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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-13
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1860
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ssss gestellt habe, so fet dabei wohl nicht an dm Erlaß einer Kirchm- ordmrng gedacht worden, dmn sonst würde doch bestimmt wordm fein, daß nur evangelische Ständemitglieder an der Abstimmung theilnehmm könnten. Man möge nicht einwenden, daß praktisch da- Letztere ohne Bedeutung fei, dmn eS gebe oft nur eine Stimme den Ausschlag. Auch sei ß. 57 der Verfassung hierbei zu beachten, wonach die inner» kirchlichen Angelegenheiten der besondern Kirchen verfassung einer jedm Confession überlassen bleiben sollten. Aber selbst abgesehm von diesem Competenzbedenkm müsse man vor Allem danach trachten, die Kirche au- sich selbst zu constituiren. Die- könne geschehen, wenn eine Vorsynode veranstaltet würde, auf welcher die Kirchenverfassung zu berathen sei, worauf dann immer noch die Stände kompetent zur Entscheidung blieben. WaS seine materiellen Bedmkm beträfe, so vermisse er in dem Entwürfe ein streng durchqeführteS Princip in der Stellung der Kirche zum Staate. Die Selbstständigkeit der Kirche werde im Allgemeinen anerkannt, aber im Einzelnen wieder sehr durchlöchert, und wenn die Deputation sich auch bemüht habe, in dem Oberconsistorium eine mit großm Befugnissen au-gestattete, rein kirchliche Behörde herzustellen, so gehe ihm da- nme Bedenken bei, daß dasselbe dm Gemeinden gegenüber zu unumschränkt sei. Eine Gefahr de- Hierarchi-mu- könne sich entwickeln. Ueberhaupt scheine ihm der Aufbau der Behördm zu bureaukratisch. Die Basis der Kirchen vorstände in den Gemeinden werde dabei sehr erschüttert. In den Synoden sei da- geistliche Regiment überwiegend, denn wenn auch gleichviel Geistliche und Laien darin säßen, so würde es den Er- steren leicht gelingen könnm, von den Letzteren einige zu sich hin überzuziehen. Die Aufnahme von §. 1 und 2, in denen von der göttlichen Stiftung und den Bekenntnißschriften die Rede sei, habe ihn wahrhaft schmerzlich berührt. Nach Alle dem scheine eS ihm, als wenn man wohlthue, noch weitere Erfahrungen abzuwarten. Der Entwurf fei zu kurze Zeit bekannt gewesen, kein Gutachten über ihn eingefordert worden. Man möge die bisherige Prüfung und die bevorstehende Berathung als Vorarbeit, als erste Lesung betrachten, dabei könne man eS immer der Regierung und der Deputation Dank wissen, daß sie die Lösung der Reform angebahnt. Sich auf seine obigen Bemerkungen beziehend, stelle er schließlich den Ausatzantrag zu den Anträgen de- Separatvotums: Die Kam mer möge die Regierung ersuchen, den Ständm auf diesem Land tage den Entwurf zur Wahl einer Vorsynode zur Berathung de- Entwurf- der Kirchenordnung vorzulegen und da- Ergebniß der nächsten Ständeversammlung zu unterbreiten. (Der Antrag findet Unterstützung.) » » » Leipzig, den 12. Dec. Der heutige Geburtstag Sr. Maj. des Königs ist auch von unserer Stadt auf das Festlichste begangm worden. Von den Musischörm der Garnison und der Communal- garde ausgeführte Reveillen verkündeten den Beginn de- hoch erfreulichen Tage-. In dm Vormittagsstunden fanden in stimmt- lichen Lehranstalten im Beisein von Vertretern der königl. und städtischen Behörden festliche Acte statt. Um 11 Uhr erscholl von dem, gleich den Thürmen und vielen öffentlichen Gebäuden, fest lich geschmückten Balcon des RathhauseS eine Festmusik, während um dieselbe Zeit die Garnison auf dem freien Platze vor dem Schlosse in Parade aufgestellt war. Ein von dem Stadtkomman danten, Herrn Oberst v. Schimpf, auf den erhabenen Kriegsherrn ausqebrachteS Hoch fand unter der Truppe begeisterten Wieder hall. Auf Kosten der Stadt wurden in der städtischen Speise anstalt ungefähr 150V Portionen Essen zubereitet und an hiesige Arme vertheilt. Die Spitzen der königl. und städtischen Behörden waren bei dem Herrn Kreisdirector von BurqSdorff und da- OfsiciercorpS in der Stadt Hamburg zu einem Diner versammelt. Eine in dem Conservatorium der Musik zu Ehren seine- erhabenen Protektors veranstaltete Abendunterhaltung und eine Festvorstellung im Stadttheater bildeten den Schluß der Festlichkeiten. Verschiedenes. Unsere gesellschaftlichen Zustände haben eine förm liche Umänderung, zum Theil auch zum Schlimmeren, erfahren. Wir kennen nicht mehr jene herrlichen Vereine von Männern der Wissenschaft, jene geselligen Kreise, die in der Blütbezeit un serer neu entstandenen Literatur in Weimar, Göttinqen, Leipzig rc. bestanden, wo manches junge Talent in reichem Gedankentaufche zu neuen Schöpfungen angeregt wurde; nur spärlich findet man in der Gesellschaft jene freudige Theilnahme an dem geistigen Leben der Nation, welche damals alle Unterhaltung durchzog, jenen frischen Sinn für die Kunst, der sich in Allem, was ge- than und gesprochen wurde, kundgab. Die jetzige Unterhaltung dreht sich meist um gewöhnliche ober materielle Gegenstände, und wenn auch vom Theater, dem einzig noch gebliebenen besseren Unterhaltungsstoff, die Rede ist, so handelt es sich nur um Äußer lichkeiten, um die betreffenden Schauspieler und Schauspielerinnen, selten um den Gehalt des Stückes. Ein »großer Mangel unserer heutigen Gesellschaft ist namentlich die immer größere Absonderung der beiden Geschlechter von einander. Michelet sagt darüber in seinem Buche über die Frauen ganz richtig: »Durch ein ganz sonderbares Zusammentreffen der Umstände, von theils socialer, theils religiöser und ökonomischer Natur, lebt der Mann so häufig getrennt von dem Weibe. Sie scheinen nicht einmal mehr auf verschiedenen, oder doch parallelen Wegen zu wandeln, sie gleichen beinahe zwei Reisenden, welche von derselben Station au-gehen, aber der Eine mit voller Dampfkraft, der andere nur mit halber Geschwindigkeit. Da- Schlimmste dabei ist, daß Mann und Weib gar nicht sehr bemüht sind, sich einander zu nähern; es scheint fast, als ob sie sich gar nichts zu sagen hätten. Wozu, heißt es dann, sich erst Mühe geben, einander zu unterhalten. — Aber es geschieht dann auch selbst in größerer Gesellschaft nicht, wo die Artigkeit eine solche Rücksicht gebieterisch verlangt. Man kann e- ja jeden Abend sehen, wie jeder Salon sich in zwei Salone theilt, in einen Herren- und in einen Frauen-Salon. WaS man aber nicht so häufig sieht, — aber doch häufig vor kommt, ist, daß, wenn in einem freundschaftlichen Zirkel von nur zwölf Personen die Frau vom Hause in aller Liebenswürdigkeit dahin wirken will, Herren und Damen tn eine gemeinsame Un terhaltung zu verwickeln, sich beinahe augenblicklich eine Todten- stille über die ganze Gesellschaft legt. ES giebt keine Conversation mehr. Sagen wir nun gerade heraus, was die Ursache hiervon ist: ES fehlt an Ideen, welche beiden Geschlechtern gemein wärm, und selbst über da-, was beide Lheile interessiren könnte, weiß man nicht zu sprechen. Man hat sich zu sehr au- dem Gesichte verloren, und nur zu bald wird eS nicht mehr zwei Geschlechter, sondern zwei abgeschiedene Gesellschaft-Völker geben." AuS New-York wird geschrieben: »Der große Humbugger Barnum macht wieder viel von sich reden, und in der That ist er unverwüstlich. Nachdem er bankerott gewesen, hat er seine meisten Schulden bezahlt und nimmt jetzt wieder haufmweise Geld in seinem Museum ein. Demnächst werdm wir die beiden siame sischen Zwillinge, die bekanntlich hier in der Union wohnm, in Barnums Museum in einer interessanten Lage sehen. Die beiden zusammenqewachsenen Asiaten sind höchst eifrige Politiker, aber ganz verschiedener Ansicht und in ewiger Fehde. Der eine ist Demokrat, der andere Schwarz-Republikaner. Barnum ist nun mit ihnen übereingekommen, daß sie ihre politischen Disputationen vor dem hiesigen Publicum zum Besten geben. Die Spekulation ist vortrefflich: eS wird Dollar- regnen. Neben dm Siamesen will er auch die beiden sogenannten aztekischen Kinder au-stellen, mit welchen ein schlauer Yankee sogar »Gelehrte" in Europa ge narrt hat. Sie sind weiter nicht- als Mikrokephalen, Mißgebur ten auS der Republik San Salvador, Produkte verderbten Bastard- bluteS von Negern und Indianern, wie schon bei dem einm der krause Kopf zeigt. Mit Azteken haben sie gerade so viel gemein, wie der Mann im Monde oder wie ein Cretin. Ein sehr guter Gedanke Barnum'S ist auch der, daß er einen »Congreß der Na tionen" veranstalten will. Seine Agenten sind in den verschiede nen Welttheilen darüber aus, Menschen aller Racm für sein Musmm zu beschaffen; wir werden also demnächst Eskimo-, Tun- qusm, Hottentotten, Kaffern, Araber, Indianer aller Art, Papuas, Mongolen und dergleichen mehr beisammen sehen, ein lebendiges ethnologisches Cabinet, mit welchem der große Humbugger später hin auch nach Europa zu kommen gedenkt!" Ein neuer Industriezweig. In England werden seit einiger Zeit auS terra eott» und ähnlichem Material thönerne Särge angefertigt, deren Benutzung bereit- eine verbreitete daselbst sein soll. ES ist nicht in Abrede zu stellen, daß diese Särge in Beziehung auf das Material vor dm hölzernen Manche- voraus haben; eS ist aber deren Anfertigung auch für die Kunstindustrie eine nme Gelegenheit zum Aufschwünge. Daß somit theilS un praktischen, theils auS in den Aeitverhältnissen liegenden Gründm die Herstellung thönerner Särge ein Industriezweig überall werdm kann, wird nicht zu bezweifeln fein. ES ist daher auch anzu nehmen, daß sich dieser Industriezweig auf England nicht allein beschränken werde, sobald man anderwärts von ihm Kunde be kommen hat. Wir haben daher Veranlassung genommen, auf denselben hiermit aufmerksam zu machen. Bierpusssch-Essenz. Die Herrm Melichar und Eichler in Prag haben ein Privilegium zur Bereitung einer Bierpunsch- Essmz erhalten. Dieses neuerftindme Getränk wird aus dem besten Biere bereitet, mit Eierdottern versetzt, und soll sehr wohl schmeckend und der Gesundheit zuträglich sein. (Oester. Volksw.) * Für die Hinterlassenen Zöllnets ist jetzt in New-York eine Sammlung im Gange und man hofft, daß der Ertrag der selben ein nicht geringer sein wird, da sich die angesehensten Deutschen dort an die Spitze gistellt haben. MM* Der vorläufige Bericht über die gestrige Sitzung der Stadtver ordneten befindet fich am Schluß des Blatte-.
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