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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186009302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-09
- Tag1860-09-30
- Monat1860-09
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Die europäische Seiden-Lndustrie. Die Seidenwaaren können hinsichtlich der Verflechtung der Fäden in glatte, geköperte, brochirte und sammetartige (veloütirte) eingetheilt werden. Hinsichtlich des Ansehens unterscheidet man von den Ilvi-gewebten die gestreiften (r»^k), carrirten (gimrrss) und gemusterten (kayonnös). Zu den werden auch die OI»oös, schillernde Stoffe gerechnet, bei denen die Kette von anderer Farbe ist, als der Einschlag. Das Moiriren geschieht durch Pressen und wird durch diese Manipulation den verschiedenen Geweben jenes bekannte eigenthümliche Ansehen verliehen. Unter AtlaS (Satan) sind ungeköperte, nur auf einer Seite zu tragende, und auf dieser sich durch ihren Glanz auszeichnende, unter Tafft (lallst»«) die leichten, glatten, auf beiden Seiten tragbaren Seiden gewebe, unter Foulard die aus reicher, nicht glänzender, meist ostlndischer Seide gewebten, entweder zum Tragen in der Naturell farbe oder zum Bedrucken bestimmten Seidenzeuge zu verstehen. Da die Seidenstoffe im KleidungsluxuS den ersten Rang einnehmen, so hat gerade hier die Gewerbekunst in der Mannigfaltigkeit der Farben und Muster, und die Verarbeitung der Dessincomposition ekne zum Theil wunderbare Geschicklichkeit erreicht. Was zuerst Frankreich anlangt, so hat eS in diesem Industriezweige über 150,000 Stühle im Gange. Bedeutend ist die Fabrikation der seidenen Bänder und Borden, deren Production man über 80 Mill. Franc- schätzt, wovon über 50 Mill. ins Ausland gehen. Ihr Haupttlatz ist St. Etienne. Die Schweiz, England (voveuir^) und Rhein-Preußen, auch Sachsen in einigem Grade sind Con- currenten. Beträchtliche Fortschritte hat neuerdings die Ver arbeitung der Abfälle von Rohseide (der sogen. I'rhons und rc^) zu Gakletfeide rc. (v surre äe «sie) und zu schönen theUS rein Seidenwaaren, theils gemischten Stoffen gemacht, so daß eine selbstständige Industrie daraus entstanden ist. Frankreich genießt als Tonangeberin in der Mode in diesem Industriezweige Maen, auch durch den tüchtigsten Gewerbfleiß nur schwer zu be ilegenden Vorzug. Die Regierung unterstützt übrigens denselben auf da- lebhafteste, und da- Talent wird durch Dessinateur- SchuteN und Hilfsmittel jeder Art befördert. Die erste Stelle für den Seidenhandel und die Fabrikation nimmst unbedinax^ seit mehr als einem Jahrhundert, Lyon ein, befondicks ln denjMhen und schweren Seidenzeugen, e- beschäftigt an Ort unp^ln der Umgegend über 60,000 Stühle, und hat besonder- treffliche Institute: Seiden-Condition--Anstalten, Dessinateur - und höhere Weber- Schulen. Die zweite Stelle nimmt St. Etienne, insbesondere durch feine Bandfabrikation ein. In Stoffen macht eS weniger. Es beschäftigt über 30,000 Stühle, und der Platz hat sich be sonder- durch die reichen Steinkohlenlager gehoben. Außerdem beschäftigt NimeS und Avignon gegen 10,000, Pari-, die Picardie und Elsaß gegen 25,000 Stühle. Tarare liefert ausgezeichnete Hm-Plüsche. Tour- ist zarückgekommen; eS liefert Indessen immer noch einige- Schöne in Seidendamasten und anderen reichen Meubelstoffen. Der gewerbreiche Elsaß, dieses durch französische Raobhordm «n- entrissene Stück deutschen Lande-, fabricirt auch sehf Anerkennenswertste- in Bändern, und tritt dm Gchweizer- fabrikaten, besonder- auf dem Pariser Markt, entgegen. Die qe- ftnnniken Geidenmanufacturen Frankreich- verarbeiten etwa für 2§0 Mill. Franc- rohe Seide, wovon 140 Mill. französische, 110 Mist, italienische, levintlnische, orientalische und spanische Seide sind. Der Werth der französischen Seideufabrkkate wurde cmf 378,000,000 Franc- geschätzt, wovon etwa 175 Mill. auf den zunehmenden inneren Verbrauch, 200 Mill. auf dm Export nach allen Ländern der Welt kommen. Die zweite Stelle in der Südenmanufactur nimmt Deutschland ein. E- sind bes-nder- 4 Gruppen: Crefeld mit seiner Umgegmd, mit Viersen, Süchteln, Dülken, Gladbach > Lobberich, Rheidt, Uerdingen und Aachen; Elberfeld-Barmen mir Langenberg, Met- «aun, Düsseldorf und Bielefeld; Cöln und Mühlheim; und Berlin mit dm umgebenden Manufakturen, namentlich mit denen zu Brandenburg, Potsdam, Bernau und Aüllichau. — Crefeld hat seit einem reichlichen Jahrhundert einen ungehmren Aufschwung gewonnen. 1722 hatt? eS erst 866 Einwohner, jetzt bereit- über 46,000. Es ist heut nächst Lyon der erste Serdenmanufacturort der Welt; über r/, der Einwohner gehören dem Industriezweige an. Viersen war 1816 noch ein Kirchdorf von 2372 Einwohnern, und ist jetzt eine bedeutende Fabrikstadt von über 13,000 Einwohner. Barmen zählte 1792 noch 7731 Einwohner, und hat sich jetzt durch seine Bandfabrikation auf 40,000 Einw. erhoben. Roch vor einigm Jahren lieferte es hauptsächlich seidene Besahbänder, seitdem aber auch in glatten und farbigen Bändern schr gute Waare. Man hat die Sammete in überaus verschiedenen Breiten, bis zu 70 engl. Zoll. Der Markt für die diversen Sorten Sammer- dänder ist der Continent, England und Nordamerika. Gerade für diese Artikel wird die zu hoffende Handelsverbindung mit Frank reich eine überaus große Bedeutung haben. Auch Mühlheim und Crefeld unterhalten ein sehr lebhaftes Geschäft mit Paris. Sie liefern neben den genannten Artikeln auch sehr schöne Artikel für Westen- und Meublesstoffe. Auch in der Seideninduftrie ist, wie in den meisten deutschen Fabrikationszweigen, die Cumulirung der Arbeit zu bedauern; die deutschen Fabrikanten sind zugleich Kauf leute, und suchen durch Reisende außer und während der Messen, sowie durch Correipondmten ihren Absatz, während der englische und französische Fabrikant Jahr au- Jahr ein seinem Exporteur und Commifsionär auf mehr oder weniger feste Bestellung die Waare liefen. Unsere Rhein-Seidenindustrie ist in offenbarem Aufschwung begriffen, namentlich was leichte, glatte Atlasse und sonstige Kleiderstoffe (S»tiu8 und Lmstrines), betrifft, desgleichen in den Schirmzeugen, in den Bändern, besonders den Besah- bändern, in den gangbarsten Sammeten, Halbsammet- und Sammet bändern, und wir haben hierin den Franzosen das Terrain ab- ewonnen. Hut-Plüsche liefern »außer Crefeld noch Zerbst und lwelbrücken, indessen dürfte Tarare in diesem Artikel noch den Vorrang haben. Der Druck lftr Foulardtücher ist in neuerer Zeit hinter England zurückgeblieben; doch hat Elberfeld versucht, das Terrain wieder zurückMAevionen. Neibr« »am Rhein und West falen ist die Seidenindustrie auch noch in Brandenburg, Schlesien und Sachsen, wenn auch nicht in jener Ausdehnung, heimisch. Im Jahre 1852 gab es am Rhein 243, in Westfalen 7, in Sachsen 3, in Brandenburg 56 Fabriken. Die Einfuhr der Rohseide und Ausfuhr von Seidenwaaren ist im Zollverein in erfreulichem Steigen. Belgien allein bezieht au- dem Zollverein jährlich gegen 1i/,Mill. Seidenwaaren, nur wirO auf dem belgischen Markte die Concurrenr schwer in Folge der höchst unbilligen und nicht unbeträchtlichen Zollbeaünstigung französischer Seidenwaaren. In der Schweiz sind Bafel und Zürich die Hauptorte der Fabrikation; . erstereS für Bänder, letztere- für Kleiderstoffe. Es sind gegen 50,000 Menschen in diesem Industriezweige beschäftigt, Aeichen-Kchulen errichtet, und alle neueren mechanischen und künst lichen Hülfsmittel zur Förderung herbeigezogen worden. Auch in diesem Industriezweige hat die Schweiz jene unverwüstliche zähe Energie bewiesen, wie sie dem deutschen Fleiße eigen ist, und trotz der Schutzzollschranken in allen sie umgebenden Ländern der zum Theil sehr hochgeschätzten einheimischen Fabrikation überall wirk same Concurrenz gelastet. Eine beachtenSwerthe Thatsache für unsere Schutzzölluer? Trotz de- hohen Eingangszolls haben sich die baseler Bänder, dm St. Elienner gegenüber, in Frankreich allgemein Achtung erworben; in Basel find über 9000 Stühle im Gange mit einem jährlichen Crzeugniß von über 10 MM. Thalern. Da wo da- Schweizer Fabrikat dem französischen nachahmt, steht e- an Qualität nicht nur diesem gleich, sondern ist auch wohl feiler. Die Schweizer arbeiten viel mit Wasserkraft. Nach dem Zollverein machen sie außer mit Bändern auch einen guten Absatz in leichten Kleiderstoffen. Wie gesund im Ganzen die Schweizer Fabrikationsverhältnisse sind, zeigt sich am meisten auf den Offenen
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