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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186604041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-04
- Tag1866-04-04
- Monat1866-04
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1866
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-- — ' ' '' ' ^ tlWM Anzeiger. A«tSvlatt des Sönigl. Bezirksgerichts Md des Raths da Stadt Leipzig. W 94. Mittwoch dm 4. April. 1888. Aus -rn Verhandlungen der Stadtverordneten am 21. Marz d. I. ist noch nachstehendes, in Folge vom Rache dem Herrn vr. Lion gegebenen Auftrags von diesem erstattetes Gutachten zur Ver öffentlichung zu bringen. Joseph. In einer im April des Jahres 1863 dem Rathe von mir zu gestellten Eingabe, welche der neuen Organisation des Turnens an den hiesigen Schulen vorausging, bezeichnte ich als Ziel derselben „die Heranziehung sämmtlicher Schulclassen, sowohl der Knaben wie der Mädchen, zu einem geregelten, mit dem gesammten Schulunterrichte in VerhLltrnß gebrachten Turn unterrichte " und sprdch den Wunsch aus „eines allmählichen Vorgehens in dieser Richtung." Das „allmähliche" Vorgehen hat seitdem consequent und ununter brochen stattgefunden, insofern namentlich bei den Volksschulen an fangs nur die obersten Knabenclasien einzelner Schulen, späterhin auch die vierten Knabenclasien derselben Schulen, darauf sämmt- liche Knabenclasien 1 — 4 aller Volksschulen und weiter auch die je vier ersten Mädchenclasien derjenigen Schulen, welchen eigene Turnräume bereitet worden waren (Bürgerschule 5, 4, 2) zum Turnunterrichte zugelaffen, beziehungsweise verpflichtet wurden. Naturgemäß macht sich bei den Schülern und Schülerinnen derjenigen Clasien, welche bis jetzt noch keinen Turnunterricht empfangen und bei den Aeltern dieser Kinder der Wunsch nach einer weiteren Ausdehnung des Unterrichts geltend. Denn in der That ist die Lust an der Bewegung und das leibliche Bedürfnis derselben bei den Kindern jüngeren Lebens oder Schulalters keineswegs geringer, noch das Beispiel älterer Geschwister weniger einflußreich, noch die Wirkung des Turn unterrichts weniger verheißend, als bei den älteren Knaben und Mädchen. Vielmehr ist das leichtere leibliche Leben bei den Kin dern der niederen Schulcasien noch mehr vorherrschend, als bei denen, welche mindestens das zehnte Lebensjahr zurückgelegt haben. Außerdem gehen sie im Allgemeinen lieber zur Schule, als die in den ersten und zweiten Clasien, welche bereits über die Schule Hinausblicken, und haben größere Geneigtheit, in allen ihren LebenSäußerungen, von der strengsten Arbeit bis zum leichtesten Spiel, sich durch Wort und Beihülfe des Lehrers letten zu lassen, als jene, welche bereits anfangen, sich abzufchließen und eigene Wegezu suchen. Man kann deshalb sicher sein, daß eine verständige und wohl- bedachte Einwirkung, welche durch Turnstunden auf sie auSgeübt werden kann, guten Boden finden wird. DieS gilt fast in glei chem Maße von beiden Geschlechtern. Wenn aber ein Unterschied bestehen sollte, so würde derselbe mehr für die Ausdehnung des Mädchenturnens als die des Tur nens der Knaben sprechen, da letztere in der größeren Freizügig keit, die ihnen in Haus und Hof, auf Plätzen, Straßen und Fluren zusteht, eher einen Ersatz für das mangelnde Turnen finden und aus dem Vorbilde älterer Kameraden vielfachere An regung zu eigener Leibesübung entnehmen können, als die Mäd chen, andererseits bei diesen oie Wirkung des Turnens, wie die so mancher anderen Unterweisung rascher und auffallender hervor zutreten pflegt. Die in den Turnstunden erlernten anmuthigen Bewegungen und Spiele, die Anstelligkeit sammt der zugleich ge wonnenen Festigkeit und Stätigkeit der Haltung gehen hier un mittelbarer auf dm Gebrauch und auf die Verrichtungen des täg lichen LebenS über. Die Gewöhnung an Ordnung kommt nicht blos der Schule, die sich darauf verlassen kann, daß an dem Tage, wo sie dm Mädchen eine Turnstunde ansetzt, keines unordentuck und nachlässig gekleidet einhergeht, sondern sofort ebenso dem Hause zu Gute. Nichts Andere- ist meine- Erachten- die Ur sache, daß der obenerwähnte Wunsch nach Au-dehnung de- Turn unterrichts auf die niederen Clasien zunächst für die Mädchen- claffen einen Ausdruck gefunden hat. — Mir aber liegt e- ob, n meinerseits nicht blos zu erklären, zu unterstützen, sondern n, im Sinne früherer Auslassung, auch für die unteren nabenclassen zu wiederholen. Das Turnen ist eben, wenn es richtig betrieben wird, Allen gut. Es ist klar, daß die Allgemeinheit des Wunsches wiederum einer „allmählichen" Verwirklichung desselben keinen Eintrag Hut, sondern, wie die Aufstellung eines Organisationszieles vor drei Jahren, nur die Richtung bezeichnet, in der ein Fortschritt stattfinden könnte. Da für die Unterweisung der Elementarschüler in siebenten und achten Clasien der Bürgerschulen mehrfach andere Gesichts- puncte gesucht werden müssen, als für die Schüler der eigenttichen Bürgerschule, so schließe ich selbst die ersteren vorabgänglich von der weiteren Betrachtung auS. Sodann aber kommen insbesondere für die Ausdehnung deS Mädchenturnunterrichts äußere Umstände in Betracht, welche die eine Schule weit hinter die andere zurückstellen und nicht allein die Ausdehnung, sondern geradezu den Anfang des Turnens da am meisten erschweren, wo anoere äußere Umstände sonst mit dem größten Nachdrucke darauf Hinweisen. Das Mädchenturnen ist nur dann durchführbar, wenn der Turnraum in unmittelbarer Nachbarschaft deS Schulgebäudes oder in diesem selbst belegen ist, da das Hinführen von Mädchenclaffm nach einer entfernten Turnhalle große Schwierigkeiten hat, die schon der knapp zugemeffenen Zeit wegen unvermeidlichen Begeg nungen aber, welche an den Ein- und AuSgängen derselben mit den Clasien anderer Schulen, selbst mit Mädchen- uno gar erst mit Knabenclasien stattfinden würden, etwas Anderes als völlig unthunlich erscheinen lassen. So ist denn gegenwärtig nur a) für die zweit-, vierte und die fünfte Bürgerschule die Möglichkeit einer Ausdehnung des Mädchenturnunterrichts auf niedere Clasien vorhanden, und steht ihr an allen drei Schulen ebensowenig etwas im Wege, wie dem Turnen mehrerer Knaben clasien, als jetzt schon turnen. Dahingegen wird d) die dritte Bürgerschule selbst in den oberen Clasien mit dem Miidchenturnen so lange warten müssen, bis sie ihren eigenen Turnsaal erhalten hat. Wenn einmal dieser für sie längst projectirte Saal in der erforderlichen Größe hergestellt ist, so wird sie dann aber auch mit einem Male ihren voraufgegangenen Schwestern gleichzuftellen sein. Jetzt noch empfinden den Mangel drückender als sie selbst andere Schulen. Die bedeutende Zeit, welche der Unterricht schon der Knaben der dritten Bürgerschule in der Turnballe bean sprucht, verhindert eben nicht bloS jede Ausdehnung des Unterricht- an ihr selber, sondern auch an der ersten Bürgerschule, ja legt sogar, waS ich beiläufig zu bemerken nicht unterlassen kann, einer völlig zweckentsprechenden Anordnung de- Turnens für die Gym nasien zu St. Thomae und für die Schüler der Raths- und Wendler- schen Freischule nicht zu beseitigende Schwierigkeiten in den Weg. Wenn somit augenblicklich mcht einmal eine größere Zahl von Knabenclasien der ersten Bürgerschule zum Turnen zugelaffen werden kann, so kann umsoweniger von einem Versuche, in der e) ersten Bürgerschule da- Mädchenturnen einznführen, schon die Rede fein, so noth- wendig gerade hier entsprechende Turnübungen wären, schon des halb, weil die erste Bürgerschule nicht einmal einen erträglichen Spielplatz besitzt und bei der in ihr vorhandenen Ueberfüllung ver Clasien eine leibliche Anregung der im Sitzen zusammengepreßten Kinder doppelt werthvoll erscheint. Möchte bei der bevorstehenden Entfernung der Realschule aus ihrem Gebäude daS Augenmerk nicht blos auf die Beseitigung der unmittelbaren Nothstände, sondern zugleich auch auf die positi ven Anforderungen der Gesundheitspflege und leib lichen Bildung «»-reichend gerichtet werden! Denn diese Ans
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