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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-30
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1860
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5246 und wem» wir gescheut smd, so leiden wir keine Ma-kerade des Esel- i« Löwenfell. Selbst wenn auch unter demselben ein verua- nischer „Puma", ei« feiger mähnenloser Kahm-Löwe steckt, so soll er nicht die Majestät repräsentirrn. Wenn uns die Komö dienstreiche und Fälschungen, die Oüpirungen de- Publicum- nicht indigntrm, so respectiren wir weder die Wahrheit noch da- Volk. Eine SpecieS de- Renommisten. E- können un- Leute schon zu nahe getreten sein, bevor sie dm Mund aufgemacht, oder uns auf die Hühneraugen getreten habm. Sie beleidigen durch das, was sie gebildeten Menschen gegenüber unterlassen; durch den Mangel an allgemeiner Aufmerk samkeit und Tßne, durch die Sicherheit ihre- Auftreten-, durch ein überlegne- Air oder eine leichte, profane, vornehm ianorirende Manier; durch eine Mäcenaten-Herablassung, welche Andern die Rolle der Schützlinge zuweist oder dadurch, daß sie mit sich selbst nicht die Umstände machen, welche die Achtung vor einem honetten Nebenmenschen erheischt. Sie beleidigen uns, indem sie auch die jenigen Illusionen zurückweisen, welche das natürliche Wohlwollen und Zutrauen im Menschen-Verkehr erheischt. Während diese Leute aber selbst die Weltgeschichte als keine Macht empfinden, prätmdiren sie gleichwohl, daß Jedermann sich von ihnen impo- nirm lasse. ,Endlich giebt es Menschen, deren Visage und Art eine so unerträglich impertinente Disposition, eine solche Schnödigkeit in Perspective auSdrückt) daß man schon touchirt und in'S Gewehr gefordert ist, wenn man ihrer nur an sichtig wird. Diese unausstehlichen attentäterischen Subjecte, denen man in's Gesicht schlagen möchte, wenn sie uns mit zugekniffenen Augen und stecknadelkopfgroßen Pupillen fixiren, diese vacirenden Genies, denen es um die dünnen, zusammengekniffenen Lippen und um die fein ausgearbeiteten, impertinenten Nasenflügel wie eitel Hohn und Weltverachtung spielt, werden in der Regel durch die garstige Sorte repräsentirt, welche als entre-äeux zwischen dem Mittelstände und den Leuten von Extraction mitten inne balancirt, ohne von dem Einem goutirt und von den Andern förmlich recipirt zu sein. Es sind die Lumpe von Extraction, die Löwen der äsmi- wonäsj Subjecte, die durch verschuldete pLuvretö oder durch mal honette Geschichten und despectirliche Verbindungen bei ihrer eigenen Sippschaft in stillen Verruf gekommen sind. Au derselben unleid lichen Race gehören auch die auf ihr ursprüngliches Nichts redu- cirten Glücksritter, Probenreiter und Einlags-Propheten der Po litik, die wieder verschollenen Emporkömmlinge in der Tages- Literatur, die ausgekinderten Poeten, die pensionirten Philosophen, die zahnlosen Recensenten, die abgesetzten Günstlinge des Publi kums und der Mode, die Leute, welche ihres Nebenmenschen Ta lente, Titel und Güter als einen Raub an den Einkünften und Ehren ansehen, die ihrem verkannten Genie nach dem Natvrrecht und der neuwerdenden Weltordnung gebühren. Taugenichtse im genialen Styl. Es ist leichter, mit entschiedenen Narren und Spitzbuben, als mit solchen Taugenichtsen nmzugehen, die aus einem Mischmasch von Narrheiten und Weisheits-Perioden, von Gewissenlosigkeiten und Reueschmerzen, von delicaten Sittlichkeitsscrupeln und groben Ausschweifungen, von Devotionen und Frechheiten, kurz aus einem Rührei von allen möglichen Gegensätzen bestehen. Und wenn sich noch immer Engel und Teufel um solch ein verzweifeltes Subject zankten, so könnte es doch noch ein Trauer spiel sein; aber es ist nur ein Hcxenbrei von aller Welt Ingre dienzen, Bildungsfragmenten und Impulsen, in dessen Qualm und Rauch eine wilde Jagd von Miniatur-Gespenstern und Dä monen die miserablen Aukunfts - Mysterien vorspuken darf. Tita nen und Teufel in menschlicher Gestalt schmeicheln wenigstens der Einbildungskraft mit einem Schein von Größe, von Natur- »eschichte und Uebernatur; aber diese verdammten Ableger von raust und Don Juan, in denen die Geniestreiche und die maje- iätisch-elementaren Leidenschaften zu jämmerlichen Gelüsten, zu feigen Lügen und Perfiditäten, zu Söfflichkeiten und Skandälern abgeschwächt sind, alteriren selbst beim Dichter und Denker den Resprct vor der Menschennatur, den Glauben an die Freiheit des Willen-, an die ureigene Kraft de- Geistes, an den Adel des Genies. ES ist in den meisten Fällen verlorene Mühe, sich mit diesen Halb-Genies zu befassen. Sie habm Alles reflectirt, Alles pro- birt, auf die Spitze gestellt und nicht- ausgehalten, nichts zu Wege gebracht. Es sind die Cultur-Fratzen, die Alle- und Nicht- förmlich oder aus dem Grunde verstehen, deren Gehirn und Herz ein Tummelplatz aller Dämonie und Kobolde geworden ist, und die in all' der Eonfusion selbst nicht.mehr wissen, was sie wollen, oder was die Welt für Forderungen an sie hat. Ermahnungen und Auseinandersetzungen sind bei Leuten eine verlorene Mühe, ln deren Hirn und Herzen Alles, wie in einem Maischbottig, drunter und drüber gährt. Wer au- solchem Sauergut Spiritus ziehen will, muß ebm ein Branntweinbrenner, ein geborner Cor- rection-hau--Inspektor, ein halber Teufel sein; der edle, zartfüh lende Mensch ist dazu nicht geschickt. Aber da- Schicksal macht Feuer unter die verrückte Maische, »ad darm kornM*- »och auf die Apparate an, sonst giebt*- auch Leinen gmießbaem Aquavit. tSortsetzuag folgt.) Lur Tageschronik. Leipzig «dekr 29. Oktober. Bei dem Baue de- Vorderge- bäude- der ThomaSmühle stürzte heute Mittag der Handarbeiter Dümont in Folge seiner Trunkenheit von dem Gerüste herunter und erlitt dabei bedeutende Verletzungen am Kopfe und Rückgrate. Er wurde in da- Jacobshospital geschafft. -5- Verschiedenes. Die Bialowiczer Haide, wo Kaiser Alexander mit seinen fürstlichen Gästen eine Jagd auf Auerochsen anstellen wollte, nimmt den größeren Theil der südwestlichen Hälfte de- Pruschan- schen Kreises im Gouvernement Grodno ein. Einer der größten und vorzüglichsten Wälder LitthauenS, enthält dieser Urwald einen Flächenraum von ungefähr 1100 Quadratwerst und hat besonder- wegen der Güte seines Kiefernholzes für den ausländischen Handel einen großen Werth, der in neuester Zeit in Folge der Flößbar- machung der Zuflüsse de- Weichselgebietes (des Narew, der Na- rewka, der Lulowna und der Lesna) durch da- Berliner Hand- lungShaus Buggenhagen u. Comp, bedeutend gehoben worden ist. In den Jahren 1845 und 1846 wurde der Wald von sachkundigen Forstofficieren ausgemeffen und taxirt; er ist seitdem in fünf Ober- förftereien eingetheilt, deren jede von einem Officier de- Forstcorps verwaltet wird. In zoologischer Hinsicht ist der Bialowiczer Ur wald insofern merkwürdig, als er einzig in Europa noch Auerochsen besitzt, deren Zahl bereits auf etwa 1500 geschätzt worden. Schon unter der polnischen Regierung wurde nicht nur das Tödten der Auerochsen streng bestraft, sondern es wurden auch Maßregeln zur Hütung derselben getroffen und daher ein Theil der dem Urwalde benachbarten Kronbauern, unter dem Namen Osotschniki, gegen Erlassung des Grundzinses verpflichtet, da- zur Winterfütterüng der Auerochsen nöthige Heu auf besonders dazu angewiesenen Heu schlägen zu machen. Diese Maßregeln sind noch heute in Kraft und werden von der jetzigen Regierung sorgsam aufrecht erhalten. Außer den Auerochsen giebt es in diesem Urwalde Rehe, wilde Schweine, einzelne Elenn, einzelne Luchse, Hasen, Wölfe, Füchse, Baummarder, Dachse und vom Federwilde Auer-, Birk- und Reb hühner. Ein Bär wurde zuletzt 1846 erlegt. — Ihrer Auerochsen halber war die Bialowiczer Haide das beliebteste Jagd-Revier der Könige von Polen, und noch jetzt erinnern in den verschiedenen Waldtheilen (Urotschisko) alte Namen an die daselbst abgehaltenen Jagden, wie Samtschisko (Schloßgarten), Stary Bialowiesch (alter weißer Thurm), der Batory-Berg, Auguftowo, Korolew-most (Königsbrücke) u. a. m. Auch steht in Bialöwicza ein Denkstein zur Erinnerung an ein vom Könige August Siegmund III. von Polen am 27. September 1752 abgehaltenes Hauptjagen auf Auerochsen. ' Rossini glaubt noch immer nicht an die Möglichkeit der Einigung Italiens, und wenn man ihn um die Ursache fragt, so antwortet er in seinem unnachahmlichen Dialekt.: „Wie sollen sie sich verstehen ? Die Einen essen Maccaroni, die Andern Polenta, die Dritten Fisolen und die Piemontesen essen Alles!" Als neulich die Büchersammlunq der im Jahre 1847 zu Paris gestorbenen Schauspielerin Mlle. Mars versteigert wurde, erstand ein Engländer eine Bibel und fand darin Banknoten im Betrage von 500 Pfd. St. Die früheren Eigenthümer haben Ansprüche auf das Geld gemacht, die aber der Käufer nicht anerkennen will. Bei Ballarat in Australien wurde in einer Tiefe von 400 Fuß ein Goldklumpen seltener Größe gefunden; er wiegt 838 Unzen und hat die Gestalt einer Hammelskeule. Ring- herum lagen Klümpchen von zusammen 100 Unzen Gewicht. Da- Journal des Cultivateurs räth in einem ausführlichen Artikel den Anbau de« amerikanischen Kürbisses (xotiron) an, und weist nach, daß die Pflanze nicht nur ein Nahrungsmittel für den Menschen, sondern auch ein kostbares Winterfutter für das Vieh und sehr milchfördernd sei. Der Anbau derselben bedarf nur halb so viel Dünger, wie andere Knollenfrüchte. Aus dem Samen kann man Leuchtöl schlagen, und zur Zuckerfabrikation soll der amerikanische oder ungarische Kürbiß ebenso gut sein, wie die Runkelrübe. In England wird die Pflanze häufig gebaut. Bei dem Scheibenschießen in Dincenne- wurde ein schm gewordener Hase vor der Scheibe der Nationalgarde erschossen. Die Rat-hau-uhr ging Montag den 29. Octbr. 11 Uhr Vormittag- 26 Sec. vor«
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