GESCHICHTE UND DOGMA nicht kraft theoretischer Einsicht, sondern nur kraft lebendiger Bezeugung — deren rückwir kende Kraft das Bekenntnis des Symbols — verständlich. Wo das Dogma infolge des Man gels einer genuinen Sprache der Kirche und angesichts der Sprache der Gegner gezwungen war, in philosophischer Terminologie sich mit zuteilen, da war das Ergebnis — philosophisch genommen — eine Unmöglichkeit. So bei der Trinitäts- und Zweinaturenlehre, dieser Spal tung der allerfestesten antiken Begriffe, oder der Lehre von derTranssubstantiation, an deren Zurechtlegung Thomas von Aquin sogar sich vergeblich abquält. Das liturgische, also das eigentlich gesprochene Symbol vermeidet be zeichnenderweise von Anfang an solche Ter minologie. Tatsächlich hat die Verflechtung mit der philosophischen Metaphysik das Dogma in den (von Dilthey beschriebenen) Untergang der Metaphysik hineingezogen. Vergebliche Hoffnung, daß einmal eine zukünftige Philoso phie exakt fassen könnte, was seinem Wesen nach lebendige Sprache verlangt. Angesichts dieser wesentlichen Unzulänglichkeit aller Phi losophie erscheint es eine ungeheure Weisheit