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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186010281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-28
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1860
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8S1S Inzwischen warm »euere Vergehen Mann- zur An »es ge ge-e Leipzig verfügtm, um Fischer aufzusuchen, erfuhr er, daß letzterer langt und am 25. d. M. wurde unter Vorsitz de- Herrn Gericht--1 nach Wahren gegangen sei, um bei einem Bekannten, dem Gärtner rath Wichmann die de-halb wider ihn eröffnete Untersuchung I Steinbach zu übernachten. verhandelt. Auch hier kam zunächst die Aurechnung-fähigkeit I Fischer hatte nur Aufenthalt-karte für Rmdnitz, nicht aber für Mann- in Frage und e< war daher mit Rücksicht auf jene-, bei Wahren. Mann hatte die- erfahren. Er miethete sich daher der Verhandlung vorgelesme Obergutachten, welche- Zustände bei I einen Wagen, fuhr mit Meßmer nach Wahrm und erklärte unter« Mann al- vorhanden annahm, welche den spätem Eintritt völ-1 weg-, nachdem er schon im Gasthof zum großen Reiter, wo der liger Unzurechnungsfähigkeit möglich, ja wahrscheinlich machten, I Wagen ermiethet wordm war, sich dahin au-gesprochen batte, ein anderweite- gericht-ärztliche- Gutachten erhobm worden. Letz» I „wenn der in Wahrm nicht zahle, werde er ihn arretiren lassen*, tere- hielt die schon früher ausgesprochene Ansicht von der DiS-1 nt Meßmern, daß er ihn für den Gericht-diener au-geben wolle, pofition-fähigkeit Mann- auch jetzt fest und wenn man dem ganzen I Nacht- in der 11. Stunde langte er mit Meßmern zu Wagen Verhalten de- Angeklagten bei der Verhandlung folgte, so konnte I in Wahrm an, verschaffte sich durch laute- Pochen und Rufen man sich kaum der Ansicht verschließen, daß man zwar einen eiteln l vor der Steinbach'schm Wohnung Eingang durch dm Thorweg und exaltirten Menschen vor sich habe, keineswegs aber einen un-1 und trat unter dem an Meßmer gerichteten Zuruf: „Kommen Sie zurechnungsfähigen, der nicht mit vollem Bewußtsein und Klarheit I Gericht-diener, die Zeit ist kostbar, wir müssen jede Minute zu- de- Geistes handle. An vielfachen auffälligen Auslassungen, Redm I sammen nehmen* in die Stube ein. Fischer wurde herbeigerufm und sonstigen Absonderlichkeiten ließ e- zwar Mann auch bei der I und von Mann zunächst nach seiner Legitimation gefragt. Auf jetzigen Verhandlung nicht fehlen.. I seine Entgegnung, daß er nur die Aufenthalt-karte für Rmdnitz Während er früher den Stummen gespielt hatte, war er die--1 bei sich habe, drohte Mann, „er werde nach dem OrtSrichter mal in da- andere Extrem verfallen; wiederholt mußte seine Zunge I schicken und ihn verhaften lassen, dann werde er diese Nacht nach gezügelt werden, und e- bedurfte de- wiederholten Gebot- de- Vor-1 Rmdnitz gebracht und in- Gefängniß gesteckt, der Wagm stehe sitzenden, ihn von Abschweifungen und Maßlosigkeiten femzuhalten. I schon haußen*, erklärte dann, ohne eine Antwort Fischer- abzu- Mit großer Selbstgefälligkeit sprach Mann von seinen im Polizei-1 warten, „die Sache mit Naumann müsse noch heute abgemacht fach und in der Rechtswissenschaft während eine-25jähr. Dienstes I werden, er möge deshalb mit nach Leipzig hereinfahren* sprang, bei Sachwaltern Und GerichtSdirectoren erworbenen Kenntnissen, I als Fischer sich dessen weigerte, auf und rief seinem Begleiter ferner von seinen Studien in dm Gesetzbüchern, und mit Nach-1 Meßmer zu „nun gut, er will e- nicht besser habm, kommen Sie druck betonte er bei dem später noch zu erwähnmden Vorfälle mit I Herr Gericht-diener, wir wollen zum Richter gehen und ihn arre- Ftscher, daß er nur von dem ihm nach tz. 143 der Strafproceß-1 Liren lassen.* Fischer, ein furchtsamer Mensch, wurde hierdurch ordnung zustehenden Rechte „der Nacheile* Gebrauch gemacht habe. I eingeschüchtert und fuhr darauf in Begleitung Manns und Meß- Er rühmte sich mit einem Anflug von Ironie unter Anderem I merS mit nach Leipzig herein. auch bei dem „berühmten Advocaten Schütz" als Schreiber con-1 Im Gasthof zum großen Reiter gegen 1 Uhr de- Nacht- ditionirt zu haben; erklärte weiter, daß er sich jetzt in der Ueber-1 angelangt, setzte Mann ohne Weitere- ein Docummt auf, wonach gangsperiode vom Protestantismus zum Katholici-mu- befinde Fischer sich zur Bezahlung von 180 Thlrn. Entschädigung für und daß seinem Uebertritte bisher noch Hindernisse entgegengestanden I Auflösung de- Contract- mit Naumann verpflichtete. In seiner hätten; mit großer Heftigkeit und Erbitterung sprach er sich ferner I Angst und Bestürzung unterschrieb Fischer da- Docummt, ohne gegen seine Eheftau au-, bezeichnet-sie nur als,, mißrathene Ehefrau*, I dessen Inhalt gelesen zu» haben, und Mann ließ e- sodann noch al- „Canaille*, wollte von ihr aar nicht- hören, und al- ihre in I durch zwei Zeugen unterzeichnen. Auf Verlangen Mann- mußte der Voruntersuchung erstattete Aussage zur Vorlesung gebracht I dann Fischer die drei Töpfchen Bier bezahlen, welche daselbst ver- werden sollte, deprecirte er unter heftigem Protestiren und unter I zehrt worden waren, auch hatte Mann ihn aufgefordert, die AuS- der Erklärung, daß er sich lieber zu 4 Jahren Zuchthaus verur-1 lagen für die Fuhre nach Wahren sowie da- Trinkgeld zu erstatten theilm lassen, al- die Aussage seiner mißrathenm Ehefrau anhören I und erstere- statt 1 Thlr. 20 Ngr. auf 4 Thlr. berechnet, Fischer, wolle, und hielt sich während der Vorlesung, al- trotzdem hierzu I der aber nur 25 Ngr. bei sich gehabt, außer der Bezahlung des verschritten wurde, die Ohren zu. I Bier- abschläglich nur diese 25 Ngr. an Mann entrichtet. Die Belastungs-Zeugen, welche gegen ihn auftraten, hätten, I Die- der Hergang der Sache, wie er durch die Aussagen der wie er meinte, bei offenen Augen geschlafen, wie der Baden'sche I Zeugen al- erwiesen anzunehmen war. Mann stellte ihn natürlich Gesandte bei der Ausweisung Heckers und JtzsteinS von Berlin I ganz ander- dar und weit entfernt, irgendwie einen Zwang, eine im Jahre 1845; die von ihm in der Voruntersuchung erstatteten I Nöthigunq wider Fischer ausgeübt zu haben, wollte er lediglich Aussagen, soweit sie ihm nachtheilig waren, wollte er nicht zuge-1 in aller Freundschaft und Zärtlichkeit mit ihm verhandelt haben, stehen und obschon die darüber aufgenommenen Protokolle ihm I Fischer sollte freiwillig mit nach Leipzig Hereingefahren sein und vorgelesen und von ihm genehmigt worden waren, so erklärte er s e- ihm noch Dank wissen, daß er ihn in seinen Wagen auf- doch da- letztere für unwahr und meinte, der Inquirent habe die I genommen habe. Die 180 Thlr. ferner sollten nicht al- Ent- Protokolle wahrscheinlich einem andern vorgelesen und dann darunter I schädigung wegen der Auflösung de- ContractS gedient haben, geschrieben „vorgelesen und genehmigt*; möge sie genehmigt haben I sondern der Pachtzins auf fünf Jahre für den Garten sein, dm wer da wolle, er sei es nicht gewesen. Um Beweise seiner Studien I Fischer allein und ohne da- Logis habe behalten wollen; kurz er zu liefern brachte er wiederholt fremde, zum Theil freilich von I suchte sein ganze- Verfahren, das eine arge Nöthigung enthielt, ihm gänzlich mißverstandene Redensarten und Floskeln zum Vor-1 al- da- unverfänglichste und rechtmäßigste von der Welt darzustellen, schein, z. B. „lapsus xassus" statt „laxsus ealami« — „diel Eine andere Ansicht davon hatten indeß die K. Staatsan- auneris« statt „eum annexis« u. s. w. Kurz er liebte es, den I waltschaft, welche durch Herrn Staatsanwalt Löwe vertreten Gelehrten zu spielen, zeigte sich oft indignirt und suchte damit die I war, sowie der Gerichtshof gewonnen und wenn ersterer auch dm Heftigkeit seine- Wesens und die Ungebührlichreit seiner Aeuße-1 Thatbestand der Erpressung nicht erwiesen fand, hauptsächlich au- rungen zu beschönigen. Allein man konntesich doch de- Gefühle- I dem Grunde, weil Naumann immerhin ein Recht gehabt habe, nicht erwehrm, daß da- Meiste, ja wohl Alles nur Berechnung I die Erfüllung de- mit Fischer auf 5 Jahre abgeschlossenen Ver- und auf Verstellung berechnet sein möge; sein sonstige- Verhalten I trag- zu fordern, so betrachtete sie doch die Nöthigung nach Lage ließ kaum einen Zweifel übrig, daß er recht wohl wußte, wa- bei l der Sache und weil Fischer zu dm gedachten Verhandlungen durch ihm auf dem Spiele stand und um wa- eS sich handele. I die von Mann auSgeübten Drohungen genöthigt worden war, Mit vieler Schlauheit, Gewandtheit und Zungenfertigkeit wußte I völlig constatirt. Außerdem war Mann aber auch noch einer er den Angriffen der Aeugm zu begegnm und suchte letztere mit I Selbsthilfe beschuldigt. Er hatte nämlich durch das falsche Vor- unverkmnbarer Dialektik zu irrttirm und in ihrer Erinnerung I geben de- zeitweiligen Erborgen- sich in den Besitz eines früher unsicher zu machen, Alle- in einer Weife, wie man e- von einem, I ihm zugehörigen Kinderwagen- gesetzt, den seine Ehefrau ohne der nicht völlig zurechnungsfähig ist, nicht gewohnt ist. Das I seine Genehmigung während seiner Detention in der Heilanstalt Thatsächliche nun, wa- zur ge-mwärtigen Untersuchung wider ihn I zu Pirna an eine Bekannte für 2 Thlr. verkauft hatte. Dadurch, geführt hat, war folgende-: Der Pachtaärtner Fischer au- Krum-1 daß er das Fuhrlohn nach Wahren höher angegeben, al- eS dach bei Rudolstadt hatte von dem Handarbeiter Naumann in i wirklich betragen, hatte er sich endlich auch noch eine- Betrug- Reudnitz eine Wohnung nebst Garten auf 5 Jahre von Ostern I schuldig gemacht. Er wurde daher wegen Nöthigung, Betrug- 1860 an für dm jährlichen Pacht- und Miethzin- von 72 Thlr. I und Selbsthilfe, jedoch zugleich unter Berücksichtigung der Be erpachtet und ermiethet, auch die erste halbjährige Rate von I stimmungen in Art. 88 de- Strafgesetzbuches über verminderte 36 Thlr. an Naumann bezahlt. Da< Nichtzustandekommen einer I Aurechnung-fähigkeit zu 6 Monaten 2 Wochen Gefängniß, Meß- Heirath hatte Fischern die Au-sicht benommen, den Contract zu I mer aber wegen naher Beihilfe zur Nöthigung zu 2 Monaten halten, er suchte daher von demselben wieder lo-zukommen. Nau-1 dergleichen verurtheilt. Die Verteidigung Mann- wurde von mann gab ihm darüber zunächst keinen bestimmten Bescheid, son-1 Herrn Adv. Mättig geführt, dern wendete sich an Mann, der dm betreffenden Contract gefer-1 tigt hatte und dieser erklärte, da müßten sie Fischern bei dm I Haarm kriegen, er «olle die Sache schon in Ordnung bringen.! 17 Fischer wurde de-halb eine- Tage- in die Wirtschaft des großm I ^UDVNNüe?. Kuchengarten- bestellt, er kam aber nicht und al< sich darauf! Da- Schillerfest wird in diesem Jahre und wird in dm Mann in Begleitung Naumann- und mehrerer Anderer, nament- folgenden Jahren am zehnten November gefeiert werden, lich de- Schlossergesellen Georg Meßmer au- Reuschönrfeld nach! Der Schtllerverein hat bekanntlich früher den 11. als Schiller-
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