Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-02
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
5761 können, zu welchen man bis jetzt kostbare Saffiane u. dergl. benutzt hat. vr. Hirrel spricht seine Freude darüber auS, daß gerade in Leipzig, welches ja schon längst der Sitz der Wachstuch fabrikation gewesen sei, auch die Fabrikation solcher Fabrikate Eingang gefundm habe, und es sei zu wünschen, daß dieser Fabrikation, sowie der Wachstuchfabrikation überhaupt auch fernerhin jede mögliche Unterstützung durch reichlichen Absatz zu Theil werde. Könne man nun auch im Allgemeinen sagen, daß das Leder zu vielen von seinen Verwendungen durch künstliche Fabrikate ersetzbar sei, so müsse man doch anderntheils zugestehen, daß man das Leder immerhin in manchen Fällen nicht entbehren könne; namentlich wäre es wünschenswerth, wenn man ein ent sprechendes Surrogat für das Sohlenleder fabriciren könne, was bis dahin noch nicht in genügender Weise gelungen ist. Herr Hoffman» hatte ein von dem Schlosserlehrling Röß ler verfertigtes Modell einer Hochdruckdampfmaschine, welche mit Spiritusflamme geheizt werden konnte, ausgestellt und in Gang gesetzt; dasselbe fand allseitige Anerkennung. — vr. Hirzel zeigte ferner einen ganz mit SeidencoconS besetzten Zweig, den er aus Avignon erhalten hatte, vor; ferner einen neuen Korkzieher mit Hebelvorrichtung, durch welche letztere der Kork sehr leicht, nach dem er zuvor mittelst des gewöhnlichen Schraubenziehers ange bohrt worden, auS der Flaschenmündung gehoben werden kann. Diese neuen Korkzieher sind bei Mantel L Riedel in Leipzig das Stück zu N/, Thlr. zu haben. Herr Ke ferst ein zeigte eine neue Art von gepreßten Braun- kohlenfteinen vor, deren Vertrieb er für Leipzig übernommen habe; sie werden auf der Grube von der Heydt bei Ammendorf in der Nähe von Halle nach dem patentirten Verfahren des Ober postrath Exter in München verfertigt. Dieses Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daß die rohen Braunkohlen frisch und naß, wie sie auS der Grube kommen, in eisernen Retorten ge trocknet und bis 100« R. erhitzt und bei dieser Temperatur ohne allen Zusatz von Bindemitteln in einem Preßcylinder mittelst einer Dampfmaschine einem Drucke von 200 bis 300,000 Pfd. auSgesetzt werden. Der Vorzug dieses Verfahrens besteht darin, daß die Maschine von der Witterung völlig unabhängig ist und ein sofort verwendbares und transportables Brennmaterial liefert. Die Maschine braucht verhältnißmäßig wenig Menschenkräfte zur Bedienung und schafft in 24ftündiger Arbeitszeit 80,000 Stück Steine. Die vorgelegten Steine waren sehr glatt, tief braun schwarz, glänzend, fast gar nicht abfärbend, sehr fest und die vier Ecken derselben abgerundet. Diese Steine haben den wesentlichen Vorzug, daß sie keinen Staub verursachen, in dem Ofen, wenn derselbe sonst gut construirt ist, fast keinen Ruß absetzen und ver möge der. Concentration des Brennstoffs und seiner Form den möglichst kleinsten Raum zu ihrer Aufbewahrung einnehmen. — Das Tausend von diesen Steinen wiegt 8 Centner, nimmt unge fähr 2—21/4 Kubikelle Raum ein und kostet franco Leipzig 3 Thlr. (bei größeren Parthien). — In der hierauf folgenden nicht öffentlichen Sitzung erfolgte die Wahl für die statutenmäßig austretenden Mitglieder des Di rektoriums auf die übliche Weise. ^ Aus dem Directorio schieden aus: Der Vicedirector CrusiuS, der Modellinspector Götz, der Bibliothekar vr. Reichenbach, und die Deputieren Nies, Leiner, Voigt. — Die Neuwahl ergab folgende Resultate: Zum Vicedirector wurde - C rusius und zum Modellinspector Götz wieder von Neuem gewählt; zum Bibliothekar vr. Schild bach. — Als Deputirte wurden gewählt: Nies, Leiner und Aachariä. — Die Gewählten nahmen die Wahl sämmtlich dankbar an. vr. G. Heppe. Stadttheater. Am letzten November ging Gutzkows, treffliches Lustspiel „der Königsli euren ant" in fast vollständig neuer Besetzung in Scene. Der Werth dieses mustergültigen Gelegenheitswerks kam durch eine sehr gute Darstellung vollständig zur Geltung. In der Titelrolle bethätigte Herr KühnS abermals sein schönes Talent zur Wiedergabe scharf ausgeprägter Charaktere. Der Graf Tho- rane ist ohne Zweifel eine der gelungensten Figuren dieser Art, welche die neuere dramatische Literatur aufzuweisen hat. Nicht all zuhäufig kommt eS vor, daß der Dichter dem Darsteller so weit entgegen kommt und ihm einen dankbaren Stoff in so vollständig fertiger geistreicher Ausarbeitung. bietet. Dennoch ist diese Rolle nicht leicht, sie verlangt vielmehr einen Darsteller, der einen nicht geringen Grad geistiger Befähigung und Bildung mitbrinat. Selbst der Besitz der hier außerdem vorausgesetzten äußeren Hülfs- mittel — gewandte und sichere Technik, genaue Kenntniß und reine Aussprache des Französischen — würde bei dieser Rolle allein nicht über die Schwierigkeiten hinweg helfen können. Nicht min dere Anerkennung als Herrn KühnS gebührt Fräulein Lebner in der Rolle des Wolfgang Goethe. ES zeichnete sich diese Lei stung der talentvollen Darstellerin durch inneres Leben und Wahr heit auS. Gelangen ihr die großen Gefühlsmomente der Rolle, so wußte sie nicht weniger das bedeutende geistige Ueberqewicht deS nachmaligen Dichterfürsten, zugleich aber auch das Knabenhafte deS noch jungen Menschen in glücklicher humoristischer Färbung zur Anschauung zu bringen. Die zwar nicht umfangreiche, aber sehr interessante Rolle des Rath Goethe gab Herr Stürmer in der würdigen Repräsen tation, die wir bei diesem Darsteller gewohnt sind. Besonders anzuerkmnen ist dabei die Wärme, mit der Herr Stürmer die große Scene des Rath Goethe im dritten Acte durchführte. In guter und sehr wirksamer Charakteristik gab Herr Czaschke die komische Rolle des Professor Mittler wieder. Daß er (im ersten Acte) schon von einem „siebenjährigen" Kriege sprach, während das Stück erst im vierten Jahre jenes Krieges spielt, war ein augenblickliches Versehen, das bei der in allem Uebriqen so gelun genen Leistung nicht allzuhoch anzurechnen ist. — Die allerliebste Rolle der Gretel hatte diesmal Frau Bachmann. Bei dieser Gelegenheit konnte die Darstellerin einen recht schlagenden Beweis ihrer Vielseitigkeit liefern. Wir haben sie früher oft in der Rolle des Wolfgang Goethe gesehen, die als eine ganz besonders her vorragende Leistung allgemein anerkannt ist. Jetzt erschien Frau Bachmann in demselben Stücke in einer ganz entgegengesetzten Rolle, die sie mit eben so viel treffender Charakteristik wiederzu geben verstand. — Mit einer sehr braven Leistung stand Herr Bachmann als Sergeant Mack ihr zur Seite. — Von allen bedeutenderen Rollen des Stückes war es nur die der Räthin Goethe, deren Besetzung keine Veränderung erfahren hatte. Frau Wohlftadt rechtfertigte auch diesmal die Anerkennung, die wir ihr in dieser Rolle bei früheren Gelegenheiten zollten. F. Gleich. Zur Tageschronik. Leipzig, den 1. December. In der Nähe des sog. Reddel- wehres, unweit des von der Stadt nach Schleußiq führenden Weges wurde heute Nachmittag der Leichnam eines Erschossenen aufgefunden. Die Persönlichkeit des Entleibten ist zur Zeit noch nicht festgestellt, doch fand sich in besten Taschen eine auf den Namen „Pitschaft aus New-Pork" lautende Aufenthaltskarte des hiesigen Polizeiamtes vor. Die Aufhebung ist durch das königl. Gerichtsamt II. erfolgt. -7- ' Verschiedenes. Der Berliner Gewerberath hat sich in seinem Gutach ten über die Gewerbefrage fast in allen Punkten für Beibehaltung des Zunftzwanges ausgesprochen und dabei großes Gewicht auf die Sterbecassen gelegt, welche in Folge des Jnnungözwanges entstanden seien. Diese Angabe ist jedoch nicht richtig. Diese Cassen sind gerade in der Freiheit zuerst entstanden, die Gewerke haben sie erst nachgeahmt. Die alten Zünfte haben allerdings viele Unterstützungscassen ins Leben gerufen und, wie Niemand läugnen wird, ihrer Zeit Gutes gewirkt; allein wie ist es jetzt damit? Gerade außerhalb der Zunft und vielfach außerhalb des Handwerkes selbst sind die Genossenschaften entstanden, welche wir heute kennen. Invaliden-, Sterbe-, Kranken-, Witwen- und Unterstützungscassen aller Art, Consumvereine, Vorschuß- und Rohstoffvereine, Gewerbe-, Handwerker-, Arbeiterbildungsvereine und selbst die Sonntags- und Abendschulen sind außerhalb der Zünfte entstanden. Louis Drucker, weiland humoristischer Weinwirth in Ber lin, zuletzt „Indian Doctor" in St Louis, hat seine vielbewegte Laufbahn in den Wassern des Mississippi geschlossen. Nahrungs sorgen scheinen den 74 jährigen Mann zum Selbstmord getrieben zu haben. Selbst in der letzten Stunde hatte ihn der Humor nicht ganz verlassen, wie der nachstehende Auszug eines an einen Freund zurückqelassenen Briefes zeigt: „Diese Zeilen widme ich Ihnen eine Stunde vor meinem Tode! Ich sterbe mit großer Resignation und suche ihn in den Wellen deS Mississippi, um keine Gastfreundschaft in irgend einem Hause zu verletzen; sonst hätte ich es mir weit bequemer machen können. Meinen Körper widme ich als ein Geschenk dem Humboldt-Institut, damit die Wissenschaft bereichert wird; mein Magen muß ein wunderbares Bild darftellen, ich wünschte selbst einen Blick hineinzuwerfen. Auf die Ehre einer für mich lächerlichen Beerdigung habe ich, seitdem ich denken kann, Verzicht geleistet. Mein Körper hat als besonderes Kennzeichen eine Narbe am linken Beine und zwar durch einen Streifschuß, mit welchem mich ein französischer Held beehrte." Man ist jetzt in Pari- mit der Aufnahme eine- Inventars der in den Museen und in den kaiserlichen Palästen vorsindlichen Kunstwerke beschäftigt. Im Anfänge dieses Monats zählte das Verzeichniß schon über 40,000 Nummern. Es sollen ähnliche Inventars über die in den Kirchen und öffentlichen Sammlungen deS ganzen Kaiserreich- befindlichen Kunstgegenstände angelegt werden. — Die archäologische Kunst-Ausstellung wird außer ordentlich großartig werden, da auch die berühmtesten Cabinette von Privaten ihre vorzüglichsten Schätze zur Verfügung gestellt haben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder