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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186008056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600805
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600805
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-05
- Monat1860-08
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1860
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3583 Bei der Berathung in der Versammlung der Stadtverordneten macht in Betreff de- Durchstichs decHatderwiefen der Herr Referent auf Ansuchen Herrn Vieweg- nähere Mittheilung au- den Bauanschlägen. Herr Vieweg hielt e- für nöthig, in solchen Fragen zuvor Localbesichtigungen vorzunehmm, da die Sache wohl dringlich sein möge. Dagegen bemerkte Herr vr. Heine: Er halte den Durchstich und Uferbau im Connewitzer Holze nicht für vortheilhaft, weil die Kosten solcher Durchstiche in der Regel und so auch hier in -einem richtigen Verhältnisse zu den daraus zu ermattenden Vortheilen stehen, sobald sie Ländereien detreffen, die lediglich zu ökonomischen Zwecken benutzt werden. Vortheilhaft würde der projectirte Bau nur genannt werden können, wenn nachgewiesen würde, daß in etwa 20 Jahren ohngefähr für 1200 Thlr. Landwetth verloren gehe, sofern der Bau unterlassen werde. Rechne man den Werth des Landes im Connewitzer Holze zu 500 Thlr. per Acker, so müßten (als Ersatz des Baues) ohn gefähr 21/2 Acker Arealverlust zn fürchten sein; es sei aber in 20 Jahren kaum t/, Acker Arealverlust zu fürchten, namentlich wenn man dafür sorgt, daß die großen Bäume in der Nähe der Flußufer beseitigt werden, weil die Bewegung derselben durch Stürme in unseren städtischen Wäldern vielfach zu Uferabrissen beiträgt und eS scheine, als ob man gerade solche Bäume absichtlich stehen ließe. Nach der Rente fragten die Herren Sachverständigen freilich sehr selten und deshalb vrojectire man wahrscheinlich auch seit 8 Jahren an unserer Wasserregulirung, zeichne gußeiserne Wehre, schöne Brücken und Stege, die man den Landwlrthen durch aus octroyiren will, während sich diese wie Ein Mann gegen diese Projekte erheben, weil sie wissen, daß die Kosten den Vortheil für ihre ländlichen Grundstücke weit übersteigen. In Folge diese- wirthschaftlich falschen Standpunktes seien für dieWasserregulirungs- projette wohl schon über 12000 Thlr. auSgeqeben ohne irgend welche Aussicht auf ein Resultat, zum höchsten Nachtheil für die werth vollsten Grundstücke der Stadtgemeinde, zum Nachtheil der Ge sundheit-Verhältnisse wie des Verkehrs. Es passe deshalb auf diese Arbeiten der Ausspruch eine- vielgefürchteten Mannes, welcher an einer Stelle seiner Schriften über solche nach etwas ganz Aus gezeichnetem grübelnden, aber nicht zur That gelangenden Ideen die Bemerkung macht: man versuche vergeblich alle Künste der, Segelkunst auf einem schlammigen Teiche, anstatt mit allen Segeln' auf dem Ocean der Civilisation vorwärts zu schreiten. Die Wasser- rezulirungsprojecte gleichen offenbar der Geschichte des Chaussee- brückenbau'S bei Wurzen, welche sich in der Erinnerung älterer ümte als belustigende Volkssage einen bleibenden Platz errungen hat. Die bisherigen Projekte der Flußregulirung seien nach seiner Überzeugung in den Grundgedanken falsch; denn ganz abgesehen von dem Ertrage seien großartige, auf viele Meilen ausgedehnte Gnadelegungen der Flüsse in der Regel unnatürlich. Jeder Fluß sei ein Product seiner Verhältnisse, weshalb die Krümmungen und die Verhältnisse de- Gefälle- von der Bodenbeschaffenheit, seines Grunde- und seiner Ufer abhängen. Verlasse man durch künstlich vermehrte Geschwindigkeit der Gewässer die von der Natur ge gebenen Verhältnisse, so müsse auf der ganzen Strecke der Regulirung oer Kunstbau für da- Flußbett angewendet werden. Ueberbruckungen de- ThalgebieteS für Straßen und Eisenbahnen, hohe Bodenwerthe in der Nähe großer Städte, Gesundheitsrücksichten, Wasserkräfte und andere Bedürfnisse gesteigerter Cultur können es zweckmäßig erscheinen lassen, Kunstbaue an die Stelle der natürlichen Fluß- vrrhältnisse zu setzen, wenn die Dortheile den Kosten entsprächen; aber auf Meilen betragenden Strecken neue Flußbetten anzulegen, alle Rechtsverhältnisse zu erpropriiren, den Grundsatz aufzustellen, daß man vom Ende de- Flusse-, also folgerichtig eigentlich von Hamburg, nicht blos von der Preußischen Grenze aus anfangen müsse, solche Ideen scheinen zwar großartig, sie beruhen aber auf halbem Verständniß der Naturgesetze, welche sich nicht ohne Strafe verletzen lassen. Diese einseitig technische Auffassung sei seiner Ueberzeugung nach die Ursache vieler großer Unglücksfälle. Wenn die Hochwässer der Flüsse in ihrem ganzen Laufe in regulirten Flußbetten abgeführt werdm, so daß dem Flusse sein Recht auf die natürliche Thalblldung durch Beseitigung jeder Ablagerung seiner Sinkstoffe genommm wird, so bleibt für dm Fluß nur die Möglichkeit, sein Bett zu erhöhm, bis unbemerkt der Raum für da- Hochwasser fehlt. Die Rhone bei Lyon, die Oder, die Weichsel, der Po und andere Flüsse haben über solche Regulirungen gründ liche Belehrungen gegeben. Noch jetzt verschlinge ein vor etwa 80 Jahrm angelegter Durchstich am Rhein Hunderttausende, um die Calamität eine- technischen JrrthumS zu beseitigen. Man sehe an der hohen Brücke am Frankfurter Thore die vor 13 Jahrm hrrgestellte verhältnißmäßig unbedeutende Geradelegung de- Elster- waldbetteS an, alljährlich habe man große Massen Sand heraus- geschafft, aber dennoch erhöhe sich da- Flußbett fortwährend. Schon so undedmtmde Regulirungen erfordern also fortwährende Kunst baue und Nachhilfen, deren Kosten einen wett höheren Bodenwerth bedingm, al- die landwirthschaftliche Benutzung bei uns bietet. Deshalb habe die Stadt Leipzig kein Interesse, 1200 Thlr. auf- uwende» für einen Bau, der sicher nicht 100 Thlr. eintragm wird. Der werthvolle, aber künstlich ruinirte Grundbesitz der Stadtgemeinde in unmittelbarer Nähe der Stadt und die Rücksichten auf die Gesundheit ihrer Einwohner lassen e- weit wichtiger er- cheinen, darauf die Gedanken zu richten, daß man die gutartigen Flüßchen Pleiße und Elster nicht ferner zwinge, gegen ihre Natur Sümpfe zu bilden, die ihre schädlichen Dunste bis in da- Eentrum >er Stadt verbreiten, die den Einwohnern oft lange Zeit die schönsten Spaziergänge ungenießbar machen und die das Millionen Thaler n sich bergende Areal der fortschreitenden Cultur entziehen, indem man seit 8 Jahren übir eine einfache Sache berathet, welche, um den dringenden Bedürfnissen der nächsten 20 Jahre zu genügen, kaum so viel Geld erfordert haben würde, al- die Kosten der acht jährigen Vorarbeiten betragen. Die Versammlung lehnte die Verwilligung für den Mlttel- pfeiler an der Westbrücke, für Reparatur an der Gerberbrücke und für den Durchstich an den Heiderwiesen ab, letztere gegen 1 Stimme. Der Antrag wegen der Reparaturen an der Lindenauer Mühle fand einstimmige Annahme, ebenso gegen eine Stimme der die Wasserregulirung innerhalb des westlich gelegenen städtischen Ge biets bezweckende Antrag. Vorbehältlich der gestellten Anträge wurde Conto 11 einhellig genehmigt. (Fortsetzung folgt.) Zehnter Sericht über die Kleinkinder-Bewahranstalt für die Gemeinden deö Thonbergs und Neu-Reudnitz vom Jahre 1859/60. Zehn Jahre sind es nun, daß unsere Anstalt in das Leben gerufen wurde und wie wir nicht zweifeln, segensreich gewirkt hat. Haben wir diesen langen Zeitraum auch unter mancherlei Sorgen und Mühen zurück gelegt, so haben wir doch nach Ablauf eines jeden einzelnen Jahres die Freude gehabt sagen zu dürfen, „der Herr hat es abermals gut mit uns gemacht, wir haben keinen Mangel gelitten". Doch kein Jahr war so bedeutungsvoll und wichtig für die Anstalt als das eben abgeschlossene, in welches der Bau eines eigenen Gebäudes für die Zwecke derselben siel. Konnten wir in unserm vorjährigen Berichte diesen Bau nur ganz oberflächlich berühren, so dünkt es uns jetzt um so mehr Pflicht von unserm Thun Rechenschaft abzulegen, als wir nichts weniger als freiwillig diesen kostspieligen Bau unternommen haben. Im Jahre 1850 war nämlich bei Gelegenheit einer neu zu erbauenden Gemeindeschule mit der Thonbergs-Gemeinde das Ab kommen getroffen worden, unserer Anstalt gegen Überlassung der für dieselben gesammelten Beiträge, so wie des zum Bau bereits erworbenen Areals die Parterre-Lokalitäten des neuen Schul- ebäudes einzuräumen; den für die Kinder nöthigen Spielplatz -schafften wir dagegen durch Pachtung einer angrenzenden Feld- Parcelle. Nachdem nun diese- Verhältniß über neun Jahre bestanden hatte, mußte jedoch die immer mehr wachsende Zahl der schul pflichtigen Kinder und die daraus hervorgehende Beengung der Schulräume die Gemeinde zu dem Wunsche drängen, auch die von unserer Anstalt inne gehabten Räume zur Erweiterung der Schule zu benutzen, und da wir diesem gerechtfertigten Verlangen, welchem eine der Sache entsprechende Entschädigung zur Seite stand, billiger Weise nicht entgegen treten konnten, so haben wir eingewilligt, jene Lokalitäten vergangene Ostern zu räumen. Da sich nun für die Bedürfnisse der Anstalt passende Räume zu ermiethen nicht fanden, so waren wir zu einem Neubau ge- nöthigt, den wir auch im Vertrauen auf Gott und die für unsere Schwester-Anstalten bei ähnlicher Veranlassung bewiesene Theil- nahme unserer Mitbürger Anfang September v. I. begonnen und im Laufe de- vorigen Monats so weit vollendet haben, daß die Einweihung des neuen Hauses am 25. Juli d. I. stattsinden konnte. Wir werden uns erlaubm über diesen Bau noch besondere Rechnung abzulegen, sobald da- Bau-Conto geschlossen werden kann. Obgleich unS nun zu diesem Zwecke reiche Gaben zu Theil wurden und wir pflichtmäßig nur die nothwendiaen Bedürfnisse der Anstalt, welche sich durch Hinzunahme der Gemeinde Neu- Reudnitz allerdings vergrößern mußten, berücksichtigt und jeden überflüssigen Aufwand vermieden haben, so reichen doch dieselben einschließlich der von uns selbst gewährten Mittel, so wie der we nigen uns früher geschenkten und vermachten kleinen Capitalien nicht au-, den gemachten Aufwand zu decken. Vielmehr wird sich ein Deficit von ca 2000 Thlr. Herausstellen. Wir hoffen durch neue größere Geschenke und Vermächtnisse in den Stand gesetzt zu werden, diese Schuld nach und nach tilgen zu können und wollen hiermit freundlichst dämm gebeten haben. Im Uebrigm haben wir wenig zu berichten. In unsern Frauen-Verein trat Frau Professor Keil als neues Mitglied ein.
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