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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-24
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1860
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»1 6 fs i e Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. < ' . ' * ' I . ' .. l ^ . , *7 ' . < ^ ^ § - l t, i - , W 3SS. Montag den 24. Dccember. 18««. weihnachlsgrschichten. ^^.^Wohnt ein,Wund-rjt in de- Nähe? frag«- der ein- der — Hier ist Herr Doctor Heinold, antwortete der Wirth. Am ÄVeihirachtSmorgen. l Der Arzt trat rasch zu dem Ohnmächtigen, einem fein geklei- (Schlnß.) I beten jungen Manne. Einer der Begleiter erzählte, daß der Freund Frau Heinold bebte zurück vor der furchtbaren Erregung ihres I einem rasch fahrenden Wagen habe auSweichen wollen, daß er ManneS, der leichenblaß geworden war und am ganzen Körper leinen Fehltritt gethan haben müsse, schreiend niedergesunken und zitterte. - > " ' lauf dem Pflaster liegen geblieben sei. Man habe ihn in die — Du bist Arzt, ermahnte sie schüchtern, denke an Deine »nächste Thür geschafft, die zu diesem Keller führte. Gesundheit! Mit Gottes Hülfe werden wir die traurige Zeit! Heinold untersucht- den Ohnmächtigen; er gab die Erklärung, überstehea »syd «sy, ander? M-Hnung. finden.^. . /, .. l daß das ^rechte Bein gebrochen sei. Heinold störte nicht, er kleidete sich rasch an. — Willst Du ausgehen d ' ^ — Ich muß! »' — Wollen Sie den Verband übernehmen? fragte einer der Begleiter. — Mein Herr, jede Minute Zögerung bringt Gefahr — ich Bleibe doch heute bei uns! bat weinend die arme Frau, l werde sofort unternehmen, was nöthig ist. denn sie.wußte, daß er spät und berauscht heimkehrte. Nur heute! Der Wundarzt zog das Verbandzeug, das er stets in der Ta- umerhalte Dich mit Deinen Kindern ... Ische trug, hervor, gab dem Wirthe einige Aufträge und begann — Ein Wort für zehn: ich gehe! rief der Zornige, indem er I die Operation. Der Ohnmächtige kam zur Besinnung. hastig den beschmutzten und zerdrückten Hut auf das Haupt setzte. I — Mein armer Bruder! jammerte einer der Begleiter. Lassen Ein Jeder feiert da- Fest auf seine Weife! I Sie Alles herbeischaffen, mein Herr, wir bezahlen! — Mann, ich lasse Dich nicht fortN Wenn Du ruhig über! Heinold versicherte, daß der Bruch nicht gefährlich sei, und unsere Lage nachdenkft ... r > I daß er sich verpflichte, völlige Heilung zu bewirken. Es ergab — Ah, so hat der HauSwitth Recht, nicht wahr? Willst Du l sich nun, daß der Verunglückte der Sohn eine- Gutsbesitzer« vom mir nicht wieder eine Moralpredigt halten, mich einen Trunken-l Lande sei, der zur Stadt gekommen, um Einkäufe zu machen, bold und wüsten Menschen nennen, der dir Schuld an den widrigen l Der jüngere Bruder eilte, den Vater zu holen, der nach einer Verhältnissen trägt? O, ich bin stet- im Unrechte, Dir gegenüber! I Viertelstunde erschien. Heinold tröstete den Erschreckten, versicherte — Heinold, im Namen Deiner Kinder fordere ich, daß Du heute l wiederholt, daß die Heilung gelingen werde, und befahl, den die Wohnung nicht verläßt! Betrachte Dem Aussehen, Deine I Kranken in ein Hotel zu schaffen, was unter seiner umsichtigen zitternden Glieder, dann sage mir, was aus Dir und uns werden I Leitung geschah. Als der Wundarzt in den Keller zurückkehrte, soll? Mir ist es Pflicht, Dich an das Trostlose unserer Zukunft I war die Tafelrunde der Stammgäste vollzählig und sehr erregt, zu mahnen! - l Man empfing ihn mit einem wüsten Rufen. Der Mann hätte nicht; bleich vor Zorn verließ er di« Woh- l — Unserm Doctor fallen die Patienten in den Keller! nung, um in einem Keller gleichgesinnte und gleichsituitte Freunde l — Ein ganz hübscher Zufall! aufzusuchen, die ihren Weltschmerz durch geistig« Getränk- betäub-l Man lachte über den Witz, den ein humoristisch seinwollendcr ten. Man achtete Heinold als einen geschickten Wundarzt, aber! Literat gemacht, ein Mann, der beim Grog seine darbende Familie man suchte ihn nicht und bediente sich seiner Hülfe nur im äußer-1 vergaß. sten Nothfalle, da sein Hang zum Trinken allgemein bekannt war. I — Doctor, rief ein Agent, ein langer Mensch, der in Allem In dem Keller brannten längst die Gasflammen, als der Hachte, Si? sind ein Glückspilz. Wundarzt eintrat. Ein Stammgast, dessen aufgeschwemmte-, l — Wie so, mein Freund? Die Heilung eines Beinbruchs kupferrothes Gesicht mit feucht glänzenden Augen au- einem halb-1 trägt nicht viel ein. dunkeln Winkel hervorschinynerte, rief ihm heiser einen guten! — Lassen Sie sich gut bezahlen; ich kenne den Gutsbesitzer, Abend zu. Die beiden Hanke, die sich jetzt berührten, zitterten, »er ist reich wie KrösuS, Mitglied des Nationalvereins, spielt Cla- Jn diesem kleinen, tiefliegenden Raume fühlte sich Heinold wohl »vier, hat ein Mittel gegen die Rinderpest entdeckt, zwanzig Loose und heimisch; er betrat !hn täglich gegen Abend und verließ ihn l der Schillerlotterie genommen, hundert Thaler zum Arndt-Denk- gegen Morgen. 7.^^ . " ' I male beigesteuert und in seinem Dorfe ein neues Armenhaus ge- — So früh? fragte der Stammgast, bedeutungsvoll lächelnd. I baut. Mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Es ist auf alle Ausnahmsweiser antwortete der Wundarzt. Christbescheerung, Tumult in allen Ecken, Alle wollen Fälle gut, wenn man seine Leute kennt. Der Doctor muß eine Bowle prestiren! rief ein Candidat haben — der Spektakel wird vorübergehen. Nehmen Sie Platz, l der Theologie, der seit zwanzig Jahren vergebens auf eine Anstel- Freund, hier wird unS Niemand stören. Was wären wir Be-l lung hoffte und ein Anhänger Arthur Schopenhauer - war. Ec drängten, wenn wir dieses Asyl nicht hätten! , , »stellte den nachgelassenen Pudel des großen Philosophen über den Heinold sprach leise einige Worte zu dem kugelrunden Wirthe. l in Goethe's Faust und glaubte an eine Seelenwanderung. Seinen — Diesen Abend zum letzten Male, flüsterte dieser zurück;»eigenen Pudel, dem der Maulkorb und das Steuerzeichen fehlte, dann aber, Herr Doctor, muß ich mein Geld haben. Die Schuld I hatte der Cavtller neulich aufgegriffen. wird immer größer ... l Heinold gab seine Zustimmung. Man nahm Rücksprache mit — Ohne Sorge, Alterchen, ich werde als ehrlicher Mann l dem Wirthe, und bald dampfte eine große Bowle auf dem runden zahlen. Zu Neujahr gehen mir meine Rechnungen ein, früher l Tische. Man stieß an auf glückliche Arm- und Beinbrüche, darf man den Leuten nicht kommen. Grog! commanditte Heinold. l Gegen Morgen lagen zwei Gäste schlafend auf den Stühlen — Die beiden Gäste blieben lange allein. Als ein dritter kam, sprach »es waren der Wundarzt Und ein removirter Advocat. Die Magd, Heinold bereits über Politik, er dachte nicht mehr an seine Familie, »die den Keller reinigen wollte, mußte sie wecken. Heinold rieb Da- Zittern seiner Glieder hörte üäch und nach auf, er ward ge- »sich die geschwollenen Augen. Ihm grauere vor dem Heimwege, sprächiger und freundlicher, je mehr der Spiritus ihn begeisterte. »Der Rausch war verflogen, aber der Kopf war wüst, das Herz Da ward plötzlich die Glast hür des Kellergewölbrs hastig auf-1 schwer. Die Erinnerung erwachte. Vor Anbruch des Tages gestoßen. »mußte er dm Keller verlassen; er schämte sich, von den Leuten — Was giebt'S? rief der Wirth. ßackehen öu werden. Täutnelnd stieg er die schmale Treppe hinan. Zwei junge Leute trugen einen ohnmächtigen Mann herein l Di« kalte Luft erfrischte den brennenden Kopf und immer klarer und legten ihn ohne Umstände anf eine Bank. I ward das Bewußtsein. Al- der Wundarzt auf die noch dunkele
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