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Dresdner Nachrichten : 27.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186001277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18600127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18600127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1860
- Monat1860-01
- Tag1860-01-27
- Monat1860-01
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 27.01.1860
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Tageblatt 27. Freitag, dm 27 Januar 18«V. Dresden, dm 27. Januar. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Wie leicht Jemand durch zufällige Verkettung unglückli cher Umstände ganz unschuldiger Weise in Untersuchung und Haft kommen kann, zeigte sich bei der am vorigen Dienstage gegen den Sattlergesellen Zschrpang stattfinden den Hauptverhandlung. Im Mai des vongen Jahre- zeigt« der Sattlergeselle Reinhardt au- Leipzig bei der Polizei an, daß ihm am 2 .des genannten MonqtS, wo er wegen polizeiwidrigen Gebühren- sich in einer kurzen Haft befunden hatte, fein in der Sattlerherberge zurückge lassenes Ranzel (Reisetasche) mit dem sämmtlichen Inhalt gestohlen worden sei. Es waren darin mehrere Kleidungs stücken urtd Wäsche befindlich gewesen, sowie verschiedenes Sattlerwrrkzcug, unter dem er namentlich eine mit der Nummer 3 markirte Scheere und ein französisches Messer kennzrichnete. Zugleich gab er an, daß an jenem Lage zwei Sattlergrsellen dort verkehrt hätten, unter denen der Dieb jedenfalls zu suchen sei, wußte aber nur den Na men des Einen, eine- gewissen Türschmänn, anzugeben. Die von demselben genommene Route wurde nun verfolgt und er in kurzer Zeit gefunden. Die in seinem Besitz Vorgefundenen Effecten entsprachen an Zahl und Beschaf fenheit fast ganz den Angaben Reinhardts, namentlich aber besaß er ein französisches Messer und eine mit Nr. 3 gezeichnete Scheere. WaS war nun zweifelloser, als daß Lürschmann der Dieb gewesen sein mußte, trotzdem, daß er seine Unschuld bethrurrte; aber das machen ja alle Sp'tzbubcn. Cr wurde anher transportirt und die Unter suchung begann. Reinhardt war indessen seines Weges gewandert und befand sich zu jener Zeit in München. Da Lürschmann nicht gestand, wurden die fraglichen Ef fecten dorthin gesendet, damit Reinhardt sic recognoscire. Aber siehe da, er gab die Erklärung, von diesen Sachen gehöre auch nicht M einziges Stück zu seinem Eigenthum. Demnach hatte das Spiel dtSZufalls gewollt, daßLürsch- mann sich imEesitz an Zahl und Beschaffenheit ganz ähn licher Effecten befand, und er mußte dies mit den Unan- nthcklichkeiten dü Arretur,, d«S SchubtranSportS und einer längeren Hast !^ßen. Natürlich wurde er nun sofort freigelaffen unt^urch Ausstellung eines gerichtlichen Un« schuldSzeugniffeS entschädigt. Während der Zeit mochte ihm aber über die ganze Angelegenheit ein Licht aufge gangen sein; das'UnschuldSzeugniß genügte ihm nicht, er wollte den wirklichen Dieb herbeischaffen, um in jeder Be- j ziehung rein dazustehen. Wenige Lage nach seiner Ent lassung erschien er daher wieder und erzählte der königl. ^ Staatsanwaltschaft Folgendes. An jenem ominösen 2. Mai hatte er sich mit dem Sattlergesellen Zschepang ge meinschaftlich in der Sattlerherbrrge einige Zeit aufgehal- ten. Dieser, der damals in Somödorf wohnte und sich ! nur einen Bummelweg nach der Stadt gemacht hatte, befand sich ohne dir üblichen Reiseutensilien, während Lürschmann ein Ränzel besaß. Im Laufe des d-rt ge führten Gesprächs fielen Leider Augen auf «in Ränzel, das bescheiden in einem Winkel der Herberge lag, Nie mand aber, und selbst die anwesende Herbergsmutter nicht,, kannte und wußte den Eigenthümcr. Da fährt Zschepang Plötzlich, gleich als ob er sich erst besänne und ganz in Gedanken gewesen wäre, mit den Worten heraus: ,Ach, das ist ja mein Ränzel!' und Man verläßt nun dm Gegenstand, aber auch bald darauf in Gemeinschaft dle Herberge und die Stadt. Zschepang nimmt sein Ränzel mit. Lürschmann will ins Erzgebirge, und da Hand- werksburschen bekanntlich nichts umgehen, begleitet et sei nen Mitgesellen zu seiner Wohnung nach Somsdorf und nimmt dort ein kurzes Quartier. Bald nach Ankunft packt Zschepang seine Sachen aus dem Ränzel und be ginnt sofort mit deren Veräußerung. Die Wirthin ist ganz erstaunt über diesen Besitz, und er erklärt ihr auf Befragung, wo er sic her habe, daß sie von ihm auf dem Leihhause versetzt gewesen und heute wieder eingelöst wor - den wären. Der Verkauf der Sachen mochte etwas Fülle in die trostlose Oede seines Geldbeutels gebracht haben, eö wird bon gelebt, infolge dessen geräth Zsch. irgendwo in eine Prügelei und wird arrrtirt. Wie sich spater er gab, hatte er in dem TerichtSamte Tharand, als der zu ständigen Behörde, auf Befragen über den Besitz der noch vorhandenen Gegenstände sich dahin geäußert, daß er die selben theilS in Dresden auf dem Trödel gekauft, theilS von einem Handwerksburschen, den er einstmals im Wonne- zustandc dcs Rausches fürsichtig nach Hause geschafft, ans zärtlicher Dankbarkeit zum Geschenk bekommen. Das war nun der Mann, den der unschuldig verfolgte Lürschmann jetzt als dm'muthmaßlichen Dieb angab, und man hatte dessen Lhäterschaft um so weniger in Zweifel zu ziehen, als Zschepayg ein wegen allerhand EigenthumSvergehfn schon mehrmals mit Gefängniß und Arbeitshaus, bestraf tes Subject war. Er leugnete jedoch, wie ist der Vor untersuchung, so in der Hauptverhandlung standhaft, da-
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