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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186012242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-12
- Tag1860-12-24
- Monat1860-12
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1860
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K22V StrqLe trat, erklangen die Festglocken hell und feierlich von den uchürmm der Stutzt. Heinold lächelte bitter; er dachte an den reichen Hausbesitzer, der ihm die Wohnung gekün digt hatte. „Weihnacht, Weihnacht!" murmelte er; „Posten, ich bin kein Kind! " Ihn fror nach der durchschwärmten Nacht. Die Glocken erklangen fort. Durch die Fenster einzelner Häuser schimmerte Heller Kerzenglanz und der Tumult fröhlicher Kinder ließ sich vernehmen. Heinold zog den Kragen de- Rocke- empor, er wollte weder sehen noch hören, der Glanz und da- Gerümmel berührten ihn unangenehm. Wer macht den Kindern de- Trunkenboldes eine Christfreude? Diese Frage, die ein stra fender Dämon anreqte, erfüllte das Herz Heinold'S mit einem bittern Weh, da- Gefühl für seine Familie war noch nicht ganz erloschen. Die Reue stellte sich ein, die Reue über seinen Leicht sinn. Jeder Glockenton siel ihm schwer auf da- Herz, jeder Chriftbaum, der durch ein Fenster leuchtete, blendete stechend sein Auge. Ihm fehlte der Muth, seine Wohnung zu betreten, in der an diesem feierlichen, festlichen Morgen Jammer und Elend herrschten. Ein Schauder durchrieselte seine matten Glieder und mehr als einmal lehnte er sich an die feuchte Mauer eine- Hause-. Er gedachte seiner Gattin, seiner Kinder, die einsam trauerten und darbten, während alle AM sich freute. Das junge Morgen licht rang mit dem alten bleichen Schatten der Nacht — Heinold, der blaffe, verstörte Arzt, mußte den Tag fliehen; er raffte sich empor und eilte seiner Wohnung zu, die er bald erreichte, Die Thür stand schon offen. Wie ein Verbrecher tappte er die Treppe hinan, öffnete mit dem Schlüssel, den er stets bei sich führte, den Vorsaal und schlich sich in sein Zimmer, das durch eine Glasthür von dem Familienzimmer getrennt ward. Erschöpft sank er in den Lehnstuhl. Es war kalt und unheimlich in dem kleinen Raume. Da- unberührt gebliebene Bett, das die sorgsame Haus frau stet- blendend weiß erhielt, schimmerte durch die Dämmerung. Nicht- regte sich, als da- Gewissen de- Vaters, der seiner Familie nicht gedacht hatte. Jede Entschuldigung, die er herbeiphilosophirte, zenrümmerte der Gedanke: „Heute ist Weihnacht, da-Freudenfest der Christenheit." Aber hier regten sich die leichten Schwingen der Freude nicht, die Familie de- pflichtvergessenen Vaters weinte vielleicht. Und auch Heinold bedeckte sein kaltes Gesicht mit den Händen und weinte. Wenn er nur eine kleine Freude hätte schaffen können! — Da war ihm, als ob er Geräusch hörte — er sah auf... Licht blinkte durch die Glasthür. Zarte Kinderstimmen, zitternd und schwach, begannen zu singen: Äs geht durch alle Lande Ern Engel ftill umher, Kein Auge kann ihn sehen, ^ Doch Alles flehet er. Der Himmel ist sein Vaterland, Vom lieben Gott ist er gesandt! Er geht von Haus zu Hause, Und wo ein gutes Kind Bei Vater oder Mutter Im Kämmerlein sich find't: Da wohnt er gern und bleibet da Und ist dem Kind lein immer nah! — Diese Töne erklangen dem wüsten Kopfe Heinolds fo geheim- nißvoll, als ob sie au- dem Himmel kämen. Er hatte auch die. Worte verstanden ... — Der Vater fehlt in dem Kämmerlein! flüsterte er bewegt. Der Vater, der gewissenlose Vater ... er verscheucht den guten Engel der Kinder! Jetzt lauschte er durch die mit dünnem, weißem Flor über spannten Glasscheiben der Thür. Da saßen seine kleinen Kinder um den Christbaum, der, war er auch nur ärmlich behängen, den noch von Kerzenlicht strahlte. Und immer lauter ertönte da- Lied von dem guten Engel, immer Heller flackerten die Kerzen und immer verklärter wurden die Gesichter der kleinen Sänger, die mit gefalteten Händchen den schimmernden Baum betrachteten. Aber wo war die Mutter? Heinolds Blicke-suchten und fanden sie — die arme Frau stand hinter der lieblichen, fröhlichen Kindergruppe und weinte bitterlich; sie konnte der Weihnachtsfreuden nicht theil- haftig werden, denn ein herber Kummer nagte an ihrem Herzen. Mochte sie sich nicht fragen: was soll au- diesen unschuldigen Geschöpfen werden, wenn der Vater, der Versorger fehlt? Heinold weinte mit ihr. Er fühlte auf seiner Brust eine schwere Last, die Last de- Vorwurf-, den er beim Anblicke dieser Festscene sich selbst machte. Er hatte Nicht- dazu beiaetragen, hatte die Sorge der armen Mutter überlassen! Wie fühlte er sich ihr zu Danke verpflichtet dafür, daß sie seinen Kindern eine Weihnacht-freude bereitet; aber wie klein, wie elend und verächt lich fühlte er sich auch der Mutterliebe gegenüber, die unter Gram und Sorgen der armen Kleinen nicht vergaß. Der Glanz der Weihnachtskerzen und die Thränen der Dul derin ze»schmolz.n völlig da- EiS, da- widrige Verhältnisse und falsche Sophismen um da- Herz de- Arzte- gelegt. Seiner nicht mehr mächtig, öffnete er rasch die'Thür, küßte in einer Art wil der Freude dm Mund der kleinen Sänger und schloß dann zit ternd die weinende Gattin in seine Arme, die sich ihm schluchzend an dm Hal- hin- und leise fragt»: „BiA Du uns wietzeegegeben, Andreps?" — Ich bin es, Friederike! Witz dieft« ChDistmoege» beginne ich ein neues Letzen! Es ist doch chn schönes Fest, da- Weih- nacht-fest, denn es knüpft die Famittendande fester und schlingt neue, wenn die alten gelockert sind! Der gute Engel der Kinder ist auch der meinige gewesm! — Möge er Dich immer behütm, mein armer Mann! Sie hielten sich lange fest und innig umschlungen beim Schim mer de- Weihnacht-baum-, bei dem friedlichen Klange der Glocken, die zur Kirche riefen. Al- sich die Arme lösten, flüsterte selig lächelnd die arme Mutter: — Du hast mich reich beschenkt, Andrea-, mich und unsere Kinder! Trage Sorge, daß un- diese- Christgeschenk nie wieder entrisse» werde! Andreas sprach e- nicht au-, aber er /chwor sich, dem Vor sätze treu zu bleihen., den er diesen Morgm gefaßt. Jetzt brachte Henriette Hy». Aat« da- Weihnachtsgeschenk, ehr sanfter gesticktes Etui für chirurgische Instrumente. Der Vater war glücklich, die Familie war zufrieden, wmn auch die Ungunst der äußeren Ver hältnisse fortdauerte. ^ Gegen Mittag ging der Arzt in da- Hotel, um seinen Patien ten zu besuchen. Al- er zurückltzhrte, brachte er eine volle Börse mit, die der dankbare. Pate» für dis seinem Sohne so rasch be wiesene Hülfe gespendet. Abends saß Heinold im Kreise der Seinen — die Stammgäste erwarteten ihn vergeben-. Die Ker zen de- Christbaume- brannten und die Kinder saugen ihr Lied. Die Mutter weinte nicht mehr — sie lächelte unter Thränen. lloch etwas über die Handels- und Andustrie- «örse. Wie bei jedem nmen großartigen Unternehmen verschiedene Ansichten und Ideen-Au-tauschungen stattfinden müsse«, damit Alle- wohl bedacht, Alles wohl überlegt werde, so auch hier bei unserer ick- Leben gerufenen Handel-- und Jndustriebörse- Unser um da- Gemeinwohl der Stadt hochverdiente Rath hat durch da- hiesige Bauamt seit längerer Zeit Recherchen angestellt, wo die Ergebnisse theil- wegen zu großer Kosten demselben al« nicht annehmbar erschienen, theU- aber auch andere Bedenklich keiten hemmend in den Vordergrund traten. - Referent dieser Zeilen macht hierdurch die Spitzen diese- für unser Leipzig großartigen Unternehmen- auf einen Platz aufmerk sam, der inmitten der Stadt, in unmittelbarer Nähe von vier Eisenbahnen, also auch in Nähe der Telegraphen sich al- sehr geeignet dazu herausstellt. Ich »eine hiermit da- der Stadt ge hörige Grundstück „alte- Steuergeb Lude" an der Grrber- straße. Es hat dafftlbe eine Straßenfront von ca. 56—58 Ellen, eine Hinterfront nach dem Thüringer Bahnhofe von ca. 66: bi- 68 Ellen und eine Platzfront von ca. 96—98 Ellen. Will man im Kleinen beginnen, so reichten vielleicht auch vor dee.Hand die Patterre - Räumlichkeiten au-, und e- brauchte die erste Etage nicht gekündigt zu werden. Die Kosten für den. Ausbau im Innern können keine erheblichen. sein. Will man aber gleich etwa- Große- in« Leben rufen, fe baue man in. den Gatten eine Handels- und Jndustriehalle, mit der Front nach dem Platze heraus, vielleicht ähnlich den gegenüberstehenden Landfleischerhallen. Verschiedenes. Ein Mittel gegen den Rausch und dessen üble Folgen will ein Vr. Beck in Danzig erfunden habe». Dasselbe wird in Teigform angefertigt und in kleinen Stücken genommen Da- einfachste und sicherste Mittel ist wohl: Mäßigkeit. Elend kommt zu hohen Jahren. Nicht bloß im englischen Oberhause, sondern auch im Armen- oder Arbeit-Hause in England findet man zahlreiche Beispiele von Langlebigkeit. Die Stepney Union, d. h. da- Armenhaus von Rattcliff und Wapping (Matrosenviertel) in London zählt unter ihren Insassen 292 Personen, die im Durchschnitt 70 Jahre jede alt sind, und 69 Personen, die zusammen 5538 Lebensjahre oder im Durchschnitt jede 80 Jahre zäh len. (Eingesandt.) Dem hiesigen Publicum steht ein hoher Kunstgenuß bevor, auf welchen aufmerksam zu machen wir nicht verfehlen dürfen. Wie wir hören beabsichtigt nämlich der durch seine künstlerische und schriftstellerische Thätiakelt in der Kunstwett rühmlichst be kannte und hochgeschätzte Maler Herr Clafen ein so eben voll endete- große- Historienbild, Germania auf der Rheinwacht dar stellend, hier auszustellen. Ueber da- Bild selbst sei vorläufig nur bemerkt, daß e- alle Vorzüge de- Meister-, feine CharaktÄstik, edle Zeichnung und harmonische Färbung »n hohem Grade ver einigt. Dasselbe ist in Folge einer Bestellung für da- Ausland gemalt und wird daher nur kurze Zeit ausgestellt bleiben.
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