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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-03
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1860
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t s ! I !!! l! i ss I 4798 Auch did h Rußland wird no 12 */V— Aeber ft 4ahin Aus den Sriefen eines in Deutschland reisenden jungen Amerikaners. » Vlll. »Ein Königreich für eine richtige Kehle!" rief S. iitUner. E« bedarf nur der rechten Kehlenbildung, um berühmt zu werden. Niemann besitzt sie; Niemann, der große schöne Mann, der Mann der großen Seebach; diese Beiden sind das große Gestirn am Theaterhorhont, um das wir kleinen Lichter uns bewegen! Sie sind ein Kunstlerpaar, wie es selten wieder über die Breler gehen wird: Lorbeerkränze und Gold sammelnd, Er geht nach Süden, sie nach Norden; die Zeitungen berichten ihnen gegenseit^ die großen Erfolge ihrer Gastvorstellungen, und den klingenden Erfolg melden sie einander selbst brieflich. „Adieu, geNevker Mann," heißt es da, „ich sende Dir dreihundert Küsse!" Warum, fragt das Publicum, gerade dreihundert? O Publicum. bah verstehst Du nimmer, kannst es nimmer fassen, daß llch «uvdrück kinek Zärtlichkeit zugleich die gestrige Einnahme der Gattin dM Gatten meldet. „LiebeS Weibchen," antwortet er am Schlüsse seines Briefes, „ich sende Dir dreihundert fünfundsis^ND«- KüHchky!" Sie hat demnach gestern 300 Thlr., er 375 Thlr. Honorar'ge habt, und da sie Beide morgen wieder auftreten, werden sie über morgen gewiß sich wieder eine bis jetzt noch unbekannte Anzahl Küßchen senden. DaS ist eine goldene Zärtlichkeit und so liebt man modern! Die beiden Gatten nehmm an einem Adende dieselbe Summe, oft die doppelte Summe von der ein, die der Componist und der Schriftsteller ein für alle Mal für ihr Werk erhalte«. „Wie sind Sie mit Ihrer Aufnahme zufrieden?" fragte ich den großen Sänger nach der ersten Vorstellung. „Aufnahme?" fragte er zurück. „Mit meiner Einnahme bin ich zufrieden." Die Liebhaber der Wagnerschen Musik ereifern sich in Ver gleichen und Parallelen zwischen Niemann und Tichatscheck in der Rolle des Tannhäuser. Da bin ich glücklich, ein musikalisch höchst unwissender Mensch zu sein, und kann im behaglichen Schweigen mich an Niemann's herrticher Stimme erfreuen und drücke dankbar seinen noch unfertigen Gestalten gegenüber ein Auge zu. Zch freue mich über die Vorzüge solch einer Kehle vor der meinigen, die so gern die süßen, langgezogenen Töne hervor quellen lassen möchte, aber, da sie höchst mangelhaft ist, ewig schweigen muß, ewig nur Bravo rufen kann. Goethe hat einst die Generation seiner Jugendzeit, die seligen Leipziger vom vorigen Jahrhundert, die im Genüsse sich in Ver gleiche verirrten, in derber Weise abgefertigt. Der Alte hat auch diesmal Recht — Genieße, vergleiche nicht! Niemann's Raoul füllte das Haus mehr als sein Tannhäuser, Eleazar und Joseph; das Parterre und Parquet eine drangvoll fürchterliche Enge mit afrikanischer Temperatur; oben ein bunter Kranz schöner Frauen, eine Blumenguirlande mit Bändern, hier und da ein verlorener Jüngling mit eingeflochten, der heute nie mals das Buffet erreichen kann. „Sie schweigen heute so seltsam!" sagt ein blondes Kind zu einem solchen Eingeflochtenen. Er schweigt auch wirklich sehr seltsam; er war doch auf dem Wege nach dem Theater so beredt, stellenweise war sogar sein Schweigen beredt. „Ich ersticke — in Rosen!" ächzt er und denkt, wie der Wüstenreiter an den Dattelbaum, an das kühle Bier im Buffet. DaS Blondchen setzt verletzt den Fächer in Bewegung. „Das Bischen Hitze kann man doch vergessen, wenn man beisammen ist. Eduard, ich finde Sie sehr sonderbar! sagt sie und nimmt dm Operngucker, um den „neuen" Bräutigam von Fräulein R. zu mustern. Die vorige Brautschaft war in aller Freundschaft und auf dem nicht selten betretenen Wege aufgehoben worden. „Ein hübscher Mensch!" sagt sie sehr laut. „Hübsche Ma nieren !" „Soooo!" seufzt der Sonderbare im Schweiße seines Ange sichts und läßt zerfließend auch diese Stichelei über-sich ergehen. „Sprechen Sie nicht immer mit mir, mein Mann richtet sein Glas oft nach unS!" flüstert eine schöne Frau hinter dem Fächer ihrem Nachbar zu, der durch puren Zufall an ihre Seite gekommen ist. Sie tritt ihn aus Versehen auf den Fuß und entschuldigt sich. Ach, ein Tritt von Dir mehr unterhält Der zufällige Nachbar spricht settsam viel von Meyerbeer und Kuhthurm, von Ntemann und Schützenhaus, endlich von Einem, der nie Mann sei. „Kennen Sie dm Dandy nebm meiner Krau," fragt der Mann einm andern Mann, der eben von Valentinen hingerissen wird. „Nein, die Tante kenne ich nicht," erwiedert er zerstreut. einer lentin Tom und Beweg von EMnar in Ra«i «id Va- LöwenMichne des ahtz, «n Blick lebhäft, als Frau Niemann - Seebach<khm einen Gesuch an der Loge machte. Im Hintergründe einer andern Loge sitzt ein in Meyerbeer schwelgendes Ehepaar aus Israel. „Golt^ßAprächtig!" sagt sie. ,-Sieh Dir den genau an", sagt Er. „Sechstausend Thaler Gehalts in Hännover und Neunzehntausend Thaler in Paris! Ubd gieb Acht, wie die Christen sich prügeln und todtschießen und der Jude macht die Musik dazu! Wenn unser Selig wird singen kEVtq«ck-ttthÄM-MMmIwtNid, der Mi! Sprachkenntnissen geboren ist, von denen er auf der Promenade öfters Beweise giebt. „Papa", „Mama", „.Selig" spricht er Ifließend j-Ltl M . s. ^ s- „Gott, wie deutlich!" jauchzt der Mann selig über den Selig. Ein Beamter, ein Mann von immensen Kenntnissen, aber dunkler Herkunft, sitzt bescheiden mit seiner Gattin im zweiten Rang unh '.f^ sind sehr trübe Gedanken, denen er im Genüsse der schönen Stimme Raouls nachhängt. Wie habe ich lernen, arbeiten »no darben müssen, um einen Gehalt zu errinaon, der den neunzehnten Theiß Vir Summe be trägt,. Üi4'd« glückliche Sänger in einem Jahre gewinnt! Und wenn ich die höchste Staffel der Beamtenleiter erreicht habe, bin ich dann mehr, nennt man meinen Namen mit Bewunderung und ist man stolz auf meine Leistungen?" Ein großer Sänger ist ein Held nicht allein seiner Zeit, auch die Nachwelt bewahrt ihm eine stolze Erinnerung wie an eine politische Größe. Fürsten drücken ihm die Hand, als ob er einen glorreichen Frieden geschlossen und wetteifern in der Verleihung von Auszeichnung«, Geschenken und Ehrenzeichen an ihn, Schuld bücher werden vernichtet und allen sein« Sünden wird schnell und gern Absolution ertheilt, Venn wie kein Anderer hat er eine wunderschöne Stimme, die wie ein stttener Brillant nicht zu einem bestimmten Werthe geschätzt werden kann. Riemann war Maschinen bauer, Halle die Wiege seiner Stimme, die Alter ein Künstler ohr in der Masse des Chors entdeckte. In Berlin bildete und entwickelte sich die Stimme und ihr Besitzer, bisher arm und un bekannt, stieg schnell und plötzlich. Da muß man ein Auge zu drücken, wenn solch ein Kind des Glücks gegen die parlamentarische Ordnung sündigt oder in den Gesetzen der Etikette sich ungelenk zeigt. Aber zurück zu der Vorstellung. Der Vorhang fällt. Wir sind erquickt und im Entzücken über Meyerbeer, Raoul, Valentine und den ewig jungen Pagen schwimmen wir nach Haus. Unser zweites Gefühl ist eine lebhafte Dankbarkeit gegen Den, der die Welt der Breter regiert, der unS den Mann des Tages hören ließ, ebe ihn das Häuftrmeer von Paris auf lange Zeit verschlingt. Wir erkennen eS, daß der, der uns Viel gegeben, selbst wenig empfängt, daß er das eigene Interesse dem allgemeinen untergeord net, den klingenden Erfolg einem moralischen geopftrt hat. — Der sonderbare Eduard giebt ftinem Blondchen den Bedmnen- mantel um. Er ist jetzt seltsam gesprächig, aber Sie schweigt so sonderbar beredt. Er bietet ihr den Arm — eS thut ihr leid, sie muß ihr Kleid de- furchtbaren Regen- wegen fassen und halt«, er offerirt eine Droschke trotz der Doppeltaxe — es thut ihr eben so leid, sie wohnt ja so nah. So geht er trauekNd und schweigend in der Abenddämmerung Schleier an ihrer Seite bis an das väterliche Haus und ihr Wunsch einer guten Nacht hat eine so befremdliche Kühle, daß sich der Verbrecher den Ueberrock zu- knöpft. „Wer ist denn Der- der wieder zu Deiner Rechten saß?" fragt Othello finster seine Gattin. „Ich kenne den Menschen nicht!" entgegnet sie mit fürchter licher Kälte und Othello folgt ihr mit all den Zweifeln in seiner schwarzen Seele. — Freund, der Vorhang hat zwei Sekten Und vor und hinter ihm wird gespielt, Bilder au- dem Leben oder Nebelbilder, — Wahrheit und Dichtung! " S. V. ir Die Sehenswürdi-Keiteu der MichaeUsmesse. 1) Circus Blennow. ' Dieser Circus hat einen so großen Aufschwung genommen, daß er anfängt den renommtrtesten Unternehmungen dieser Art ein gefährlicher Concurrent zu werde-. Es sind nicht nur die Mit- glieder, so wie die Manege- und Schulpferde bedeutend an Zahl gewachsen (60 Mitglieder und SV Pferde), sondern auch die Leistungen durchgängig so gut, daß sie denen der best« Gesell- schäften gleichstehen. Auch in dkr Einrichtung des Circus und d»r Eleganz de» Costiims steht er nicht nach. Die Künste, welche in diesem Circus producirt werden, umfassen fast Alles, was wir gewöhnlich in das Gebier der Gymnastik zieh«. Frl. Caroline .
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