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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186209174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-09
- Tag1862-09-17
- Monat1862-09
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1862
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463» auf die in E»gla»d in «uerer Zeit den Katholiken gemährten Rechte und Freiheiten hi,blicken". Auch stier legt er in meine Worte Hinei», was »icht » ihnen lech, sticht von Uebergnften — das ist das eise Wort, zu welche« ich «ich iWht bekenne — sondern von Umsichgreifen, wie aus dem Zusammenhänge hervorgeht, von Triumphen des KatholicismuS war die Rede und von dem Im- differentlSmuS und von dem Abfall vieler Protestanten England- in den letzten 30 Jahren. Hält es denn mein Widersacher für so ganz unmöglich, daß ein Evangelischer gleiche Berechtigung seiner kaihollscken Milchristen aufrichtig wünschen kaun und d«h den Abfall seiner Glaubensgenossen von der evangelischen Kirche be klagt? Die Anerkennung der katholischen Kirche als einer zu Recht bestehenden im Lande ist doch wahrhaftig mit dem Verlust für die evangelische an Bekennern und Gliedern nicht uothwe»dig verbunden. Er redet von der schauderhaften Härte und Grausamkeit, womit in England durch Jahrhunderte die katholische Kirche verfolgt und unterdrückt worden sei. Auf dieses Gebiet will ich ihm nicht folgen und brauche es auch nichts zu thun, so lange die Stimmen solcher Vorwürfe von selbst ersticken müssen in dem dampfenden Blute jener großen und edlen Märtyrer, deren Henker in Frankreich die wohlbekannten Dragoner und in Böhmen dv mit jnvchtbaear Hohrw sich selbst „die Seligmacher" nennenden Lichtensteiner waren. Wahr lich es ist von keiner Seite, am allerwenigsten von Seiten der Katholischen wohlgethan, sich auf das zu berufen, was die Parteien im Rückblick auf die Vergangenheit gegeneinander abzuwägen haben. Nur das Eine erwähne ich noch, daß daS katholische MouatS- blatt auch an dem Ausdrucke „dem Evangelium verloren gegangen" Anstoß genommen hat. Ich habe abwechselnd PscHt, der Refor- mauon, ver evangelischen Kirche, dem Evangelium verloren ge gangen und habe damit den Abfall vom evangelischen Glauben gemeint. Aber das ist Sprachgebrauch. Unsere K«rche heißt die evangelische Kirche, wird auch von den Katholiken so genannt und niemand denkt daran, daß man mit dieser Benennung der katholi schen Kirche den Charakter einer christlichen abstreßs W« wollen nicht untersuchen, auf welcher Seite öfterer ermahnt wird, daß wir, Katholische und Evangelische, doch nicht immer nur au das denken sollten, was uns trennt, sondern vielmehr an das, was uns eint und allen Christen gemeinsam ist, daran, daß wir be ruhen auf einerlei Hoffnung unsers Berufs, einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, einen Gott und Vater unser aller haben, der da ist über uns alle und durch «nS alle u«d in un» allen. Unsere Kirche heißt darum vorzugsweise die evangelische, weil das Evangelium, da- Wort Gotte- ihr Ein- »nd Alles ist, der alleinige Grund, auf dem sie steht, das alleinige Brod, von dem sie lebt, die alleinige Waffe, mit der sie kämpft, der alleinige Trost, der ste stärkt, der alleimge Sieg, den sie hofft. Die römisch-katholische Kirche stehet nur zum Theil auf dem Evangelium, auf dem Worte Gottes, sie stehet daneben auf den Aussprüchen der Kirchenväter, auf der fortgeheuden Inspiration der Kirche, auf den Erklärungen der PLbste und auf der Tradition. Das „daneben" hat auch ein katholischer Fürst einmal anerkannt. Nach Anhörung des AugS- burgischen Glaubens - Bekenntnisses machte Herzog Wilhelm dom Or. Eck den Borwurf, daß derselbe chm bisher die evangelische Lehre ganz falsch dargestellt habe. Eck erwiederte, mit den Kirchen vätern gerraue er sich dieselbe zu widerlegen , aber nicht mit der Schrift. Da antwortete der Herzog: So höre ich wohl, die Evan gelischen sitzen in der Schrift und wir daneben. Wen» wir in unser» Gustav - Adolph - Versammlungen berichten müssen, warum denn in jenen Ländern, wo ernst so vwle evange lische Gemeinden blühten und die bei weitem größere Mehrzahl bildeten, jetzt nur noch zerstreute Häuflein gefunden werde», dre ein kümmerliches Dasein hiufriste», so geschieht es jedesmal mit dem Bemerken, daß der Gegenwart nicht anznrechueu fei, was die Vergangenheit verschuldet hake und nicht «mein mit diesem Be merken, sondern auch mit dankbarster Anerkennung de- Guten, womit so viele Wohlwollende und Treffliche unserer katholischen Mitchristen unü erfreuen. Denn die Theilnahme, die sie de» Be drängnissen evangelischer Gemeinden zollen, tritt an vielen Orten in Beispielen der rührendsten Hülfeleistung zu Tqge. DaS ist denn auch in der Versammlung am 31. Juli nicht unerwähnt geblieben, in welcher übrigens alle bei dem Hinblicke auf die neuesten Erfah rungen auftauchenden Empfindungen protestantischer Herzen in Segenswünschen für den Kaiser von Oesterreich ihre« lauten und gerechten Ausdruck fanden. Darum geschieht e« nur im Geiste der Gustav-Adolph-Stiftung selbst, wenn ich die an sich traurige Veranlassung, die ein offenbar ungerechter Angriff auf die Genossen schaft dieser gesegneten Stiftung gegeben hat, zu der wiederholten Versicherung benutze: Wir meinen nicht der Treue und des Eifers für die Sache de« Evangeliums, die wir i» der Sache der Gustav- Adolph-Stiftung erkennen, uns rühmen zu dürfen ohne Liebe auch gegen unsere Femde, geschweige denn gegen diejenige« , die mitten unter unser« Widersachern unsere Freunde ebenso gewiß sind, st auch ihre Herzen von dem Geiste de-Evangelium- durchdrungen sind. Gott sei mit uns allen und lasse uns in dem einen hochge lobten Namen, auf welchen wir alle getauft sind, als fei»e fried fertigen Kinder wandeln, „bis daß wir alle hmankommen zu einerlei Glauben und Erkenntlich de« Sohnes Gotte- und ein vvükounnner Man» werden, der da sei i» de« Meße de- velltoemmle» AlterS Ehristi-(Eptzes. < v. Tempel. D«s Turnfest i« Lindenau. Verehrter Herr Redacteur, Ihrer Notiz in der letzten Sonn- tagS-Nummer des Leipziger Tageblattes bezüglich de- Festes der Turusch»lt»aben de- Allgemeinen Turnvereins zu Littdenau zufolge versäumte es Unterzeichnete nicht, hinaus zu gehe», u» Zeuge diese- Kinderfeste- zu sein. Dieselbe sagt Ihnen, geehrter Herr Redacteur, zugleich im Namen noch mehrerer Mütter, welche diesem Feste beiwohnten, aufrichtigen Dank; denn wenn irgend Etwas geeignet ist ein Mutterl^rz zu erfreuen, so ist eS der Anblick blühender, kräftiger Knabe«, we«e»ft,nd in Leibes übungen, die Geist und Körper stärken, Selbstvertrauen erwecken, Liebe zum Vaterlande wach rufen und besser als alle- Andere ge eignet find, unter Knaben derselben Gemeinde, gleichviel oh reich oder arm, FreundschaftSbünde für die Lebensdauer zu gründen. Die Freiübungen im Stand und Gang, die Exercitien und der Dauerlauf — nach Art einer Polonaise in 12 —14 Figuren — gingen «uftochpftr diiHe Hebungen sind so recht geeignet, Gewandt heit, Anstand und Kraft zu erzeugen. Wir hoffen, daß die Aeltern derjenigen Kinder, welche» Herr Gustav Jahn Unterricht im Turnen und Herr Gerber Unterricht in militairischen Exercitien ertheilt, beiden Lehrern aufrichtigen Dank zollen, um so mehr als diese Herren weder Zeit- noch Geldopfer scheuen ; denn abgesehen, daß der Unterricht unentgeltlich ertheilt; wird, hat, wie wir hören, Her, Iah» sämmtliche Flinten und Mützen auf seine Kosten an geschafft. Die Geduld, die zum Ertheiles solchen Unterrichts gehört, muß fürwahr eine große sein und giebt lebendiges Zvugniß von der opferbereiten Liebe für die heranzudildende Jugend. Möge diesen Herren die Liebe ihrer Zöglinge für alle Zelten in dem Grade zu Theil werden, dre sie so sehr verdienen, scheiden- und Sternschießen, Feuerwerk, Prämienvertheilung und der Zug mit bunten Laterne», unter Bortritt eines wackern Musikchors, gewähr ten ebenso viel Vergnügen als Abwechselung. Mit arößter Hochachtung Leipzig, den 15. September 1862. Karoline M. Sts-ttheater. Am Abend des 15. September hatte sich ein sehr zahlreiches Publicum im Theater versammelt, um »och einmal ein Mitglied auf der Bühne zu sehen, das seit einer langen Reihe von Jahren eine Zierde des Institut- gewesen ist. Fra« Friederike Ticke schloß mit dieser Vorstellung ihre so sehr ehrenvolle Künstterlaufbahn ab. Sie ist die Tochter eme, in jeder Beziehung höchst achtungS- werthen Ktchstterfamilie und war schon als junges Mädchen unter KüstnerS Direktion Mitglied der Leipziger Bühne. Aeltere Freunde des Theater- werden sich der liebenswürdige» Soubrette Demoiselle Hauff erinnern, welche zu jene, Zeit der erklärte Liebling des PublicmuS war. Nach langjähriger Abwesenheit kehrte die Künst lerin untrr der Divection ihre- Schwager-, de» Dr. Schmidt, im Jahre 1846 zur Leipziger Bühne zurück. Sie trat in das Fach der ältere» komischen Frauenrollen m Schauspiel und Oper, und obgleich sie hierin in Frau Lortzing, der Mutter de-Componiften, eine treffliche Vorgängerin gehabt, so wußte sich Krau Eicke doch sofort dw ungethnlte Gunst de- Pnblicums zu sichern. Wie sie während der achtzehnjährigen Wirksamkeit in diesem Fache ihre Stellung ausgefüllt hat, ist bekannt. Sie gehört der älteren vor trefflichen Schule der Schauspielkunst an, die vor allen.Dingen ihren Jüngern lehrte, welch ein hoher Ernst dem Spiel auf der Bühne zu Grunde liegt, die das Streben nach Einfachheit und Wahrheit unter allen Umständen als Gesetz aufstellte, alle nur augenblicklich blendenden äußeren Effectmittel verwarf und ver langte, daß der Künstler vo« innen heraus reprodueiren solle. — Leid« werden Darsteller und Darstellerinnen dieser Art von Jahr zu Jahr seltener. B« ihrem letzten Auftreten gab Frau Eicke zuerst di« Doro thee in dem Lustspiel „Die Liede im Eckhause", eine episodische Rolle, die jedoch unter den Händen der Künstlerin, wie so vittes Derartiges, zu einem trefflichen, höchst wirksamen Genrebild wurde. Von den anderen in diesem Stücke beschäftigten Darstellern: Fräu lein Heller, Fräulein Stein, den Herren Ezaschke, Tll- menreich «nd Devrient, ward Frau Eicke auf da- Beste unterstützt; man merkte es ihnen an, daß sie der scheidenden Col- legin zu Lieb mit besonderer Lust bei der Sache waren. Dw Tochter der verehrten Künstlerin trat an diesem Abe«d in zwei Opernfcenen als Gast auf. Fränlein Elise Eicke ist dem Leipziger Publicum als trefflich gebildete, talentvolle Sängerin be reit- bekannt. Wir haben früher Gelegenheit gehabt, ausführlich über Fräulein Eicke- Gesangsleistungen zu sprechen und können diesmal nur bestätigen, daß sie während ihres Engagements in Bremen ganz bedeutend« Fortschritte, namentlich auch in der Dar stellung, gemacht hat. Ihre Kunstfertigkeit im Gesänge konnte ste vorzugsweise in der Schauentanz - Scene aus Meyrrbeers Vptv
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