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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186011181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-11
- Tag1860-11-18
- Monat1860-11
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1860
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8546 immer hat man auf schlechte Zeiten hingewiesen; bleft Klage ist alt und ertönt schon feit Jahrhunderte», war, sie vollkommen de. gründet, so müßte ma» schon lange bi- zum Verhungern Gekommen sein. Der Staat verlangt Ekeuerv und Abgaben, ja er verlangt mit Recht noch mehr, er verlangt bas Allertheuerste und Heiligste, „Gut und Blut", wenn das Vaterland in Gefahr ist, warum will man den Staatsbürgern nicht da- Recht und die Freiheit geben, mit ihren zehn Fingern sich redlich und ehrlich zu ernähren, wie sie e- eben im Stande sind. Anstatt de- JnnungszopfS werden freie Genossenschaften ent stehen als Mittel für die Handwerker sich selbst aufzuhelfen, auf eignen Füßen zu stehen und dem Capital Concurrenz »u machen. Wenn Herr Günther den Schulze-Delitzsch'schen Genossenschaften den Vorwurf gemacht, daß diese deshalb ungenügend wären, well diese unzureichend und nur materielle Zwecke verfolgten, so muß ich ihm den Rath geben mit eigenen Augen diese wohlthätigen Anstalten anzusehen und führe zum Beweis die letzte allgemeine Krisis an, wo Alles wankte, nur die Schulze'sche Genossenschaft gerade in der Stadt, die der geehrte Redner anführte, stand in selbstbewußter moralischer Kraft finanziell fest da, sogar nach anderer Seite hin noch Hülfe bringend. Will aber die Staatsregierung der freier» Entwickelung der gewerblichen Thätigkeit ganz und vollständig die Pforten öffnen, und um das materielle und moralische Wohl des Volks sich noch mehr verdient machen, so gehe sie einen Schritt weiter, gebe Frei zügigkeit, ohne welche Gewerbefreiheit nie etwas ganz Vollkommenes. Schlagbäume dürfen die freie Arbeit nicht verschließen. Ein Staat als Rechtsstaat darf dem Bürger sein heiligstes und natür lichstes Recht der freien Bewegung nicht nehmen. Ich verkenne nicht die Schwierigkeiten, wenn nicht die Fügig- keit der Reciprocität gegeben. Unser Staat ist groß an Intelligenz, gutem Willen, an Fleiß, Strebsamkeit, Handel und Industrie, aber klein an Raum. Hoffen wir hierin das Beste von einer internationalen Gesetzgebung. Unabweisbar drängt sich übrigen- dabei wieder einmal das Bedürfniß deutscher Einheit auf, welche uns durch das Versprechen der deutschen Fürsten verbrieft und besiegelt, und Staatsmänner, die Augen haben zu sehen, Ohren zu hören und deutsche Herzen zu fühlen, werden sich dieser Ueber- zeugung nicht länger mehr verschließen können. Die StaatS- regierung hat mit Recht in dieser Frage die Initiative ergriffen, von dem gleichen Gesichtspunkt ausgehend, daß die productiven Ideen aus der Eschenheimer Gasse sehr langsam stießen und wir uns inmittelst so lange darauf in Geduld fassen müßten, bis wir Alle graue Haare bekommen. Darum begrüße ich den ersten Zuruf der Freiheit und des Fortschrittes von Seiten unserer Regierung mit herzlichem Willkommen. Möge der Gesetzentwurf zum Heil und Wohl des Landes und unserer strebsamen Gewerbetreibenden gereichen, dies mein geehrter Herr ist gewiß unser Aller bester und innigster Wunsch. Die zweite diesjährige Senefhvorfleltung des Theater - Pensionsfonds ist für Montag den 19. d. M. angeseht. Man hat für dieselbe eine höchst dankenSwerthe Wahl getroffen: Lessings Meister- Lustspiel „Minna von Barnhelm oder Soldatenglück" wird bet dieser Gelegenheit nach längerer Unterbrechung wieder auf der Leipziger Bühne erscheinen. Muß das treffliche Werk des großen Dramatikers an sich schon das Interesse aller Kunstfreunde in Anspruch nehmen, da man bei den gegenwärtig so erfreulichen Zuständen des recitirenden Drama's an unserer Bühne von der Aufführung etwas erwarten kann — so erhält die Vorstellung ein noch größeres Gewicht durch das Mitwirken eines Gaste-, der während einer früher» glänzenden Periode de- Leipziger Theaters (unter Th. v. KüstnerS Direktion) lange Jahre hindurch diesem Institute angehörte und dessen Andenken gewiß noch lebhaft in der Erinnerung älterer Theaterfreunde leben wird. Herr Genast war stets ein ausgezeichneter Künstler, sowohl als Darsteller wie während seiner früher« Periode als Sänger. Sein Don Juan, sein Figaro, sein Caspar im „Freischütz", sein Lord Ruthwen in Marschners „Vampyr" waren Musterleistungen. Mit Abschluß der Küstner- schen Lheaterperiode verließ Herr Genast für immer Leipzig und ward bald darauf Mitglied der Weimarischen Hofbühne, der er bis zu seiner vor kurzer Zeit erfolgten Penstonirung als einer der Koryphäen jenes früher so berühmten Institut- angehörte. Er ging nach und nach ganz zu dem recitirenden Schauspiel über und galt bald mit Recht für einen der trefflichsten Repräsentanten älterer Helden« und Heldenväterrollen. Eine seiner schönsten Leistun gen ist die, welche er uns demnächst vorführen wird: der Wacht meister in „Minna von Barnhelm". — Herr Genast (der bei läufig auch hier pensionsberechiigt) ist seit einigen Monaten ganz von dem Schauplatz seiner so höchst ehrenvollen künstlerischen Thätig keit zurückgetreten; in dankbarer Erinnerung an Leipzig hat er sich jedoch bereit erklärt, noch einmal, und zwar zum letzten Male, für dm genannten wohlthätigen Zweck die Bühne zu betreten, deren Zierde er einst war, und auf der er so viele reichlich ver diente Ehren errang. Das Leipziger Publicum hat dem Theater-Pension-sond stet- die iobtzaftche Theilnahme thmsächkick bewiesen. Um so weniger werden fich die Freunde der dramatischen Kunst die nie wieder ge botene Gelegenheit entgehe« lassen, noch einmal einen bedevtendm Künstler aus der berühmten alten Schul«, au< der großen Zeit Weimars unter Goethe zu sehen. ^ x Die Lan-schastsgemiii-e von Prof. Siermann, welche gegmwärtig in der Europäischen Börsenhalle hierselbst aus gestellt, sind in der That Kunstwerke von hohem Werthe. Einen durchaus befriedigenden Eindruck bringt da- Schweizerbild, die Ansicht vom Etger, Mönch und Jungfrau, hervor; die an sich schönen Formen de- Gebirge- sind mit so feinem Gefühl für Form und Farbe ausgeführt, daß eine naturwahre Klarheit das Bild erfüllt, welche bei längerem Beschauen vollständig zu täuschen vermag. Sehr schön wirkt der Vordergrund mit den Sennhütten, der kräftig, jedoch ohne jene Uebertreibung, welche die Natürlich keit beeinträchtigt, gemalt ist. Eine sehr glückliche Wahl ist da- Bild vom Kloster St. Lucia bei Bologna, der äußerst gelungene kräftige Sonnenschein, gehoben durch die großen Schattenmassen de- Kloster-; vorzüglich gelungen ist das Haus und dessen gewölbter Eingang. Die Veste Hohen- Salzburg zeigt einen schon geformten imposanten Bau. Vor trefflich ist die Beleuchtung des Gemäuers; höchst naturwahr der Duft des im Schatten liegenden Vordergrundes. Auf der Ansicht von Rom ist die Luft, so wie der da- ganze Bild überströmende Schimmer der untergehenden Sonne von ganz ausgezeichneter Wirkung. Wer daher sich einen Kunstgenuß nicht vorenthalten will, versäume nicht die mit poetischem Gemüth aufgefaßten, treu und wahr in voller Harmonie aller Einzelnheiten dargestellten Landschaften zu besuchen. Gewiß wird Niemand nach einer liefern Anschauung ohne Befriedigung von dannen gehn. Ein Kunstfreund. Zur Tageschrontk. Leipzig, den 17. November. In dem Connewitzer Holze wurde gestern Abend der von dem Kriegsgerichte zu Grimma wegen Desertion steckbrieflich verfolgte Soldat Langer erhängt aufgefunden. Bei der gerichtlichen Aufhebung ergab es sich, daß L. sich erst hatte erschießen wollen. Der Schuß, welchen er sich beigebracht, war nicht tödtlich gewesen, worauf sich L. mittelst seine- ShawlS an einem Baum erhängt hatte. Ein neues Haarmittet. (Eingesandt.) Vielen Bewohnern Leipzigs, besonders den Gästen des Rhei nischen Hofes und Prager- Biertunnel, dürfte wohl die Persön lichkeit des dort in den Abendstunden gewöhnlich anwesenden Pökling-Händler, des alten Veteranen Hauschlld bekannt, Manchem wohl auch schon der reiche dunkle Haarwuchs dieses 67jährigen Greises ausgefallen sein, wenige aber nur dürften wissen, daß dieser einfache Mann der Erfinder eines wirklich außerordentlich probaten Haarmittels ist, das, obgleich bis jetzt nirgends ausgedoten und nur Wenigen zugänglich, nicht allein hier, sondern auch im Auslande schon zu großer Berühmtheit gelangt ist. Der alte Hauschild hatte noch vor wenig Jahren, wie Alle, die denselben schon länger gekannt, bemerkt haben werden, einen fast ganz kahlen Kopf; durch den von ihm au- Kräutern be reiteten Balsam erlangte er nicht nur die reichste Haarfülle wieder, die neuen Haare erschienen auch nicht grau, wie der ihm am Hinterkopfe übriggebliebene Rest und der Bart, sondern in der selben glänzend kastanienbraunen Farbe, die er in seiner Jugend gehabt. Seitdem haben Viele dasselbe Mittel mit demselben Erfolge angewendet und beinahe überall, wo sichHauschild blicken läßt, heißt es: sind Sie nicht der Pöklingsmann, der den guten Haar balsam haben soll? und so fort, so daß der alte Mann von seinem Haarmittel kaum genug schaffen kann. Wie wir hören hat Herr Hauschild, um dem allgemeinen Wunsche zu entsprechen und zur größeren Bequemlichkeit deS Publicum- jetzt ein« hiesige Handlung (Julius Kratze Nach folger neben der Post) mit dem Verkaufe seine- so vielbegehrten Balsam- beauftragt, in welcher derselbe nunmehr allein echt und direct au- der Hand de- Erfinder- zu haben sein wird. Ein Anderer im Besitz diese- wirklich unschätzbaren Mittel- würde vielleicht durch einen ungeheuer hoch gehaltenen Preis bald reich zu werden suchen, Herr Hauschild will aber seinen Balsam auch w. Niger Bemittelten zugänglich machen und hat de-halb dm Preis sehr billig gestellt (wie wir hören 10«ge für «ine kleine, 20-z? und 1«i? für größere Flaschen) und darf deßhalb desto größ.rm Abfatze- gewiß sein, der dem alten anspruch-l-sen Manne von Herzen zu gönnen ist.
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