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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-16
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1860
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6030 ^ « E deutung de- Eisens liegt eben dann, dgß es die Arbeit fordert. Währmd das Gold unter Kies und Sand verborgen an der Ober fläche der Erde liegt und durch Waschen und Schlämmen gewonnen wird, muß der Mensch das Eisen unter Aufbietung seiner ge lammten körperlichen und geistigen Kräfte der Erde «bringen. Nicht allein daß man kunstvolle Bauten anlegen, um das im Innern der Erde versteckte Eisenerz hervorzuholen, und wiederum - künstliche Mittel anwenden muß, um das Metall aus diesen her- vorzulocken, sondem auch die Verarbeitung des MetalleS selbst stellt abermals an den Körper und Geist neue Anforderungen. Und darum eben verspürt man in allen Ländern, wo die Eisenindustrie in der Blüthe steht, den Segen der Arbeit: materiellen Wohlstand und eine vorgeschrittene geistige Cultur. AuS Arbeit und Eisen macht der Mensch Gold; ja manche Fabrikate, die auS diesem unscheinbaren Metall verfertigt werden, besitzen einen ungleich höheren Werth als daS Gold. Sie sind nicht einmal feil, auch wenn man sie mit Gold aufwägen wollte. Die stärkste Steigerung deS Werthes, welche das Eisen bei seiner Verarbeitung erfährt, findet wohl bei den Uhrenfedern statt. Von den Unruhfedern zu den kleinen Damenuhren wiegen z. B. 17 einen Gran und jedes Stück wird in London mit 3^/r Ngr. be zahlt, so daß also jeder Gran dieser winzigen Fabrikate 1 Thlr. 26^/, Ngr. kostet. Die Unze Stahl bezahlt man mit 1 Ngr. und daraus fertigt man 1320 Pards (3845 rheinl. Fuß) solcher Uhren federn, die einen Werth von 439*/, Thlr. besitzen. AuS derselben Menge Stahl werden 3320 Pards (9672 Fuß) Federdraht für die kleinsten Uhrenfedern Nr. 70 gewonnen und diese besitzen einen VerkaufSwerth von 22,110 Thlr., so daß also der Stahl durch diese Verarbeitung einen 830mal so hohen Werth als feines Gold und einen 13,280mal so hohen Werth als feines Silber erhalten hat. Die Preissteigerung ist hier also ungefähr eine Millionen fache, und eine solche kommt vielleicht auf dem gesammten indu striellen Gebiet nicht wieder vor. Im Hinblick auf England haben wir wohl ein Recht zu sagen, daß daS Eisen, obgleich ein Proletarier unter den Metallen, in keiner Hinsicht einen Vergleich mit dem Golde zu scheuen hat. Eisen, Steinkohle und Baumwolle, daS ist die Trias, auf der Englands Macht beruht und die diesem Lande die Schätze der halben Welt zu Füßen legt. Man hat in neuerer Zeit allerlei Merkzeichen aufgestellt, die als Werthmesser für den Wohlstand und die Eultur der einzelnen Länder gelten sollen. Bald soll der Verbrauch an Seife oder der an Schwefel als solcher gelten; aber wahrlich weit sicherere Schlüsse kann man aus dem Eisenverbrauch der verschiedenen Länder über den Wohlstand, die Cultur und die Macht ihrer Bewohner ziehen. Das Eisen ist nicht allein das tägliche Brod der Industrie, son dern von ihm ist auch jeder Fortschritt im Gewerbebetriebe, sowie der Cultur überhaupt abhänaig. Nichts bat auf den Culturzu- stand der Gegenwart einen so gewichtigen Einfluß ausgeübt, wie die Eisenproduction. Sie liefert der Landwirthschaft, den Gewer ben, der häuslichen Bequemlichkeit und dem Verkehr das unent behrlichste Rohmaterial; da sein Verbrauch sich über alle Zweige der Technik erstreckt, so ist es auch mit fast allen Bedürfnissen des Lebens auf das innigste verwebt, und dadurch wird es nicht allein zum wichtigsten und nützlichsten Metall, sondern auch direct zu einem wesentlichen Culturmittel. Der steigende oder grössere Eisenverbrauch in einem Lande deutet unzweifelhaft auf eine stei gende oder größere Cultur hin, denn es gehört ein mehr entwickel ter Geist dazu, um die vielseitige und von Tag zu Tage sich wei ter ausdehnende Verwendbarkeit des Eisens zu erkennen, und eben dadurch wird das Eisen nicht allein zum belebenden Nerv der In dustrie, sondern auch zur Grundlage des Wohlstandes, der Macht und der Selbstständigkeit der Völker. Ja im Hinblick auf unsere jetzigen gesellschaftlichen Zustände finden wir geradezu unbegreiflich, wie man überhaupt ohne Eisen leben oder wie ein Staat dem andern gegenüber existiren könne. Ein Blick auf die Gegenwart lehrt sofort, wie der Eisenver brauch mit der Entwickelung des Geistes Hand in Hand geht. AlS charakteristisch für die neuere Zeit gelten die Eisenbahnen, durch welche die bisher getrennten Völker in nähere Verbindung getreten sind, die Dampfmaschinen, durch die wir uns von der für unsere gegenwärtigen Gewerdsverhältnisse nicht mehr ausrei chenden Elementarkraft des Wassers und des Windes unabhängig gemacht haben, und die — winzige Stahlfeder, eine eben so be deutungsvolle Erfindung der neueren Zeit, wie jene. Wie die Eisenschienen dm leidlichen Verkehr befördern und die Dampf maschinen die Menschen von der härtesten und geistlosen Arbeit befreit habm, so haben die Stahlfedern unserem Geiste neue Flü gel verliehen. Nur dadurch, daß wir uns von der so lange zum schriftlichen Ausdruck unserer Gedanken privilegirt gewesenen Gänse feder emancipirt haben, ist die Möglichkeit gegeben, daß jeder Mensch in seiner Bildung wenigstens bis zum Schreiben gelangen kann. — Mehr noch «steigert sich die Bedeutung des Eisens, wenn wir bedenken, da- es fast das einzige ist von allen Metallen im enge ren Sinne, da- an dem Aufbau unsere- eigenen Körper- einen direkten Antheil nimmt. Ohne dasselbe könnte da- Leben der Pflanzen, der Thiere und Menschen, wie e- jetzt ebm ist, nicht bestehen. DaS Elfen rinM in unseren Adem und fluthet durch unser Herz, da je- ein nie fehlender Bestandtheit unseres Blute ist. Wir können daher mit Recht sagen, daß diese- Metall un mittelbar einen wichtigen Einfluß auf unseren Gemütszustand auSübt, denn da- Blut ist ein ganz befsnderer Saft, von dem da- Wohl und Wehe unseres Leibes und Geiste- vornehmlich ab hängt. Will man Beweise für diesen Au-spruch, so hat man sich nur im alltäglichen Leben umzuschauen. Die Blutarmuth oder Bleichsucht, die eben auf einem Mangel an Eisen in unse rem Blute in Folge unserer verkehrten Erziehung und Lebens weise beruht, grassirt in allen Ständen ohne Unterschied. Ja e- scheint sogar, als gehöre sie in der vornehmen Gesellschaft zu dm Modekrankheiten. So übt denn da- Eisen nach allen Seiten hin einen Einfluß, dem wir uns ungestraft nicht entziehen können. Wir können mit Recht sagen, daß Alles, was in unserer Zeit der Mmschengeist Große- schafft, kaum ohne das Eisen gedacht werden kann. So aber ist e- nicht zu allen Zeiten gewesen, sondem erst in unseren Tagm hat das Eisen die Bedeutung erlangt, daß «an ohne Uebertreibung behaupten kann: e- bilde die Grundlage der Civi- lisation. Freilich bestehen die alten Worte de- PliniuS, der von dem Eism sagt, daß e- das herrlichste, zugleich aber auch das un heilbringendste Werkzeug in der Hand de- Menschen sei, auch heute noch zu Recht. Wohl stand das Eisen, wie wir au- diesm Wortm ersehm, auch bei den älteren Völkern in hoher Achtung, aber dennoch war, trotzdem fast kein Land Mangel an Eisenerzen leidet, der Gebrauch dieses Metalle- ein sehr beschränkter. Und in gewisser Beziehung können wir ein Gleiche- selbst noch von dem ersten Viertel unsere- Jahrhunderts sagen, wenn schon, wie eS die stei gende Cultur mit sich brachte, da- Eisen im Laufe der Jahrhun derte ein allgemeines Eigenthum selbst der weniger vorgeschrittenen Völker geworden war. Erst in den letzten 30 Jahren hat die Eisenindustrie einen riesigen Aufschwung genommen, der die Stei gerung de- Eisenverbrauchs in der Vorzeit weit überflügelt hat. Und damit die- geschehen konnte, waren neue Entdeckungen, welche in der bisherigen Darstellung-weise diese- MetalleS eine vollstän dige Revolution hervorriefen, unerläßlich nothwendig. Dasselbe gilt noch heute und auch für die Zukunft, denn diese wird un- einen Eismverbrauch bringen, von dem wir heute kaum eine Ahnung haben. „Mehr Licht!" In der ohnehin spärlich erleuchteten Marienvorstadt werden jetzt, da e- schon um 6 Uhr finster ist, die Straßenlaternen zum Theil erst um 7 Uhr angezündet. Da nun nach dieser Zeit der Straßenverkehr schwächer wird, so erfreum sich nur Wenige der Beleuchtung, während die große Anzahl derer, welche zwischen 6 bis 7 Uhr jenen Stadttheil begehen, durch halbe, selbst ganze Straßen hindurch im Dunkeln zu tappen gmöthigt sind. Dem Uebelftande, der in diesem Herbste, wo überdies wegen Schleußm- dauten in mehreren Straßen zu beiden Seiten hohe Erdhaufen liegen, welche die Fußwege einengen und die Bildung von Schmutz- und Wasserlachen veranlassen, von dm Passanten doppelt empfun den wird, könnte durch Anstellung von noch einigen Lampen putzern oder zeitigeren Beginn de- Anbrennen- leicht abgeholfen werden, und daß die- nun geschieht, darf man wohl mit Recht erwarten. Auszeichnung. Der Herr Bankdirector Poppe in Leipzig ist zum Geheimen Kammerrath ernannt worden. Lur Tageschrontk. Leipzig, den 15. Oktober. Ohngefähr 500 Mann preußische- Militair trafen heute Nachmittag 3 Uhr mittelst Extrazuge- auf der Dresdner Bahn von Schlesien hier ein und fuhren um 4 Uhr auf der thüringer Bahn gleichfalls mittelst ExtrazugeS weiter nach ihrem Bestimmungsorte Erfurt. Verschiedenes In Würtemberg werden nun auch Obstcur-zettel ausgegeben. Die Gemeinden veröffentlichen von Zeit zu Zeit den Marktpreis ihre- Obstes, da- in diesem Jahre namentlich einen ganz bedeutenden Handelsartikel bilden wird. Holz Matratzen. In Amerika werden jetzt in dem holz- reichen Westen, mit einer dazu erfundenen Maschine, au- Holz Fasern geschnitten und gerollt, welche zum Füllen der Malrichen benutzt werden und dm Roßhaarm wenig nachstehen sollen.
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