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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-07
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1860
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6 Paar Messer und Gabeln, 980 St. schworzfeidne Halstücher, 500 Westen, 200 Unterröcke, 400 Gew. zu je 3 Vorhemdchen, 5,00 Sommerröcke, 2000 Platmenagen1000 Sturzflaschen von ElSglaS, 7000 Packete chinesischen Thees, 1500 wollene Hals tücher, 500 Schlafröcke, 1000 Regenschirme, 1000 Gewinne zu je 3 Ellen WollenatlaS, 50 Spitzen-Mamillen, 50 seidne Maa- tillen, 100 Spitzentücher, 1000 Gew. zu je 2 Messingleuchtern, 1000 Bierkrügel, 2000 Wasserflaschen, 12,000 Gläser, 6000 Wein gläser, >60o0 farbige Rheinweinqläser, 50 Service- für 6 Perso nen, 36 feine Kaffeebreter, 10 Kleiderschränke, 24 Nähtische, 50 Herren- und Damenwaschtische, 9 Lederstühle, 10 Jagdtaschen, 50 Doppelgewehre, 1000 Schwarzwälder Uhren, 15 Pendeluhren. 200 silberne Löffel, 100 goldne Herrenuhren, 100 goldne Damen uhren, eine große Anzahl Senfbüchsen, allerhand Sorten Weine, und eine bunre Masse von Porzellaasachen, Handschuhen, Geld beuteln, Schreibmappen, Briefbeschwerern, Schreibzeugen, Geld täschchen, Körbchen, Zeichnungen, Gemälden, Kurzwaaren, Blei stiften, Parfümerien u. s. w. Die Schillecbibliothek, enthaltend Schillers und anderer klassischen Dichter Werke, so wie Stahl stiche, Holzschnitte und Kupferstiche, gewährt ebenfalls eine große Anzahl von Gewinnen. Was die Geschenke betrifft, so sind zwar alle Thelle deS deut schen Vaterlandes unter den Gedern vertreten, doch haben sich einzelne Staaten und Städte auffallend wenig betheiligt, so daß z. B. Berlin kgum den zwölften Theil Dessen geliefert hat, was aus Wien eingegangen ist. Directe Beziehung auf Schiller haben ein Schreibepult, an welchem Schiller während seines Dresdner Aufenthalts wahrscheinlich gearbeitet hat, ein Brief Schillers un ter Glas und Rahmen (Geschenk von Schillers Tochter, Frau v. Gleichen-Rußwurm) und ein emaillirter Goldring mit einer Locke von Schiller (Geschenk der Frau StaatSräthin Fischer in Berlin). Sonstige kostbare Geschenke sind: zwei Oelgemälde, ge widmet von Sr. Maj. dem König und Sr. k. H. dem Kron prinzen, 2 Porzellanvasen von II. kk. HH. Prinz und Prinzessin Georg, eine Cassette mit Elfenbeinschneioerei von I. M. der Königin, Porzellanservice von I. k. H. der Prinzessin Amalie von Sachsen, Gemälde auf Porzellan und zwei broncene Blumen vasen von der Frau Prinzessin von Preußen und ein Album mit eigenhändiger Stickerei von der Prinzessin von Schwarzburg- Sondershausen. Die Verloosung der Gewinne wird am 10. Nov. d. I. erfol gen. Wollte man dieselbe nach der bei dergleichen Gelegenheiten herkömmlichen Weise bewerkstelligen, so wurde man gerade ein volles Jahr dazu brauchen. Denn wenn auch an jedem Wochentage 10 Stunden lang in jeder Stunde 200 Gewinne ge zogen würden, so gäbe das auf den Lag 2000 Gewinne, also für 600,000 Gewinne gerade 300 Tage. Wollte man dle Zrehungs- lrste drucken lassen, so daß auf jeden Bogen 3000 Nummern kämen, so wurde der Katalog 220 Bogen stark werden; wollte man aber gar auf jedes Loos dem belr. Inhaber ein Exemplar dieses Riesenbuchs zukommen lassen, so würde man nicht weniger als 290,400 Rres Papier dazu nölhig haben. Es liegt auf der Hand, daß bei so außergewöhnlichen Verhältnissen auch ein außer gewöhnliches Verfahren gerechtfertigt ist. Wre man hört, soll deshalb nur Eine Nummer gezogen werden, auf welche der Hauptgewinn — das vom Großherzog von Weimar geschenkte Haus in Ersenach — fallen wurde. Die übrigen Gewinne wür den dann nach einer bestimmten Reihenfolge den auf die crstge- zogene unmittelbar folgenden Nummern zusallea; doch ist darüber noch nicht- Authentssches bekannt gemacht worden. Abenteuer eines ungarischen Schulmannes mit Goethe, Wieland und Schiller. Ein gewisser Andreas Szluchovinyi, Lehrer an der Protestant. Bürgerschule zu Preßburg, der im Jahre 1838 plötzlich in seinem Berufe starb, indem er am Charsreitag zum Gottesdienst die Orgel spielte, hatte in seiner Jugend eine Ferlenreise nach mehreren Hochschulen Deutschlands unternommen und die Eindrücke, die ihm dabei geworden, so wie mancherlei kleine Begebenheiten, die er erlebte, in einem Tagebuche verzeichnet, aus welchem wir (auf Grund einer ausführlichen MmheUung des Professors Schröer in Preßburg) das Nachstehende entnehmen. Am 19. August 1803 betrat der junge Reisende, der am Vor mittage von Jena ausgegangen war, das ersehnte „Deutsch-Athen", das liebliche Weimar. Nachdem er einen kleinen Imbiß zu sich genommen, schleuderte er durch die Stadt, kam an die Ilm und folgte unvermerkt einem Wege an Sommerhäusern und Gärten hin. Der vierstündige Marsch von Jena herüber und die brennende Augustsonne am wolkenlosen Himmel hatten den Wanderer höchlich durstig gemacht, und da er plötzlich aus einer offenstehenden Garten thür fröhliches Lachen, den Ton stürzender Kegel und da- Klingen angestoßener Gläser vernahm, so trat er in den Garten ein, um sich durch einen kuhhn Trank zu laben. Was er nun gesehen und erlebt, mögen seine eigenen Worte un- schildern: .Unter dem Laubdach einer ehrwürdigen Linde, nahe deck wohn lichen, rebumrankte» Haiise, erblickte ich an einer Kegelbahrk eine Gesellschaft von Männern und Frauen Versammelt. Etwa- ver legen, da mich Aller Augen neugierig beMachteßch, setzte ich mich an einen nahen leeren Tisch, stopfte «etpe Pfeife uyd winkte der eben mit mehreren vollen Bierkrügm aus dem Haufe tretenden Aufwärterin, ihr zurufend: auch mir einen Krug, Jungfrau! Auf diesen Zuruf wandte sich die Magd wie erstaunt nach mir und hielt zögernd an; allein der Wink eines Manne- von ein nehmender Gesichtsbildung, der, eben die Kugel zum Wurfe empor haltend, mich einen Augenblick scharf beobachtet hatte und wahr scheinlich der Wirth war, bewog die Magd, mir lächelnd und knixend und ob der Zurechtweisung ihres Gebieters, oder vielleicht meiner Person willm bi- unter das Häubchen errötheyd, den Krug mit einem „Prost der frische Trunk!" hinzusetzen. In langen Zügen trank ich vom erfrischenden Gerstensaft und blie- die blauen Knasterwolken in die milde Luft, während die Gesellschaft, schein bar unbekümmert um meine Person, unter Kichern und Schäkern ihr Spiel fortsetzte. „Mit voller Muße betrachtete ich mir die Gesellschaft und folgte mit Theilnahme den Wechselfällen des Glücks. Drei der anwesenden Herren zogen besonders meine Aufmerksamkeit auf sich. Den Einen zeichnete eine edelgeformte Stirn, lebhaftes Auge mit fast stolzem, doch wieder unbeschreiblich mildem Blick und schön gebildeter Nase vortheilhaft aus; die Haltung seines wohlgebildeten Körpers, das Edle seines Anstandes, seine natürlichen, unge zwungenen und abgerundeten Bewegungen, die selbst bei den ge wöhnlich unmalerischen Stellungen, welche das Kegelspiel mit sich bringt, nie eckig oder gar unschön wurden, bezeichnten einen Mann, der durch unausgesetzte Uebung und Aufmerksamkeit auf sich selbst die vollendetste Herrschaft über seine Bewegungen erlangt hat, kurz es sprach Etwas aus ihm, das mich vermuthen ließ, daß er den höchsten Sphären der Gesellschaft angehören dürfte. Ein kleines, schon bejahrtes, jedoch lebhafte-, oft lachende- und vorzüglich mit den anwesenden Frauen scherzendes Männchen mit rundem vollem Gesichte und klugen Feueraugen, die er oft gar komisch beim Kugelwerfen zu schließen pflegte, dünkte mir ein herzlicher, für alles Gute und Angenehme empfänglicher Mensch, nach seiner Art zu sprechen im Besitze der wahren praktischen, aus Erfahrung geschöpften Lebensphilosophie zu sein. Am meisten jedoch zog mich mein freundlicher Wirth an; obgleich blaß und leidend von Aus sehen, erregte er in meiner Seele durch seine großen geistvollen Augen, die er mit unbeschreiblicher Schwärmerei, sich selbst un bewußt, nach dem goldenen Abendhimmel aufschlug und dabei aus der Stirn die langen niederwallenden Locken mit der schöngeformten Hand hmwegstrich, ein unnennbares Mitgefühl. Ein Hauch von Rosenrolh, auf seine Wangen durch die Anstrengung des Spiels gelockt, erhöhte den Reiz des männlich schönen Angesicht- und ließ ein nur mit meinem Leben schwindendes liebliches Bild in meiner Erinnerung zurück. Er schien mir ein Mann, in dessen innersten Tiefen des Geistes ein Schatz von Ideen, Gedanken und Bildern in stätem unerschöpflichen Wechsel kressen mußte. „Mein Wirth — der gewiß zu allem Andern mehr Geschick besitzen mag als zum Kegelspiel — warf jedesmal, wenn ihn die Reihe traf, verzweifelt schlecht, so daß die Kugel fast immer durch die Gasse rannte, und hatte, da er stets fehlte, einen vollen Chor von Elsch! Etsch! von dem Kreise der liebenswürdigen, größten- theils schönen, mit dem Slrickstrumpfe umhersitzenden Kampf- richlerinnen zu ertragen. Ich, ein tüchtiger Kegelschieber, trat daher, eine Kennermiene annehmend, an die Kegelbahn und machte, als mein Wirth an den Wurf kam, die bescheidene Bemerkung, daß er die Kugel grundfalsch aufsetze, daher seine Würfe stets fehl schlagen müßten. Mir fast unbewußt hatte der liebe Mann plötz lich die schöne schwere l^ignurn - sanotuw - Kugel in meine Hand gedrückt und bat mich mit den freundlichsten Worten, für seine Rechnung diese und die nachfolgenden Würfe zu thun, da ihn auf kurze Zeit Geschäfte ins HauS riefen. Ich nahm das Anerbieten freudig an, war bald mit den übrigen Spielern i« eifrigen Ge spräch verwickelt, wurde gefragt und fragte, gab und erhielt Be scheid und spielte mit so viel Glück (aber ich wandte auch all meine Kunstfertigkeit an, um in Ehre zu bestehen), daß ich manch schönen Groschen gewonnen hatte, als die zunehmende Dämmerung dem Spiele ein Ende machte. Endlich trat der Wirth in unfern Kreis, und dankend überreichte ich den Gewinnst, sah nach der Aufwärterin, um meine Zeche zu bezahlen, und wollte mich, da ich sie nicht erblicken konnte, entfernen sie aufzusuchen. „Indem ich nun Kratzfuße zog und Bücklinge machte, dabei stets nach guter Sitte rückwärts ging, stieß ich an eine lange ge deckte Tafel, die von mir im Eifer des Spiel- nicht bemerkt wor den. Da ergriff mich mein Wirth an der Schulter und drückte mich auf den nächststehenden Stuhl neben sich nieder, indem er sprach: Sie bleiben mein Gast, Herr Magister! — Zum Abend- drod! rief Alle- und nahm Platz in bunter Reihe an dem wohl- besetzten Tisch; herrlicher Braten wurde herumgereicht, köstlich duftender alter Rheinwein perlte in den Römem: ich genoß mit allen Sinnen. Stets füllte sich von Neuem mein Glas — da lhat sich mein Herz weit auf, und nach alter Ungarsiire brachte
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