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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-23
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1860
- Autor
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1 i 1 ^ Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts ond des Raths der Stadt Leipzig. ^ 358. Sonntag den 23. December. 186«. Bekanntmachung. Der hiesige Kaufmann Herr Theodor Friedrich Rofenstock ist heute als Stadtrath auf Zeit von uns verpflichtet und eingesührt worden. Leipzig am 22. December 1860. Der Rath der Stadt Leipzig. Berger. - Schleißner. Bekanntmachung, die Eisbahn betreffend. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß der Obermeister der hiesigen Fischer-Innung von uns angewiesen worden ist, die Flusse und Teiche, so weit dieselben zum Schlittschuhfahren benutzt werden, auf die Dauer des Winters sorgfältig zu überwachen. ES haben deshalb die Inhaber von Eisbahnen den Anordnungen deS Fischerobermeisters pünktlich nachzukommen, insonderheit. das Betreten der Eisbahnen und das Schlittschuhsahren nicht eher zu gestatten, als dies von demselben für unbedenklich erklärt worden und bei eintretendem Thauwetter auf dessen Anordnung das Betreten der Eisbahnen und das Schlittschuhfahren durchaus zu verbieten. Ebenso haben die Inhaber von Eisbahnen etwaige eisfreie Stellen in der Weise abzusperren, daß man zu denselben nicht gelangen kann. Contraventionen gegen diese Vorschriften werden mit einer Geldstrafe von L Thaler oder entsprechender Gefängnißstrafe unnachsichtlich geahndet werden. Leipzig, am 1. November 1860. Der Roth der Stobt Leipzig. Berger. Günther. Bekanntmachung. Die Erholung der Marken für Hunde auf das künftige Jahr gegen Erlegung von 3 Thlr. für die Marke, als den jährlichen Betrag der Steuer, ist bis Ende dieses Monats zu bewirken, was wir hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung bringen, daß vom 2. Januar k. I. an der CaviÜer täglich die Straßen begehen und Hunde ohne Marken einfangen wird. Leipzig, den 21. December 1860. Der Roth der Stobt Leipzig. Berger. Weihnachtsgeschichten. ii. Am Weihnachtsmorgen. Die Familie hatte das frugale Mittagsessen eingenommen. Der Vater legte sich nieder, um zu schlafen, die Mutter besorgte die Wirthschaft. Henriette, die älteste Tochter, ein blühendes Mädchen von kaum sechzehn Jahren, brachte ein Häuflein kleinerer Geschwister in die Kammer, daß sie die Ruhe des Vaters nicht störten. „Lärmt nicht, flüsterte sie ihnen drohend zu; der heilige Christ schleicht unsichtbar durch alle Häuser, und wo er wilde, unbändige Kinder findet, kehrt er diesen Abend nicht ein." Die Kinder kauerten zusammen und beschäftigten sich so leise, daß kein lautes Wort ihre Anwesenheit verrieth. Henriette, zurück gekehrt in das Wohnzimmer, warf einen schmerzlichen Blick auf den Vater, dessen festen Schlaf eine sehr geräuschvolle Respiration andeutete. Der Schläfer war ein Mann von drei bis vier und vierzig Jahren, stark corpulirt und von hohem Wüchse. Sein braunes Haar war schon dünn geworden und sein wohlgeformtes Gesicht hatte jene Bleifarbe, die der Rothe des Kupfers voranzu gehen pflegt. Der Hausrock des Schläfers verrieth, wie das Mobiliar in der eben nicht beschränkten Wohnung, daß die Familie eines leidlichen Wohlstandes sich vor nicht langer Zeit noch erfreut hatte. ' Jetzt aber machte sich, trotz der Sorgfalt der Mutter und Tochter, der Verfall überall bemerkbar. Die Sauberkeit reichte nicht mehr aus, den eingetretenen Mangel zu verdecken. Das bleiche, abgehärmte Gesicht der Hausfrau besiegelte das Armuths- zeugntß, das in flüchtigen Zeilen überall geschrieben stand. — Mutter, flüsterte Henriette, Du hast wieder geweint! Die Mmter, eine stattliche Frau von achtunddreißig Jahren, nickte traurig mit dem Kopfe. — Der heilige Christabend des vorigm Jahres, antwortete sie leise, war schon kein erfreulicher mehr, der gegenwärtige ist geradezu trostlos. Dein Vater hat kein Glück in der Praxis, unsere Kasse ist leer — der Gedanke, daß ich meinen Kindern keine Weih- nachtSfreude bereiten kann, erpreßt mir Thränen. Dazu kommt, daß wir nach einem Vierteljahre diese Wohnung verlassen müssen. — Mutter, fragte das junge Mädchen erschreckt, wer zwingt unS dazu? — Vorhin brachte ein Gerichtsdiener die Kündigung des Miethcontracts. ^ Beide weinten. Der Schläfer rührte sich nicht; aber sein Gesicht verzog sich zu einem freundlichen Lächeln, er mußte einen angenehmen Traum haben. In der Kammer hotte man das leise Geflüster der Kinder, die sich gegenseitig ihre Wünsche aus- sprachen. Hätten die armen Kleinen gewußt, in wie weitem Felde die Befriedigung ihrer noch so bescheidenen Wünsche lag! Sie erinnerten sich noch der Zeit, in der am heiligen Christmorgen der Tisch mit Geschenken beladen war, denn der Vater, der seine Kinder liebte, zeigte sich freigebig, und er konnte seinem Herzen genügen, da er durch Fleiß und Thätigkeit die Mittel dazu erwarb. Das Alles war nun anders geworden — die Armuth lastete bleiern auf der sonst so glücklichen Familie. Und wer kümmerte sich um die armen Leute, da jeder wußte, der Wundarzt Heinold trägt selbst die Schuld an dem Elende, das seinen Einzug in die Familie gehalten hatte. Henriette nahm Hut und Mantel. Die Jungfrau sah hübsch, anständig aus, denn sie besaß das Geheimniß, ihre Toilettengegen stände lange zu erhallen. Niemand bemerkte, daß ihr Mäntelchen gewendet und gefärbt war und daß eine Menge kleiner Stückchen den modischen Hut bildeten. Wer sie so sah, würde eS nicht ge wagt haben, ihr ein Almosen anzubieten. Arme dieser Art sind am schlimmsten daran, denn sie fühlen das Elend nicht nur doppelt, es verschließt sich ihnm auch das Mitleid, da man sie nicht für so hilfsbedürftig hält. Der in Lumpen gehüllte Bettler, der frierend die Straßen durchmißt und keck die Hand an den
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