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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186008178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-17
- Monat1860-08
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1860
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llen l4 ^4 ^hlr. um Lhlr. die Lhlr. hre teser ldqet nden die- »önix Haus den )aher zu rden. »eder- 3itte- 'sache nden, und ngst- i auf dieser oider- kond- mmrl »ollen cholie nchts stuthe abrr Zähre tströ- oest- . sich o be- tz ier- 1?ord- rdost- näßia le des »eisten ceani- r und lgeln- nmer, wenn se die wauf- h wie über Tag warme Sonne und kühle, thameiche Nächte, welche die allzu staäe Au-dörrung de< Rafm- und der Fluren verhindern. — Kommt dazu dann und wann ein vorübergehende- Eintreten des vorübergehenden feuchten Güdost-Passatwindes, weil die Grenze de- Nordost-Passats fick südwärts zurückzieht, dann ereignen sich heil bringende Regengüsse und befruchtende Gewitter, da- Merkmal eigentlicher SegenSjahre. Wir erkennen einen solchen Vorgang am Umspringen de- Winde- durch die Windrose, da- sich plötzlich ereignet und binnen wenigen Stunden dem Himmel sofort ein veränderte- Ansehen giebt. Solcher Art waren unsere Sommer von 1857 bis zum vorigen Jahre beschaffen. Die Sonne vermochte bei der beständigen Reinheit de- Firmament- außerordentliche Wirkungen in der Pflanzenwelt hervorzurufen; da- Getreide gedieh, Obst war in Fülle an den tief hängenden Zweigen der Bäume, und der Wein stock trug ein Gewäch- von lange nicht daqewesener Güte. Zu gleich aber trat eine fühlbare Kargheit des Wiesenertrags ein; eS begannen die hohen Futterpreise und der Viehstand mußte einge schränkt werden. Auch im Jahre 1858 dieselbe Erscheinung. Erst in dem Frühling des vorigen Jahres fehlte es eine Zeit lang an reichlichen Regengüssen nicht und wurde ein Ersatz des bis herigen Futtermangels bewirkt. Jetzt ist endlich, nach anhalten dem, dreijährigem, kaum vorübergehend unterbrochenem Ostwind mit fast schneefreien, milden Wintern und trockenen, warmen, früh elntretenden Sommern, wieder eine Epoche beständigen Wechsels und Kampfes der Winde da; seit Ende vorigen Jahres war ein fast tägliches Schwanken des Windes durch die Wind rose zu gewahren; es wechselte deshalb Kälte mit lauer Luft wie derholt und oft. Wahrscheinlich ist darum bis auf Weiteres die verhältnißmäßig seltene Herrschaft des Nordost-Passats in unseren Breiten zu Ende und dagegen die des feuchten Südwest-Passats, der uns die Wasser des atlantischen Meeres über die Länder jagt, zur Geltung gelangt. Voraussichtlich dürften daher wieder schlech tere, wechselndere, wir wollen sagen — solche Jahre eintreten, wie wir sie im Ganzen bei uns gewohnt sind. Dies die verständige, auf wissenschaftliche Erfahrungen gegrün dete Wetterprophezeihung für dieses und möglichenfalls auch für die folgenden Jahre! Lassen wir daher immerhin den Mond in Ruhe und eben so Knauers hundertjährigen Kalender, und suchen wir dagegen lieber durch verständige Vorsorge den Zeiten der Noth zu begegnen, die vielleicht die Folge solchen Wetters für uns sein werden. Ms den Briefen eines in Deutschland reisenden jungen Amerikaners. i. „Rauchwaarenhalles" „Grüner Krebs!" Rother Ochse!" „Goldner Hahn!" „Elephant!" „Schwan!" „Sieb!" Das waren die ersten Zurufe, lieber Freund, die mich in Leipzig begrüßten, als ich vor Jahresfrist diesen historischen Boden betrat. Die rothen Schürzen der Hausknechte machten einen recht guten Eindruck, nur der wiederholte Zuruf des Einen mit seiner „Rauch waarenhalle!" blieb mir, als ich mich dem grünen Krebs ergab, räthselhaft. Meine Wirthin klärte mich aber darüber vollständig auf, zog einige Parallelen zwischen Krebs und Ochsen und Hahn und Schwan und benutzte die Gelegenheit in sehr glücklicher Weise, mir „das Allerlei" als etwas ganz Vorzügliches anzupreisen, das eben, fast ganz besonders für mich bestimmt, fertig sei. Und morgen gäbe es Speckkuchen, übermorgen Knochen des Schweines. Sie schloß mit einem seufzenden „Ja". Ich kenne nun alle Dialekte der deutschen Zunge, aber ich finde in dem vielverspotteten sächsischen etwas Gutmüthiges, was mich anheimelt. — Die Ordnung, Sauberkeit in und außer den Häusern, die Höflichkeit der Bewohner fand ich durchgängig nicht in Preußen und Oesterreich wie hier, und in Bayern nirgends. Sachsen ist eine Perle des deutschen Landes und Leipzig wieder eine Perle Sachsens. Daß der grüne Krebs eine Perle Leipzigs war, lehrte mich außer Küche und Keller die Wirthin selbst, die mich mit Hintansetzung der sämmtlichen ehrbaren Stammgäste einige Wochen bemutterte. Ich war „ihr Fremder", das „arme Menschenkind", da- „mutterseelenallein und gottverlassen" nun in der fremden Stadt saß. „Mutterseelenallein!" Ich hörte diese- Wort zum ersten Male und habe es für alle Zeiten behalten. Kennst Du ein Wort in unserer Sprache, da- diesem nur annähernd gleich käme ? Ich glaube kaum, daß irgend eine Sprache der Welt ein gleiche- Wort besitzt. Ich empfing aber auch von der guten Frau zahlreiche wohl gemeinte Winke und Warnungen, Diesem fern zu bleiben und Jene- nicht zu übersehen, während mich ihr Gatte immer in respektvoller Entfernung als einen Wilden anstaunte, der wie durch Schtffbruch von einer wüsten Insel an diese- gesittete Land ver schlagen worden. Al- ich dann in eine Privatwohnung übersiedelte, drückte er mir mitleidig die Hand, al- ob ich nun unrettbar ver loren sei; die Wehmuth feiner Gattin löste sich in Helle Thränen auf, — und ich, ich konnte nicht darüber spotten. 3758 Dein Brief, der diesmal fast ein halbe- Jahr nach Deutsch land gegangen war, bestärkte mich in dem Entschlüsse, meine Hütte in Leipzig zu bauen. Ich sehe ein, daß Jahre vergehen müssen, ehe der väterliche Asm sich wieder in Liebe zu dem verlorenen Sohne wandeln, ehe da- schwarze Mädchen drüben da- Bleich, gesicht vergessen kann. Wenn Sadi hierher fliehen könnte, denke ich oft, hier wäre sie frei! Entsetze Dich nicht über meine menschen freundliche Idee, die ich mir zuweilen verlockend auSmale, wenn ich der Heimath gedenke. Du solltest Sadi zur Flucht verhelfen, combinire ich; mein Vater verlöre an dieser christlichen Seele in schwarzem Fleische nur 800 Dollars; ein Hamburger Capitain nähme sie mit, und ich, ja eS ginge nicht ander-, ich selbst brächte Sadi, die Blume de- Walde-, zu meiner KrebSwirthin, die gewiß zur Fortbildung Sadi - gern bereit sein würde. Ich brauchte ihr nur zu sagen, das arme Kind sei in der weiten Welt — mutterseelenallein! Der Krebswirth würde allerdings schaudern und an wilde Völkerstämme denken. Arme Sadi! Ich träume von ihrer Freiheit, während sie vielleicht in diesem Augen blicke heiße bitterliche Thränen zu den Füßen meiner Schwester weint — als ihre Sclavin. Du hast, wie Du mir schreibst, meinem Vater vergeblich 200 Dollars mehr für Sadi geboten, als er für sie in der Auktion gezahlt, — ich bitte Dich, biete ihm noch 200 mehr und er wird sie Dir lassen. Meine Schwester kann Sadi nicht wirksam schützen, und da sie nicht fliehen will, gieb Du ihr wenigstens einen milderen Herrn. Ich habe Leipzig dem schönen Dresden vorgezogen, aber warum weiß ich wahrlich nicht. Selbst der Leipziger, der wenigstens ein mal im Jahre die schöne Schwesterstadt besucht oder doch nach ihr seufzt, zieht immer sein Leipzig als bleibenden Äohnsitz vor, und fragst Du ihn warum, so wird er Dir sagen, er wisse es nicht bestimmt zu motiviren. Das schöne Elbthal und die reizenden Umgebungen können doch wohl nicht vollkommen mit dem gesellschaftlichen Leben in der Elbstadt selbst aussöhnen, das trostlose Zerrissenheit und Kasten geist in der vollsten Blüthe aufweist. Dresdens Bevölkerung weift drei streng geschiedene Classen, die Aristokratie, die Beamten und die Kleinbürger, unter denen die wenigen Großbürger mit Vergnügen aufgehen. Der alljährlich hier vorüberfluthende Fremdenstrom lernt nur die heitere Seite dieses kleinen Paradieses kennen; der Mangel gesellschaftlichen Lebens und die strenge Ab geschiedenheit der Classen existirt nicht für ihn, er schwelgt an den Schätzen Dresdens, er jauchzt dem sonnigen Thale entgegen und strebt auf dem herrlichen Strome den blauen Bergen zu, da hinter die weniger begünstigte Heimath liegt. Nach einem längeren Aufenthalte in Dresden überkam mich das Gefühl einer mächtigen Unbehaglichkeit, kleine Ursachen — große Wirkungen! Die kleine Conditorei auf der Brühl'schen Terrasse erschien mir bald wie ein Hoflager, bald wie ein geschlosse nes Gesellschaftslocal mit Sperrsitzen für courfähige Herren und Damen der vierten und fünften Hofrangordnung, vor denen der Beamte und Bürger mit Scheu schnelleren Schrittes vorüberzu kommen sucht. Ich bemerkte, daß sich der Dresdner Bürger in dem einige Schritte weiter gelegenen Belvedere wohler fühlt, zwar nicht ganz wohl, denn das Local ist ihm doch noch ein Bischen zu eleaant, Entree und Kaffee sind nicht eben billig, und auch hier sticht er in seiner Werktagskleiduna noch immer gegen die Toilette der zahlreichen Fremden ab, aber seine Gegenwart hier ist doch nicht so ungeheuer auffällig als dort. Hier sucht sich der Bürger ein Tischchen im Dunkeln an der Wand des Saales, um vor allen Dingen „den Rücken frei" zu haben; nach und nach werden die Tische an den Wänden rar, endlich sind sie alle besetzt, nur in der Mitte des Saales ist Ueberfluß an Plätzen, die für eine ganz besondere Gesellschaft reservirt zu bleiben scheinen. Da kommt vielleicht ein Dresdener Jüngling, seine Begriffe sind noch elastisch und er nimmt Platz in des Saales Mitte. Das ist aller dings für Die an den Wänden ringsum sehr auffällig, aber es möchte noch angehen. Der Jüngling läßt sich aber ein Glas Rothwein geben. Jetzt ist er verloren! Ringsum heften sich düstere Blicke der Männer auf ihn, die Frauen schütteln die Köpfe oder stricken doch heftiger und die Jungfrauen blicken enttäuscht nieder. Er ist ein Verschwender! In den zahllosen Bierwirthschaften nur sucht und findet der Bürger seine bescheidenen Freuden, die ihm nur dann gekürzt werden können, wenn er seinen Stammgastplatz durch einen rück sichtslosen Eindringling besetzt sieht. Hier giebt eS überhaupt viel „geschlossene" Tische, an denen ich in meiner Unschuld sehr oft ein störender Gegenstand war. An dem einen Tische, der aus schließlich von pensionirten Officieren besetzt war,' verstummte wie auf Commandowort augenblicklich das lebhafte Gespräch und un verkennbarhöchst mißfällige Blicke richteten sich auf Deinen ahnungs losen Freund. Die Parole „ein Fremder!", leise vom Einen zum Andern gemurmelt, circulirte um den Tisch und — Stille lag über den Wassern. Nur ein ergrauter Krieger sagte beim Fortgehen, wie um daS durch mich unterbrochene Gespräch damit abzuschließen: Gebe der Himmel, daß es von guter Familie ist! Hierauf erhob sich räthselhaft seufzend der ganze Kreis der Greise und ließ mich über der Rede dunkeln Sinn brütend in der Nacht meiner Räthsel
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