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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-21
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1860
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schön gearbeiteten Büchsen, Jagdflinten, Pistolen u. s. w betrachtet, die sich eben so empfehlen durch ihr modernes elegantes Aeußere, wie durch die große Genauigkeit der Arbeit. Man findet auch Schnellladeflinten und Büchsen von hinten zu laden, Levauchees Doppelflinten und Aündnadelqewehre, von hinten und vorn zu laden, so wie Aündhütchenqewehre, Bolzenbüchsen, Revolvers rc. 51) Das schon erwähnte Vogelhaus mit Schieferdach vom Schiefer deckermeister F. W. Poppe, 52) Ratzkofsky's hübsche und muntere Kapuzineräffchen und mehrere Papageien. 53) Auch C. E. Pilz tragt wesentlich zum Glanze des Bazars durch seine feinen Buch binder-, Papp- und Etuisfabrikate bei; man findet hier Leder- und Saffian-Etuis, Cartonnagen, Albums, Papeterien, Toiletten, Leder taschen u. s. w. in den nobelsten DessinS. Die große Halle Nr. 54 hat Herr Thieme 8su. mit seinen Spiel- und DrechSlerwaaren ein- aenommen, die in schöner Auswahl vertreten lind. Aber auch für Erwachsene findet man Manches darunter, z. B. Roulets, Damen- breter, Schachspiele, Dominos und derql. 55) Em. Köttnitz hat preiswürdige Putz- und Modewaaren und nett gearbeitete Puppen ausgestellt, letztere im modernsten Anzüge. Weißwaaren für Herren, Damen und Kinder, so wie Schlipse, Cravatten und Schürzen bietet Gustav Gaudich in Nr. 56 als passende Christgeschenke aus, und da sie geschmackvoll und gut gearbeitet, sind gewiß auch sie dazu zu empfehlen. Fr. Schellberg bat 57) eine kleine Sammlung aut ausqestopfter Säuqethiere und Vögel ausgestellt, in 59) Peter Huber seine interessanten Nähmaschinen; Nr. 61 ist das Bier zimmer. Die übrigen Räume von 58 — 64 enthalten Schau stellungen und Aschiesche's Oelqemälde, unter denen der Kenner aewiß manches Gute und Interessante finden wird. Nach diese» Wanderung durch unseren Weihnachtsbazar muß gewiß ieder Un parteiisch? bekennen, oaß gar Viel qethan, eine große Menge von Waarev ausgestellt ist, und überhaupt das ganze Unternehmen, das diesmal Herr F. W. Moritz auf eigenes Risico hervorgerufen und ausgeführt, dem Unternehmer alle Ehre macht. .—. Fünftes Concert des Musikveretns „Euterpe". In diesem Concert war die Instrumentalmusik ganz besonders stark vertreten: neben drei Orchesterwerken und zwei umfangreichen Instrumental-Soli stand nur ein Gesangsstück auf dem Programm, allerdings eines von höchstem Werth. Eröffnet ward die Auf führung mit der Instrumental-Einleitung zu der Oper „Lohen- qrin" von R Wagner; den ersten Theil schloß der zweite Sah („Fest beim Capulet") aus der dramatischen Symphonie „Romeo und Julie" von Hector Berlioz ab. Wer, der überhaupt un befangen und mit offenem Sinn an ein vollkommen selbstständiges Werk der Neuzeit herantreten kann, wird läuqnen, daß dieses Bruchstück aus dem großen symphonischen Werke des genialen Franzosen den unwiderlegbarsten Beweis von dessen hoher Künstler schaft qiebt. Es ist die Meinung weit verbreitet, der Schwerpunkt der Musik von Berlioz liege vorzugsweise in der Orchestration, also in einer Aeußerlichkeit. Allerdings beherrscht Berlioz das Orchester wie kaum ein Anderer, allein auch er benutzt, wie alle großen Künstlernaturen, die Resultate tiefer Studien über die Natur der Instrumente und deren Klangfarben in seinen Werken nur als Mittel, um einen bedeutenden Inhalt in höchster äußerer Schön heit zum Ausdruck zu bringen. Die musikalischen Gedanken dieses leider noch viel zu wenig gewürdigten Componisten haben stets etwas Großartiges, Gewaltiges; sie find Erzeugniß eines energi schen Geistes, eines tief empfindenden Gemüths. Berlioz gehört zu den Künstlern, die vollständig auf eigenen Füßen stehen. Des halb finden wir auch bei ihm kein Anlehnen an irgend ein Vor bild, es sei denn, daß man die Geistesverwandtschaft mit Beethoven, die sich in seinen großen Werken kund giebt, ohne sich jedoch in irgend einer Aeußerlichkeit zu zeigen, als ein solches betrachten wollte. Auch Berlioz bildet sich neue äußere Formen, aber es sind das auch wirklich künstlerische, denn sie sind durch den Inhalt bedingt, sie beruhen eben so auf den, ungestraft nicht zu umgehen den ästhetischen Grundgesetzen, wie. die von den ältern Meistern geschaffenen, von Mozart, Beethoven rc. bi- zur höchsten Voll endung geführten Der diesmal vorgeführte Sympkoniesatz mit seiner großartigen Conception, seiner genialen Ausführung und seiner äußeren Pracht machte abermals in uns den Wunsch rege, daß die Musik des französischen Meister- in Deutschland, dem er als Componist mehr angehört als seinem eigenen Vaterlande, end lich die allgemeine Würdigung und Pflege finden möge, die so bedeutende Kunstwerke verdienen. Die beiden genannten Orchesterwerke wurden in sehr lobwür- digcr Weise ausgeführt. Weniger war das bei der im zweiten Theile des Concerts gegebenen 6 mvll-Symphonie von Beetho ven der Fall. Besonders der erste Satz dieses großen Werkes ließ, auch abgesehen von einigen störenden Versehen bet einzelnen Instrumenten, die nöthige Klarheit und Bestimmtheit in der Ausführung vermissen. ES lag das vielleicht auch an dem unse rer Ansicht nach nicht feurig genug genommenen Tempo. Sehr befriedigend wurden dagegen da- Andante und der letzte Satz (die ser ohne die Repetition) wiedergegeben. Auch das Tempo de- H1Ä1 Scherzo hätten wir lebhafter, die fugirte 6 Dur - Partie desselben sauberer und klarer gewünscht. — Diese Symphonie ist wohl nicht ohne Absicht gerade in diesem Concert vorgefühct worden, denn am Tage vorher, am 17. December, waren eS neunzig Jahre, daß Beethoven zu Bonn geboren ward. Herr vr. Leopold Damrosch aus Bre-lau, der bereit- im vorigen Concert der „Euterpe" sich als vortrefflicher Violin-Vir- tuos bewährt hatte, spielte diesmal ein Concertstück „Serenade" eigner Composition und unterstützt von Herrn v. Bronsart da- 8 moll -Rondo 0p. 70 für Pianoforte und Violine von Franz Schubert. Was Herrn Damrosch'S Leistungen als aus übender Künstler betrifft, so können wir auf das verweisen, was wir bei Gelegenheit seine- ersten hiesigen Auftreten- über ihn sagten. Seine Composition ist weit entfernt von den gewöhn lichen Virtuosenstücken; es zeigt sich in ihr ein schönes productive- Talent; es fehlt dem Stück nicht an schönen Gedanken und ein zelnen vortrefflichen Klangwirkungen, allein es erschien uns da- Ganze noch nickt gehörig abgerundet, oft selbst verschwommen und auseinanderfallend, so daß die oft wirklich guten Intentionen des Componisten nicht immer gehörig zur Geltung gelangen konn ten. Am meisten hat uns der zweite Theil des ConcertstückeS „Ständchen" und der vierte „Notturno" gefallen, da diese in ge schlossener Form auftraten. Fräulein Lessiak sana die große Arie der Vitellia au- Mo zarts „Titus" sehr anerkennenswerth, wenn wir dem Vorträge auch noch etwas mehr Schwung und Feuer gewünscht hätten. Leider ward die Sängerin von dem begleitenden Orchester nicht besonders gut unterstützt, und namentlich stach die Ausführung der der Clarinette übertragenen obligaten Bassethornpartie der Arie gegen den Gesang nicht eben vortheilhaft ab. Die erste Hälfte des diesmaligen Concert-CykluS der „Euterpe" ist nunmehr abgeschlossen. Ueberblickt man, was in dieser Saison bereits von unserem zweiten großen Concertinstitut geleistet worden, so stellen sich höchst erfreuliche Resultate heraus. Es wehte ein frischer künstlerischer Geist in diesen Aufführungen; eS sind wirk lich bedeutende neue und wenig bekannte ältere Werke in größerer Anzahl vorqeführt worden, als wir bisher seit einem Jahrzehnt hier gekört haben, ohne daß damit der klassischen Musik ihr wohl- begründetes Recht entzogen worden wäre. Die anfängliche Be fürchtung, daß das Publicum in diesen Concerten mit Werken der neudeutschen Schule überschüttet werden würde, weil im derzeitigen Vorstand der „Euterpe" Künstler von dieser Richtung maßgebende Stimme haben, hat sich als grundlos herausgestellt. Die Pro gramme der Euterpe-Concerte, so wie sie bi- jetzt gewesen sind, konnten nur für die entschiedensten Musikphilister schreckenerregend sein, denn kamen auch einige Werke der neudeutschen Schule zur Aufführung, so blieben doch andere Kunstleistungen stet- über wiegend; es sollte eben einer jeden ihr Recht werden, die überhaupt Berechtigung hat. Die klassische 'Kunst war durch Händel, I. S. Bach (durch diesen ganz besonder« zahlreich), Mozart, Beethoven, Cherubini, C. M. v Weber, Fr. Schubert vertreten; von neuen Componisten, die nicht der neudeutschen Schule anqehören, waren es Mendelssohn, R. Schumann, Cho pin, Otto Nicolai, Meyerbeer, Michael Glinka, die in den Concerten der Euterpe erschienen. — Vom Publicum wurden die höchst ehrenvollen und erfolgreichen Bestrebungen der Euterpe gebührend anerkannt, und auch wir wünschen im Interesse der Kunst, den ferneren Leistungen diese- Concertinstitut- mit besten Ermattungen entgegensehend, dem Unternehmen ein fröhliches Ge deihen. F. Gleich. Zur Tageschrontk. Am 19. December Vormittags wurde von einem jungen Manne, angeblich aus Volkmarsdorf, auf dem Thomaskirchhof Nr. 3, in der Parterreniederlage de- Schneidermeisters Schmidt, ein Ein bruch verübt. Eine Frau auS dem Hause hatte den Dieb bemerkt und denselben, da er von ihr gestört wurde, nach dem ThomaS- pförtchen fliehen sehen. Der Schneidermeister Schmidt, welcher sich sofort zur Verfolgung des Diebes auf den Weg machte, holte ihn auf dem Fleischerplatze ein und ein beurlaubter Jäger leistete ihm hülfreichen Beistand. Der Dieb wurde der Polizei übergeben. Verschiedenes. Eine der schwierigsten Taucher-Arbeiten, die je versucht wurden, war die im Hafen von Point de Galle (auf Ceylon) vorge- nommene, um das daselbst bekanntlich versunkene Gold und Silber heraufzuholen. Das Metall war. nämlich in einem aus Eisen an gefertigten Behälter deS unteren Schiffsraumes verschlossen. Die Taucher mußten demnach die Eisenwände unter Wasser durch feilen und hatten, bevor sie so weit waren, sich erst durch eine neun Fuß tiefe Sandlaqe durchzuarbeiten, in die da- versunkene Schiff eingebettet war. Au diesen Operationen war Heinke's Taucher- Apparat verwandt worden. Ihm ist es zu danken, daß der ganze versunkene Schatz (an 300,000 Pfd. St.) glücklich gehoben werden konnte.
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