich darum, ein großes Häuserquadrat an der Straße, welche dem Ufer des Michigan-Sees entlang zieht, höher zu heben, weil dasselbe zu tief lag und feucht war. Dieser Block hat eine Länge von 320 Fuß, enthält nicht weniger als 13 Lädm und Magazine der größten Art und ein große- doppeltes Mar morgebäude, in welchem sich die Marinebank befindet. Die un- gemein schwierige Arbeit, einen solchen Steincoloß zu heben, wurde « ß» bewemdernSwürdiger Weise durchgeführt, daß während der selbe«. die Geschäfte in diesen zahlreichen Verkaufsqewölben und in der Bank nicht im Mindesten gestört wurden; eben so wenig erfuhr der Verkehr auf der Straße eine Unterbrechung, denn die Seitenwege — de- abgeschmackten Wortes Trottoir bedient man sich in Amerika nicht — waren an dem Block selbst befestigt und stiegen mit ihm in die Höhe, so daß die Fußgänger nach Belieben in sämmtliche Thüren ein- und ausgehen konnten. Bei der He bung wurde eine einzige Fensterscheibe zerbrochen und das Mauer werk zeigte nicht den geringsten Riß; binnen fünf Tagen wurde der ganze Block bis zu der erforderlichen Höhe, nämlich um 4 Fuß und 8 Zoll, emporgehoben; dann gingm die Maurer an das Einsetzen der dauernden Unterlagen und diese Arbeit war zu Ende April vollendet. Da- emporgehobene Gewicht betrug so viel wie 35,000 Tonnen Schiffslast, jede zu 20 Centnern. Bei der Arbeit benutzte man 6000 Stück Schrauben, jede von 3 Zoll Durchmesser; von den 600 Arbeitern hatte jeder einzelne 8 — 10 Schrauben zu besorgen. Die Drehungen wurden durch ein voll ständige- System von Signalen geleitet; bei jedem derselbe» mußte der Arbeiter feinen Schrauben ein Viertel-Drehung geben. Nach«
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