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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186009258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-09
- Tag1860-09-25
- Monat1860-09
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1860
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4550 Wirsing 6» Honöta^ voH HO FriMich-d'q,, und . Posse, welche unter d«,seHen Zite» jetzt gegetzen w vollstänhlg qudeges VtW qils das itzvn Herrn vr. F gereicht^ Ist. Mas das^ Eigent tzvm-recht anbelangt, Niemandem elnfialleu, am allerwenij^en mit», Herrn v». Friedrich sein früheres Manuskript streitig machen zu wollen. Die Posse, welche auf dem hiesigen Stadttheater gegenwärtig gegeben wird, gehört vor allen Dingen Herrn Dir. Wirsing, und nächstem mir. Ich gestatte dagegen Herrn Vr. Friedrich, Hs- seine unten näher angeführten „Dichtungen", w Versehen stehen geblieben sind, aus meinem Wdrküzr^e Folgendes ist der genaue Hergang der Sache: Vor vier Wochen überreichte mir Herr Dir. Wirsing ein Manuskript mit dem Bemerken, dasselbe sej de» erste Versuch eine» jungen Scheiftstellevs, der mir vsd de» Hand uNbekiunw btzibeu müsse. Die Idee des Stückes wäre indessen nicht schlecht und er beauftrage mich hiermit, die Posse „zurecht" zu machen. Nach Durchlesung des Werkes replicirte ich Herrn Dir. Wirsing, dasselbe sei unbrauchbar und eine Überarbeitung vollständig ver geblich. Um aber die Idee einer Localposse nicht ganz fallen zu lassen, machte ich mich anheischig für die bevorstehende Michaelis messe ein Stück unter demselben Titel zu liefern, wozu ich mir als dramatische Grundlage „Eine Nacht in Berlin" von Josef nehmen wolle. Herr Dir. Wirsing war mit meinem Vorschläge einverstanden, sprach aber zugleich den Wunsch aus, einige der besten Ideen des erfteren Manuskripts mit meinem Werke ver schmolzen zu sehen Da indessen der junge Dichter nicht die nöthige Bühnenpraxis und Routine besitze, so möge ich von den Bildern, welche ich meinem Werke einverleiben wolle, ein ganz genaues Gerippe entwerfen, wonach er einstweilen arbeiten könne. Dieser Auftrag wurde von mir auffs Pünktlichste vollzogen. Ich benutzte die sehr hübsche Idee des ersten Bildes, Nr. 30 (dieselbe ist im Leipziger Journal, Jahrgang 60, unter der Rubrik „Meß bilder" zu lesen), entwarf eine Schablone, worin Namen und Zahl der Personen, Scenengang, Refrains für die Couplets, kur zer Inhalt des Dialogs, die einzelnen Schlagworte rc. enthalten ist und schickte dieselbe dem unbekannten Dichter mit dem Bemerken, er möge sie ausfüllen; dann schloß ich sein Manuskript fest und sicher in meinen Schreibtisch ein und machte mich an die Arbeit. Ein Bild nach dem andern lieferte ich an die Direktion ab; sie wurden sofort copirt und ausgeschrieben. Inzwischen ließ mir der unbekannte Dichter das nach meiner Schablone ausgefüllte Bild zuftellen. Ich fand es für meinen Zweck unbrauchbar und arbeitete das ganze Bild noch einmal von A bis Z. Folgendes ist darin vom Dichter stehen geblieben: Die ersten sechs Zeilen des Liedes: „Des Morgens muß ich früh" rc. „Dann tragen sie Crinolinen von Rudolph Taenzer und gehn in Beduinenmänteln auf den Markt." „Ach meine Nerven, ich habe eine schwache Construction." „Du sollst die Löwen sehn." „Auguste hat mich gestoßen." Alles Uebrige ist von mir. Ganz ebenso verhält es sich mit dem Bilde „Ein Selbst mord". Folgendes ist darin vom Dichter stehen geblieben: „Nein, Mutter, so treulos kann Louis nicht sein." „Man sagte mir, Sie hätten ein Verhältniß mit einer Per son zweideutigen Rufes." „Haben Sie nicht einen Taschenkamm bei sich?" Alles Uebrige ist von mir. Die andern Bilder, Quodlibets, Lieder, Duette, Couplets, Localsachen rc. sind von mir. Wäre nun Herr Vr. Friedrich, welcher ja schon lange wußte, daß ich mit der betreffenden Arbeit beschäftigt sei, zu mir gekommen und hätte gesagt: „Mein Herr! ich bin der unbekannte Dichter!!!" so würde ich ihm geantwortet haben: „Mein werther Herr Doctor! ich bin kein Schriftsteller und gebe mich nicht für einen solchen aus; was ich hier arbeite, geschieht aus Anhänglich keit für meinen Chef, Herrn Dir. Wirsing; wollen Sie aus Ihrem Inkognito heraustreten, gut, so sollen Sie auf dem Zettel prangen und ich setze mich ganz bescheiden als Mitarbeiter hinten an; wollen Sie unbekannt bleiben, gut, so bleibe ich es auch!!" Aber Herr vr. Friedrich kam nicht, nein! er ist ein edler, ein bescheidener Dichter, er blieb ruhig in seiner Verborgen heit und wartete, bis meine Posse durchgeschlagen hatte; da brach er siegend hervor wie der alte Ziethen aus dem Busch und ließ sich von dem Referenten des Leipz. I. als Dichter procla- miren. Damit war er aber noch nicht zufrieden, 0 nein, mein Werk wurde eine fremde Zuthat, eine Verballhornisirung genannt, ja der bewußte Referent ging so weit zu behaupten, daß ohne Wissen und Willen des Dichters Veränderungen in seinem Werke vor- aenommen worden wären, und der bescheidene, unbekannte Dichter hat ganz ruhig nach ureirrer Schablone gearbeitet!! Wie eine solche Handlungsweise genannt zu wer den verdient, uberlasse ich dem Urtheile de- Pu blikums. Dem ganzen Streite könnte übrigens sofort ein Ende kr, Wd r^ste» >Hrt.aMb Leipzig den 24. September. Se. königl. Hoheit der Prinz PeM, trtzf/ tzßßern i/,10 Uhr auf der Dresdner Bahn hier ein § r^ste»vry» bl Uhr auf der Thüringer Bahn weiter nach Frank- lrt«' Leipzig, den 24. September. Die hiesige königl. Staats anwaltschaft hat sich durch den Inhalt der gestern von dem Pre diger dev hiesiger» deutsch-katholischen Gemeinde vr. Bey« ge haltenen Predigt veranlaßt gesehen, Letzterem sofort nach DeeudiAung der Predigt da- Manuskript derselben abzufordern und vorläufig in Beschlag zu nehmen. Heute Mittag wurde in hem Rosenthale die bereit- seit dem «18. d. M. vermißte Ehefrau des Büchsenmacher- L. im Wasser rodt aufgefunden. E- steht zur Zeit noch nicht fest, ob fie den Tod freiwillig gesucht hat, oder in Folge eine- unglücklichen Zu falls um das Leben gekommen ist. In dem Jacobshospitale starb gestern der Handarbeiter Gießner aus Großzschocher, welcher am 15. d. M. in Folge einer Hand verletzung daselbst Aufnahme gefunden hatte. Die zweite Reiterbrigade, welche in den umliegenden Dörfern in Cantonnement lag, hat gestern und heute die Cantonnements verlassen und sich theilS in ihre Garnisonorte, rheils nach Oschatz begeben, wo in den nächsten Tagen ein größere- Manöver stimm licher Truppengattungen stattfinden wird. Verschiedenes. Aus Salzburg, 15. September, wird gemeldet: Das Tagesgespräch bildet hier heute folgender Unfall. Gestern bestieg eine Gesellschaft den Gaisberg und blieb auf der Aistelalpe. Eine Dame der Gesellschaft — eine Französin —, welche gern bis zu dem Gipfel des Berges vorgedrungen wäre, schloß sich zu diesem Behufe einer andern Gesellschaft an, die von der „Aistel" aus hmaufftieg. Auf dem Gipfel angelangt, trennte man sich nach individuellem Geschmack nach den vielen und mannichfaltigen Aussichtspunkten. Als man sich zum Hinabsteigen anschickte, vermißte man die Französin und gab sich nach vergeblichem Suchen endlich der Meinung hin, dieselbe sei bereit- nach der Zistelalpe zu ihrer ursprünglichen Gesellschaft zurückgekehrt. Letztere hatte indeß den Nachhauseweg in der sichern Hoffnung angetreten, d»e Begleiterin befände sich in der andern Gesellschaft und werde mit derselben zurückkehreu. In der Stadt stellte sich nach den gegenseitigen Mittheilungen über Nacht heraus, daß die vermißte Dame sich in der That weder hier noch dort befinde, und sofort wurden alle Anstalten getroffen, die Vermißte auftufinden Nach langem Suchen gelangte man endlich zu dem Resultate, daß die Dame vom Gipfel des Gaisberges, nächst der dort errichteten Steinsäule, über eine hohe, jähe Felsenwand unversehens in die Schlucht hinabgeftürzt war, in der sie heute wohl allerdings beschädigt und nach anderthalbtägiger Nahrungslosigkeit sehr ermattet, aber doch immer noch am Leben und in einem Zustande aufgefunden worden war, der Hoffnung zu ihrem Aufkommen gibt. , Die „D. Gewztg." enthält einen beachtenSwerthen Aufsatz vom Frhr. v. Weber über die Verhältnisse der Eisenbahnen. Es wird darin der Einfluß des Ersenbahndienstes auf die Gesundheit der Beamten untersucht und sowohl im Vortheile de- Publicum- als der Beamten nach Mitteln geforscht, um den bestehenden Uebel- ständen abzuhelfen. Es ist erwiesen, daß das Geräusch der Eisen bahnen, der beständige Rauch und Kohlenstaub, der Wechsel der Witterung und die beständige Zugluft, der die.Conducteure, Bremser, Heizer und Lokomotivführer au-gesetzt sind, sehr empfindlich auf deren Gesundheit einwirkt und sie in kürzerer Zeit dienstunfähig macht, als andere Angestellte. Zur Linderung diese- U-bels ist zwar schon Manche- geschehen; man hat die Locomotiv- und Zugführer durch Gla-häu-chen geschützt, man hat bessere Bremsen hergestellt, da- unnöthige häufige und starke Pfeifen abgeschafft, die Dienstzeit verkürzt, Pension-- und Unterstützungscassen errichtet, allein es reicht diese- doch nicht hin. Weber, der als Direktor der sächsischen Eisenbahnen die Sachlage genau kennt, wünscht de-halb, daß sich Techniker und Verwaltungsbeamte eingehend mit dieser Frage beschäftigen möchten. Die 9-athhau-uhr ging Montag den 24. Sept. um 8 Uhr Morgens 12 Sec. nach.
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