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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-28
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1860
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die vom Stadtrath beschlossene Erhöhung de< Gehaltsetats mehrerer Beamtm bei Leihhaus und Gparcasse. Das Nähere hierüber ist bereits in der Pkttthetlung über die Sitzung vom 15. Februar d. I. (Tageblatt Nr. 48) veröffent licht worden. Das E-lleaim» hatte damals den Ausschuß beauf tragt, über die gesteigerte Geschäftslast bei b^den Anstatten nähere Auskunft zu verschaffen. Demgemäß legte der Herr Bericht erstatter statistisch, Notizen vor, welche ergeben, daß feit 1829 die Beamtenzahl beider Anstalten sich nur verdoppelt, der Geschäfts- umfang aber verdreifacht, beziehendlich vervierfacht bade. Der Ausschuß hatte die Genehmigung der Etatserhöhungen bevorwortet. Herr vr. Hepner fand in der vermehrten Beschäftigung der Beamtm an sich weniger Grund zur Gehalts-Erhöhung, als in den gesteigerten Preisen der Lebensbedürfnisse. »Wohl den Men schen, welche recht viel zu thun haben!" Die ganze Verwaltungs maschine — fügte er bei — bedürfe der Vereinfachung; man möge lieber weniger, aber gut bezahlte und tüchtige Beamte an stellen. Auf eine Anfrage des Herrn Adv. Helfer, ob die Gehatts- verbesserung alle Beamten der Anstalten treffe, wie sich nach dm Motivm des Raths (— Preissteigerung der Lebensbedürfnisse, vermehrte Arbeit —) annehmen lasse, entgegnet, der Herr Referent, daß bet der Vergleichung der Arbeitslast mit dem Jahre 1829 überhaupt nur neun Stellen in Frage kommm könnten. Herr Adv. Helfer fand e- nicht verhaltnißmäßig, daß die unteren Beamten, namentlich der eine Taxator, nicht berücksichtigt worden seim. Auf seinen Wunsch gab der Herr Berichterstatter nähere Auskunft über die Geschäfte deS Buchhalters. Der Antrag des Ausschusses wurde darauf mit 29 gegen 19 Stimmm abgelehnt. Herr CichoriuS und Herr Roloff beantragten darauf die Gehaltserhöhungen al- persönliche Zulagen zu gewähren. Nachdem über die Deutung der bereit- erfolgten Abstimmung mehrfache Debatten stattgefunden hatten, beschloß die Versamm lung mit Stimmmmehrheit sofortige Berathung diese- Antrag-. Herr Adv. Helfer bezeichnet, es als angemessener, die An- gelegenheit an dm Ausschuß zu geben. Man entschied sich dafür, über alle betreffenden Beamtm zu gleich abzustimmm und verwiegte allen Beamten, deren Etat der Rath erhöhen will, diese Erhöhung als persönliche Zulagen gegm 17 Stimmm. In der nun folgenden nichtöffentlichen Sitzung kam eine Zu schrift de- Rath-zum Vortrage, welche die Gewährung eines Vorschüsse- von 5000 Thlr. aus dem Vermögen der Sparkasse zu 5»/« Zinsm an dm . Vorschußverein zum Gegenstände hatte. Der Zweck diese- VorschusseS ist Unterstützung von Hausbesitzern, welche durch den Hagelschlag bettoffen worden sind. Da- Collegium beschloß sofortige Berathung. Herr Ersatzmann Näser beantragte dm Rath zu ersuchen, dm vom Vorschußverein in der Höhe von 8—10,000 Thlr. nachgesuchtm Credit in diesem Bettage zu gewähren; indem er nähere Mittheilungen über die Sicherheit, welche der 'Verein bittet und über dessen Stand machte. Einstimmig trat man dem RathSbeschlusse bei. Der Näser- sche Antrag ward ebenfalls einstimmig angenommen. Ein tzankee verlangt 15 Millionen Francs von Ludwig Napoleon. (Schluß.) Inzwischen hatte Parrish in New-Bork eine Compagnie ge bildet, um die Goldgruben auf Haiti auszubmtm. Er wollte eine Dampferlinie nach jmer Insel Herrichten, die Flüsse Paqui und Puna mit Dampfern befahrm und eine Eisenbahn durch die Unga real legen. Er besuchte die Goldgegmden, brachte Erze mit und hatte die Einleitungen getroffen, um von der Regierung von St. Domingo ein Privilegium zu erhalten. Der französische Generalconsul Repbaud iah dem allen scheinbar ruhig zu; als aber der Amerikaner sein Privilegium verlangte, erfuhr er, daß Reybaud dasselbe für Franzosen ausgewirkt habe, und daß in dem Haiti'schm Antheile der Insel in aller Stille da- Gleiche stattgefunvm habe. Genau d i e Goldgegmden, welche Parrish auf der ihm zu Paris entwandten Karte verzeichnet hatte und für welche er das ihm in Aussicht gestellte Privilegium nachsachte, habe der französische Generalconsul für seine Lands leute zu erwerben verstanden! Doch wenden wir uns wieder zu dem, was der Amerikaner über Senegambten mittheilt. Daß tm vormaligen Reiche Bambuk Gold liegt, weiß man längst. Der Reisende Golberp schätzte 1S02 jährlich dm Ertrag auf etwa 100,000 Lhaler; in dm vierziger Jahren wurttn sie von einer Commission untersucht, an deren Spitze Rep stand; er kam zu der Ansicht, daß jene Goldgeamd bald erschöpft sein werds, empfahl aber «es tzkrschli- dmen Gründen d»e Eroberung des Landes. Bis 1858 dachte man in Frankreich nicht Wetter an diese Sache. Nachds» aber Parrish seinen Plan «itgetheilt hatte (Oktober 1853). gingschon im December eine Expedition von 18 Schien mit 2500 Mann nach dem Senegal ab und in demselben Monate erschien das erste von dm Dekreten über Smegambim, deren Zahl jetzt schon mehr als zweihundert beträgt. Parrish führt sie aus dem Moni teur nach Datum und Inhalt an. Eins bestimmt, daß Schwarze für dm Dienst eingestellt werden sollen; jenes vom 22. Dec. 1853 gründet eine Bank zu St. Louis am Senegal, wo im Ganzm nm 39 Kaufleute wohnten; sie sollte offenbar dazu dienen, da- Gold au- dem Innern aufzunekmen; am 8. Mai 1854 wurde Smmamblm unter die specielle Aufsicht des Kaiser- gestellt; am 13. August wurde ein Corps von Gardes des Mine- für Sme gambim decretirt. Drei andere Dekrete beziehen sich auf die Genehmigung von Auswanderungscompagnim, welche »Lehrlinge" nach den französi schen Antillen bringen wollten; diese Lehrlinge warm, wie Parrish behauptet, schwarze Kriegsgefangene der Franzosen, die mau tu den Goldminm nicht verwenden konnte, weil man dort schon schwarze Arbeiter genug zum Dienst anhielt. Der Amerikaner führt noch andere Erlasse an, die wir übergehen. Am 10. Januar 1858 wird zum ersten Male gesagt, daß für 60,000 Franc- Gold aus dm smegambischm Minm nach Frankreich gekommen sei; der Amerikaner behauptet aber, seit fünf Jahrm habe dasselbe aus Afrika jährlich für mehr als 400,000,000 Franc- Gold be zogen. Im Februar 1860 wurdm die afrikanischen Postschiffe unter speziellen und von dem übrigen abgesonderten Dienst gestellt, aber tatsächlich war da- schon seit sechs Jahrm der Fall gewesen- Parrish stellt eine Tabelle über da- Gold auf, da- während der letzten Jahre auSgemünzt wurde. In Dollar-: England. Ver. Staaten. Frankreich. 1854. 20,760,915 52,094,595 105,305,640 1855. 45,043,315 41,166,657 89,485,564 1856. 30,010,570 58,936,893 101,656,399 1857. 24,299,300 48,437,964 144,572,245. Er giebt zu, daß ein großer Silberabzug nach dem Orient stattgefunden habe, daß viel Gold au- Amerika und Australien auch nach Frankreich gekommen sei, verlangt aber den Nach weis, woher Frankreich diese ungeheuren Goldmengen zum AuSprägen erhalten habe? Er beruft sich auf Che valier'- Werk über das Gold, der ausdrücklich darauf hinweist, daß nur allein in Frankreich eine so kolossale Masse Golde- auS- aeprägt worden sei und noch werde, und daß diese- Land in zehn Jahren halb so viel Goldmünzen liefern werde, als seit der Ent deckung Amerika- bis zu jmer der Gruben in Californien über haupt zu Tage gefördert worden sei, nämlich mindesten-1000,000,000 Dollar- oder 5 Milliarden Franc-. Der französische Einanzmi nister (Moniteur vom 25. Januar 1860) sagt, daß in 9 Monaten von 1858 die Goldeinfuhr in Frankreich die Ausfuhr dieses Me talle- um 376,000,000 Franc- überstiegen habe. Er richtet an die Staatswirthe die Frage, wie lange die Handelsvölker wohl fähig seien, Gold auftunehmen, bevor sie damit „übersättigt" wären? Nun behauptet Parrish, Frankreich habe in Folge seiner Mit theilungen, seit dem Jahre 1854 Hunderte von Millionen Gold aewonnen, und ihn um seine 15 Millionen Francs gebracht. Vielleicht schießt der speculirende Yankee weit über da- Ziel hin aus, wie da- bei Projektenmachern, deren Pläne mißlingen, der Fall zu sein pflegt; die Anklagen sind aber so geradezu und die Verbindung de- Ankläger- mit der französischen Regierung ist so klar, daß eS von Interesse sein wird zu erfahren, was man von Pari- au- gegen Parrish einwenden kann und wird. ^ - ss- - GeffentUche Gerichtssitzung. Am 26. April d. I. sahen wir die Anklagebank von dem be kannten Expedienten Friedrich Mann au- Reudnitz bestiegen und vernahmen wir seine Verurtheilung wegen Unterschlagung und inkelschriststellerei. Schon bei der damaligen Verhandlung war, e seiner Zeit berichtet wordm ist, die Zurechnungsfähigkeit Mann's in Frage gekommen, selbige jedoch auf Grund de- er hobenen gericht-ärztlichen Gutachten- nicht zu bezweifeln gewesen und daher Mann, trotzdem daß er währmd der ganzen Verhand lung jede Antwort verweigert und ein beharrliche- Schweigen geeicht, an welche- die Sache zur Entscheidung in zweiter Instanz gelangt war, hatte jedoch auf Grund eines von der medicinisch- chirurgischen Akademie »u Dresden eingeholten Obergutachtms verminderte Zurechnungsfähigkeit Mann's angmommm, deshalb die 6 monatliche Ardeitshausstrafe wegm Unterschlagung auf eine 6 wöchentliche Gefängnißstrafe herabgesetzt, die Avsatzstrafe wegen Winkelschriftstellerri aber aus Rechtsgründen gänzlich in Wegfall gebracht.
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